Entführung des Prinzenpaares - Die Forderung
Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"
Vor der Scheune | Lösegeld |
Als die Diener mit den gewünschten Lichtquellen zurückgekehrt waren, nahm der Rittmeister eine Laterne und eine Kerze und begann mit der Untersuchung des Kutschbocks. Ermunternd nickte er Anselm und dem Wehrmeister zu, es ihm gleich zu tun.
Die Golgaritin Lyeria hatte ruhig und besonnen alle Informationen aufgenom-men und meldete sich nun auch mit ihrer ruhigen, aber bestimmten Stimme zu Wort: "Wahr gesprochen, Rittmeister. Lasst uns uns in Borons sanfte Arme legen, damit wir morgen wieder mit neuer Kraft und frischem Verstand zu Werke gehen können! Wir werden morgen einen kleinen Gottesdienst feiern. Vielleicht bekommen wir in Ruhe und Meditation einen neuen Gedanken. Boron weiß. Wer sonst teilnehmen möchte, möge eine Stunde vor Sonnenaufgang in die Kapelle kommen, damit wir den neuen, hoffentlich erfolgsversprechenden, Tag begrüßen können.", dann wandte sie sich um und flüsterte noch Antara zu: "Schwester, wir treffen uns bereits eine Stunde früher, damit wir uns in das Gebet vertiefen können." Schon schlug sie ihren weißen Mantel um und ging in Richtung des Haupthauses, während Timokles ihr folgte.
Entschlossener Mann der Rittmeister, mußte Thorben sich eingestehen und aus übertriebener Etikette machte er sich sowieso nichts. Also nahm er einem Burschen die Laterne ab und umrundete die Kutsche, sorgfältig darauf acht-end, ob irgendetwas nicht so war, wie es seiner Meinung nach sein sollte.
Währenddessen sagte er: "Diese Beschau wird eine Inspektion am morgigen Ta-ge nicht ersetzen können. Das Licht des Herren Praios wird uns eher Spuren der dunklen Machenschaften offenbaren, als der Laternen Schein. Daher muß die Kutsche heute nacht bewacht werden!"
Er wandte sich von der Kutsche ab und ging Lyeria anrufend hinter ihr her. "Euer Gnaden, Lyeria! Auf ein Wort, bitte!"
Lyeria war bereits um eine Hauswand verschwunden, als sie die unangenehm lauten Worte Thorbens vernahm. Sie blieb ruckartig stehen und antwortete ein klein wenig gereitzt: "Timokles, geh schon einmal vor und bereite unse-re Kammern vor. Ja, was ist Euer Begehr? "
Vogt Nirwulf zog genüsslich an seiner Pfeife als sich die Greifenfurter
mit Eifer an die Untersuchung der Kutsche machten. "Das Haus Plötzbogen
entstammt ursprünglich dem Hinterkosch ... genauer den Nordmarken. Der
Onkel der Stallmeisterin und Leibkutscherin des Erbprinzen war lange
Jahre Vogt von Ferdok - hat einen Großteil des Familienvermögens in
alkoholhaltige Flüssigkeiten gesteckt. Dass sie in die Entführung
verwickelt sein könnte, ist nicht unmöglich - doch kann sie ebenso zum
Anspannen der Kutsche gezwungen worden sein, weshalb ich mit
Beschuldigungen lieber vorsichtig bin. ... wenn Ihr auf an die Seite des
Sitzes blickt, werdet Ihr einen roten Fleck entdecken ...", ließ der
Vogt beiläufig fallen. Offenbar hatte auch er die Kutsche bereits
untersucht, wollte aber niemandem den Spaß an der Suche verderben.
Der Wehrmeister hatte den großen Fleck bereits bemerkt ... war es etwa Blut? Als hätte der Hügelzwerg die Gedanken Thorben von Hammerschlags gelesen fügte er hinzu: "...Blut ist es allerdings nicht, sondern schlichter Wein. Vermutlich Würzwein. Zum Schuhabdruck lässt sich sagen, dass..."
ZZZZZZZZZZTTTT ... TOCK!
Der Redefluss des dicken Cantzlers wurde jäh unterbrochen - vor Schreck hätte er fast auf seine Pfeife gebissen. Ein Pfeil zischte durch die nächtliche Luft, verfehlte Answin von Boronshof nur um Handbreite, und blieb im schneebedeckten Boden nahe seiner Füße stecken.
Um den Schaft war ein Stück Pergament gewickelt.
Erlan von Sindelsaum zuckte sichtlich zusammen und suchte den Schützen mit Blicken zu finden, aber in der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Als er sich dem Pfeil zuwandte erkannte er jedoch, dass um den Schaft ein Pfeil gewickelt worden war. Nach einem kurzen Blickkontakt mit dem Cantzler nä-herte er sich dem Pfeil, entfernte das Stück Papier vorsichtig und reichte es dem Cantzler ungelesen.
Urion hatte das Aufschlagen des Pfeiles bemerkt und unterbrach seine Unter-suchung. Neugierig blicke er den Cantzler an. Um den Prinzen sorgte er sich indes nicht. Hätte dieser Pfeil dem Prinzen gegolten, hätte er auch getrof-fen.
So machte sich Anselm schließlich an die genaue Untersuchung der Kutsche. Mit der Blendlaterne ausgerüstet untersuchte er den Innenraum. Dabei hob er Polster an und öffnete etwaige Deckel. Zudem klopfte er immer mal wieder an den Wänden, um festzustellen, ob es irgendeinen Hohlraum gab, der etwas verbergen könnte. Bei dem "Blutfleck" schließlich blickte er schmunzelnd zum Cantzler. Das Schmunzeln erstarb in dem Augenblick, als der Pfeil einschlug. Sofort sprang der Junker aus der Kutsche und zog sein Schwert, dessen Metall das Licht spiegelte. Kampfbereit erwartete er was kommen würde und entspannte sich erst ein wenig, als er Tatssache gewahr wurde, dass der Pfeil wohl eine Botschaft beförderte.