Edelbrecht vom Eberstamm: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. September 2006, 10:32 Uhr
„Jahr muss eine Zahl sein.“ ist keine Zahl.
„Jahr muss eine Zahl sein.“ ist keine Zahl.
Beschreibung
So manchen Neider gab es und nicht wenige aufrechte Greifenfurter, die es aus Stolz rundheraus ablehnten, die Hand ihrer Herrin einem Auswärtigem zu gewähren, als Herr Edelbrecht vom Eberstamm vor nicht langer Zeit mit stattlichem Gefolge als Brautwerber nach Greifenfurt zog. Wenngleich dieser Groll nicht ganz verschwunden sein mag, so ist doch offensichtlich, dass sich die Markgräfin Irmenella von Wertlingen kaum einen besseren an ihrer Seite wünschen könnte: Vom einstigen jugendlichen Heißsporn ist der zweitgeborene Sohn des Fürsten Blasius vom Eberstamm in den letzten Jahren zu einem Edelmann gereift, der dennoch nichts von seiner Tatkraft verloren hat, ja, weithin für seine Ritterlichkeit bekannt ist und Greifenfurts Wehr mit Mut und Geschick gegen allerlei Feinde führte. Der Greifin aber ist er ein liebender Gemahl, und mit ihr hat er den Mark einen prächtigen Erben geschenkt, auch wenn dem Prinzlein Ulfried Halmdahl von Wertlingen Ulfried Halmdahl kein leichter Beginn auf Deren geschenkt war.
Kindheit zu Angbar
Sorgenvoll wird der Prinz, als die Markgräfin sich während des letzten die Namenlosen Tage in den Wehen wand und quälte, an seine eigene Geburt gedacht haben. Im Jahre 5 des Kaisers gebar die koscher Fürstin Gunelida zwei Knäblein, doch gefiel es dem allmächtigen Herrn Boron, die gütige Frau gleich hernach zu sich in die alveranischen Gefilde zu rufen. Edelbrecht, der um weniges ältere der Zwillinge, war von Anbeginn an von stärker als sein Bruder Idamil vom Eberstamm und erfüllte bald alle Erwartungen, die man einen Fürstensohn stellte.
An einen Fürsten womöglich – denn mancher am Hof zu Angbar fürchtete, dass Anshold, der Erstgeborene, wegen verschiedentlicher Krankheiten und Schwächeanfälle wohl nie seinem Vater Blasius auf dem Thron nachfolgen würde. Edelbrecht aber schoss empor wie das Korn auf dem Felde und bezauberte die Zofen mit seinen blauen Augen und dem flachsblonden Haar (das später dunkeln sollte). Von so lebhafter Natur war er, dass ihm die Kindermädchen auf Schritt und Tritt nachlaufen mussten. Nur zu Tieren konnte der Junge nie ein rechtes Verhältnis entwickeln, seit ihn einmal der Rabe eines Magiers beinahe ein Auge auspickte, nachdem der Knabe im Scherz das Tier in ein Bierfass getaucht hatte. Einzige Ausnahme waren sein Ross, von dem der Knabe gleichwohl viel forderte.
Ungestüme Jugendzeit
Später war der Jüngling Knappe am nachbarlichen Hof des mächtigen Herzogs der Nordmarken, wurde dann aber auf Befehl seines Vaters in die Heimat zurückberufen, trotzdem er noch nicht den Ritterschlag erhalten hatte. Dies war ohne Zweifel ein schwerer Affront, doch geschah es in der Zeit, nachdem der Herzog Jast Gorsam zu Gareth sein Schwert wieder den Großinquisitor gezogen hatte, den Reichstag des jungen Köngis Brin verließ und fortan allein seinen Bruder Hilberian als rechten Boten des Lichts ansah (und mancher fürchte, dass daraus ein neuer Krieg im Reiche erwachsen würde).
Von Elenvina eilte dem jungen Prinzen der Ruf eines wahrhaften Draufgängers voraus, den er zurück in Angbar redlich zu erfüllen suchte. Schnell klagten die Bürger hinter vorgehaltener Hand über die tolldreiste Späße, mit denen sich der Prinz und der von ihm ausgehaltene Haufen junger Edler verlustieren. Den schönen Töchtern der Kaufleute und Handwerksmeister, und selbst manch einfachen Bauernmädel machten sie den Hof, so sie nur hübsch genug waren, und nahmen dabei wenig Rücksicht auf die Gebote der Frau Travia und alle guten Sitten. Mehr als ein Wirt musste über zerbroch’nes Mobiliar klagen, als die übermütigen Adelssprösslinge sich im Trunke auf eine Rauferei mit Berggesellen oder Schmiedelehrlingen einließen, die diese nicht zu gewinnen wagen konnten. Und auch durch die halsbrecherischen Wettritte durch Stadt und Land, die den jungen Herren so viel Freude bereiteten, machen sie den braven Untertanen das Leben schwer, deren Äcker und Gärten verwüstet zurückbleiben.
Einer der Gefolgsleute des Prinzen in jener Zeit war ein junger Ritter, den man heute als den Dichterfürsten Wolfhardt von der Wiesen kennt. Der landlose Ritter gewann sein erstes Edlengut Toroschs Aue als Siegespreis, als es Herrn Edelbrecht bei einer festlichen Jagdgesellschaft einmal befand, dass sein Wolfhardt sich im Sangesduell mit dem Troubadour des Grafen Orsino von Falkenhag messen sollte.
Fürst Blasius, der seinem Sohn manche Eskapade nachsah, ließ diesen schließlich nach dem Angbarer Turnier 25 Hal zum Ritter schlagen, bei dem sich Edelbrecht augezeichnet hatte. Zum Ritter schlug ihn nun nicht der nordmärkische Herzog, sondern Herr Kunibald von Tobrien, zu dem das Haus Eberstamm gute Beziehungen pflegte. Wenig später ehelichte Edelbrechts Base Efferdane von Eberstamm-Mersingen den Herzogensohn Bernfried.
Bewährungsproben
Auch wenn Edelbrecht zunächst sein ungestümes Leben weiterführte - es sollte Tobrien sein, dass sein Wesen reifen ließ, denn nicht lange danach überzog der schwarze Feind die Ostlande mit seinen Schrecken. Der Fürst sandte den Prinzen mit einer Abteilung Angbarer Schlachtreiter (und seinem älteren Vetter Angbart von Zweizwiebeln-Auersbrück an seiner Seite) nach Tobrien, wo Bernfried schon Herzog war, Kunibald und Efferdane gefallen.
In einem kühnen Ritt brachten die Koscher Tobriens kindlichen Erben in die Sicherheit des koscher Hofes (auch wenn es heißt, Edelbrecht habe hernach als Gast des Großsiegelwahrers Orsino ausgiebig die Annehmlichkeiten der Garether Etappe genossen). Die Blutnacht von Rommilys, die Schlacht an der Trollpforte, die Kämpfe in Tobrien - als Vertreter seines Vaters erlebte der Prinz seitdem manchen Schrecken. Sie zügelten sein Ungestüm, doch nahmen sie nicht seinen Mut - im Gegenteil.
Auf der großen Turnei von Trallop forderte Edelbrecht eine Dämomenstreiterin Galottas zum Lanzengang - und ward von deren verfluchter Lanze verwundet! Was zunächst eine schnellverheilte Wunde schien, fesselte den Prinzen bald auf sein Lager, im Fieberwahn ohne Hoffnung auf Heilung. Als aber Erbprinz Anshold am Bett seines Bruders von zwölf Falken träumte, sandte der Fürst zwölf Ritter auf die Suche nach einer Medizin. Des Prinzen Gefährte Wolfhardt war darunter, aber auch fahrende Recken aus Weiden und Albernia. Nach mancherlei Fährnissen kehrten die Falkenritter, wie sie von nun an hießen, zurück und konnten den Weg zum heilenden Quell der Ange weisen. Mit ihnen zog der gesundete Prinz später noch auf eine weitere Queste, von der man munkelt, dass sie ein Vermächtnis der Drachischen im südlichen Kosch zum Ziel hatte.
Nach Greifenfurt
Danach zerstreuten sich die Falken wieder in alle Winde, doch hat der Prinz in ihnen weiterhin eine treue Gefolgschaft, wann er nach ihnen ruft. Etliche von ihnen begleiteten Edelbrecht auch zusammen mit anderen jungen Vasallen des Hauses Eberstamm auf seiner Brautfahrt nach Greifenfurt. Fürst Blasius war bereits vor geraumer Zeit auf einem kaiserlichen Hoftag aufgefallen, welches „fesches Mädel“ da die wenig beachtete und vom Orkzug schwer verheerte Nachbarprovinz regierte. Edelbrecht hatte selbst schließlich den gleichaltrigen Grafen Jallik von Wengenholm in Greifenfurt vorfühlen lassen.
Der Brautzug – für dessen Pracht sich Edelbrecht bei den Kaufleuten Stippwitz machen Dukaten lieh – erwies sich als langwieriges Unterfangen, dass allerlei Umwege und Verzögerungen in Kauf nehmen musste, alldieweil die Markgräfin selbst nicht am Orte weilte, und man nicht überall im Greifenfurtschen freundliche Aufnahmen fand. Herr Edelbrecht aber wußte das Herz der Greifin zu gewinnen, als er ihr endlich gegenüberstand.
Die Vermählung fand zu Travias Erntefest statt, die Greifenfurter wie Koscher gleichermaßen hoch achten – doch war der Ort der Feier ein Feldlager, denn wieder einmal dräute der Ork. Der Prinz und mancher, der mit ihm auf Brautfahrt geritten war, waren aber begierig der Markgräfin ihr Schwert zu leihen. Zusammen mit einer stattlichen Anzahl Greifenfurter Ritter fochten sie auf dem eisigen Nôrnstieg im Finsterkamm einen harten, doch siegreichen Kampf wider die Schwarzpelze. Beflügelten Mutes entsetzen sie anschließend das Städtchen Nordhag in der Heldentrutz, wofür der Prinz von der Reichsregentin zu Trallop den bronzenen Greifenstern erhielt.
Um sich dessen wahrhaft würdig zu erweisen, erbot sich der Prinz mit seinen Streitern, denen seiner Gemahlin und seines Vaters sowie jedwedem, der auf dem Heimweg vom Reichkongresse eine Umweg einzulegen bereit sei, den belagerten Rhodenstein zu befreien, was mit vereinter Kraft auch geschah.
Neue Kämpfe
Der Ork freilich war nicht vernichtet: Schon bald bedrängte eine neues Heer die Stadt Greifenfurt selbst. Der Prinz übernahm das Oberbefehl über die Verteidiger, da seine Gemahlin gerade in dieser schweren Stunde unpässlich war [stimmt das so?]. Als schließlich unerwarteter Entsatz unter dem zurückgekehrten Answin von Rabenmund, konnte auch Edelbrecht nicht umhin, dessen Führungsstärke Respekt zu zollen, obschon das Haus Eberstamm seit Urzeiten in unverbrüchlicher Treue zum Hause Gareth steht.
Eine ähnliche widersprüchliche Bewunderung bringt der Prinz auch dem streitbaren Herzog der Nordmarken entgegen, der seinerseits seinem ehemaligen Knappen nichts nachzutragen scheint. Zwar weiß Edelbrecht, dass beide großen Herren sich wohl kaum jemals um Greifenfurter oder Koscher Interessen geschert hätten, wenn sie den ihren entgegenstünden.
Doch so sehr der Prinz den edlen und ungebeugten Herzog Bernfried als Vorbild unter den Provinzherren ansieht, so meint er doch in dunklen Stunden, er selbst gehöre eher zu jenen, bei denen Größe stets mit Fehl und Schwäche anderer Art einhergeht. Solche Gedanken, die er in seiner Jugend nicht kannte, suchen ihn nun zuweilen heim, obschon er doch nun mit Gemahlin und Söhnlein am glücklichsten sein sollte.
Auch hat der Prinz seinen hesindegeweihten Zwillingsbruder Idamil verloren, den einzigen, mit dem er über solcherlei Seelenbedrängnisse wohl sprechen könnte (so kameradschaftlich er auch sonst mit seinen Falken und Kampfgefährten umzugehen pflegt). Die enge Verbundenheit zwergischer Brüderpaare vor Augen, erwägt er bereits insgeheim, Weise des Kleinen Volkes um Rat zu bitten. Ob dieser Sorgen fühlt sich der Prinz – obschon das noch nicht einmal sich selbst eingestanden hat – in diesen Tagen am wohlsten, wenn er mit den wenigen an seiner Seite verbliebenen Koscher Gefolgsleuten und einer Schar Greifenfurter durch die Mark sprengt, marodierenden Schwarzpelzen auf der Spur und eine klare Entscheidung – Mann gegen Ork – vor sich.
Dynastisches
Edelbrecht steht in der koscher Thronfolge nach seinem Bruder Anshold an zweiter Stelle, da dessen bisher einziges Kind dem Alagrimm zum Opfer fiel. Edelbrechts Sohn Ulfried Halmdahl trägt aber nach dem Ehevertrag den Namen des Hauses Wertlingen und soll zuvorderst als Greifenfurter erzogen werden. Ein zweites Kind Irmenellas stünde hingegen wieder in der Koscher Linie.