Moorbrücker Inspektionsreise - Hohentrutz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Januar 2018, 13:42 Uhr
Teil der Briefspielgeschichte "Moorbrücker Inspektionsreise"
Moorbrücker Inspektionsreise - Klammwinkel | Moorbrücker Inspektionsreise - Grimsaus Ehr |
Hohentrutz, Ingerimm 1041 BF
Der Hügel, auf dem sich die Siedlung Hohentrutz befand, ließ sich dank der in jahrelanger Arbeit aufgestellten Wegmarkierungen einigermaßen finden. Zwar waren viele Stickel umgestürzt und vermodert, dennoch gelang es trotz Nebels, die Siedlung zu finden.
Die allgegenwärtige Feuchtigkeit setzte auch hier den Häusern zu – einige der einfachen Katen schienen mehr Baustelle als Gebäude zu sein, das Haus, in dem Ritter Roban hauste eingeschlossen.
„Viel ist in dieser Erbsensuppe nicht zu sehen“, erklärte er Kuniswart, „und wenn sich die Brühe erst mal gesetzt hat, dauert es manchmal Tage, bis er sich wieder verzieht. Oder er verschwindet binnen einer halben Stunde, als würde irgendein Spaßvogel das Zeug wieder einsammeln, wenn ihm danach ist. Aber wenn kein Nebel wäre, könntet Ihr die Felder sehen – oder das, was wir so bezeichnen! Sind kaum mehr als ein paar hundert Rechtschritt, und die einigermaßen zu entwässern ist eine nicht enden wollende Arbeit. Emmer und Dinkel gedeihen leidlich, wenn es nicht zu sehr regnet, und die Schweine und Ziegen finden wohl auch ihr Auskommen, aber sonst…“
Roban hob die Schultern, und Kuniswart zog die Stirn kraus.
„Ich würde die Felder trotzdem gern sehen!“ beharrte er, und erntete ein weiteres Schulterzucken.
„Ich hole meine Waffen“, erklärte Roban. „Ohne Stahl sollte man sich hier nie von der Siedlung entfernen.“
Minuten später standen Kuniswart und seine Begleiter mit dem Ritter im dicksten Nebel inmitten der Felder. Das Getreide trug Ähren, wenngleich nicht besonders große und auch nicht besonders viele. Auch die Rüben und der Kohl wirkten nicht allzu üppig – und damit würde auch ein Zehnt eher bescheiden bleiben.
„Denkt Ihr, die Situation wird sich in Bälde bessern?“ wandte Kuniswart sich an den Ritter, der wachsam in die grauen Schwaden lauschte.
„Was ich bräuchte, wären mehr Siedler“, erklärte Roban. „Seit der Gründung der Siedlung haben wir zwar ein paar Schreihälse mehr“, wie auf Stichwort hörte Kuniswart ein Kleinkind greinen, „aber was wir brauchen, sind Hände zum Zupacken. Trotz der Abgabenfreiheit hat sich seit dem Eingreifen des seligen Blasius keine Sau mehr hierher verirrt – zumindest keiner, der bleiben wollte. Die paar Männekes, die ich habe, sind mit dem Entwässern, Säen, Ernten und Reparieren total ausgelastet. Das Holz gammelt einem unter den Fingern weg, Bruchstein gibt es hier nicht, oder nicht genug, um die Häuser daraus zu bauen, und es durch den Sumpf hierher schaffen…“
Kuniswart nickte. Es war ohne schweres Gepäck schwierig genug gewesen, hierher zu kommen. Eine Ladung Baugestein hierher zu bringen dürfte nahezu unmöglich sein, und selbst wenn – der Hügel war nicht groß, und jetzt schon mit dem halben Dutzend Holzhäusern größtenteils bebaut. Wohin sollte man das Dorf erweitern, wenn es schon jetzt an trockenem Boden fehlte?
„Immerhin habt Ihr es geschafft, Euch hier zu halten“, murmelte er dennoch anerkennend.
„Wie ein Brückenkopf im Feindesland“, lachte Roban. „Abhängig vom Nachschub aus der Etappe. Würden wir nicht regelmäßig Hilfe aus Roterz bekommen, wäre ich wohl mittlerweile der einzige, der noch hier aushält. Was wir dem Sumpf abtrotzen, reicht gerade aus, um nicht zu verhungern. Wenn ich meine Leute zufrieden halten will, muss ich noch reinbuttern, sonst laufen sie mir weg!“
„Kommt Ihr denn nicht voran mit dem Entwässern?“
„Die Brühe kommt fast so schnell wieder wie wir entwässern“, seufzte Roban. „Und das Dreckszeug lagert Schlamm in den Gräben ab, dass man sie ständig wieder freiwühlen muss. Und wie gesagt, mit den paar Flitzpiepen, die mir die Treue halten, haben wir das Größtmögliche erreicht. Wenn wir neue Gräben ziehen, würden andere dafür unbrauchbar werden und damit die Felder. Es ist, Verzeihung, manchmal einfach zum Kotzen!“
Kuniswart nickte erneut. Wie eine vom Sumpf belagerte Festung, deren Wehranlagen man ständig instandsetzen musste, sollte die Festung nicht fallen.
„Aber Ihr bleibt!“ stellte er fest. Roban fixierte ihn mit steinernem Blick.
„Ich gab dem Fürsten Blasius mein Wort, diesem Sumpf urbares Land abzutrotzen, und dieses Wort gilt. Selbst wenn es am Ende nur ein paar Rechtschritt sind, ich bleibe und werde meinen Eid erfüllen. Ob meine Siedler ebenso denken, wissen die Götter allein!“
Kuniswart schauderte. Ihm behagte das Bild eines einsiedlerischen Ritters mitten im Sumpf nicht besonders, und er war dankbar, als er Hohentrutz am nächsten Morgen wieder verlassen konnte.