Die Zweite Neufarnhainer Tafel - 16. Phex

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16. Phex, 1033

Begleitet von verhaltenem Vogelgezwitscher erwachte an diesem Morgen im Monde PHEx das Leben in Neufarnhain und auch wenn so mancher Siedler sich noch einmal schnarchend und grummelnd in seinem Bett herum drehte und dazu bereit schien, sein Tagewerk etwas später zu beginnen, da man in den vergangenen Monden erleben musste, dass die Arbeit aufgrund des dichten Nebels überhaupt nicht begonnen werden konnte, stürmte eine kleine Kinderschar zum Brunnen und spielte fröhlich Haschen, beobachtet von den aufmerksamen Blicken der Palisadenwächter.
Ritter Edelbrecht von Borking zu Neufarnhain allerdings war bereits schon einige Stundengläser vor der Morgendämmerung aus einem unruhigen Schlaf hoch geschreckt und hatte seitdem nicht mehr zur Ruhe zurückgefunden. Düstere Gedanken quälten ihn und darüber hinaus hatte er sich in der letzten Woche bei der Gerstenaussaat eine schwere Rotznase geholt, als er Hals über Kopf in ein Sumpfloch gestürzt war, das sich inmitten des sorgfältig entwässerten Feldes gebildet hatte und das so tief gewesen war, dass er sich erst mit Etoschs Hilfe wieder hatte daraus befreien können.
Allmählich kotzte ihn der Sumpf wirklich an! Wütend haute er mit der Faust auf den Tisch.
Während sein ältester Bruder Gerbald im Wengenholmer Feldzug Kriegsruhm auf sich lud, saß Knurrbold gewiss dämlich grinsend vor dem heimischen Kamin und wärmte sich seine wulstigen Füße. Nur er, der ungeliebte mittlere Spross des Hauses steckte mit einer Handvoll Getreuer in dieser Dreckspfütze, erlitt Rückschlag um Rückschlag und konnte sehen, wie er zurechtkam.
Wenigstens war er nicht allein – hatten doch auch an anderen Orten im Sumpf wackere Streiter wider die Finsternis mit ganz ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, so hoffte er zumindest.
Unruhig blickte er auf seinen Schreibtisch und ging eine Reihe von Briefen durch, die ihn aus den unterschiedlichsten Stellen im Sumpf erreicht hatten. Bald würde er mehr erfahren und er hoffte doch sehr, dass er sich mit seinen kläglichen Erfolgen in Neufarnhain nicht würde verstecken müssen vor den Errungenschaften der anderen Neusiedler. Er würde es bald erfahren.
Jeden Tag konnte nun einer von den Erwarteten ankommen, schließlich hatten Boromil vom Kargen Land, Roban Grobhand von Koschtal, Rainfried von Grimsau und Reto von Tarnelfurt ihr Kommen fest zugesagt und der Tag, an dem die II. Neufarnhainer Tafel abgehalten werden sollte, war nicht mehr weit.
Allein Grimm Goldmund von Koschtal hatte sich entschuldigen lassen, wie Edelbrecht vermutete wegen der schwelenden Fehde mit Roban, und Vogt Morwald Gerling war eine Antwort schuldig geblieben.
Unwillkürlich musste Edelbrecht kichern. Von Devota wusste er, dass der stinkende Grottenolm in Moorbrück reichlich düpiert gewesen war, dass das an ihn gerichtete Einladungsschreiben für die Festivität erst Anfang PHEx bei ihm eingetroffen war und vom 30. TRAvia datierte. Sowohl sein Erscheinen als auch das Entsenden eines Emissärs waren damit sehr unwahrscheinlich geworden. Edelbrecht legte auch keinen entscheidenden Wert darauf. Alles, was es zu besprechen gab, würden die Neusiedler auch unter sich ausmachen können.
In Erwartung des hohen Besuches, der nach Neufarnhain kommen würde, waren die Siedler seit Tagen damit beschäftigt, ihre Katen festlich zu schmücken und sowohl die Trampelpfade als auch den Dorfplatz sauber zu halten. Schließlich wollte man einen guten Eindruck hinterlassen. Auch in den Stuben wurde fleißig geputzt, hatte der Herr doch angekündigt, dass er seine Gäste bei den Siedlern einzuquartieren gedachte.
Aus Borking und Herbonia waren unterdessen Vorräte eingetroffen, die nicht so schnell verdarben, ja sogar ein Ochse war nach Neufarnhain geführt worden, um beizeiten als schmackhafter Braten über dem Feuer zu hängen und die Gaumen der Festgäste zu erfreuen. Die Zwerge hatten derweil einen langen Tisch aufgestellt, an dem alle Anwesenden Platz finden würden und so stand dem Gelingen eines gemütlichen Beisammenseins nichts mehr im Wege.
Inzwischen war der Tag gänzlich angebrochen und die Neufarnhainer gingen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Edelbrecht hatte es sich dieser Tage zur Gewohnheit gemacht, über die Ränder der hölzernen Palisade zu spähen und nach den Besuchern Ausschau zu halten. Tatsächlich glaubte er weit hinten in westlicher Richtung Schemen zu erspähen, die sich rasch näherten…