Nottel und der Rabbatzmann: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Aus Koscher Sagenwelt: Nottel und der Rabbatzmann''' | |||
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Aktuelle Version vom 9. April 2022, 13:40 Uhr
Aus Koscher Sagenwelt: Nottel und der Rabbatzmann
Es ist schon ein Weilchen her, da wohnte in den Koschbergen ein Bauer namens Nottel oder Notker; das war ein rauer und ruppiger Geselle, der schnell mit anderen in Streit geriet und böse Worte im Munde führte, so dass es der Frau Travia droben in Alveran grauste. Er war nicht groß gewachsen, aber kräftig und zäh, und darum legte keiner sich gerne mit ihm an.
Eines Tages war der Nottel in Twergental (oder sonst einem Dorfe in den Bergen, man hört die Geschichte bald so, bald so), und wie ihm im Gasthof die Schankmagd den Bierkrug etwas täppisch auf den Tisch stellte und dabei etwas vom guten Trank verschüttete, da polterte der Nottel los und schrie: »Dich soll der Rabbatzmann holen, du dumme Trine!«
Ein anderes Mal, als ihm der Zahn so wehtat, dass er zum Zahnausreißer musste und dieser mit einer großen Zange seinem Namen alle Ehre machte, da spuckte der Nottel ordentlich rotes Blut auf die Erde und brüllte: »Dich soll der Rabbatzmann holen, du Menschenschinder!« So sprang er mit den Leuten um, der Nottel, wenn sie ihm dumm kamen oder ihm eine Laus über die Leber gelaufen war: Zum dicken Fuhrmann, dessen Wagen ihn mit Schlamm bespritzte, zur frommen Pilgerin, die ihn um einen Kanten Brot bat, zum jungen Gänsehirten, der ihm eine lange Nase drehte – zu allen sagte er: »Dich soll der Rabbatzmann holen!« Und in der Regel fügte er noch eine Artigkeit hinzu, als da wäre: »Du Aas! Du Nichtsnutz! Du Rotzbengel!«
Als er aber eines Tages in den Wald ging, um Holz zu schlagen, da traf er an einem Wegstein einen Krambold, der lud ihn ein zu einer Runde Schnickeln. Und wie der Nottel eine Gasse warf, da spuckte der Krambold in den Becher und ließ die Würfel rollen, und es wurde ein Drittich daraus. Da langte er hin und raffte die blanken Nickel, die in der Mitte lagen, grinsend zusammen. Der Nottel aber schüttelte die Faust und rief: »Dich soll der Rabbatzmann holen, du falscher Ferdoker!«
Da stand er plötzlich vor ihm, der Rabbatzmann, und war so groß wie eine Eiche und hatte Pranken wie ein Bär und Schultern, breiter als ein Scheunentor. Und er öffnete den Mund und dröhnte: »Nun sag mal, Nottel, was soll ich denn mit all den Leuten machen, die ich, wenn’s nach dir geht, holen soll?«
Der Nottel war natürlich erst erschrocken, doch dann stemmte er die Hände in die Hüften und knurrte: »Was weiß ich! Häng’ sie meinethalben an die höchste Tanne im Wald, oder wirf sie in die tiefste Klamm hinab, dass ihre Knochen knacken – mir ist das eins.«
»Und wenn ich nun gekomen wäre, dich zu holen?«, fragte der Rabbatzmann weiter. Da fiel dem Nottel das Kinn herab, und er brachte keinen Ton heraus. Der Rabbatzmann aber packte den Nottel und hängte ihn an die höchste Tanne im Wald; und wie er sah, dass der Nottel die Höhe nicht gut vertrug, da nahm er ihn herunter und ließ ihn fallen in die tiefste Klamm, dass seine Knochen knackten, als er unten aufkam. Da war’s zu Ende mit dem Nottel und der bösen Schimpferei.
Ja, heftig kann er sein, der Rabbatzmann, und sicher tut man gut daran, ihn nicht zu reizen. Und sollte die Geschichte am Ende bloße Erfindung sein, so stimmt die Lehre, die man daraus ziehen kann, nicht minder!