Bärenbrüder - Sturm auf Bocksrod: Unterschied zwischen den Versionen

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Vier Tage später kniete Ardan in einem Gebüsch am Rande einer Rodung. Hier lag der kleine Weiler Bocksrod. Seine Vorfahren hatten hier einst Wald gerodet und einige Bauern angesiedelt. Nun war der Ort in der Hand Ulfrieds. Über der wuchtigen Palisade wehte das Banner des Hauses Bärenstieg, doch wurde es von dem Bastardbalken verunstaltet. Ardan war jedes Mal erzürnt, wenn er dieses Wappen sah. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sein Vater einen Bastard in die Welt gesetzt hatte.
Vier Tage später kniete [[Ardan von Bärenstieg|Ardan]] in einem Gebüsch am Rande einer Rodung. Hier lag der kleine Weiler [[Bocksrod]]. Seine Vorfahren hatten hier einst Wald gerodet und einige Bauern angesiedelt. Nun war der Ort in der Hand [[Ulfried der Blutige|Ulfrieds]]. Über der wuchtigen Palisade wehte das Banner des [[Haus Bärenstieg|Hauses Bärenstieg]], doch wurde es von dem Bastardbalken verunstaltet. Ardan war jedes Mal erzürnt, wenn er dieses Wappen sah. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sein [[Alerich von Bärenstieg|Vater]] einen Bastard in die Welt gesetzt hatte.<br>Unwirsch schob er seine Gedanken zur Seite und blickte sich um. Seine Leute waren in Position. Dort drüben an der Palisade überwachten zwei Bewaffnete eine große Gruppe Bauern, welche den Graben vor der Palisade vertiefte. Die Dörfler waren von Ulfried wohl zu dieser Arbeit gezwungen worden. Das hätte ihm zumindest ähnlich gesehen, befand Ardan.<br>Ardan hob die Hand und deutete damit auf das Dorf. Sofort erhoben sich seine Leute und rannten gebrückt aus dem Wald. Auch Ardan tat es ihnen gleich. Sie alle hielten ihre Bögen, oder Armbrüste in den Händen. Als sie etwa hundert Meter überwunden hatten hielten sie an. Vom Dorf her erschall ein Hornstoß. Sie waren entdeckt worden.<br>Die beiden Bewaffneten blickten den Angreifern panisch entgegen. Sie zogen ihre Waffen und versuchten sich mit ihren Schilden zu decken. Es nützte ihnen nichts. Ein Hagel Pfeile sauste heran und streckte die beiden zu Boden. Schreie erfüllten nun die Luft. Die beiden Sterbenden schrien ihre Qualen heraus, die Bauern schrien ihre Angst heraus und versuchten gleichzeitig sich vom Acker zu machen, und nun begannen auch die [[Bärenstieg]]er zu brüllen. Sie warfen ihre Bögen zur Seite, zogen ihre Waffen und stürmten auf das Tor zu. Die wenigen Zwerge und Armbruster visierten derweil die Palisade an und suchten sie nach Feinden ab.<br>Sie hatten das Tor fast erreicht, als die Flügel zusammengeschlagen wurden. Auf der Palisade erschien nun ein Dutzend Köpfe und ein Pfeilhagel regnete auf die Angreifer herab. Bolzen pfiffen zurück und auf beiden Seiten gingen zahlreiche Leute zu Boden.<br>Ardan war kein Narr. Er hatte mit solcher Gegenwehr gerechnet. Schon stellten seine Leute zwei Leitern an die Mauer und begannen mit dem gefährlichen Aufstieg.<br>Die Verteidiger kämpften voller Wut auf ihre Erzfeinde. Die beiden Gruppen hatten sich jahrelang untereinander bekämpft und sich nie auch nur einen Deut geschenkt.<br>Einige Bärenstieger hatten nun zu langen Stangen gegriffen, an denen brennende Töpfe befestigt waren. Schwungvoll beförderten sie ihre brennende Ladung über die Palisade. Auf der anderen Seite loderten Brände auf. Sie waren nicht so groß, wie man erwarten könnte, denn die hiesigen Häuser wiesen eine robuste Architektur auf.<br><br>Ulfried fluchte. Sie hatten es sich in Bocksrod gut eingerichtet gehabt. Ihre Beute war dieses Jahr reichlich gewesen. Mit den Bärenstiegern war es immer wieder zu heftigen Scharmützeln gekommen, aber viele andere Dörfer wagten es nicht Widerstand zu leisten, wenn er mit seinen Bewaffneten auftauchte.<br>Er brauchte die Beute um seinen Krieg zu finanzieren. Im Turm [[Harzklamm]] sammelte er Gold und Waffen für den großen Tag, wenn er den Bärenstieg wieder angreifen würde, und diesmal würde ihn kein Ardan von Bärenstieg mehr aus der Bleibe seines Vaters vertreiben. Sein ganzes Leben hatte er gelebt wie ein Hund, aber das würde dann vorüber sein.<br>Die Bärenstieger hatten ihn überrascht. Er hatte zu der Jahreszeit nicht mehr mit einem Angriff gerechnet, vor allem nicht am hellichten Tage auf den gut befestigten Weiler. Kurz durchschoss ihn der Gedanke, dass er besser in Harzklamm geblieben wäre, aber dann schlug wieder der kampferprobte Veteran durch.<br>Seine Leute waren schon in Position gegangen. Sie hatten einen solchen Angriff oft genug durchexerziert, aber nun war der Ernstfall gekommen. Er klappte das Visier seines Schallers herunter und zog sein Schwert aus der Scheide. Auf dem Wehrgang deckten seine Leute die Angreifer mit Pfeilen ein. An anderer Stelle versuchten Bärenstieger die Palisade zu überklettern, aber sie wurden abgewehrt. Der Angriff kam ins Stocken. Ulfried hatte wirklich mehr erwartet. Ardan war doch ein erfahrener Ritter. Ein solcher Angriff war zum Scheitern verurteilt.<br>Als der Ruf ertönte, hatte Ulfried schon fest mit ihm gerechnet. Auf der anderen Seite des Dorfes wurden sie ebenfalls angegriffen. Dort standen nur zwei Leute Posten. Ulfried bellte einige Befehle und eilte mit einem halben Dutzend Kämpfer zur anderen Seite des Dorfes. Sie hatten nur wenige Minuten gebraucht, aber es war schon zu spät. Auf dem Wehrgang sah er einen alten Kämpfer im Wappenrock derer von Bärenstieg. Das war Idamil, Ardans alter Waffenknecht, wenn sich Ulfried nicht völlig täuschte. Entsetzt musste er feststellen, dass dort sicherlich zehn Kämpfer die Palisade überstiegen hatte. Sie waren in der Unterzahl!<br>Ein wüstes Hauen und Stechen entbrannte, doch die Überzahl der Feinde war zu groß. Einen Moment entledigte sich Ulfried seiner Feinde, dann stieß er zweimal kurz in sein Horn. Seine Leute wussten was dies zu bedeuten hatte. Sie würden sich absetzen. Dieser Kampf war nicht mehr zu gewinnen.<br>Ein paar Stunden später inspizierte Ulfried seine Verluste. Vier seiner Leute fehlten. Sie waren wohl tot, oder würden es bald sein. Alle anderen hatten mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten. Ulfried war wütend. Sie hatten einen Gutteil der Beute dieses Jahres verloren und noch dazu ein bequemes Winterquartier. Es sah ganz so aus, als ob sie in dem zugigen Turm Harzklamm überwintern müssten, es sein denn er würde noch eine schmucke Schenke finden, die er besetzen könnte.<br>Mit seinen Leuten könnte er jedenfalls einen Gegenangriff vergessen. Ehe sie sich erholt hatten würde Schnee liegen und Bärenstieg war schwer befestigt. Ein Angriff würde in einer Katastrophe enden.<br><br>Ardan wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Es war ein harter Kampf gewesen. Es gab niemanden unter seinen Leuten, der  nicht eine Wunde im Kampf davongetragen hätte. Drei waren bereits tot. Um die Übrigen kümmerte sich Thalia, die [[Peraine]]geweihte aus Bärenstieg. Es war nur ihr zu verdanken, dass der Angriff nicht noch mehr Leben gekostet hatte. Er selbst hatte einen Axthieb am rechten Arm abbekommen. Es war nichts Ernstes, aber dennoch war die Wunde ein Ärgernis.<br>Müde blickte er sich um. Ihre Beute war reichlich. Sie würden diesen Winter keinen Hunger leiden und dennoch erfüllten ihn keine Glücksgefühle, als er auf die drei starren Gestalten blickte.<br>Dort lag Elwene vom Wurzenhof. Sie war an dreißig Jahre alt gewesen. Was würden wohl ihre kleinen Kinder sagen?<br>Dann war da Derwart, Sohn des Schweinehirten. Sein Vater war so stolz auf ihn gewesen, als sie ausgezogen waren.<br>Die Letzte in der Reihe war Alma. Im nächsten Sommer sollte sie heiraten. Ihr Verlobter würde sich wohl eine andere Gattin suchen müssen.<br>Rufe weckten Ardan aus seinen düsteren Gedanken.<br>„Wir haben hier einen Gefangenen gemacht“, erscholl es aus dem Dorf heraus.<br>Ardan eilte zu dem Rufer. Dort stand Mora Hügelfold, die Schreinerin aus Bärenstieg, und hielt gemeinsam mit zwei anderen Bewaffneten eine junge Frau fest. Sie trug eine Lederrüstung und einen dazu passenden Helm. Sie blutete aus einer Beinwunde, die sie vermutlich beim Gehen behinderte.<br>„Wir haben sie in der Hütte gefunden.“ Mora deutete auf das Gebäude hinter sich. „Die Hündin wollte sich verstecken.“<br>Ardan grinste wölfisch. Wenn das mal kein Glück war. Aus der Frau würde er schon so manches rauspressen können.
 
Unwirsch schob er seine Gedanken zur Seite und blickte sich um. Seine Leute waren in Position. Dort drüben an der Palisade überwachten zwei Bewaffnete eine große Gruppe Bauern, welche den Graben vor der Palisade vertiefte. Die Dörfler waren von Ulfried wohl zu dieser Arbeit gezwungen worden. Das hätte ihm zumindest ähnlich gesehen befand Ardan.
 
Ardan hob die Hand und deutete damit auf das Dorf. Sofort erhoben sich seine Leute und rannten gebrückt aus dem Wald. Auch Ardan tat es ihnen gleich. Sie alle hielten ihre Bögen, oder Armbrüste in den Händen. Als sie etwa hundert Meter überwunden hatten hielten sie an. Vom Dorf her erschall ein Hornstoß. Sie waren entdeckt worden.  
 
Die beiden Bewaffneten blickten den Angreifern panisch entgegen. Sie zogen ihre Waffen und versuchten sich mit ihren Schilden zu decken. Es nützte ihnen nichts. Ein Hagel Pfeile sauste heran und streckte die beiden zu Boden. Schreie erfüllten nun die Luft. Die beiden Sterbenden schrien ihre Qualen heraus, die Bauern schrien ihre Angst heraus und versuchten gleichzeitig sich vom Acker zu machen und nun begannen auch die Bärenstieger zu brüllen. Sie warfen ihre Bögen zur Seite, zogen ihre Waffen und stürmten auf das Tor zu. Die wenigen Zwerge und Armbruster versierten derweil die Palisade an und suchten sie nach Feinden ab.
 
Sie hatten das Tor fast erreicht, als die Flügel zusammengeschlagen wurden. Auf der Palisade erschien nun ein Dutzend Köpfe und ein Pfeilhagel regnete auf die Angreifer herab. Bolzen pfiffen zurück und auf beiden Seiten gingen zahlreiche Leute zu Boden.
Ardan war kein Narr. Er hatte mit solcher Gegenwehr gerechnet. Schon stellten seine Leute zwei Leitern an die Mauer und begannen mit dem gefährlichen Aufstieg.
 
Die Verteidiger kämpften voller Wut auf ihre Erzfeinde. Die beiden Gruppen hatten sich jahrelang untereinander bekämpft und sich nie auch nur einen Deut geschenkt.  
 
Einige Bärenstieger hatten nun zu langen Stangen gegriffen an denen brennende Töpfe befestigt waren. Schwungvoll beförderten sie ihre brennende Ladung über die Palisade. Auf der anderen Seite loderten Brände auf. Sie waren nicht so groß, wie man erwarten könnte, denn die hiesigen Häuser wiesen eine robuste Architektur auf.  
 
Ulfried fluchte. Sie hatten es sich in Bocksrod gut eingerichtet gehabt. Ihre Beute war dieses Jahr reichlich gewesen. Mit den Bärenstiegern war es immer wieder zu heftigen Scharmützeln gekommen, aber viele andere Dörfer wagten es nicht Widerstand zu leisten, wenn er mit seinen Bewaffneten auftauchte. Er brauchte die Beute um seinen Krieg zu finanzieren. Im Turm Harzklamm sammelte er Gold und Waffen für den großen Tag, wenn er den Bärenstieg wieder angreifen würde und diesmal würde ihn kein Ardan von Bärenstieg mehr aus der Bleibe seines Vaters vertreiben. Sein ganzes Leben hatte er gelebt wie ein Hund, aber das würde dann vorüber sein.
 
Die Bärenstieger hatten ihn überrascht. Er hatte zu der Jahreszeit nicht mehr mit einem Angriff gerechnet, vor allem nicht am helllichten Tage auf den gut befestigten Weiler. Kurz durchschoss ihn der Gedanke, dass er besser in Harzklamm geblieben wäre, aber dann schlug wieder der kampferprobte Veteran durch.
 
Seine Leute waren schon in Position gegangen. Sie hatten einen solchen Angriff oft genug durchexerziert, aber nun war der Ernstfall gekommen. Er klappte das Visier seines Schallers herunter und zog sein Schwert aus der Scheide. Auf dem Wehrgang deckten seine Leute die Angreifer mit Pfeilen ein. An anderer Stelle versuchten Bärenstieger die Palisade zu überklettern, aber sie wurden abgewehrt. Der Angriff kam ins Stocken. Ulfried hatte wirklich mehr erwartet. Ardan war doch ein erfahrener Ritter. Ein solcher Angriff war zum Scheitern verurteilt.  
 
Als der Ruf ertönte hatte Ulfried schon fest mit ihm gerechnet. Auf der anderen Seite des Dorfes wurden sie ebenfalls angegriffen. Dort standen nur zwei Leute Posten. Ulfried bellte einige Befehle und eilte mit einem halben Dutzend Kämpfer zur anderen Seite des Dorfes. Sie hatten nur wenige Minuten gebraucht, aber es war schon zu spät. Auf dem Wehrgang sah er einen alten Kämpfer im Wappenrock derer von Bärenstieg. Das war Idamil, Ardan alter Waffenknecht, wenn sich Ulfried nicht völlig täuschte. Entsetzt musste er feststellen, dass dort sicherlich zehn Kämpfer die Palisade überstiegen hatte. Sie waren in der Unterzahl!
 
Ein wüstes Hauen und Stechen entbrannte, doch die Überzahl der Feinde war zu groß. Einen Moment entledigte sich Ulfried seiner Feinde, dann stieß er zweimal kurz in sein Horn. Seine Leute wussten was dies zu bedeuten hatte. Sie würden sich absetzen. Dieser Kampf war nicht mehr zu gewinnen.
 
 
Ein paar Stunden später inspizierte Ulfried seine Verluste. Vier seiner Leute fehlten. Sie waren wohl tot, oder würden es bald sein. Alle anderen hatten mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten. Ulfried war wütend. Sie hatten einen Gutteil der Beute dieses Jahres verloren und noch dazu ein bequemes Winterquartier. Es sah ganz so aus, als ob sie in dem zugigen Turm Harzklamm überwintern müssten, es sein denn er würde noch eine schmucke Schenke finden, die er besetzen könnte. Mit seinen Leuten könnte er jedenfalls einen Gegenangriff vergessen. Ehe sie sich erholt hatten würde Schnee liegen und Bärenstieg war schwer befestigt. Ein Angriff würde in einer Katastrophe enden.
 
Ardan wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Es war ein harter Kampf gewesen. Es gab niemanden unter seinen Leuten, der  nicht eine Wunde im Kampf davongetragen hätte. Drei waren bereits tot. Um die Übrigen kümmerte sich Thalia, die Perainegeweihte aus Bärenstieg. Es war nur ihr zu verdanken, dass der Angriff nicht noch mehr Leben gekostet hatte. Er selbst hatte einen Axthieb am rechten Arm abbekommen. Es war nichts Ernstes, aber dennoch war die Wunde ein Ärgernis.  
 
Müde blickte er sich um. Ihre Beute war reichlich. Sie würden diesen Winter keinen Hunger leiden und dennoch erfüllten ihn keine Glücksgefühle, als er auf die drei starren Gestalten blickte. Dort lag Elwene vom Wurzenhof. Sie war an dreißig Jahre alt gewesen. Was würden wohl ihre kleinen Kinder sagen? Dann war da Derwart Sohn des Schweinehirten. Sein Vater war so stolz auf ihn gewesen, als sie ausgezogen waren. Die Letzte in der Reihe war Alma. Im nächsten Sommer sollte sie heiraten. Ihr Verlobter würde sich wohl eine andere Gattin suchen müssen.
 
Rufe weckten Ardan aus seinen düsteren Gedanken. „Wir haben hier einen Gefangenen gemacht.“ Erscholl es aus dem Dort heraus. Ardan eilte zu dem Rufer. Dort stand Mora Hügelfold, die Schreinerin aus Bärenstieg und hielt gemeinsam mit zwei anderen Bewaffneten eine junge Frau fest. Sie trug eine Lederrüstung und einen dazu passenden Helm. Sie blutete aus einer Beinwunde, die sie vermutlich beim gehen behinderte. „Wir haben sie in der Hütte gefunden.“ Mora deutete auf das Gebäude hinter sich. „Die Hündin wollte sich verstecken.“
Ardan grinste wölfisch. Wenn das mal kein Glück war. Aus der Frau würde er schon so manches rauspressen können.


[[Kategorie:Abenteuer]]
[[Kategorie:Abenteuer]]

Version vom 12. März 2014, 11:25 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Bärenbrüder"