Unruhige Zeiten - Auf dem Weg ins Ungewisse
Mitte Boron 1043, Baronie Vinansamt
Halmar von Sindelsaum war noch immer etwas überrascht. Vor wenigen Wochen hatte er völlig unerwartet ein Bote des Grafen Wilbur vor ihm gestanden und ihn im Namen des Grafen angewiesen sich an einer Hilfsmission für die Schwester des Grafen in Garetien zu beteiligen. Eine große Fehde war ausgebrochen und die Hartsteener wurden hart bedrängt, um seiner Schwester unter die Arme zu greifen wollte der Graf eine Truppe schicken.
Auch wenn Halmar nicht furchtbar motiviert war für Garetier gegen Garetier zu kämpfen war er doch dem Ruf seines Grafen gefolgt, denn wenn ein Graf befahl folgte man, auch wenn es ihm nicht so recht in den Kram passte. Aber er hatte sieben Jahre in der Wildermark und an der Grenze zu Schwarztobrien überstanden, ein paar Monate in Garetien würde er also auch überleben. Wenn er ehrlich war reizte ihn die Abenteuerlust natürlich auch ein bisschen.
Neben ihm hatten sich noch andere junge Ritter eingefunden, Cella von Salzmarken, die Schwester der Befehligerin der Hügelländer Spießgesellen war mit dabei. Es schien als müsste eine Salzmärkerin in jeder Truppe des Grafen dabei sein, kommandierte ihr Onkel Angbart doch die Ritter vom See. Daher hatte es Halmar auch wenig überrascht, dass Angbarts Schwester Firuna das Kommando über die Truppe führte. Sein Vater hatte länger mit den Salzmärkern in Fehde gelegen. Er hatte daher natürlich gemischte Gefühle was den Einfluss der Familie auf die Truppe anging, selbst wenn er selbst damals nicht an der Fehde beteiligt gewesen war.
Die beiden Schetzenecker Arn vom Hochfeld und Josmene von Treublatt schien vor allem die Abenteuerlust zu treiben. In einer Fehde konnte man sich beweisen und wenn man unter den Augen der zukünftigen Gräfin von Hartsteen gut focht konnte man sich vielleicht ein nettes Lehen sichern. Für die beiden landlosen Ritter vermutlich Motivation genug, zumal Arn seine Knappschaft im garetischen zugebracht hatte. Was Lorine von Eichstein dazu bewegt hatte der Truppe zu folgen wusste Halmar nicht. Bisher war auch kaum Zeit gewesen um sich kennenzulernen, drängte der Graf doch auf einen baldigen Aufbruch.
Sorge bereiteten Halmar hingegen die Gemeinen Mitglieder des Banners, waren insbesondere die Armbrustschützen doch erst in den letzten Wochen rekrutiert worden. Nur drei erfahrene Waibel standen den 27 meist gänzlich unerfahrenen Burschen und Mädels gegenüber. Auf einer Zielscheibe konnten sie alle eindrucksvolles vollbringen, immerhin waren sie Koscher, aber es gehörte mehr dazu in einer Schlacht eine ruhige Hand zu bewahren und sich auch mit Axt und Schwert zur Wehr setzen zu können. Sie hatten alle Pferde erhalten um die Strecke nach Hartsteen rasch zurücklegen zu können. Sehr sicher sahen aber nur die wenigsten der Armbruster im Sattel aus.
Auch bei den Waffenknechten, dem berittenen Gefolge der Ritter gab es große Unterschiede. Die meisten hatten keine, oder nur geringe Kampferfahrung. Sie machten auf dem Pferderücken eine bessere Figur als die Armbruster, aber auch sie waren für den Reiterkampf wenig geeignet. Es hätte Wochen gedauert um die Truppe in eine schlagkräftige Formation zu verwandeln, aber so viel Zeit war ihnen nicht vergönnt. „Das Banner soll rennen“ hatte der Graf angeblich gesagt und so wurden sie nun das „Rennbanner“ genannt.
So bestand das Hügellander Rennbanner nun aus sieben Rittern mit einigen berittenen Reisigen und 30, ebenfalls berittenen Armbrustschützen. Insgesamt also 60 Reiter, die in Hartsteen sicher eine große Hilfe sein würden. Halmar hoffte nur, dass er die Hilfsbereitschaft seines Grafen nicht mit dem Leben bezahlen musste. Immerhin einen Lichtblick gab es, sein Waffenknecht und Gefährte aus seinen Tagen in Tobrien und der Wildermark, Bodar Harnischmacher, war ihm in den Dienst beim Grafen gefolgt.