Die Rabenschnäbel : Prolog: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Nacht über hatte [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/timokles-hydidon/ Timokles] nahezu keinen Schlaf gefunden. Ständig wiederholten sich die Bilder vom Vortag. Das Verirren in Burg Mersingen, das Konsistorium mit den höchsten Würdenträgern seines Ordens und schließlich dieser sonderbare Zwischenfall mit dem Rabenschnabel. Immer wieder erschien die verbrannte Hand vor ihm, die in seinen Träumen ein erschreckendes Eigenleben entwickelte und ihn auch anzugreifen begann, bis er abermals in der Nacht aufschreckte. Der anvertraute Rabenschnabel lag die ganze Nacht über an seiner Seite, und er wachte darüber wie ein Olporter über seinen Knochen. | Die Nacht über hatte [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/timokles-hydidon/ Timokles] nahezu keinen Schlaf gefunden. Ständig wiederholten sich die Bilder vom Vortag. Das Verirren in Burg Mersingen, das Konsistorium mit den höchsten Würdenträgern seines Ordens und schließlich dieser sonderbare Zwischenfall mit dem Rabenschnabel. Immer wieder erschien die verbrannte Hand vor ihm, die in seinen Träumen ein erschreckendes Eigenleben entwickelte und ihn auch anzugreifen begann, bis er abermals in der Nacht aufschreckte. Der anvertraute Rabenschnabel lag die ganze Nacht über an seiner Seite, und er wachte darüber wie ein Olporter über seinen Knochen. | ||
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Aktuelle Version vom 2. April 2022, 13:11 Uhr
Briefspielgeschichte der Golgariten
Burg Mersingen, Rabenmark, Anfang Boron 1030 BF
Die Nacht über hatte Timokles nahezu keinen Schlaf gefunden. Ständig wiederholten sich die Bilder vom Vortag. Das Verirren in Burg Mersingen, das Konsistorium mit den höchsten Würdenträgern seines Ordens und schließlich dieser sonderbare Zwischenfall mit dem Rabenschnabel. Immer wieder erschien die verbrannte Hand vor ihm, die in seinen Träumen ein erschreckendes Eigenleben entwickelte und ihn auch anzugreifen begann, bis er abermals in der Nacht aufschreckte. Der anvertraute Rabenschnabel lag die ganze Nacht über an seiner Seite, und er wachte darüber wie ein Olporter über seinen Knochen.
Als jedoch der Morgen dämmerte, fand er endlich etwas Schlaf und musste von einem Kammerdiener geweckt werden. Er riss die Augen auf und fluchte innerlich. Wieso musste er genau jetzt verschlafen, wo er doch mit der gewiesenen Aquileya von Erzfeldt am Morgen vor der Versammlung hatte sprechen wollen. Schnell kleidete er sich um und packte den Rabenschnabel in den Lederranzen, den er auf seine Reise nach Mersingen mitgenommen hatte. Darüber legte er noch ein weißes Tuch, und schon eilte er durch die Gänge dem mitlerweile bekannten Versammlungssaal zu.
Dieser war bereits gefüllt, und man lauschte den Worten des Großkomturs. So stellte sich Timokles auch in die letzte Reihe der Versammelten und versuchte, den Beutel möglichst unauffällig an seiner Schulter hängen zu lassen. So unauffällig, wie man eben einen seltsam verformten Lederbeutel, aus dem eine mit weißem Tuch umwickelte Stange heraussteht, verbergen kann. Doch erntete er nur wenige Blicke, da jeder verfolgte, was vorne geschah. Auch Timokles beobachtete, nachdem er das von Antara gewiesene Haupt von Aquileya in den Reihe erblickt hatte.
Nachdem das Konsistorium vorüber war, lösten sich die ersten Ordensleute erst langsam von ihrer Spannung. Eine Heerfahrt gegen die toten Horden der Warunkei! Bald jedoch drängten viele Männer und Frauen durch die großen Flügeltore nach draußen und brachen das borongefällige Schweigen, das bis jetzt geherrscht hatte. Man beriet sich, tauschte Erfahrungen aus oder machte sich an die ersten Vorbereitungen, so dass sich die ganze Versammlung schon bald auf dem Gelände der Burg verteilt hatte. Die Sonne stand bereits auf halber Höhe, während Timokles sich durch die Menschenhaufen drängte. Er hatte die beobachtete Aquileya verloren, als sich die Menge aufmachte, den Saal zu verlassen. Wo mochte sie nur sein? Sein Bündel hatte er immer noch geschultert, und ab und an blieb der misstrauische Blicken eines Golgariten daran hängen. In diesen Fällen entschuldigte er sich jedes Mal kurz und verschwand schnell. Doch nirgendwo sah er die Gesuchte.
Aquileya scherte bewusst aus dem Strom der vielen Menschen aus, noch weit vor dem Tor ins Freie. Bevor alles Neue auf sie einzustürzen drohte, brauchte sie einige Momente der Einkehr, so hatte sie beschlossen. Die magere Ritterin verweilte bei einem kunstvollen Wandteppich, der einen Raben zeigte. Er hatte mit den Krallen zwei Menschen gepackt – der eine wohl ein König mit Krone auf dem Haupt und in kostbare Gewänder gehüllt, der andere ein barfüßiger Bauer in abgerissener Kleidung, einen kruden Dreschflegel in den Händen. Ehrfüchtig berührten die Fingerspitzen der Ritterin die samtene Oberfläche des Kunstwerkes. Ja, er nimmt uns alle mit sich, eines Tages, der Große Rabe... Ihre Finger wanderten sanft in Richtung der Krallen. Und wie viel Zeit einem jeden von uns bleibt, weiß nur Er...
„Und ich dachte schon, ich hätte Euch in diesem Getümmel verloren“, durchbach eine Stimme ihre Sinne harsch, die fast automatisch begonnen hatten, einer anderen Ebene zuzustreben. Unsanft wurden sie wieder in die stoffliche Realität zurückkatapultiert. Es schmerzte. Harnold. Der Schwingenführer. „Was gibt es?“ fragte Aquileya unfreundlicher, als sie es beabsichtigte. Doch Harnold von Mersingen ging darüber hinweg. „Einiges zu besprechen, die Heerfahrt, Ihr versteht?“ Aquileya hatte es befürchtet. Harnold war nicht als großer Schweiger bekannt. „Gut.“ Sie wies aufs Tor, denn der Gedanke, sich in der Nähe des Wandteppichs mit Banalitäten organisatorischer Art zu beschäftigen, erschien ihr irgendwie unerträglich.