Dohlenfelder Thronfolgestreit - Chaostage in Twergenhausen I: Unterschied zwischen den Versionen

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„Eberhard erkläre er mir das.“ Alvide von Eichental deutete auf ein Schriftstück. „In Twergenhausen hat eine Gruppe Bewaffneter den Bürgermeister Glapendick, oder so ähnlich entführt und eine andere Gruppe Bewaffneter hat versucht sie aufzuhalten. Es gab wohl ein wenig chaotische Zustände und die Leute, die helfend eingriffen wurden festgenommen, während die Entführer entkamen. Nicht jedoch ohne eine Reihe braver Bürger dahin zu schlachten. Die Leute die festgenommen wurden behaupten nun sie hätten sich mit Informationen an euch wenden sollen und das sie über Mittelsmänner angeworben worden sind. Was steckt dahinter?“ <br/>
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Burg Dohlenhorst, am Morgen des 29. Praios<br/>
Der gestandene Söldnerführer Eberhard von Vardock hatte die Tirade seiner Heerführerin still hingenommen. Er der er es gewohnt war vom Fürstenhorter Vogt angebrüllt zu werden hatte schon schlimmeres erlebt. Dennoch wurde er etwas unsicher. Es war eigentlich nicht geplant gewesen, dass die Leute in Twergenhausen schon so früh eingriffen und noch dazu erwischt wurden. Sorgsam legte er seine Worte zurück. „Ich habe diese Leute über Mittelsmänner angeworben und ihnen den Auftrag gegeben in Twergenhausen ein Auge auf die Geschehnisse zu halten. Sie sollten eingreifen, wenn etwas gegen Hagens Interessen geschehen sollte. Diese Entführung des Bürgermeisters fällt sicherlich darunter. Es ist nur bitter, dass sie dabei gefangen genommen werden konnten und die Entführung sogar glückte.“ <br/>
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Roklan von Leihenhof war am frühen Morgen von seiner Schwester Ansoalda geweckt
Die Wahrheit würde er Alvide nur über seine Leiche verraten. Roban von Fürstenhort würde ihn aufspüren und gnadenlos töten lassen, wenn er berichten würde, dass eigentlich der Vogt hinter der Sache steckte.<br/>
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worden. Diese berichtete ihm, dass Ritter Lindos Tsasind von Lilienthal, Vasall der Baronin
Alvides Gesichtszüge hatten sich verhärtet. „Einer von der Bande wurde gar erschlagen. Die Entführer töten noch den Leibwächter des Bürgermeisters, einen Bäckergesellen und einen Flussgardisten. Dabei wurden zwei von der Bande zu Boron geschickt.“<br/>
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zu Gernebruch, vom freiherrlichen Zöllner an der Pervalsbrücke am Darlinufer
Eberhard hörte sich den Bericht stumm an. Die Entführer schienen eine Horde hartgesottener und blutgieriger Schlagetots gewesen zu sein.<br/>
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gefunden worden sei. In der Nacht vom 28. auf den 29. Praios sei auf einmal großer
Alvide fuhr fort „Ein barönlicher Zöllner konnte einen verwundeten Adligen gefangen nehmen und hierher schaffen. Es handelt sich um einen Gefolgsmann des Gernebruchers. Scheint also eine Adelsaktion gewesen zu sein…“<br/>
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Alarm in Twergenhausen gegeben worden, bald darauf waren Reiter der Flussgarde
Mitten in ihren Ausführungen platzte ein abgehetzter Posten in das Zelt herein. „Der Spähtrupp ist zurück!“ rief er völlig außer Atem. Alvide sah ihn ungehalten an. „Das ist noch lange kein Grund einen solchen Aufstand zu veranstalten.“ Herrschte sie den Posten an. Dieser zuckte zusammen, nahm Haltung an und sammelte sich kurz. „Der Spähtrupp ist zu Fuß unterwegs und der Herr von den Silberfällen fehlt.“ Alvide schaute den Mann für einen Moment sprachlos an. „DAS GIBT’S DOCH GAR NICHT. WAS GEHT HIER VOR?“ poltere sie und machte sich an den Weg zum Tor, wo gerade der Spähtrupp erschöpft ins Lager wankte.<br/>
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und auch der Stadtwehr unterwegs. Ansoalda wurde hellhörig, war sie doch unterrichtet
Die Geschichte war schnell erzählt und die Heerführerin war wenig erbaut. Balinor war ein guter Mann und ihn in der Hand von irgendwelchen horasischen Soldknechten zu wissen war kein sehr beruhigender Gedanken. Dennoch konnte sie daran im Moment wenig ändern. Der Kampf hatte gerade erst angefangen und es würde sicher noch viele Gelegenheiten geben Gefangene auszutauschen. Der Verlust der Pferde war ebenfalls einschneidend. Die verlorenen Waffen und Rüstungen konnten leicht ersetzt werden und dennoch war die gesamte Episode mehr als ärgerlich.<br/>
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worden, dass am Nachmittag und Abend des 28. Praios eine Magistratssitzung angesetzt
Während sie dem Spähtrupp nachsah, wie er auf die Quartiere zuwankte winkte sie eine kräftige Hauptfrau heran. „Barmine. Sorg dafür, dass mehr Kundschafter ausrücken. Wir suchen nach einer Gruppe von ungefähr vier Bewaffneten, die eine Geisel bei sich haben. Einer der Entführer soll ein rechter Hüne sein. Die Späher sollen in Zweiertrupps ausrücken und nur auf dieser Seite des Darlins suchen. Eine Grenzverletzung nach Wichtenfels ist keinesfalls hinnehmbar. Sollten die Späher die Gruppe finden holt einer Hilfe, während der andere sie weiter verfolgt. Schickt auch einen Boten nach Dohlenhorst hoch. Ich will hier unten einen Trupp Reiter sehen. Unsere eigenen sind zu kostbar, um sie bei einer solchen Aktion zu gefährden.“<br/>
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war, bei der das weitere Vorgehen beraten werden sollte, nachdem die
„Jawohl, Hochgeboren!“ klang es lediglich von der Frau, als sie sich umwandte um ihre Befehle auszuführen. Alvide drehte sich wieder zu Eberhelm um. „Der Stadtrat Twergenhausens ist naturgemäß recht aufgebracht darüber, dass ihr Bewaffnete in der Stadt verstecket habt. Wir werden uns wohl eine gute Ausrede ausdenken müssen, um die Stadt zu beruhigen. Letztlich haben die Schlagetots ja für eine gute Sache gekämpft. Ich werde mich nach Dohlenhorst aufmachen und mich dort mit den Leihenhofs beraten. Ihr übernehmt solange das Kommando.“<br/>
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horasischen Söldner zuvor Burg Schwarzfels eingenommen hatten.<br/>
Sprachs und wollte sich abwenden, als ein Posten einen Reiter ankündigte. Sofort gingen Armbrustschützen in Position, bis sich der Reiter auf Schussweite genähert hatte und anhielt. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ rief eine Torwache zu dem Unbekannten herüber.<br/>
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Wie auch immer, eine Streife der Flussgarde unterrichtete den Zöllner, er möge sich
„Ich bin Waldeslaus und ich bringe eine Nachricht aus Koschtal.“<br/>
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umgehend mit auf die Suche machen. Man verfolge eine Frau und drei Männer, die
Die Torwachen schauten sich fragend an, doch Eberhard neigte sich vor und flüsterte Alvide ins Ohr. „Euer Mann schickt ihn.“<br/>
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höchstwahrscheinlich einen gefesselten Mann mit sich führten. Es sei davon auszugehen,
Alvide hätte Eberhard für diesen Satz am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen, doch nickte sie nur und gab Befehl den Reiter einzulassen und in ihr Zelt zu geleiten.  
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dass sie sich der besseren Fluchtmöglichkeit wegen aufgeteilt hätten - auf jeden
„Eberhard, wenn es noch mehr Geheimnisse gibt solltet ihr sie schnell rausrücken, sonst wird es euch schlecht ergehen.“ Polterte Alvide kaum, dass sie ihr Zelt betreten hatte.<br/>
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Fall seien die vier gefährlich, sie hätten bereits mehrere Stadtbewohner auf ihrem Gewissen.
„Ich wusste nur von dem Trupp in Twergenhausen und dem Losungswort, dass Agenten eures Gattem gebrauchen würden, wenn sie Kontakt aufnehmen würden. Das ist alles.“ Beteuerte der Söldnerführer. Alvide blickte ihn lang an und es wurde offenbar, dass sie nicht so recht überzeugt war.<br/>
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Sollte der Zöllner etwas Auffälliges bemerken, solle er umgehend der nächsten
Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und der Mann, der sich als Wenzeslaus vorgestellt hatte trat ins Zelt ein.<br/>
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Streife Bescheid geben, selbst aber den Mördern fernbleiben. Der brave Zöllner, der
„Mein Gatte schickt euch also. Was hat er den auf dem Herzen?“ fragte Alvide den Mann gereizt.<br/>
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sich natürlich nichts von Herzoglichen oder Städtern befehlen lasse, habe sich dennoch
Dieser verneigte sich. „Ich bin Wenzeslaus Andergaster und ich stehe euch von nun an zur Verfügung. Ich bin ein Abgänger der Kampfakademie zu Andergast und wurde entsandt, um euch gegen die eventuellen magischen Attacken der feindlichen Partei abzuschirmen.“<br/>
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aus schierer Neugier mit seinen beiden Töchtern auf die Suche gemacht, kannte
Verblüfft blickte Alvide Wenzeslaus an. Erlan schickte ihr einen Kampfmagier und das nur einen Tag, nachdem sie selbst von einem feindlichen Magier erfahren hatte. Das konnte alles nicht sein und trug so gar nicht Erlans Handschrift. Sie würde die Augen offen halten müssen und Eberhard ein wenig im Auge behalten, damit der nicht auf dumme Gedanken kam. Irgendwas verbarg er jedenfalls.<br/>
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er doch das Ufer so gut wie kein anderer. Und schon nach wenigen Minuten fanden die
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drei tatsächlich einen Mann an der Uferböschung: Er hatte eine klaffende Schnittwunde
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an der Schulter und einen Armbrustbolzen im Rücken, war ohnmächtig, hatte viel Blut
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verloren und zudem fast ertrunken. Normalerweise hätte der Zöllner ihn auf seinen
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Eselskarren gepackt und zum Siechenhaus am anderen Darlinufer gebracht, doch
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wollte er nicht der Flussgarde über den Weg laufen. So versorgte er die Verletzungen
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notdürtig und machte sich bald nach Sonnenaufgang auf den Weg auf die Burg
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Dohlenhorst. Dort wurde ihm von der Torwache umgehend Einlass gewährt.
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Baronin Ansoalda war wie immer früh auf den Beinen und erkannte in dem Verletzten
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sofort Ritter Lindos von Lilienthal, einen Parteigänger Angronds. Sie ließ ihn unter Bewachung
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in das Turmzimmer bringen und sandte den Feldscher, Lindos' Verletzungen
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zu versorgen und ihm etwas gegen die Schmerzen zu geben. Der Heilkundige war
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erstaunt, dass der Ritter überhaupt noch lebte. Er habe sehr viel Blut verloren.
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Dann weckte Ansoalda ihren Bruder Roklan, mit dem sie Lindos etwa zwei Stunden
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nach dessen Eintreffen auf der Burg nun gemeinsam einen Besuch abstattete. Der
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Feldscher flößte dem Ritter einen Aufguss aus Gulmondblättern und Yagannuss ein,
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um ihn aufzuwecken. Das Mittelchen schien zu wirken. Der Ritter öffnete die Augen,
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sah sich um, erblickte die beiden Geschwister.<br/>
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Ansoalda hatte zuvor ihrem Bruder ein Schreiben des Magistrats Twergenhausens
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gereicht, das weiteres Licht auf die nächtlichen Zwischenfälle in der Herzogenstadt
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warf. Das Schreiben, gesiegelt vom Gerichtsherrn der Stadt, Emmeranus Wladjeff, und
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überbracht von einem berittenen Boten, lautete:<br/>
 
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Wenig später stand Alvide vor Ansoalda und Roklan von Leihenhof. Die Baronin machte einen gereizten Eindruck, doch der Baron Galebquells hatte sich wie immer gut im Griff und ließ sich nichts anmerken. „Es scheint so, als ob mein Hauptmann Eberhard von Vardock etwas übereifrig gewesen ist. Er hat scheinbar einen Trupp Kämpfer angeworben, um ein Auge auf die Entwicklungen in Twergenhausen zu haben. Sie sollten Umtriebe von Angronds Seite verhindern und genau das haben sie versucht. Sie haben so gesehen kein schlimmes Verbrechen begangen, da sie zum Wohle der Stadt gehandelt haben. Die Frage ist nur, wie wir das am besten der Stadt verkaufen und die Leute aus dem Kerker bekommen. Der Trupp scheint ja recht handfest zu sein und könnte uns sicher noch von Nutzen sein. Indes habe ich Späher ausgesandt, um die Entführer aufzuspüren, aber ich räume einer solchen Aktion nur wenige Erfolgschancen ein. Die sind vermutlich längst über alle Berge.“ Kurz unterbrach Alvide ihren Redefluss, um kurz darauf fortzufahren. „Es gibt noch andere schlechte Nachrichten. Der Spähtrupp geriet in einen Hinterhalt der feindlichen Söldner und Balinor von den Silberfällen wurde gefangen genommen. Der Rest des Haufens ist mittlerweile zurückgekehrt, aber ohne Waffen, Pferde und Rüstungen. Das ist alles sehr ärgerlich, aber kein Beinbruch. Jetzt gilt es ruhig zu bleiben und Angronds Schlag abzuwehren. Aussitzen und die Stellung halten, dass ist alles was wir tun müssen, um diesen Streit zu beenden.“
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''An Seine Hochgeboren Hagen von Salmingen-Sturmfels, Baron zu Dunkelforst, Baruns Pappel und
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Dohlenfelde, gegeben zur morgendlichen Tsastunde am 29. Tage des Praios im Jahre 1029 nach
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Bosparans Fall<br/>
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Euer Hochgeboren, im Namen des Magistrats der Herzogenstadt Twergenhausen und als erster Stellvertreter
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des Geehrtesten Ratsherrn Perval Aurentian Bosper Gliependiek teile ich Euch folgendes mit: Es
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ist furchtbares geschehen! In einem Akt geradezu thorwalscher Barbarei mordete eine kleine Gruppe
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von etwa einem halben Dutzend Fremden gestern zur späten Abendstunde den Leibwächter unseres geehrtesten
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Bürgermeisters Perval Aurentian Bosper Gliependiek und überwältigte danach den Bürgermeister
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höchstselbst mit brutaler Gewalt. Sie verschleppten ihn aus dem Hinterausgang des Ratskellers
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und quer durch die Stadt, griffen die Wache am Tor der Gänsezunft an, töteten einen Bäckersgesellen,
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verletzten einen Küfersgesellen schwer und flohen. Alarm war da schon gegeben, doch wenig
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wusste man. Die Stadtwehr wurde mobilisiert, die Flussgarde rückte aus der Hafengarnison aus, die
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Soldaten des Regiments Ingerimms Hammer stellten Gefechtsbereitschaft her. Ein Trupp herzoglicher
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Reiter verfolgte die Entführer am Darlinufer und stellte diese, als sie durch den Fluss entkommen
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wollten. Es kam erneut zum Gefecht, ein Flussgardist starb in treuer Pflichterfüllung den Heldentod.
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So gelang vermutlich den mörderischen Entführern mit ihrem Opfer die Flucht. Alle Suchbemühungen
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blieben bisher erfolglos.<br/>
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Zwei der Entführer wurden auf der Flucht im Kampf getötet. Als Stadtfremde konnten sie nicht
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identifiziert werden. Noch auf der Flucht befinden sich laut Aussage einer Augenzeugin eine Frau
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und drei Männer, die unseren Bürgermeister mit sich schleppten. Alle trugen dunkle Mäntel, bewaffnet
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mit Klingenwaffen, ansonsten nichts Auffälliges. Einer der Männer, wohl der Anführer, schien
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ein rechter Hüne zu sein.<br/>
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Wir bitten Euch, Euer Hochgeboren, im Namen Seiner Hoheit Jast Gorsam Großen Fluss, dem gnädigen
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Herrn der Stadt Twergenhausen, Euch mit allen Euren Möglichkeiten an der Suche nach den Verbrechern
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zu beteiligen und sie möglichst lebend dem Stadt- und Marktgericht Twergenhausens zu übergeben.
 +
Das Leben des Geehrtesten Ratsherrn Perval Aurentian Bosper Gliependiek genießt jedoch höchste
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Priorität. Der Dank der Stadt wird groß sein, seid Euch dem gewiss!<br/>
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Eine Sache wäre aber noch zu klären: Eine kleine Gruppe bewaffneter Stadtfremder versuchte, die Entführung
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Perval Gliependieks im letzten Moment zu verhindern, wobei ein Mann sein Leben ließ. Die
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Fremden wurden dann jedoch aufgrund eines Missverständnisses von der Nachtwache<br/>
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Twergenhausens überwältigt und arretiert - am exakten Ort der Entführung des Bürgermeisters. Im
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Verhör gaben die Fremden zu verstehen, dass sie über Mittelsmänner angeheuert worden waren, um
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ein Auge auf die Geschehnisse in Twergenhausen zu haben und notfalls helfend einzugreifen. Zu berichten
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hätten sie an einen gewissen Koscher Adligen namens Eberhelm von Vardock - der, wie dem
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Magistrat bekannt ist, als Söldnerführer in Euren Diensten steht. Einer der Fremden mutmaßte zudem,
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dass Eure geschätzte Mutter, Ihre Hochgeboren Fylinde von Salmingen, die eigentliche Auftraggeberin
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sein könnte.<br/>
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Ich verlange hiermit eine gute Erklärung: Was veranlasst Euch oder einen Eurer Untergebenen, bewaffnete
 +
Fremde zu welchem hehren Zweck auch immer nach Twergenhausen zu schicken, ohne den
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Magistrat darüber zu unterrichten und um Erlaubnis zu fragen? Die Fremden befinden sich bis zur
 +
genauen Klärung der Umstände im Kerker, Anklage wurde aufgrund der vordergründig guten Absichten
 +
noch nicht erhoben. Ich entbiete Euch die besten Grüße und wünsche Euch Praios' Segen
 +
Emmeranus Eborëus Elgor Wladjeff, Patriarch des Patrizierhauses Wladjeff, Ratsherr und Gerichtsherr
 +
Twergenhausens<br/>
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PS: Zum Fall Schwarzfels fasste der Magistrat am gestrigen Abend zwar einen Entschluss, der jedoch
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in Abwesenheit des Bürgermeisters nicht rechtskräftig ist und deshalb auch, gemäß der Geschäftsordnung
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des Magistrats, nicht veröffentlich werden darf. Ihr werdet zu gegebener Zeit informiert werden.''
 +
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Ansoalda fragte sich, während sie Lindos von Lilienthal ansah, was das alles zu bedeuten
 +
hatte. Was geschah hier, und wer steckte hinter alldem? Ach, wäre Hagen nur hier!
 +
Sofort hatte sie sich mit ihrem Bruder zurückgezogen und eine erste eilige Antwort an
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den Magistrat verfasst. Sie durften nicht den Eindruck erwecken, dass Hagen nicht
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anwesend war – sie durften sich aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, zu
 +
undurchsichtige Lügengespinste weben, damit sie später nicht strauchelten.
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 +
''An den Magistrat der Herzogenstadt Twergenhausen, vertreten durch Emmeranus Eborëus Elgor
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Wladjeff, Patriarch des Patrizierhauses Wladjeff, Ratsherr und Gerichtsherr Twergenhausens, gegeben
 +
von eigener Hand am 29. Tage im Mond des Praios im Jahre 1029 nach dem Falle Bosparans
 +
Die Götter zum Gruße, ehrenwerter Magistrat Twergenhausens,
 +
mit Schrecken vernahmen Wir von den Vorfällen in Twergenhausen und bedanken Uns für Eure eilige
 +
Nachricht. Wir versichern Euch, dass Wir Uns um die Aufklärung der Vorfälle bemühen werden. Ihr
 +
werdet weitere Nachricht erhalten, sobald Wir mehr Erkenntnisse gewonnen haben.
 +
Mögen die Götter Euch gewogen sein!<br/>
 +
Gez. Ansoalda von Leihenhof, Baronin zu Dohlenfelde, Dunkelforst und Baruns Pappel''
 +
<br/>
 +
Sie siegelte das Schreiben noch mit Wachs und dem Zeichen der Baronin – ein
 +
Schmuckring mit dem ihr gebührenden Wappen. Die beiden Geschwister, welche sich
 +
vordem fremd, nun durch die Ereignisse enger zusammen gewachsen waren, waren
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übereingekommen, kein Wort über Hagen zu verlieren. Dass der Baron zwischenzeitlich
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wegen zu führender Feldzüge auch einmal abwesend sein konnte – nun, sie erwarteten
 +
nicht, dass der Magistrat großartig auf etwaige Missstände eingehen würde. Und
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wenn, dann würde er genau dies als Antwort erhalten.<br/>
 +
Erst einmal nun mussten sie ein Gespräch führen, ein dringend notwendiges Gespräch. Und
 +
zwar zuerst mit Alvide von Eichental! Sie
 +
mussten und sie würden ihr berichten, was genau Eberhelm von Vardock mit dieser ganzen Sache zu tun hatte.
 +
Roklan schaute seiner Schwester in die Augen – und erkannte jene kalte, von Entschlossenheit
 +
begleiteter Wut in ihnen aufsteigen, die auch seinen Vater auszeichnete…
  
  

Version vom 26. Juni 2013, 14:53 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"