Angbar im Ingerimm - Abends im Sindelhof

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Angbar, Ingerimm 1034 BF

Mittlerweile war der Abend heran gebrochen und Fackeln und Laternen erleuchteten die Gassen Angbars. Als die kleine Gruppe beim Sindelhof, dem Stadthaus des Barons, angekommen waren, wurden Leobrecht und Leonora sofort in ein gemütliches Kaminzimmer geleitet. Dort saß eine Gruppe von Männern und Frauen mittleren Alters zusammen und hielt ein Pläuschen. Humpen voller Angbarer Dunkel standen neben den Sesseln und die ein oder andere Pfeife glomm vor sich hin. Während die beiden Außerkoscher noch abwarteten, erhob sich bereits Erlan und eilte mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. Er war aufgrund seiner Kleidung nicht als Baron zu erkennen, aber die Ehrerbietung mit der die Waffenmagd mit ihm sprach deutete seinen Rang an.
Erlan lächelte freundlich, als er das Gespräch mit der Waffenmagd beendet hatte. Er schickte sie fort.
„Seid mir herzlich willkommen. Ihr habt eine weite Reise auf euch genommen, um nach Angbar zu kommen. Ich bin Erlan von Sindelsaum. Seid meine Gäste.“
Dabei deutete er auf zwei leere Sessel. Das Gespräch der übrigen Anwesenden war derweil verstummt und alle Augen richteten sich auf die beiden Unbekannten. Nachdem Erlan die beiden Garetier vorgestellt hatte wirkten die Gesichter noch neugieriger.
„Ich habe wohl euer Buch gefunden“, sprach Erlan an Leonora gewandt.
„Ist es noch in Ordnung?“ wollte das Mädchen aufgeregt herausfinden.
„Aber sicher. Ich lasse es gerade holen. Ein spannendes Werk, dass du da liest.“
Leonora nickte eifrig.
„Ja, es ist mein Lieblingsbuch.“
Erlan lächelte erneut.
„Es ist auch mein Lieblingsbuch. Trotz seines Alters finden sich immer wieder spannende Stellen! Aber sagt was treibt euch nach Angbar. Der Weg ist ja furchtbar weit.“
Während Diener die Neuankömmlinge bewirteten antwortete Leobrecht: „Ich begleite meine Tochter nach Elenvina. Dort soll sie am Rechtsseminar lernen.“
„Ist sie nicht noch etwas jung dafür?“ warf Erlan ein. „Die meisten Studenten sind dort deutlich älter.“
„Das mag stimmen“, gab Leobrecht zu, „aber das Kriegshandwerk liegt ihr nicht so Recht. Ihre Welt sind die Bücher. Sie hat ihren Pagendienst abgeleistet, aber eine Ritterin wird wohl nie aus ihr werden.“
Erlan musterte Leonora genau. Ihre klugen Augen blickten ihn interessiert an. So ganz schien ihr der Gedanke an Elenvina nicht zu behagen.
„Wenn die Pagenzeit bereits vollbracht ist, wäre es aber Schade, auf halbem Wege aufzugeben, und Bücher gibt es auch hier. Mein Großvater besitzt eine der bedeutendsten Bibliotheken im Kosch!“
Erlan war sichtlich stolz auf diesen Umstand.
„Was haltet ihr davon, das Rechtsseminar warten zu lassen und erst einmal die Knappschaft zu vollenden. Was ist denn selbst alter Adel ohne einen Ritterschlag? Ich selbst könnte eure Tochter ausbilden. Mit Büchern kenne ich mich allemal aus und auch an fähigen Schwertkämpfern soll es nicht fehlen.“
Leobrecht grübelte eine Weile.
„Sie ist wirklich noch sehr jung. Ich kenne euch kaum, aber wenn der Fürst des Kosch euch zu seinen engsten Beratern ernannt hat, bin ich sicher, dass ihr ein ehrbarer Ritter seid. Ich nehme euer Angebot gerne an. Was sagst du Nora?“
Noras Augen leuchteten. Anstatt in ein langweiliges Rechtsseminar zu müssen würde sie noch ein paar unbeschwerte Jahre haben. Das zumindest vermutete sie.