Dohlenfelder Thronfolgestreit - Die Wahl der Mittel: Unterschied zwischen den Versionen

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Fiona von Tandosch stand im Hintergrund und hatte das Verhalten der
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Fiona von [http://www.tandosch.de/ Tandosch] stand im Hintergrund und hatte das Verhalten der Anwesenden beobachtet. Ein glimmendes [[wikav:Mohacca|Mohacca]]-Stäbchen hing in ihrem Mundwinkel, ihre Hände zogen, gleich einem selbstständigen Lebewesen, immer wieder einen Lederriehmen über eine Dolchklinge. Mit jeder Zug wurde die Kinge noch etwas schärfer, auch wenn dies fast nicht mehr möglich schien, wirkte die Klinge als ob sie seit Jahren geschärft wurde.<br.>Als sie sich der Mitte der Versammlung näherte, lächelte sie innerlich über das Verhalten der kriegsunerfahren Adligen. Während hier wichtige Dinge besprochen wurden, organisierte der tandoscher Waffenmeister das Lager. Wenn die Besprechung beendet war, würden die [[Almada]]ner Reiter stehen, die Schanzarbeiten sich in vollem Gang befinden und das [[wikav:Al'Anfa|al'Anfaner]] [[wikav:Kor|KOR]]-Wappen im Wind flattern.<br.>Fionas Gesicht war bei den Gedanken unbewegt geblieben. Mit einem Zucken des Mundwinkels ließ sie die Reste des Mohacca-Stäbchens auf den Boden Fallen, trat die Glut aus, steckte den Dolch weg und wicktelt den Lederriehmen um ihren linken Unterarm.<br.>„Seine Hochgebohren von [[Sindelsaum]] hat Recht, wir müssen die Burg unter Beschuss nehmen. Aber sie muss nicht zerstört werden, wir haben genug Kämpfer hier, um einen Dauerbeschuss aufrecht zu erhalten, Tag und Nacht. Auf der Burg werden sie lernen müssen, mit gesenktem Kopf Brände zu löschen. Nicht lange, und ihre Aufmerksamkeit hat soweit nachgelassen, dass ein Enterkommando über die Mauer kommt und das Tor öffnet. Wenn wir jetzt einen Boten losschicken, kann ein Enterkommando aus Tandosch zügig hier sein.“<br.>Einem Wolf gleich, der überlegt, wie lange er noch mit dem Reh spielt, musterte Fiona den eisensteiner Baron.<br.>„Was [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=angrondvonsturmfels Angronds] Witwe angeht, es wäre gesünder, ihr nehmt von derlei Gedanken Abstand zu nehmen.“<br.>Rajodan, der wohl mehr Schlachten und Belagerungen miterlebt hatte als die Tandoscherin Sommer zählte, blickte Fiona nach ihren letzten Worten finster an. Mochte sie sich selbst für einen Wolf halte, verkannte sie die Lage gänzlich. Noch ehe sie die ersten Schritte im Rampenlicht der Adelsgesellschaft zaghaft gemacht hatte, als die Differenzen zwischen den benachbarten Baronen schon tief waren, hatte Rajodan sie als einfache Beute zum Schaden ihres Vaters ausgemacht.<br.>Bisher hatte es jedoch keinen Grund gegeben, keinen Anlass, Handlungen folgen zu lassen. Würde sie sich ihm nun aber in den Weg stellen, kein Korgeweihter und kein tandoscher Piraten Pack würden sie schützen können.<br.>„Das hat Euch nicht zu interessieren. Das ist ein Handel der Euch nichts angeht!“ waren die Worte Rajodans, welche an Schärfe jener der Klinge Fionas bei weitem übertraf. Er erkannte jedoch an, dass sie hinsichtlich Angrond gleicher Ansicht waren.<br.>„Euer Handel interessiert mich nicht.“<br.>Fiona fraget sich, ob der alte Mann nicht sehen wollte oder nicht sehen konnte, wie dünn das Eis war, auf dem er sich bewegte. Sie lächelte ihm zu, doch erreichte das Lächeln nicht ihre Augen.<br.>„Ich bin es gewohnt, denen den Rücken frei zu halten, die mit mir kämpfen, es war ein guter Rat.“<br.>
Anwesenden beobachtet. Ein glimmendes Mohaha-Stäbchen hing in ihrem Mundwinkel, ihre
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[[Frylinde von Salmingen|Frylinde von Sturmfels]] hatte sich bisher, wie es ihre Art bei solchen militärischen Planungen war, zurückgehalten. Doch nun konnte sie nicht mehr schweigen. Kaum hatte Fiona ihren Satz beendet, wandte sie sich an Baron Rajodan, bevor dieser erneut das Wort ergreifen konnte:<br.>„Von welchem ‚Handel’ sprecht Ihr, Euer Hochgeboren?“<br.>[[Hagen von Salmingen-Sturmfels|Hagens]] Mutter war bemüht, ihre Missbilligung der vermeintlichen Gedankengänge des Eisensteiners nicht allzu offen zu zeigen, doch eine gewisse Unterkühlung ihrer Stimme ließ erahnen, was sie von diesem Verbündeten ihres Sohnes und von dessen Vorstellungen hielt. Ihr war absolut klar, dass der Eisensteiner eigene Ziel verfolgte, und ihn vor allem seine bittere Feindschaft zum [[wikav:Haus Quakenbrück|Hause Quakenbrück]] ins Lager Hagens getrieben hatte.<br.>Frylinde wollte sich jedoch nicht in einen Streit mit dem Baron verwickeln, sondern fuhr sogleich an sämtliche versammelte Adeligen gewandt fort: „Ich würde an dieser Stelle doch gerne noch einmal daran erinnern, dass dieses Unternehmen im Interesse meines Sohnes, des zukünftigen guten Herrschers über [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=baroniedohlenfelde Dohlenfelde], wenn irgend möglich nicht mit einem Blutbad enden sollte – weder unter unseren Truppen noch unter Angronds Sippschaft. Hagen möchte schließlich dieses Lehen weder als Schlächter noch als Brudermörder oder Verschacherer von Familienmitgliedern erringen.“<br.>Dem Widerspruch, der manch einem Anwesenden auf den Lippen lag, kam sie erneut schnell zuvor: „Wie gesagt: Mögen die Zwölfe geben, dass solch ein letzter Ausweg nicht notwendig sein wird, und dass Angrond und seine [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=isidavonquakenbrueck Frau] und Kinder letztlich auf all ihre falschen Ansprüche verzichten! Wenn Ihr meint, dass wir für eine effektive Belagerung [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=dohlenhorst Dohlenhorsts] und eine Zermürbung der Burgbesatzung mehr Leute benötigen, würde ich mich anbieten, als vormalige Baronin Dohlenfeldes nach [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=altengrund Altengrund] zu reiten. Ich bin mir sehr sicher, dass mir einige wackere Frauen und Männer zur Durchsetzung von [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=bernhelmvonsturmfels Bernhelms] Testament ihre tatkräftige Hilfe bei der Belagerung nicht verwehren werden.“<br.>Frylinde hoffte, mit ihren Worten den aufkeimenden Konflikt zwischen dem alten
Hände zogen, gleich einem selbstständigen Lebewesen, immer wieder einen Lederriehmen über
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Eisensteiner und der jungen Tandoscherin entschärft, oder zumindest vertagt, zu haben. Zudem schadete es nie, ab und zu die Mordlust ihrer [[Rondra]] und Kor zugeneigten Standesgenossen zu dämpfen und an erwünschte andere Ausgänge dieses Unternehmens zu erinnern.<br.>Und Frylinde freute sich, mit dem [[Erlan von Sindelsaum|Baron zu Sindelsaum]] einen besonnenen Verbündeten zu haben, an den sie sich nun direkt wandte:<br.>„Hochgeboren Erlan, Eure Geschütze werden uns gute Dienste leisten, dessen bin ich mir sicher. Ich unterstütze jedoch weniger Euren Vorschlag des, verzeiht mir die kriegstechnisch unbedarfte Wortwahl, ‚großflächigen Einebnens’ der Burg, sondern vielmehr deren zielgenauen Beschuss, wie Ihre Hochgeboren Fiona vorgeschlagen hat.“<br.>Bei diesen Worten skizzierte Frylinde mit einigen raschen Kohlestiftstrichen einen Grundrissplan Burg Dohlenhorsts auf ein recht kleines Stück Papier und fuhr dann fort: „Die Burg wurde von einem [[Erzzwerge|erzzwergischen]] Baumeister errichtet und weist meiner Kenntnis nach keine echte Schwachstelle auf – mit einer Ausnahme: Der Geschützturm der Vorburg ist zu massiv für einen Beschuss. Der Mauerabschnitt direkt [[efferd]]wärts des Geschützturms ist jedoch trotz mehrerer Ausbesserungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten das Sorgenkind des freiherrlichen Baumeisters [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=angroschim&recordID=dorrimsohndesdabrom Dorrim Sohn des Dabrom]. Dorrim forderte bereits vor fünfzehn Jahren den vollständigen Abriss und Neubau dieses Mauerabschnittes, da er ansonsten ‚für die Sicherheit der Burg nicht garantieren könne’.<br.>Doch mein Gatte, [[Boron]] habe ihn selig, und später mein Stiefsohn Angrond
eine Dolchklinge. Mit jeder Zug wurde die Kinge noch etwas schärfer, auch wenn dies fast nicht
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verwehrten Dorrim Jahr für Jahr die nötigen Mittel, da diese für die Instandsetzung der [[wikav:Via Ferra|Via Ferra]] nötiger gebraucht wurden.“<br.>Frylinde machte eine Pause. Ihr Blick schweifte ins Leere, offensichtlich versuchte sie Erinnerungen an Bernhelm und bessere Tage zur Seite zu schieben.<br.>Dann fuhr sie fort: „Drei Hemmnisse sehe ich: Erstens weiß Angrond um diese Schwachstelle seiner Burg. Zweitens müssten die Angreifer, bevor sie an der Bresche wären, eine gut 50 Schritt hohe, äußerst steile Felswand hinaufklettern, an der nur wenige Vorsprünge und Wurzeln Halt bieten. Drittens wäre ein Sturmtrupp, selbst wenn alles gelingen würde, danach nur in der Vorburg.“<br.>Frylinde ging einen Schritt vom improvisierten Kartentisch zurück überließ den militärisch Gebildeten das Feld. Sie wandte sich an den Baron zu Sindelsaum:<br.>„Hochgeboren, auf eine eben von Euch gemachte Bemerkung sollten wir bei Gelegenheit und einem Glas Wein oder einer Tasse Tee noch einmal näher eingehen: Ihr machtet am Rande darauf aufmerksam, dass Erde – also elementarer Humus – [[wikav:Rotze|Rotzenkugeln]] – also elementares Erz – viel besser absorbiert als Steinmauern – ebenso elementares Erz. Das ist aus magietheoretischer Sicht äußerst spannend, ich dachte noch nie darüber nach. Die übliche Lehre, wie etwa von [[wikav:Paramanthus von Havena|Paramanthus von Havena]] und seinen Schülern vertreten, geht davon aus, dass Erz als härtestes aller Elemente grundsätzlich am besten gegen alle anderen Elemente abschirmt – die beiden Ausnahmen, dass der beste Schutz gegen Feuer Wasser ist, und auch die Kälte des Eises durch das Erz hindurchdringt, sind alchimistisch recht gut erklärbar, ich erwähne nur das Stichwort der
mehr möglich schien, wirkte die Klinge als ob sie seit Jahren geschärft wurde. Als sie sich der
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Sekundäraffinitäten. Nun behauptet Ihr aber, dass gegen Erz nicht das harte Element Erz am besten schirmt, wie ich es eigentlich immer annahm – man denke nur an das Stahlschwert und die gegen es schützende stählerne Rüstung –, sondern das deutlich weichere Element Humus.<br.>Welche elementare Eigenschaft des Humus absorbiert die Festigkeit und Undurchdringlichkeit des Erzes? Ist es seine Kerneigenschaft, das Leben, das gegen das unbelebte Erz schützt? Hat es etwas mit dem interessanten naturphilosophischen Phänomen zu tun, dass selbst feinste Wurzeln härtesten Fels sprengen können – wobei ich hier immer das Zusammenspiel des Humus mit dem Wasser und dem Eis betonen möchte. Wisst Ihr zufällig näheres über den von Euch
Mitte der Versammlung näherte, lächelte sie innerlich über das Verhalten der kriegsunerfahren
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angesprochenen Zusammenhang? Gibt es darüber gar theoretische Schriften? Ich könnte mir vorstellen, dass die [[wikav:Halle des Quecksilbers|Akademie zu Festum]] hierzu Forschungen unternahm. Ist Eure These empirisch abgesichert? Habt Ihr selbst gar Forschungen unternommen, oder handelt es sich vielmehr um eine Arbeitshypothese? Ihr habt mein Interesse geweckt! Vielleicht sollten wir über ein entsprechendes Symposium im [[Salmingen|Salminger]] [[Hesinde]]tempel nachdenken, Ihre Hochwürden [[Sephira Birninger|Sephira]] wäre sicherlich davon angetan!“<br.>Erlan blickte sowohl Finoa, als auch Rajodan nachdenklich an. Beide waren aus
Adligen. Während hier wichtige Dinge besprochen wurden, organisierte der tandoscher
 
Waffenmeister das Lager. Wenn die Besprechung beendet war, würden die Almadaner Reiter
 
stehen, die Schanzarbeiten sich in vollem Gang befinden und das al'Anfaner KOR-Wappen im
 
Wind flattern. Fionas Gesicht war bei den Gedanken unbewegt geblieben. Mit einem Zucken des
 
Mundwinkels ließ sie die Reste des Mohaha-Stäbchens auf den Boden Fallen, trat die Glut aus,
 
steckte den Dolch weg und wicktelt den Lederriehmen um ihren linken Unterarm. „Seine
 
Hochgebohren von Sindelsaum hat Recht, wir müssen die Burg unter Beschuss nehmen. Aber sie
 
muss nicht zerstört werden, wir haben genug Kämpfer hier, um einen Dauerbeschuss aufrecht zu
 
erhalten, Tag und Nacht. Auf der Burg werden sie lernen müssen, mit gesenktem Kopf Brände zu
 
löschen. Nicht lange, und ihre Aufmerksamkeit hat soweit nachgelassen, dass ein
 
Enterkommando über die Mauer kommt und das Tor öffnet. Wenn wir jetzt einen Boten
 
losschicken, kann ein Enterkommando aus Tandosch zügig hier sein.“Einem Wolf gleich, der
 
überlegt, wie lange er noch mit dem Reh spielt, musterte Fiona den eisensteiner Baron. „Was
 
Angronds Witwe angeht, es wäre gesünder, ihr nehmt von derlei Gedanken Abstand.“
 
(Salva/Eisenstein) Rajodan, der wohl mehr Schlachten und Belagerungen miterlebt hatte
 
als die Tandoscherin Sommer zählte. blickte Fiona nach ihren letzten Worten finster an. Mochte
 
sie sich selbst für einen Wolf halte, verkannte sie die Lage gänzlich. Noch ehe sie die ersten
 
Schritte im Rampenlicht der Adelsgesellschaft zaghaft gemacht hatte, als die Differenzen
 
zwischen den benachbarten Baronen schon tief waren, hatte Rajodan sie als einfache Beute zum
 
Schaden ihres Vaters ausgemacht. Bisher hatte es jedoch keinen Grund gegeben, keinen Anlass
 
Handlungen folgen zu lassen. Würde sie sich ihm nun aber in den Weg stellen, kein
 
Korgeweihter und kein tandoscher Piraten Pack würden sie schützen können. „Das hat Euch nicht
 
zu interessieren. Das ist ein Handel der Euch nichts angeht!“ waren die Worte Rajodans, welche
 
in Schärfe, jener der Klinge Fionas bei weitem übertraf. Er erkannte jedoch an, dass sie
 
hinsichtlich Angrond gleicher Ansicht waren.
 
 
 
„Euer Handel interessiert mich nicht.“ Fiona fraget sich ob der alte Mann nicht
 
sehen wollte oder nicht sehen konnte, wie dünn das Eis war, auf dem er sich bewegte. Sie
 
lächelte ihm zu, doch erreichte das Lächeln nicht ihre Augen. „Ich bin es gewohnt, denen den
 
Rücken frei zu halten, die mit mir kämpfen, es war ein guter Rat.“
 
 
 
Frylinde von Sturmfels hatte sich bisher, wie es ihre Art bei solchen
 
militärischen Planungen war, zurückgehalten. Doch nun konnte sie nicht mehr schweigen. Kaum
 
hatte Fiona ihren Satz beendet, wandte sie sich an Baron Rajodan, bevor dieser erneut das Wort
 
ergreifen konnte: „Von welchem ‚Handel’ sprecht Ihr, Euer Hochgeboren?“ Hagens Mutter war
 
bemüht, ihre Missbilligung der vermeintlichen Gedankengänge des Eisensteiners nicht allzu
 
offen zu zeigen, doch eine gewisse Unterkühlung ihrer Stimme ließ erahnen, was sie von diesem
 
Verbündeten ihres Sohnes und von dessen Vorstellungen hielt. Ihr war absolut klar, dass der
 
Eisensteiner eigene Ziel verfolgte, und ihn vor allem seine bittere Feindschaft zum Hause
 
Quakenbrück ins Lager Hagens getrieben hatte. Frylinde wollte sich jedoch nicht in einen Streit
 
mit dem Baron verwickeln sondern fuhr sogleich an sämtliche versammelte Adeligen gewandt
 
fort: „Ich würde an dieser Stelle doch gerne noch einmal daran erinnern, dass dieses
 
Unternehmen im Interesse meines Sohnes, des zukünftigen guten Herrschers über Dohlenfelde,
 
wenn irgend möglich nicht mit einem Blutbad enden sollte – weder unter unseren Truppen noch
 
unter Angronds Sippschaft. Hagen möchte schließlich dieses Lehen weder als Schlächter noch als
 
Brudermörder oder Verschacherer von Familienmitgliedern erringen.“
 
 
 
Dem Widerspruch, der manch einem Anwesenden auf den Lippen lag, kam sie erneut
 
schnell zuvor: „Wie gesagt: Mögen die Zwölfe geben, dass solch ein letzter Ausweg nicht
 
notwendig sein wird, und dass Angrond und seine Frau und Kinder letztlich auf all ihre falschen
 
Ansprüche verzichten! Wenn Ihr meint, dass wir für eine effektive Belagerung Dohlenhorsts und
 
eine Zermürbung der Burgbesatzung mehr Leute benötigen, würde ich mich anbieten, als
 
vormalige Baronin Dohlenfeldes nach Altengrund zu reiten. Ich bin mir sehr sicher, dass mir
 
einige wackere Frauen und Männer zur Durchsetzung von Bernhelms Testament ihre tatkräftige
 
Hilfe bei der Belagerung nicht verwehren werden.“
 
 
 
Frylinde hoffte, mit ihren Worten den aufkeimenden Konflikt zwischen dem alten
 
Eisensteiner und der jungen Tandoscherin entschärft, oder zumindest vertagt, zu haben. Zudem
 
schadete es nie, ab und zu die Mordlust ihrer Rondra und Kor zugeneigten Standesgenossen zu
 
dämpfen und an erwünschte andere Ausgänge dieses Unternehmens zu erinnern. Und Frylinde
 
freute sich, mit dem Baron zu Sindelsaum einen besonnenen Verbündeten zu haben, an den sie
 
sich nun direkt wandte: „Hochgeboren Erlan, Eure Geschütze werden uns gute Dienste leisten,
 
dessen bin ich mir sicher. Ich unterstütze jedoch weniger Euren Vorschlag des, verzeiht mir die
 
kriegstechnisch unbedarfte Wortwahl, ‚großflächigen Einebnens’ der Burg, sondern vielmehr
 
deren zielgenauen Beschuss, wie Ihre Hochgeboren Fiona vorgeschlagen hat.“ Bei diesen Worten
 
skizzierte Frylinde mit einigen raschen Kohlestiftstrichen einen Grundrissplan Burg Dohlenhorsts
 
auf ein recht kleines Stück Papier und fuhr dann fort: „Die Burg wurde von einem
 
erzzwergischen Baumeister errichtet und weist meiner Kenntnis nach keine echte Schwachstelle
 
auf – mit einer Ausnahme: Der Geschützturm der Vorburg ist zu massiv für einen Beschuss. Der
 
Mauerabschnitt direkt efferdwärts des Geschützturms ist jedoch trotz mehrerer Ausbesserungen
 
in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten das Sorgenkind des freiherrlichen Baumeisters
 
Dorrim Sohn des Dabrom. Dorrim forderte bereits vor fünfzehn Jahren den vollständigen Abriss
 
und Neubau dieses Mauerabschnittes, da er ansonsten ‚für die Sicherheit der Burg nicht
 
garantieren könne’. Doch mein Gatte, Boron habe ihn selig, und später mein Stiefsohn Angrond
 
verwehrten Dorrim Jahr für Jahr die nötigen Mittel, da diese für die Instandsetzung der Via Ferra
 
nötiger gebraucht wurden.“ Frylinde machte eine Pause. Ihr Blick schweifte ins Leere,
 
offensichtlich versuchte sie Erinnerungen an Bernhelm und bessere Tage zur Seite zu schieben.
 
Dann fuhr sie fort: „Drei Hemmnisse sehe ich: Erstens weiß Angrond um diese Schwachstelle
 
seiner Burg. Zweitens müssten die Angreifer, bevor sie an der Bresche wären, eine gut 50 Schritt
 
hohe, äußerst steile Felswand hinaufklettern, an der nur wenige Vorsprünge und Wurzeln Halt
 
bieten. Drittens wäre ein Sturmtrupp, selbst wenn alles gelingen würde, danach nur in der
 
Vorburg.“
 
 
 
Frylinde ging einen Schritt vom improvisierten Kartentisch zurück überließ den
 
militärisch Gebildeten das Feld. Sie wandte sich an den Baron zu Sindelsaum: „Hochgeboren, auf
 
eine eben von Euch gemachte Bemerkung sollten wir bei Gelegenheit und einem Glas Wein oder
 
einer Tasse Tee noch einmal näher eingehen: Ihr machtet am Rande darauf aufmerksam, dass
 
Erde – also elementarer Humus – Rotzenkugeln – also elementares Erz – viel besser absorbiert
 
als Steinmauern – ebenso elementares Erz. Das ist aus magietheoretischer Sicht äußerst
 
spannend, ich dachte noch nie darüber nach. Die übliche Lehre, wie etwa von Paramanthus von
 
Havena und seinen Schülern vertreten, geht davon aus, dass Erz als härtestes aller Elemente
 
grundsätzlich am besten gegen alle anderen Elemente abschirmt – die beiden Ausnahmen, dass
 
der beste Schutz gegen Feuer Wasser ist, und auch die Kälte des Eises durch das Erz
 
hindurchdringt, sind alchimistisch recht gut erklärbar, ich erwähne nur das Stichwort der
 
Sekundäraffinitäten. Nun behauptet Ihr aber, dass gegen Erz nicht das harte Element Erz am
 
besten schirmt, wie ich es eigentlich immer annahm – man denke nur an das Stahlschwert und die
 
gegen es schützende stählerne Rüstung –, sondern das deutlich weichere Element Humus.
 
Welche elementare Eigenschaft des Humus absorbiert die Festigkeit und Undurchdringlichkeit
 
des Erzes? Ist es seine Kerneigenschaft, das Leben, das gegen das unbelebte Erz schützt? Hat es
 
etwas mit dem interessanten naturphilosophischen Phänomen zu tun, dass selbst feinste Wurzeln
 
härtesten Fels sprengen können – wobei ich hier immer das Zusammenspiel des Humus mit dem
 
Wasser und dem Eis betonen möchte. Wisst Ihr zufällig näheres über den von Euch
 
angesprochenen Zusammenhang? Gibt es darüber gar theoretische Schriften? Ich könnte mir
 
vorstellen, dass die Akademie zu Festum hierzu Forschungen unternahm. Ist Eure These
 
empirisch abgesichert? Habt Ihr selbst gar Forschungen unternommen, oder handelt es sich
 
vielmehr um eine Arbeitshypothese? Ihr habt mein Interesse geweckt! Vielleicht sollten wir über
 
ein entsprechendes Symposium im Salminger Hesindetempel nachdenken, Ihre Hochwürden
 
Sephira wäre sicherlich davon angetan!“
 
 
 
Erlan blickte sowohl Finoa, als auch Rajodan nachdenklich an. Beide waren aus
 
 
seiner Sicht merkwürdige Verbündete. Die eine psychisch instabil und der andere ein kühler und
 
seiner Sicht merkwürdige Verbündete. Die eine psychisch instabil und der andere ein kühler und
 
gnadenlosen Schacherer. Frylindes Worten lauschte er aufmerksam. „Natürlich werden wir nicht
 
gnadenlosen Schacherer. Frylindes Worten lauschte er aufmerksam. „Natürlich werden wir nicht
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Beschuss beginnen!“
 
Beschuss beginnen!“
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
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{{#set:Erstellt am=2010-02-17T18:20:15|Seitenersteller ist=Benutzer:Geron}}

Version vom 12. April 2012, 10:30 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"