Eine Brücke zu (zer)schlagen - Reim und Röhricht: Unterschied zwischen den Versionen

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Kunar (D | B)
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Saria warf ihrem Begleiter einen dankbaren Blick zu, während sie den Stiefel gegen die Brust des geschlagenen Kämpfers setzte, um ihre Waffe endlich zu befreien. Sie musste Geron beizustehen, der sich verbissen gegen zwei Gegner zur Wehr setzte! Alerich hingegen verharrte an seiner Position. War er am Ende, trotz aller Übermacht der Meinung, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen war? Gerne hätte sie den hinterlistigen Kerl im Auge behalten, doch vorerst galt es, sich einem Kampf zu stellen. Mit einem angriffslustigen Schrei zu Ehren der Löwin ließ sie die Waffe auf ihre Gegnerin herniederfahren. Diese jedoch erwies sich als würdige Gegnerin und wich geschickt aus. Nein, hier würde sie nicht so leichtes Spiel haben, begriff Saria und sie fürchtete, dass Gerons Leute ihren Vorteil, beritten zu sein, im morastigen Untergrund des Röhrichts bald würden aufgeben müssen, wenn sie nicht von ihren flinkeren Gegnern ausmanövriert werden wollten. Es würde ein hartes Ringen werden.<br><br>
 
Saria warf ihrem Begleiter einen dankbaren Blick zu, während sie den Stiefel gegen die Brust des geschlagenen Kämpfers setzte, um ihre Waffe endlich zu befreien. Sie musste Geron beizustehen, der sich verbissen gegen zwei Gegner zur Wehr setzte! Alerich hingegen verharrte an seiner Position. War er am Ende, trotz aller Übermacht der Meinung, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen war? Gerne hätte sie den hinterlistigen Kerl im Auge behalten, doch vorerst galt es, sich einem Kampf zu stellen. Mit einem angriffslustigen Schrei zu Ehren der Löwin ließ sie die Waffe auf ihre Gegnerin herniederfahren. Diese jedoch erwies sich als würdige Gegnerin und wich geschickt aus. Nein, hier würde sie nicht so leichtes Spiel haben, begriff Saria und sie fürchtete, dass Gerons Leute ihren Vorteil, beritten zu sein, im morastigen Untergrund des Röhrichts bald würden aufgeben müssen, wenn sie nicht von ihren flinkeren Gegnern ausmanövriert werden wollten. Es würde ein hartes Ringen werden.<br><br>
 
''Zur gleichen Zeit, ganz in der Nähe''<br><br>
 
''Zur gleichen Zeit, ganz in der Nähe''<br><br>
Nachdem sie auf der Seite von [[Neuvaloor]] keine Spuren am Ufer der Warna gefunden hatten, die auf die Aktivitäten irgendwelcher Leute hingedeutet hätten, waren Olgosch und Ingramosch unverrichteter Dinge wieder in die Siedlung zurückgekehrt. Doch als wenige Tage danach der Händler Bosper Hopfenwart ein weiteres Mal in Neuvaloor eintraf, hatte der ihn durch den Sumpf führende Torfstecher von einer geheimnisvollen Hütte erzählt, die er selbst nahe bei der Mündung der Warna in den Großen Fluss gefunden habe. Diesem Hinweis mussten die Zwerge nachgehen, denn es ging nicht an, dass jemand im Verborgenen einen Unterschlupf baute. Es war bereits verdächtig, dass niemand in Neuvaloor vorstellig geworden war, obwohl das zum Handeln von Waren oder gelegentlichen Kontakt auf der Hand gelegen hätte. Da er nicht ohne Gewissheit alle Zwergenkämpfer aus der Siedlung abziehen wollte, hatte Olgosch beschlossen, zunächst nur Ingramosch mitzunehmen - sowie den Torfstecher selbst, dem er ein kleines Entgeld für den schnellsten und sichersten Weg durch den Sumpf zahlte. "Gleich hinter dieser Biegung ist es", krächzte der Torfstecher mit rauer Kehle, doch da vernahm Olgosch bereits die Kampfgeräusche. "Zurückbleiben!", zischte er dem Torfstecher zu und zog seine Axt. Ingramosch tat es ihm gleich.<br>
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Nachdem sie auf der Seite von [[Neuvaloor]] keine Spuren am Ufer der Warna gefunden hatten, die auf die Aktivitäten irgendwelcher Leute hingedeutet hätten, waren [[Olgosch Sohn des Ogrim|Olgosch]] und [[Ingramosch Grambart|Ingramosch]] unverrichteter Dinge wieder in die Siedlung zurückgekehrt. Doch als wenige Tage danach der Händler [[Bosper Hopfenwart]] ein weiteres Mal in Neuvaloor eintraf, hatte der ihn durch den Sumpf führende Torfstecher von einer geheimnisvollen Hütte erzählt, die er selbst nahe bei der Mündung der Warna in den Großen Fluss gefunden habe. Diesem Hinweis mussten die Zwerge nachgehen, denn es ging nicht an, dass jemand im Verborgenen einen Unterschlupf baute. Es war bereits verdächtig, dass niemand in Neuvaloor vorstellig geworden war, obwohl das zum Handeln von Waren oder gelegentlichen Kontakt auf der Hand gelegen hätte. Da er nicht ohne Gewissheit alle Zwergenkämpfer aus der Siedlung abziehen wollte, hatte Olgosch beschlossen, zunächst nur Ingramosch mitzunehmen - sowie den Torfstecher selbst, dem er ein kleines Entgeld für den schnellsten und sichersten Weg durch den Sumpf zahlte. "Gleich hinter dieser Biegung ist es", krächzte der Torfstecher mit rauer Kehle, doch da vernahm Olgosch bereits die Kampfgeräusche. "Zurückbleiben!", zischte er dem Torfstecher zu und zog seine Axt. Ingramosch tat es ihm gleich.<br>
 
"Hiergeblieben!", versuchte Olgosch ihn noch zu ermahnen, doch der junge Zwerg wollte nicht hören. Endlich bot sich die Gelegenheit für ein Abenteuer, und die würde er nicht verpassen! So stürmte er auf die beiden Schurken zu, die gerade gegen einen Ritter kämpften. Er wollte ihnen offensichtlich in den Rücken fallen. Doch er hatte sich nicht vergewissert, dass auf der anderen Seite des Hauses niemand stand. Und so spürte er plötzlich, wie jemand von hinten einen Arm um seinen Hals legte und einen metallischen Gegenstand  an die Kehle drückte.<br>
 
"Hiergeblieben!", versuchte Olgosch ihn noch zu ermahnen, doch der junge Zwerg wollte nicht hören. Endlich bot sich die Gelegenheit für ein Abenteuer, und die würde er nicht verpassen! So stürmte er auf die beiden Schurken zu, die gerade gegen einen Ritter kämpften. Er wollte ihnen offensichtlich in den Rücken fallen. Doch er hatte sich nicht vergewissert, dass auf der anderen Seite des Hauses niemand stand. Und so spürte er plötzlich, wie jemand von hinten einen Arm um seinen Hals legte und einen metallischen Gegenstand  an die Kehle drückte.<br>
 
"Ganz ruhig, oder er geht zu Boron!", sprach Alerich. Dabei wandte er sich zuerst an die kämpfenden Ritter, dann drehte er sich instinktiv zu den Neuankömmlingen um. "Die Waffen runter, und zwar sofort!", fügte er mit einem triumphierenden Lächeln hinzu. Olgosch tat, wie ihm geheißen, und auch der Torfstecher ließ den Knüppel fallen, den er vorher an seinem Gürtel getragen hatte.<br>
 
"Ganz ruhig, oder er geht zu Boron!", sprach Alerich. Dabei wandte er sich zuerst an die kämpfenden Ritter, dann drehte er sich instinktiv zu den Neuankömmlingen um. "Die Waffen runter, und zwar sofort!", fügte er mit einem triumphierenden Lächeln hinzu. Olgosch tat, wie ihm geheißen, und auch der Torfstecher ließ den Knüppel fallen, den er vorher an seinem Gürtel getragen hatte.<br>
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"Ihr wollt mir ne Lektion erteilen, jetzt seht Ihr mich sogleich enteilen!" "Bist Du Dir da so sicher?", fragte plötzlich der Torfstecher mit klarer Stimme, die überhaupt nicht zu seinem alten, verhutzelten Aussehen passen wollte. Einen Moment war Alerich irritiert. Woher... ? Da dämmerte es ihm. "DU!" "Ja, ich.", stimmte ihm der "Torfstecher" zu, in dessen nächsten Worten ehrliches Bedauern mitschwang. "Alerich, Du hast mich schwer enttäuscht. Hast Du wirklich gedacht, ich würde Deine Alleingänge nicht bemerken? Doch nicht nur, dass Du hinter meinem Rücken arbeitest, Du musstest auch noch zu so brutalen und stillosen Mitteln greifen. Du hättest unter mir noch ganz schön etwas werden können - wer weiß, vielleicht sogar eines Tages mein Nachfolger. Aber dann wurdest Du zu gierig, und die Gier hat Dich so blind gemacht, dass Du nicht einmal Deinen alten Anführer in einer Verkleidung rechtzeitig erkannt hast."<br>
 
"Ihr wollt mir ne Lektion erteilen, jetzt seht Ihr mich sogleich enteilen!" "Bist Du Dir da so sicher?", fragte plötzlich der Torfstecher mit klarer Stimme, die überhaupt nicht zu seinem alten, verhutzelten Aussehen passen wollte. Einen Moment war Alerich irritiert. Woher... ? Da dämmerte es ihm. "DU!" "Ja, ich.", stimmte ihm der "Torfstecher" zu, in dessen nächsten Worten ehrliches Bedauern mitschwang. "Alerich, Du hast mich schwer enttäuscht. Hast Du wirklich gedacht, ich würde Deine Alleingänge nicht bemerken? Doch nicht nur, dass Du hinter meinem Rücken arbeitest, Du musstest auch noch zu so brutalen und stillosen Mitteln greifen. Du hättest unter mir noch ganz schön etwas werden können - wer weiß, vielleicht sogar eines Tages mein Nachfolger. Aber dann wurdest Du zu gierig, und die Gier hat Dich so blind gemacht, dass Du nicht einmal Deinen alten Anführer in einer Verkleidung rechtzeitig erkannt hast."<br>
 
Alerich war völlig überrumpelt. Plötzlich bestand die Welt nur noch aus diesem kleinen Boot, und es galt: Entweder sein Anführer oder er selbst. Dann gewann sein Überlebenstrieb die Oberhand. Mit einer routinierten Bewegung warf er einen Dolch direkt auf den Verkleideten. Dieser hatte instinktiv das Ruder nicht aus der Hand gelassen und wehrte damit unglaublich schnell und präzise die Wurfwaffe ab. Dann warf er seinerzeit etwas auf Alerich: die Geldkassette, mit der er den Schmuggler direkt am Kopf traf. Dieser merkte halb benommen, wie die Geldkatze an ihm herunterpurzelte und in den Fluss zu fallen drohte. Mit einem kraftlosen "Nein!" klammerte er sich an das schwere Kästchen und fiel mitsamt diesem aus dem Boot.<br>
 
Alerich war völlig überrumpelt. Plötzlich bestand die Welt nur noch aus diesem kleinen Boot, und es galt: Entweder sein Anführer oder er selbst. Dann gewann sein Überlebenstrieb die Oberhand. Mit einer routinierten Bewegung warf er einen Dolch direkt auf den Verkleideten. Dieser hatte instinktiv das Ruder nicht aus der Hand gelassen und wehrte damit unglaublich schnell und präzise die Wurfwaffe ab. Dann warf er seinerzeit etwas auf Alerich: die Geldkassette, mit der er den Schmuggler direkt am Kopf traf. Dieser merkte halb benommen, wie die Geldkatze an ihm herunterpurzelte und in den Fluss zu fallen drohte. Mit einem kraftlosen "Nein!" klammerte er sich an das schwere Kästchen und fiel mitsamt diesem aus dem Boot.<br>
Der falsche Torfstecher blickte beiden einen Moment nach, dann wandte er sich an die am Ufer Stehenden. "Werte Zuschauer, ich würde mich nach dieser Darbietung meiner Kunst gerne vor Euch verbeugen, doch das ist in einem Ruderboot nicht sehr klug! Ihr müsst Euch also mit diesem bescheidenen Gruß zufrieden geben!" Mit einem breiten Lächeln zog er den Hut und neigte kurz den Kopf. Dann warf er Ingramosch eine Münze zu. Hier habt Ihr den Lohn zurück, den Ihr mir für die Führung durch den Sumpf gezahlt habt. Spendet das an Eurem Phexenschrein, denn der Fuchs war heute sehr gnädig zu mir! Und bestellt ihm einen schönen Gruß vom Roten Jast!" Mit diesen Worten löste er das Seil vom Boot und ruderte geschwind von dannen.<br><br>
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Der falsche Torfstecher blickte beiden einen Moment nach, dann wandte er sich an die am Ufer Stehenden. "Werte Zuschauer, ich würde mich nach dieser Darbietung meiner Kunst gerne vor Euch verbeugen, doch das ist in einem Ruderboot nicht sehr klug! Ihr müsst Euch also mit diesem bescheidenen Gruß zufrieden geben!" Mit einem breiten Lächeln zog er den Hut und neigte kurz den Kopf. Dann warf er Ingramosch eine Münze zu. Hier habt Ihr den Lohn zurück, den Ihr mir für die Führung durch den Sumpf gezahlt habt. Spendet das an Eurem Phexenschrein, denn der Fuchs war heute sehr gnädig zu mir! Und bestellt ihm einen schönen Gruß vom [[Der Rote Jast|Roten Jast]]!" Mit diesen Worten löste er das Seil vom Boot und ruderte geschwind von dannen.<br><br>
 
Mit einem energischen „Hü!“ trieb Saria ihr Pferd in den Galopp und hetzte neben dem Kahn her.
 
Mit einem energischen „Hü!“ trieb Saria ihr Pferd in den Galopp und hetzte neben dem Kahn her.
 
„Wieso die Mühe, edle Dame?“ fragte der rudernde Jast „Ihr solltet dankbar sein, dass ich Euch die Arbeit abgenommen habe.“
 
„Wieso die Mühe, edle Dame?“ fragte der rudernde Jast „Ihr solltet dankbar sein, dass ich Euch die Arbeit abgenommen habe.“

Version vom 8. Juli 2013, 21:11 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Eine Brücke zu (zer)schlagen"