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Dankbar griff [[Erlan von Sindelsaum|Erlan]] zu. Die Reise war zwar bisher nicht so anstrengend gewesen, aber zu einem kleinen Imbiss konnte er niemals nein sagen. Auch [[Gerwulf Waldstein|Gerwulf]] und [[Lechdan Sirbensack|Lechdan]] langten kräftig zu, während der [[Praiophatus von Gernebruch|junge Knappe]] erst nach einer aufmunternden Kopfbewegung zugriff. „All dies interessiert mich natürlich sehr. Es freut mich außerordentlich, dass es schon so manchen gibt mit dem du dich gut verstehst. Die Pläne des [[Reto von Tarnelfurt|jungen Tarnelfurters]] scheinen mir jedoch ein wenig vermessen. Es würde mich schon wundern, wenn ihr dieses Jahr genug erntet, um über den Winter zu kommen. Ich habe gerüchteweise gehört, dass der Boden hier nicht gerade erste Wahl ist.“ Für einen Moment stahl sich ein Grinsen auf Erlans Gesicht, doch dann wurde er wieder ernst. „Auch halte ich es nicht für weise den [[Dreischwesternorden|Orden]] hier übermäßig aktiv werden zu lassen, wo doch unser [[Blasius vom Eberstamm|Fürst]] in seiner Weisheit verfügt hat, dass sich weltliche Instanzen um diese Aufgabe zu kümmern haben. Bei einem Kloster ist es ja nicht damit getan, dass man das Land für die Gebäude abtritt. Man muss das Kloster meist bauen und den Grundstein für eine gute Funktionsweise legen. Saatgut muss beschafft werden und Ackerland, dass hier ja nun eine Menge wert sein sollte an das Kloster abgetreten werden, aber wer weiß schon was richtig ist. Vielleicht kann sich ein solcher geistiger Beistand eines Tages als nützlich erweisen. Es mag sicher nicht in den nächsten Götterläufen klappen, aber in zehn Jahren kann hier vielleicht doch ein Kloster stehen. Kommt Zeit kommt Rat. Gerüchteweise sollen die [[Haus Tarnelfurt|Tarnelfurts]] auch nicht ohne jedes Vermögen sein. Zu all den Fragen, die du gerade genannt hast fällt mir sogar noch eine ein. Wo hast du die Leute her? Der Hüne dort scheint mir ja nicht gerade aus der Gegend zu stammen. Und was den Namen angeht. Da weiß ich schon wie der lauten wird „Fürstenehr“ ist doch der Name der Wahl für eine Neugründung.“ Der letzte Vorschlag war freilich halbernst gemeint. Erlan würde seinem Schützling keine Vorschriften machen, aber andererseits gab er ihm hier doch einen kleinen Fingerzeig.
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Dankbar griff [[Erlan von Sindelsaum|Erlan]] zu. Die Reise war zwar bisher nicht so anstrengend gewesen, aber zu einem kleinen Imbiss konnte er niemals nein sagen. Auch [[Gerwulf Waldstein|Gerwulf]] und [[Lechdan Sirbensack|Lechdan]] langten kräftig zu, während der [[Praiophatius von Gernebruch|junge Knappe]] erst nach einer aufmunternden Kopfbewegung zugriff. „All dies interessiert mich natürlich sehr. Es freut mich außerordentlich, dass es schon so manchen gibt mit dem du dich gut verstehst. Die Pläne des [[Reto von Tarnelfurt|jungen Tarnelfurters]] scheinen mir jedoch ein wenig vermessen. Es würde mich schon wundern, wenn ihr dieses Jahr genug erntet, um über den Winter zu kommen. Ich habe gerüchteweise gehört, dass der Boden hier nicht gerade erste Wahl ist.“ Für einen Moment stahl sich ein Grinsen auf Erlans Gesicht, doch dann wurde er wieder ernst. „Auch halte ich es nicht für weise den [[Dreischwesternorden|Orden]] hier übermäßig aktiv werden zu lassen, wo doch unser [[Blasius vom Eberstamm|Fürst]] in seiner Weisheit verfügt hat, dass sich weltliche Instanzen um diese Aufgabe zu kümmern haben. Bei einem Kloster ist es ja nicht damit getan, dass man das Land für die Gebäude abtritt. Man muss das Kloster meist bauen und den Grundstein für eine gute Funktionsweise legen. Saatgut muss beschafft werden und Ackerland, dass hier ja nun eine Menge wert sein sollte an das Kloster abgetreten werden, aber wer weiß schon was richtig ist. Vielleicht kann sich ein solcher geistiger Beistand eines Tages als nützlich erweisen. Es mag sicher nicht in den nächsten Götterläufen klappen, aber in zehn Jahren kann hier vielleicht doch ein Kloster stehen. Kommt Zeit kommt Rat. Gerüchteweise sollen die [[Haus Tarnelfurt|Tarnelfurts]] auch nicht ohne jedes Vermögen sein. Zu all den Fragen, die du gerade genannt hast fällt mir sogar noch eine ein. Wo hast du die Leute her? Der Hüne dort scheint mir ja nicht gerade aus der Gegend zu stammen. Und was den Namen angeht. Da weiß ich schon wie der lauten wird „Fürstenehr“ ist doch der Name der Wahl für eine Neugründung.“ Der letzte Vorschlag war freilich halbernst gemeint. Erlan würde seinem Schützling keine Vorschriften machen, aber andererseits gab er ihm hier doch einen kleinen Fingerzeig.
  
 
[[Boromil vom Kargen Land|Boromil]] grinste über des Barons letzte Bemerkung. Wenn er daran dachte, wie ernst und kämpferisch sich viele Adelige verhielten... da hatte er es wirklich gut getroffen, bei Erlan damals die Knappenzeit verbracht zu haben! Verstand und eine scharfe Zunge waren doch meistens die besten Waffen. Wieder etwas ernster werdend, antwortete er. "Seine Durchlaucht selbst war es, die die ersten zwanzig Siedler für jeden Neubelehnten organisiert hat. Aus dem ganzen Kosch - und in einigen Fällen sogar darüber hinaus - sind Leute zusammengekommen, die es wagen wollen, auf [[Moorbrück (Baronie)|Moorbrück]]er Grund ihr Glück zu suchen. Ich möchte die Anwesenden nicht mit Details langweilen, wie die Verteilung dieser guten Leute vor sich ging, aber ich kann ja kurz erzählen, wen ich abbekommen habe.  Da wäre zunächst eine [[Alphak Schröterwald|Familie]] von [[Boltsa Schröterwald|Waldbauern]] aus dem benachbarten [[Bragahn]]. Die sind in der Nähe des [[Birkhain]]s sicherlich richtig eingesetzt. Verstärkt werden sie durch einen [[Jallik Halmanger|Bauernsohn]] aus [[Hochfeld]]. Daheim in der Baronie Drakfold hätte er ohnehin nie geerbt, als Siebter Sohn." Boromil legte den Kopf ein wenig schief und zwinkerte Erlan zu. "Tja, da hat er etwas mit mir gemeinsam! Jedenfalls ist er ein tüchtiger Bursche. Dann ist da noch ein [[Hanno Weidentreu|Ziegenhirt]] aus dem [[Wengenholm]]schen. Wie ich an die Ziegen gekommen bin, erzähle ich vielleicht ein anderes Mal." Bei dieser Bemerkung wurde der Ritter vom Kargen Land kurz ernst und überlegte, fuhr dann jedoch fort: "Bisher habe ich nur eine [[Ugdalf Schröterwald|Familie]] [[Firnia Schröterwald|mit]] [[Alrik Schröterwald|Kindern]] und zwei Ehepaare, da muss ich also besonders darauf achten, dass sich Paare bilden, die dann Familien gründen und für Nachwuchs sorgen, damit die Siedlung wächst... Das [[Arombolosch Rüsslinger|Angroschim]]-[[Roglima Rüsslinger|Pärchen]] ist aus [[Fürstenhort (Baronie)|Fürstenhort]]. Der Mann hütet Schweine. Dann ist da noch eine [[Ulinai Wasserlieb|Baderin]] aus [[Ferdok (Stadt)|Ferdok]] mit ihrem [[Ibrom Wasserlieb|Ehemann]]. Sie kann angeblich Elfisch! Na, da bin ich gespannt... eventuell kann ich noch etwas lernen. Unseren [[Thimorn Hiligon|Halbthorwaler]] habt Ihr ja bereits gesehen. Er stammt ebenfalls aus Ferdok. Hat dort im Hafen gearbeitet, kann aber auch ganz gut kochen. Gut, für eine Baronsküche wird es wohl nicht reichen, da fehlen noch ein paar Feinheiten, aber für ein Rittergut ist es mehr als ausreichend." Boromil konnte es nicht lassen, ab und zu ein paar eher schelmische Bemerkungen in seinen Vortrag einzuflechten. "Wie er genau nach Ferdok kam, habe ich ihn noch nicht gefragt, es gab Dringenderes. Aber ich habe die Zusicherung des Fürsten, dass nur freie und gesetzestreue Leute unter den Siedlern sind. Der Rest interessiert mich erst einmal nicht, zumal es sicherlich nicht viele nach Moorbrück ziehen wird, da darf ich nicht wählerisch sein. Ich habe übrigens noch einen zweiten [[Kalmun Süßmaul|Koch]] aus Ferdok. Er ist auf Brei spezialisiert, denn da er zahnlos ist, ist das das eins der wenigen Gerichte, die er ohne Probleme zu sich nehmen kann. Naja, so weiß ich wenigstens, dass er von seinem Handwerk etwas versteht, sonst wäre er schon verhungert. Ebenfalls aus Ferdok stammt eine [[Algrid Bachzuber|Waschfrau]]." Nun fing Boromil an zu überlegen. "Tja, wen haben wir noch? Ach ja, dem [[Zolthan Grobbfold|Rossknecht]] aus Fürstenhort und der [[Tsalva Lehmfeld|Töpferin]] aus Salmingen seid Ihr schon begegnet." In diesem Moment läutete ein Glöckchen in der Nähe des Eingangs. "Ja, was gibt's denn?" antwortete Boromil, anscheinend schon daran gewöhnt. Herein trat [[Connar Tannhaus|ein Mann]] in recht guten, wenn auch schon etwas abgetragenen Kleidern. Der Gestalt nach zu urteilen, war er keine harte körperliche Arbeit gewohnt, sondern wohl eher auf eine Tätigkeit spezialisiert, bei der er seinen Kopf einsetzen musste. Er verbeugte sich vor den Gästen, ohne allerdings einen Willkommensgruß zu sprechen, und wandte sich wortlos an seinen Herrn, dem er eine kleine Schiefertafel reichte. Boromil überflog kurz die dort aufgeschriebenen Zeilen. "Ach ja, richtig. Gut, dann mach mir noch zwei Abschriften, wie besprochen. Und prüfe bitte die Inventarliste, ob noch etwas fehlt, um einen Ofen für Ziegel zu bauen." Der Angesprochene nickte stumm, dann schrieb er noch eilig etwas auf seine Tafel, die er den Gästen hinhielt. "Den Zwölfen zum Gruße!" Dann verneigte er sich zur Verabschiedung und verließ den Raum. Boromil wandte sich erklärend an Erlan. "Ein ehemaliger Musiker aus [[Andergast]]. Irgendjemand hat ihm nach einem Spottlied die Zunge herausgeschnitten. Damit verlor der arme Kerl seinen bisherigen Broterwerb. Aber da er lesen und schreiben kann, was für einen Gemeinen ja alles andere als selbstverständlich ist, ist er gut als Schreiber einzusetzen. Seine Verstümmelung hat sich natürlich nicht auf seine Fähigkeit ausgewirkt, ein Instrument zu spielen. Wer weiß, vielleicht kann er demnächst gemeinsam mit dem Hirten, der Flöte spielt, musizieren. In den kalten Wintertagen mag uns das erfreuen. Das Glöckchen, mit dem er sich ankündigt, hat ihm übrigens unser [[Aldur Haubenschreier|Glockenschmied]] gegeben. Ist dem Künstler wohl ganz wohlgesonnen. Ich weiß nur noch nicht, wie gut er als einziger [[Angbar]]er mit der Ferdoker Fraktion zurechtkommen wird. Zu guter Letzt habe ich noch darauf geachtet, dass unter meinen Neusiedlern einige weitere Frauen sind. [[Caya Folmin|Eine von ihnen]] hat zuletzt in [[Rakulbruck]] gearbeitet. Schließlich ist da noch [[Gilia Ulfaran|eine Frau]] aus der Baronie [[Dunkelforst (Baronie)|Dunkelforst]]. Aus der werde ich nicht ganz schlau. Sie packt ordentlich an, da kann mir das auch egal sein. Soviel zu den Siedlern. Es wird sicherlich dauern, bis sie sich zu einer Gemeinschaft zusammengelebt haben, bei so viel Einzelpersonen unter ihnen. Aber dafür habe ich neben Bauern und Hirten gleich eine ganze Menge Handwerker und Diener für Ross und Feder. Und ich muss sagen, ja, mit diesen Leuten will ich den Neuanfang hier wagen." Boromils Gesicht hatte sich entspannt.  
 
[[Boromil vom Kargen Land|Boromil]] grinste über des Barons letzte Bemerkung. Wenn er daran dachte, wie ernst und kämpferisch sich viele Adelige verhielten... da hatte er es wirklich gut getroffen, bei Erlan damals die Knappenzeit verbracht zu haben! Verstand und eine scharfe Zunge waren doch meistens die besten Waffen. Wieder etwas ernster werdend, antwortete er. "Seine Durchlaucht selbst war es, die die ersten zwanzig Siedler für jeden Neubelehnten organisiert hat. Aus dem ganzen Kosch - und in einigen Fällen sogar darüber hinaus - sind Leute zusammengekommen, die es wagen wollen, auf [[Moorbrück (Baronie)|Moorbrück]]er Grund ihr Glück zu suchen. Ich möchte die Anwesenden nicht mit Details langweilen, wie die Verteilung dieser guten Leute vor sich ging, aber ich kann ja kurz erzählen, wen ich abbekommen habe.  Da wäre zunächst eine [[Alphak Schröterwald|Familie]] von [[Boltsa Schröterwald|Waldbauern]] aus dem benachbarten [[Bragahn]]. Die sind in der Nähe des [[Birkhain]]s sicherlich richtig eingesetzt. Verstärkt werden sie durch einen [[Jallik Halmanger|Bauernsohn]] aus [[Hochfeld]]. Daheim in der Baronie Drakfold hätte er ohnehin nie geerbt, als Siebter Sohn." Boromil legte den Kopf ein wenig schief und zwinkerte Erlan zu. "Tja, da hat er etwas mit mir gemeinsam! Jedenfalls ist er ein tüchtiger Bursche. Dann ist da noch ein [[Hanno Weidentreu|Ziegenhirt]] aus dem [[Wengenholm]]schen. Wie ich an die Ziegen gekommen bin, erzähle ich vielleicht ein anderes Mal." Bei dieser Bemerkung wurde der Ritter vom Kargen Land kurz ernst und überlegte, fuhr dann jedoch fort: "Bisher habe ich nur eine [[Ugdalf Schröterwald|Familie]] [[Firnia Schröterwald|mit]] [[Alrik Schröterwald|Kindern]] und zwei Ehepaare, da muss ich also besonders darauf achten, dass sich Paare bilden, die dann Familien gründen und für Nachwuchs sorgen, damit die Siedlung wächst... Das [[Arombolosch Rüsslinger|Angroschim]]-[[Roglima Rüsslinger|Pärchen]] ist aus [[Fürstenhort (Baronie)|Fürstenhort]]. Der Mann hütet Schweine. Dann ist da noch eine [[Ulinai Wasserlieb|Baderin]] aus [[Ferdok (Stadt)|Ferdok]] mit ihrem [[Ibrom Wasserlieb|Ehemann]]. Sie kann angeblich Elfisch! Na, da bin ich gespannt... eventuell kann ich noch etwas lernen. Unseren [[Thimorn Hiligon|Halbthorwaler]] habt Ihr ja bereits gesehen. Er stammt ebenfalls aus Ferdok. Hat dort im Hafen gearbeitet, kann aber auch ganz gut kochen. Gut, für eine Baronsküche wird es wohl nicht reichen, da fehlen noch ein paar Feinheiten, aber für ein Rittergut ist es mehr als ausreichend." Boromil konnte es nicht lassen, ab und zu ein paar eher schelmische Bemerkungen in seinen Vortrag einzuflechten. "Wie er genau nach Ferdok kam, habe ich ihn noch nicht gefragt, es gab Dringenderes. Aber ich habe die Zusicherung des Fürsten, dass nur freie und gesetzestreue Leute unter den Siedlern sind. Der Rest interessiert mich erst einmal nicht, zumal es sicherlich nicht viele nach Moorbrück ziehen wird, da darf ich nicht wählerisch sein. Ich habe übrigens noch einen zweiten [[Kalmun Süßmaul|Koch]] aus Ferdok. Er ist auf Brei spezialisiert, denn da er zahnlos ist, ist das das eins der wenigen Gerichte, die er ohne Probleme zu sich nehmen kann. Naja, so weiß ich wenigstens, dass er von seinem Handwerk etwas versteht, sonst wäre er schon verhungert. Ebenfalls aus Ferdok stammt eine [[Algrid Bachzuber|Waschfrau]]." Nun fing Boromil an zu überlegen. "Tja, wen haben wir noch? Ach ja, dem [[Zolthan Grobbfold|Rossknecht]] aus Fürstenhort und der [[Tsalva Lehmfeld|Töpferin]] aus Salmingen seid Ihr schon begegnet." In diesem Moment läutete ein Glöckchen in der Nähe des Eingangs. "Ja, was gibt's denn?" antwortete Boromil, anscheinend schon daran gewöhnt. Herein trat [[Connar Tannhaus|ein Mann]] in recht guten, wenn auch schon etwas abgetragenen Kleidern. Der Gestalt nach zu urteilen, war er keine harte körperliche Arbeit gewohnt, sondern wohl eher auf eine Tätigkeit spezialisiert, bei der er seinen Kopf einsetzen musste. Er verbeugte sich vor den Gästen, ohne allerdings einen Willkommensgruß zu sprechen, und wandte sich wortlos an seinen Herrn, dem er eine kleine Schiefertafel reichte. Boromil überflog kurz die dort aufgeschriebenen Zeilen. "Ach ja, richtig. Gut, dann mach mir noch zwei Abschriften, wie besprochen. Und prüfe bitte die Inventarliste, ob noch etwas fehlt, um einen Ofen für Ziegel zu bauen." Der Angesprochene nickte stumm, dann schrieb er noch eilig etwas auf seine Tafel, die er den Gästen hinhielt. "Den Zwölfen zum Gruße!" Dann verneigte er sich zur Verabschiedung und verließ den Raum. Boromil wandte sich erklärend an Erlan. "Ein ehemaliger Musiker aus [[Andergast]]. Irgendjemand hat ihm nach einem Spottlied die Zunge herausgeschnitten. Damit verlor der arme Kerl seinen bisherigen Broterwerb. Aber da er lesen und schreiben kann, was für einen Gemeinen ja alles andere als selbstverständlich ist, ist er gut als Schreiber einzusetzen. Seine Verstümmelung hat sich natürlich nicht auf seine Fähigkeit ausgewirkt, ein Instrument zu spielen. Wer weiß, vielleicht kann er demnächst gemeinsam mit dem Hirten, der Flöte spielt, musizieren. In den kalten Wintertagen mag uns das erfreuen. Das Glöckchen, mit dem er sich ankündigt, hat ihm übrigens unser [[Aldur Haubenschreier|Glockenschmied]] gegeben. Ist dem Künstler wohl ganz wohlgesonnen. Ich weiß nur noch nicht, wie gut er als einziger [[Angbar]]er mit der Ferdoker Fraktion zurechtkommen wird. Zu guter Letzt habe ich noch darauf geachtet, dass unter meinen Neusiedlern einige weitere Frauen sind. [[Caya Folmin|Eine von ihnen]] hat zuletzt in [[Rakulbruck]] gearbeitet. Schließlich ist da noch [[Gilia Ulfaran|eine Frau]] aus der Baronie [[Dunkelforst (Baronie)|Dunkelforst]]. Aus der werde ich nicht ganz schlau. Sie packt ordentlich an, da kann mir das auch egal sein. Soviel zu den Siedlern. Es wird sicherlich dauern, bis sie sich zu einer Gemeinschaft zusammengelebt haben, bei so viel Einzelpersonen unter ihnen. Aber dafür habe ich neben Bauern und Hirten gleich eine ganze Menge Handwerker und Diener für Ross und Feder. Und ich muss sagen, ja, mit diesen Leuten will ich den Neuanfang hier wagen." Boromils Gesicht hatte sich entspannt.  

Version vom 24. Mai 2011, 10:58 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Ein unerwarteter Gast"