Die Hoffnung schwindet

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Ausgabe Nummer 48 - Peraine 1031 BF

Die Hoffnung schwindet

Noch immer keine Spur vom Erbprinzenpaar

ERLENSCHLOSS / FÜRSTENHORT. Seit mehreren Monden schon ist das koscher Prinzenpaar Anshold und Nadyana verschwunden. Fast scheint es, als sei mit dem Verlust der Hoffnungsträger des Fürstenhauses auch die Kälte von Firuns Zorn ins Land eingebrochen. Zwar ist der Fürstenhof bemüht das Volk zu beruhigen, indem er darauf hinweist, dass ganze Heerscharen von Suchtrupps ausgeströmt sind – doch angesichts des außergewöhnlich harten und langen Winters kommen diese Questen offenbar nur quälend langsam voran.

Zwar gelang es bald, die Erbprinzliche Kutsche in der Nähe von Erlenschloss zu finden, doch war sie leer und enthielt keine erhellenden Hinweise. Eine zwischenzeitlich beim Fürsten eingegangene Forderung von 1000 Dukaten Lösegeld erwies sich als dreistes Schurkenstück eines Gratenfelser Halunken, der eine günstige Gelegenheit für leicht verdientes Gold witterte – seinen „Lohn“ hat ihm der Blutgreve bereits ausgezahlt. Wenig Erfolg hatten auch einige „Helden“, die mit lauten Prahlereien ausgezogen waren; halb erfroren mussten sie in den Koschbergen von den Berghunden gerettet werden, manche wurden gar Opfer des tückischen Frostes im Gebirge. Auch im Tal sind die treuen Koscher bemüht, ihren Teil beizutragen. In den Götterdiensten, speziell in den Traviatempeln, wird wöchentlich inbrünstig für das Wohl des Paares gebetet. An allen Baroniegrenzen untersuchen die Wächter jeden Reisenden genau, auf den Türmen des Landes späht man wachsamer denn je über die Flur, die Stadtbüttel durchstreifen allabendlich die Tavernen und auch an den Gartenzäunen und Festern hält jeder in seiner Nachbarschaft die Augen nach möglichem Gesindel offen. Schon so mancher Schurke wurde auf diese Weise entdeckt und in den Kerker geworfen. Die Spur der tatsächlichen Entführer bleibt indes unter schritthohen Schneedecken verborgen. Mit jedem Tag, der ohne erlösende Nachricht verstreicht, schwindet die Hoffnung auf ein gutes Ende ein wenig mehr.
Schon soll sich insgeheim ein „Freundeskreis des Hauses Falkenhag“ gegründet haben, der die Thronansprüche Voltans von Falkenhag unterstützen soll. Als unsere Schreiberin Losiane Misthügel den Haushofmeister am Hügelländer Grafenhof auf dieses Gerücht ansprach, fand sie sich im nächsten Moment, in einen gerupften überdimensionalen „Schmierfink“ verwandelt, im Graben von Burg Grauensee wieder. Nur gut, dass die Verwandlung von selbst nach einiger Zeit wieder nachließ. Wir überlassen es der Leserschaft zu entscheiden, ob sie einen derart jähzornigen Magier als Fürsten haben möchte...
Mittlerweile ist die Kunde der Entführung selbst in die Nachbarprovinzen gelangt. Aus Greifenfurt heißt es, dass gar der prinzliche Bruder Edelbrecht vom Eberstamm mit einigen Getreuen aufgebrochen sei, um das Blut seines Hauses zu rächen. Zumindest mag das ein kleiner Lichtblick für den guten Fürsten sein, der seither keinen Fuß vor die Tore von Fürstenhort gesetzt haben soll, kaum noch etwas isst und sogar sein Bier verschmäht. Eine nicht näher genannte Dame am Hofe ließ sich zu der besorgten Äußerung hinreißen, dass die Thronfolge schneller auf die Probe gestellt werden mag, als uns allen lieb ist – wenn nicht bald die lange ersehnte gute Nachricht vom Erbprinzenpaar eingeht. - In diesem Sinne, viel Glück und den Segen der Götter allen Suchenden!

Elida von Cellastein