Schatten über Elenvina

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Ausgabe Nummer 33 - 1025 BF

Schatten über Elenvina

Finstere Ereignisse auf der 60. Tsatagsfeier des hinterkoscher Herzogs

Unsere Nachbarn hinter den Koschbergen waren uns in der Vergangenheit nicht immer die herzlichsten Gesellen. Um so erfreulicher ist es, wie groß in diesen Tagen die Schar der Edelleute aus unserem Lande ist, die sich aufmachen, um dem Herzog Jast Gorsam der Nordmarken zu dessen 60. Tsafeste die Aufwartung zu machen. Es war wohl nicht zuletzt die Gewissheit, daß jener wackere Haudegen noch einer der wenigen verbliebenen Provinzherren von altem Schrot und Korn ist, gleich wie unser geliebter Fürst Blasius. Dieser war jedoch in Angbars Geschäften gefangen, so daß die Delegation unseres Königreiches von keinem geringeren als Ferdoks Grafen Growin angeführt wurde.

Von unheilvollen Lanzengängen

Eine Tjoste im Namen RONdras sollte eine traviagefällige Feier in Elenvina einleiten und nicht klein war die Schar der koscher Streiter, die sich in ihr beweisen wollten. Doch stark waren auch die Gegner, so daß so mancher nicht gegen mehr als einen Gegner in die Schranken ritt. Baronin Rena von Arbasien etwa, die trotz ermutigender Rufe ihres geliebten Wolfhardt von der Wiesen gegen den kriegsgestählten Vogt Odumir von Ibenburg-Ibenburg (Landgraf Alriks Gefolgsmann) böse verlor. Auch Baron Kordan von der Geistmark fand in Konnar vom alten Hause Berg seinen Meister. Nicht viel besser erging es dem Ritter Hardger Kusi von Mönchbach gegen den Baron von Oppstein.

Zweifel an der wahren Rondragefälligkeit dieses Turnieres wurden erstmals laut, als die Junkerin von Neuensteiningen trotz eigenhändiger Vorbereitung des Rüstzeuges mit einer steifen Rüstung gegen den darpatischen Burgvogt zu Loskarnossa anreiten musste und freilich verlor. Ähnlich erging es dem Junker Wallbrord von Löwenhaupt-Berg, der wohl durch einen angeschnittenen Sattelgurt gegen den bärenfanger Junker Wulfhelm Burkherdall zu Schwertschluchtswacht verlor. Dieser, mit jeder Faser ein rondragefälliger Recke, ließ diesen Vorwurf nicht gelten und gewährte seinem Gegner einen neuen Ritt, bei welchen der Bärenfanger aber knapp den Kürzeren zog.

Als daraufhin auch die Junkerin von Neuensteinigen auftrat und den Herren Loskarnossa zu einer ebenso tapferen Geste eines wiederholten Rittes aufforderte, zierte sich dieser doch gar erbärmlich, so daß die Junkerin letztlich dankend abwinkte und der Darpate daraufhin mit dem Unmut vieler Zuschauer leben mußte (ja selbst sein Schild ward beschmiert, was allerdings eine sehr üble Geste wider alle guten Sitten der ritterlichen Turney war).

Jetzt waren nur noch deren drei koscher Recken im Felde, welche sich aber allesamt tapfer schlugen. Der zweite Bärenfanger Streiter, der bislang unbekannte Ritter Angwart zu Zwietrutz, fand im zweiten Gefecht seinen Meister. Er verlor gegen den Falkenritter Wolfhart Leon von Aarenfels den Staub. Auf diesen traf schließlich auch der Ritter Thorben von Hammerschlag zu Salingen, der zuvor drei Streiter bezwang, denn beide Koscher hatten sich nun im Vorfeld des Finales gegenseitig als Gegner. Dort zeigte sich der Aarenfelser als der an diesem Tage bessere, so daß er unter dem Jubel der versammelten Koscher ins finale Gestech einzog.

Aber wehe, niemand anderes als der umstrittene Darpate Tiro zu Loskarnossa wartete dort auf . Der Darpate hieß inzwischen gemeinhin der „Zuckerbäcker“ , denn als solcher verdung er sich offenbar vor der Anerkennung durch seinen Vater. Das Publikum war nicht nur deshalb mittlerweile nahezu geschlossen auf der Seite des Falkenritters Wolfhart. Da half dem bedauernswerten Burgvogte auch das Verteilen von Gebäck nicht mehr viel .

Dennoch, auch ohne Rückendeckung der Zuschauer erwies sich der darpatische Reiter als stark, zu stark für den schon arg geschwächten Ritter Wolfhart Leon Sigiswild von Aarenfels zu Angroschhorn… und doch, der Koscher ging als wackerer Held unter dem Keilerbanner vom Platze.

Daß schließlich der Herzog, wohl auch um die Ehre der meist recht früh ausgeschiedenen Nordmärker wiederherzustellen, noch einmal selbst in die Schranken ritt und den Tjostensieger Loskarnossa unter dem gemeinsamen Jubel der Menge schließlich am Boden mit dem Schwerte bezwang, sei als bemerkenswerter Schlusspunkt einer recht zweifelhaften Turnei voller Lug und List erwähnt. Auch wenn es Phexensmond war, für Unmut war gesorgt.

Von Wein, Tod und Hader

Der Hader sollte sich noch steigern, denn am folgenden Tag, dem eigentlichen Tsatage Seiner Hoheit Jast, wurde zum Empfang, Spiel und Bankette geladen. Dies begann zunächst recht erfreulich, mit Gnadengesuchen an den Herzog, der sich in bester Laune zeigte, artete aber dann doch in Streit und Debatten aus, bevor man die Runde zu geselligem Tanz und Spiel in die oberen Räume der stattlichen Burg einlud.

Der edle Wolfhardt von der Wiesen gab dorten (wie auch zum anschließenden Bankett) einige seiner trefflichen Weisen wieder. So lobte er unter anderem den gereichten Wein — jenes Getränk, das kurz darauf zum Verhängnis werden sollte. Denn auf den Seine Hoheit selbst wurde ein Anschlag verübt, welcher nur durch Phexens Beistand nicht ihn, sondern die weidener Siegerin des Buhurts traf: Ihr nämlich reichte er den Weinkelch zum ersten Schluck des darpatischen Tropfens weiter.

Doch wehe! Dieser war vergiftet, was der Jungfer Erkenhild den Tod und der Versammlung reichlichen Tumult brachte. Die Nordmärker beschuldigten die Darpaten, den Wein (der ihr Geschenk war) vergiftet zu haben, die Weidner die Nordmärker, sie hätten die Jungfer bewußt vergiftet. Die Darpaten hingegen witterten Verrat und vermuteten gar Rache für den Sieg des Loskarnossa am Vortag, ja selbst der herzögliche Mundschenk — der im Kosch gebürtige Junker Valpo G. vom See —, wurde verdächtigt. Die Koscher standen zwischen den Streitenden und versuchten die traviagefällige Ruhe wiederherzustellen. Dies gelang erst, nachdem die hadernden Gruppen getrennt waren und in einzelnen Missionen die Wahrheit ergründeten.

Von finstrer Wahrheit

Eine erschreckende und doch besänftigende Wahrheit war’s, denn Schuld waren weder Darpaten noch Weidner, weder die Hinterkoscher noch freilich die Unsrigen… sondern der schwarze Feind im Osten. Ein dunkles Wesen hatte sich dem Zug der Nordmärker um Baron Ibenburg angeschlossen um Zwist und Hader ins Reich zu tragen, das Mittelreich dadurch zu schwächen. Er hatte schon am Vortag die Tjoste derart unehrenhaft gestört und schließlich den Kelch des Herzogs vergiftet. Es schien fast so, als hätte der finstere Gegner um ein Haar Erfolg gehabt, denn nur der zwölfgöttliche Beistand und die Tapferkeit der Recken, die nicht ruhten die Wahrheit zu ergründen, konnte schlimmeren Zwist verhindern. Dank den Göttern!

Losiane Misthügel