Schlunder gibt es immer wieder

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Schlunder gibt es immer wieder

An Gero vom Kargen Land
 
 
 
 
Alarasruh in Garetien, Phex 1047 BF

Werter Vater,

als Adeliger des Kosch bin ich unserer Kaiserin Rohaja und unseren Fürsten Blasius und Anshold begegnet. Doch dem Hochkönig der Zwerge gegenüberzustehen, ist ein Ereignis, wie man es als Mensch wohl nur einmal in seinem Leben erlebt.

Es gab offensichtlich viele Gründe, dem Aufruf von Albrax Sohn des Agam zu folgen. Entsprechend läuft hier mehr gemischtes Volk herum als auf so manchem Hoftag: Gesandte und Handwerker, Geweihte und Magier… Alle namhaften Vertreter der Angroschim zu nennen und sämtliche bemerkenswerten Ereignisse zu schildern, würde Stoff für mehrere Briefe bieten. Daher beschränke ich mich notgedrungen auf eine kleine Auswahl, auch wenn viel passiert ist.

Bei all den hochrangigen Gästen aus verschiedensten Gegenden Aventuriens war es eine Wohltat, einige bekannte Gesichter wie Nirwulf Sohn des Negromon und Sephira Eisenlieb zu sehen. Auch ein Mitglied der Sippe Sternhagel war anwesend. Wir kamen schnell ins Gespräch, auch wenn wir uns bislang nicht kannten. Die Angroscha verteilte fröhlich kleine Häppchen, sodass sich unsereins fast wie zu Hause fühlte.

Insgesamt war wenig von den Differenzen zwischen den verschiedenen Zwergenvölkern zu spüren. Stattdessen waren alle sehr ernst. Die schrecklichen Nachrichten der letzten Monde von Drachenangriffen haben ihre Spuren hinterlassen. Um den Opfern des Vulkansausbruchs zu helfen, hat Graf Ingramm Sohn des Ilkor über ein Schreiben zu Spenden aufgerufen. Das Schicksal der Schlunder rührte mein Herz, sodass ich ohne zu Zögern götterfällige 12 Dukaten gegeben habe. Ich weiß, dass ein Ritter hat nicht das Säckel eines Barons hat… aber wir werden das Geld schon irgendwo einsparen. Die Zwerge in Neuvaloor werden mich bestimmt dabei unterstützen, denn es ist die richtige Sache.

Bei all den schlimmen und traurigen Neuigkeiten war es umso wichtiger, das traviagefällige Beisammensein nicht zu kurz kommen zu lassen. Während Graf Growin Sohn des Gorbosch wie üblich einen Vorrat Ferdoker Bier mit sich führte, hatte seine Verlobte, die Nichte des Grafen vom Schlund, Wandlether Wiesenschlösschen dabei. Ein sehr gutes, bodenständiges Bier, das der Adel ebenso trinken kann wie der ehrliche einfache Handwerker. Okoscha Tochter der Orescha trug das Bier in einem Kasten, der sich durch ein paar Handgriffe in einen Stuhl oder niedrigen Tisch verwandeln läßt. Sogar ein Flaschenöffner ist an der Seite eingebaut – die Schlunder Hügelzwerge sind unserem Hügelvolk sehr ähnlich, was Gemütlichkeit und Erfindungsreichtum angeht!

Enttäuschend fiel dagegegen die Ausstellung einiger Handwerksstücke aus. Ein paar Miniaturbauwerke zeigten Gebäude, die sich nicht verteidigen ließen. Eine Teilnehmerin, welche ein angebliches mechanisches Wunderwerk zum schnelleren Nähen aus der Hauptstadt mitgebracht hatte, konnte kein einziges damit gefertigtes Kleidungsstück vorzeigen und sah sich auch nicht in der Lage, vor Ort eine Probe ihres Könnens zu liefern. Mir kam sofort die alte Koscher Redensart in den Sinn: "Wer nichts wird, geht nach Gareth!"

Doch zum eigentlichen Anlass meiner Reise. Der Hochkönig selbst war ein Fels in der Brandung. Wann immer er sich präsentierte, trat er mit festem Schritt vor die versammelte Menge und sprach bedächtig, mit starker und ruhiger Stimme. Jedes seiner Worte hatte Gewicht. Was für eine beeindruckende Persönlichkeit!

Zu Beginn der Verhandlungen war die Delegation des Mittelreiches etwas ratlos. Zu viele Themen waren gleichzeitig auf dem Tisch. Wo sollten wir da anfangen? Letzten Endes entschieden wir uns, das Gespräch mit zwergischen Grafen und ihre Verwandten zu suchen. Die bereits erwähnten Verlobten erwiesen sich als zugänglich, aber auch besorgt. Über sie wurden wir schließlich zu direkten Verhandlungen an die Tafel des Hochkönigs zugelassen.

Da viele von uns langen und intensiven Kontakt mit den Angroschim hatten, sind wir im Rückblick mit der richtigen Erwartungshaltung angetreten: Nur die Ruhe bewahren! Es galt, sich in Geduld zu üben und zuzuhören. Auch war uns bewusst, dass sich nicht alles durchsetzen oder in Erfahrung bringen ließe. Bei Themen wie Brandans Pakt oder der Entwicklung des Koschbasalts merkten wir sehr bald, dass hier und heute nichts weiter zu besprechen war.

Es war keine Selbstverständlichkeit, dass wir bei all den vertretenen Provinzen eine gemeinsame Linie gefunden haben. Ich bin sehr froh, dass sich sehr schnell die Koscher Art durchsetzte, Verhandlungen zu führen: Man setzt sich gemütlich zum gemeinsamen Essen an den Tisch, erinnert an die gute Tradition und betont ähnliche Ansichten. Erst nachdem diese gemeinsame Basis ausreichend hergestellt ist, überlegt man, was angesichts dessen von den Anwesenden vereinbart werden muss, damit es so bleibt. Ich möchte die Einzelheiten der getroffenen Abmachungen nicht vorwergnehmen, denn sie werden bestimmt in Kürze offiziell verkündet werden. Sei versichert, dass wir Koscher Adeligen unser Fürstentum würdig vertreten haben, ganz im Geiste des Bundes auf Ewig.

Eine Begebenheit möchte ich jedoch noch von der Geburtstagsfeier berichten. Als die Gäste vortraten und Albrax Sohn des Agam ihre Geschenke überreichten, da richtete ich die Grüße von Fürst Anshold aus. Dabei habe ich nach zwergischer Art die Linie der Eberstamms bis zum Stammvater Baregrond auswendig aufgezählt. Da flüchtiges Pergament den Angroschim nicht geheuer ist, nannte ich auch die vertrauenswürdigen steinernen Quellen, auf denen die Artikel basierten: Das Fürstliche Adelsarchiv unter Aufsicht von Himrig Sohn des Xorig und die Stele in Koschim, auf welcher die Namen vor Baduar festgehalten sind.

Als ich – Hesinde sei gepriesen! – im ersten Versuch alle Namen korrekt genannt hatte, da brandete Jubel auf. Von den Erzzwergen kamen zwei auf mich zu: Bonglorosch Sohn des Bongrom, der Wächter der Unteren Pforte, umarmte mich herzlich. Gramosch Sohn des Gorro, der Angrosch-Hochgeweihte von Xorlosch, klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Nie habe ich eine Schlacht geschlagen oder auf einem Turnier geglänzt, doch glaube ich, auf diese Weise dem Koscher Rittertum zur Ehre gereicht zu haben. Das genaue Studieren der Namen, so wie sie vor vielen Jahren in verschiedenen Ausgaben des Kosch-Kuriers erschienen sind, es hat sich gelohnt!

Ich bereite mich derweil auf den Rückweg vor und hoffe, dass er nicht allzu beschwerlich wird. Mögen uns Drachenangriffe und anderer Unbill erspart bleiben!
 
 
 
 
Dein Sohn Boromil

Irdischer Hinweis: Dieser Artikel ist im Nachgang des Allaventurischen Konvents 2025 entstanden.