Angbar im Ingerimm - Ein Stück aus bestem Stahl
Angbar im Ingerimm 1034 BF (bei der Angbarer Warenschau)
„Nora, was hältst Du von diesem Schwert, gefällt es Dir?“
Leobrecht nahm das schmucke Stück aus bestem Angbarer Stahl aus den Händen des Schmiedes und hielt es in Richtung seiner Tochter.
„Nora, schau bitte hoch.“
Leonora war immer noch vertieft in ihr Buch.
Dieser schmunzelte freundlich, sie schaffte es immer, dass er ihr nicht böse sein konnte. Mit ihrem Charme wickelte sie ihn jedes Mal um den kleinen Finger. Leobrecht wandte seinen Blick erneut zum Schmied.
„Wir nehmen es, es ist schick mit schönen Ziselierungen – sie wird es eh nur als Standessymbol nutzen. Bitte lasst es zum Haus Sirbensack, unserer Unterkunft, bringen.“
„Nora... LEONORA.“
Sie erschrak und fiel von dem Holzbalken auf den sie sich nieder gelassen hatte. Leobrecht reichte seiner Tochter die Hand und half ihr auf.
„Wir sind nun fertig. Da Du jedoch kein Interesse an der Angbarer Warenschau zu haben scheinst, ist es besser, wenn wir wieder zur Herberge zurückkehren und morgen weiter nach Elenvina reisen, damit du dort deine Lehre an der Rechtsschule antreten kannst. Ich wollte eigentlich noch den Büchermarkt ansteuern, aber wo Du so ungern auf Märkte gehst...“
Leonora sprang auf, steckte ihr Buch über die Kaisersprüche Retos eilends in die Tasche, griff nach der Hand ihres Vaters und zog.
„Nein, nein, nicht nach Elenvina. Lass uns zu den Büchern gehen, warum hast Du das nicht gleich gesagt.“
Sie stockte für einen Moment.
„Äh, wir müssen auch noch ein Schwert kaufen.“
Leobrecht küsste seine Tochter sanft auf die Stirn.
„Alles schon erledigt. Und zum Büchermarkt geht es in die andere Richtung.“
Sie schlenderten die überfüllten Gassen entlang. Leobrecht war stets darauf bedacht, dass seine Geldkatze auch in seinem Besitz verbleiben sollte, als Leonora aufschrie.
"Loslassen, das ist mein Beutel."
Mit vereinten Kräften zogen sie an dem Schulterband, dieses zerriss und Leonoras Bücher verteilten sich auf dem Boden. Leobrecht dachte kurz darüber nach dem Dieb hinterherzurennen, doch in diesem Gewusel hatte das wenig Sinn, so dass er zu seiner Tochter zurückkehrte. Hastig sammelten sie ihre Werke ein, bei dem Gedränge wollten sie nicht zulange am Boden knien, sonst würden sie einfach überrannt werden.
Nach dem kurzen Aufreger setzten sie ihren Weg fort, als Leobrecht in die strahlenden Augen seiner Tochter blickte. Fasziniert - fast wie in Trance - schaute sie zu den aufgereihten Büchern. Sie hatten ihr Ziel erreicht.