Der Beginn einer wunderbaren Knappschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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Adalinde hatte sich von der Standpauke schon wieder erholt. «Glaubt Ihr, sie liegt schon lange hier?»<br>
Adalinde hatte sich von der Standpauke schon wieder erholt. «Glaubt Ihr, sie liegt schon lange hier?»<br>
«Seit gestern», antwortete Kordan geistesabwesend. Dann richtete er sich auf und fuhr schneidend fort: «Das ist kein Spiel, Adalinde. Eine verwilderte Bracke, wohl irgendwo weggelaufen. Eine Axt hat ihren Schädel gespalten. Davor hat sie jemanden gebissen. Ihr Gebiss ist voll Blut. Orkenblut, wenn ich je welches gesehen habe.» <br>
«Seit gestern», antwortete Kordan geistesabwesend. Dann richtete er sich auf und fuhr schneidend fort: «Das ist kein Spiel, Adalinde. Eine verwilderte Bracke, wohl irgendwo weggelaufen. Eine Axt hat ihren Schädel gespalten. Davor hat sie jemanden gebissen. Ihr Gebiss ist voll Blut. Orkenblut, wenn ich je welches gesehen habe.» <br>
Die Knappin schüttelte den Kopf. «Mit Verlaub, Hochgeboren», sagte sie keck, «wir sind ja nicht im Finsterkamm, wir sind in der Goldenen Au auf der Reichsstraße. Wo sollen da Orks herkommen? Könnte es nicht die Axt eines Holzsammelnden Bauern gewesen sein?»<br>
Die Knappin schüttelte den Kopf. «Mit Verlaub, Hochgeboren», sagte sie keck, «wir sind ja nicht im Finsterkamm, wir sind in der Goldenen Au auf der Reichsstraße. Wo sollen da Orks herkommen? Könnte es nicht die Axt eines Holz sammelnden Bauern gewesen sein?»<br>
Der Baron sog scharf die Luft ein und hob die Hand zu einer Ohrfeige. «Was hat dir deine Mutter über freche Widerworte gesagt -» Doch da war Adalinde schon aus seinem Blickfeld verschwunden, mit einem Satz ins Gebüsch getaucht. Jetzt auch noch fortlaufen, dachte der Baron zornerfüllt, da hab ich mir was aufgehalst! Aber Adalinde kam sogleich aus dem Unterholz zurück mit einem Stück Metall in der Hand. «Ihr hattet recht, Hochgeboren», rief sie begeistert. «Das habe ich in der Sonne aufblitzen sehen, ein zerbrochenes Axtblatt. Sieht nicht wie eine Bauernaxt aus.» Sie drückte es ihrem Knappvater in die Hand. Dem genügte ein kurzer Blick. «Ein Byakka! Zholochai vermutlich.» Adalinde sprang erregt auf und ab. «Da sind sicher noch Spuren! Verfolgen wir sie?» «Wo denkst du hin? Wir sind nur zwei Männer und ein Kind, und wo ein Zholochai sich rumtreibt, steckt garantiert eine ganze Bande. Nein, wir sitzen auf und reiten wei...» Der Baron brach ab, denn seine Knappin war bereits wieder auf ihr Pferd gesprungen und lenkte es um den Kadaver herum. «Adalinde! Hinter mich!» Kordans Tonfall hätte den Angbarer See auf einen Schlag gefrieren lassen können. «Entschuldigt», nuschelte das Mädchen und nahm seinen ordnungsgemäßen Platz ein. Kordan seufzte und gab das Zeichen zum Weiterreiten. Zum ersten Mal in seinem Leben schien ihm, als wäre der furchtsame Enno von Rohalssteg doch nicht der schlechteste Knappe gewesen.<br>
Der Baron sog scharf die Luft ein und hob die Hand zu einer Ohrfeige. «Was hat dir deine Mutter über freche Widerworte gesagt -» Doch da war Adalinde schon aus seinem Blickfeld verschwunden, mit einem Satz ins Gebüsch getaucht. Jetzt auch noch fortlaufen, dachte der Baron zornerfüllt, da hab ich mir was aufgehalst! Aber Adalinde kam sogleich aus dem Unterholz zurück mit einem Stück Metall in der Hand. «Ihr hattet recht, Hochgeboren», rief sie begeistert. «Das habe ich in der Sonne aufblitzen sehen, ein zerbrochenes Axtblatt. Sieht nicht wie eine Bauernaxt aus.» Sie drückte es ihrem Knappvater in die Hand. Dem genügte ein kurzer Blick. «Ein Byakka! Zholochai vermutlich.» Adalinde sprang erregt auf und ab. «Da sind sicher noch Spuren! Verfolgen wir sie?» «Wo denkst du hin? Wir sind nur zwei Männer und ein Kind, und wo ein Zholochai sich rumtreibt, steckt garantiert eine ganze Bande. Nein, wir sitzen auf und reiten wei...» Der Baron brach ab, denn seine Knappin war bereits wieder auf ihr Pferd gesprungen und lenkte es um den Kadaver herum. «Adalinde! Hinter mich!» Kordans Tonfall hätte den Angbarer See auf einen Schlag gefrieren lassen können. «Entschuldigt», nuschelte das Mädchen und nahm seinen ordnungsgemäßen Platz ein. Kordan seufzte und gab das Zeichen zum Weiterreiten. Zum ersten Mal in seinem Leben schien ihm, als wäre der furchtsame Enno von Rohalssteg doch nicht der schlechteste Knappe gewesen.<br>


[[Kategorie:Abenteuer]]
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Version vom 2. Februar 2015, 13:58 Uhr

Teil 1 der Briefspielgeschichte: Geistmärker Geschichten