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Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln.

Auf den Schwingen des Raben

Im Anflug

1028 Gegen Mittag waren sie von der Otterburg aus aufgebrochen, da war der Himmel schon Wolkenverhangen gewesen. Bald darauf hatte es heftig zu regnen begonnen und Vater und Tochter hatten eilig Schutz unter einem Felsvorsprung gesucht. So standen sie nun da, blickten in den Regen hinaus, lauschten und warteten.

„Mutter wird bestimmt schrecklich weinen... ?“, verunsichert blickte das braunhaarige Mädchen zu ihrem Vater auf. Dieser war etwas überrumpelt, hatte er doch immer geglaubt, Rianod hätte ihre Tränen erfolgreich vor ihren Mädchen versteckt. Dem war aber wohl nicht so...

„Sie hat damals doch bei Ailsa schon geweint! Und als Scanlail dann auf die Bardenschule ging, da hat sie noch viel mehr geweint. Mutter wird auch jetzt weinen...“, fuhr sie fort und schaute geradezu nachdenklich in den Regen. Ein paar verirrte Tropfen liefen an ihrem schwarzen Kapuzenumhang hinab. Die Pferde machten sich über das wenige, aber feuchte saftig grüne Gras her.

„Sie...“, sein Herz war schwer, „...sie liebt euch eben und daher fällt es ihr schwer, von euch Abschied zu nehmen.“

„Ich weiß“, erwiderte sie geradezu stolz, „Ich weiß. Aber Ihr habt mich doch auch sehr lieb und trotzdem weint Ihr nicht, Vater.“

Der Ritter blickte zu seiner Tochter herab und fühlte sich ertappt. Es war nicht das erste mal, dass es ihm so ging. Es schien manchmal gerade so, als könnte sie in einen hineinschauen. Ob seine Tochter ein Talent dafür hatte? Ein besonderes Talent? Ein unheimliches Talent?

„Ich...“, stammelte er nur, „Ich...“

Nun blickte auch er in den Regen und wusste so gar nicht, was er nun eigentlich sagen oder nicht sagen sollte oder vielleicht sogar musste. Wenn nicht jetzt der geeignete, der richtige Zeitpunkt war, wann würde er dann sein?

Der Regen lief ihm durch sein dunkles, kurzes Haar. Er schluckte schwer. Wie sollte er mit seiner Tochter über etwas sprechen, über das er nicht einmal mit seiner Frau hatte sprechen können? Dabei war es sich nicht einmal sicher, ob sie nicht vielleicht etwas ahnte. Ja, vielleicht. Vielleicht hatte es eine stillschweigende Übereinkunft zwischen ihnen beiden gegeben, nicht über etwas zu sprechen, was keiner von ihnen verstand. Schweigen gegen Schweigen.

„Als du geboren wurdest, war es tiefer Winter. Wir waren eingeschneit. Du weißt ja, wie die Winter hier oben auf dem Greifenpass sind. Es war so ein Winter, er war nicht anders als andere auch: Wir waren abgeschnitten und vollkommen auf uns alleine gestellt.“, hob er an und dachte etwas wehmütig an jenen Winter zurück. Eine unangenehme Gänsehaut begann seine Arme hinaufzukriechen.

„Es war in solch einem Winter, da wolltest du unbedingt geboren werden, dabei hättest du noch Zeit gehabt. Du warst so klein, Nurinai, so winzig und so schwach, nicht einmal geschrien hast du. Deine Mutter lag drei Nächte und zwei Tage in den Wehen und nichts was die Heilkundige versuchte, konnte ihr Linderung verschaffen und auch ich konnte nur zusehen, hilflos zusehen. Dann in der dritten Nacht – es war ganz still, so still als würde ein jeder den Atem anhalten – da kamst du zur Welt. Niemand sagte etwas, aber wir alle wussten, wie es um dich stand. Alle weinten. Du warst so schwach, dass du nicht einmal trinken konntest. Wir alle waren so erschöpft, wir weinten uns in den Schlaf. Aber ich, Nurinai, ich konnte nicht schlafen. Ich konnte einfach nicht schlafen, obwohl ich so schrecklich müde war. Ich wollte dich nicht verlieren! Natürlich hab ich versucht durch den Schnee zu kommen, aber ich musste einsehen, dass es nur meinen eigenen Tod bedeutet hätte und da war ja noch deine Mutter und deine beiden Schwestern...“

Er schluckte schwer und Tränen glitzerten in seinen Augen. Der Regen war inzwischen schwächer geworden.

„Und dann...“, fuhr er fort und versuchte die Gänsehaut von sich abzuschütteln, wie man Staub aus seinen Kleidern schüttelte, „...es war mitten in der Nacht, da klopfte jemand an die Tür. Ich wachte auf, ich war wohl doch eingenickt. Es war ein lautes, durchdringendes Klopfen und dennoch rührte sich nichts und niemand im Haus. Deine Mutter schlief. Sie hatte sich in den Schlaf geweint. Du lagst noch immer in ihren Armen. Es klopfte wieder und wieder und mit jedem mal unnachgiebiger. Ich ging also und fragte durch die geschlossene Tür: ‚Wer ist da?‘

‚Eine reisende Geweihte, die Obdach für die Nacht sucht.‘, wurde mir erwidert.

Ich öffnete und erkannte tatsächlich eine Geweihte und war im ersten Augenblick so entsetzt, dass ich ihr die Tür wieder vor der Nase zuschlug. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war schrecklich übel, doch ich besann mich und ließ sie schlussendlich herein.

‚Golgari ist schon unterwegs, Euer Gnaden, da trifft es sich vielleicht ganz gut, wenn er hier auf eine Dienerin des Schweigsamen trifft.‘, sagte ich.

Sie schenkte mir ein warmes, jedoch zurückhaltendes Lächeln: ‚Früher oder später ereilt uns alle dasselbe Schicksal.’

‚Einen Grabsegen werdet Ihr ja wohl sprechen können.‘, entgegnete ich ihr verbittert.

Wieder lächelte sie: ‚Ihr habt viel geweint, Hoher Herr, und seht erschöpft aus, was immer euch und die Euren auch belastet, ich kann Euch zur Seite stehen, denn wir Diener des Herrn Boron sind für wesentlich mehr da, als dafür Tote zu verscharren, vor allem wenn man nicht irgendeine Geweihte ist, sondern eine Etilianerin.‘

Erst da erkannte ich die zwei silbernen einander zugewandten Raben. Ich war zugegebenermaßen ein wenig verdutzt, hatte zwar schon von den Etilianern gehört, aber noch nie einen gesehen und das obwohl es sehr viele Boron-Geweihte im Kosch gibt. Ich bat sie also nach dir und deiner Mutter zu sehen und was sie fand, war noch schrecklicher als ich erwartet hatte. Als sie die Decke deiner Mutter zurück schlug, lag sie in ihrem eigenen Blut...“, seine Stimme brach, er wischte sich die nahen Tränen aus den Augen, „Sie schenkte mir ein warmes Lächeln und schickte mich warmes Wasser holen. Das tat ich, brauchte aber eine Ewigkeit bis ich die Glut entfacht hatte und noch einmal genauso lange bis das Wasser endlich warm war. Dann badete sie dich und wusch deine Mutter.

Als sie damit fertig war, sagte sie: ‚Ihre Frau und ihre Tochter brauchen nun Ruhe. Lasst sie schlafen, Hoher Herr, und vertraut auf die Götter.‘ Es fiel mir schwer, aber was blieb mir anderes übrig?”

Er zuckte mit den Schultern.

“Sie bat um etwas zu essen, ich gab ihr Wurst, Brot und Käse und saß noch zusammen mit ihr in der Küche. Dort fiel ihr die Wunde an meinem Handrücken auf.“

Er hielt seiner Tochter seinen rechten Handrücken entgegen und mit ihren zarten Fingern fuhr sie über die feine Narbe und wie all die Götterläufe zuvor, durchfuhr sie ein merkwürdiges Kribbeln, wenn sie der feinen Linie in der Haut ihres Vaters folgte. Es war genau genommen mehr als ein Kribbeln, ein merkwürdiger Schauder. Diese Narbe hatte ihr Vater schon, seit sie sich erinnern konnte, schon immer.

„Dann... dann war es also gar kein Hund, der Euch gebissen hat, Vater?“, mit ihren unschuldigen blauen Augen schaute sie ihn an. Ihre Finger ruhten noch immer auf der Narbe.

„Ich muss es wohl selbst gewesen sein“, erwiderte er schulterzuckend und versuchte sich ein Lächeln abzuringen, „Obgleich ich mich nicht daran erinnern kann. Die Wunde war tief. Sie nähte sie. Ich spürte keinen Schmerz. Dann aß sie. Das ist das letzte, an das ich mich erinnere, bevor mich am nächsten Morgen das Geschrei eines Kindes weckte...“

„Das war ich, nicht wahr? Das war ich?“

Der Ritter nickte und Tränen liefen über seine Wangen: „Das warst du, Nurinai. Du schriest aus Leibeskräften und hattest erbärmlichen Hunger. Und auch deiner Mutter ging es besser, noch immer etwas schwach, aber...“

Er hielt einen Augenblick inne.

„Ich vergaß die Geweihte. Die Freude war zu groß. Am Abend jedoch, als ich zur Ruhe kam, da sah ich zum ersten Mal dieses Amulett – diesen schwarzer Karneol – um deinen Hals und ich erinnerte mich. Doch von der Geweihten gab es keine Spur. Es schien mir so, als wäre sie nie da gewesen. Doch jemand hatte etwas von Wurst, Käse und Brot gegessen. Jemand musste die Wunde an meiner Hand versorgt haben und jemand musste euch – deiner Mutter und dir – das Amulett umgelegt haben. Ich ging nach draußen, suchte Spuren. Doch der Schnee lag noch genauso da wie zuvor – strahlend weiß und makellos. Und weil ich keine Erklärung fand, habe ich nie jemand davon erzählt, denn ich war ja der Einzige, der sie gesehen und mit ihr gesprochen hatte.“

Mit großen Augen blickte Nurinai ihren Vater an.

„Manchmal, ja manchmal da bin ich mir einfach nicht sicher, ob... ob es nicht vielleicht doch nur ein Traum... nur Einbildung, nur... nur ein Wahn war. Aber dann, dann muss ich wieder an all die Ungereimtheiten, an all die… Fehler denken. Es kann nicht nur ein Traum gewesen sein, aber was war es dann?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich habe an den Tempel in Punin geschrieben, der einzige Tempel der Etilianer. Ich wollte wissen, wer die Geweihte war und so schickte ich einen Brief mit ihrer Beschreibung und der Bitte, mir doch ihren Namen mitzuteilen, damit ich mich bei ihr persönlich Bedanken konnte. Ich wollte ihr doch nur meinen Dank aussprechen und davon erzählen, dass es deiner Mutter und dir gut ging. Ich schwöre dir, mehr wollte ich nicht. Doch sie konnten mir nicht sagen, wer es gewesen war. Die Etilianer sind viel unterwegs, fast ausschließlich reisende Geweihte. Aber sie versicherten mir, sich umzuhören. Ich hörte nie einen Namen, sie fanden nie heraus, wer es war. Mir schien es gar manchmal so, als hätte es diese Geweihte gar nicht gegeben.“, er lachte und schüttelte angesichts seiner gerade getätigten Aussage seinen Kopf, „Seit dem spendete ich jeden Götterlauf eine größere Summe an die Etilianer – immer um deinen Tsatag.“

Da begann seine Tochter herzzerreißend zu weinen. Er schloss sie in die Arme. „Du brauchst nicht zu weinen! Nicht weinen, Nurinai!“, versuchte er sie zu beruhigen, „Nichts davon ist wichtig und für nichts davon kannst du etwas. Das einzig was zählt ist, dass du da bist, dass du lebst!“

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange: „Vielleicht verstehst du jetzt, warum deine Mutter immer so weinen muss, wenn sie eine ihrer Töchter gehen lassen muss und warum sie es einfach nicht geschafft hat – bei keiner von euch – euch richtig zu verabschieden.“

„Ich hab euch so lieb!“, konnte das Mädchen nur wimmern, „So lieb! Einfach so lieb!“

Da hörte der Regen auf, die Wolken hatten die Praiosscheibe wieder frei gegeben, die nun ihre Tränen trocknete und ihre Herzen mit Zuversicht und Wärme erfüllte. Sie ritten weiter und sangen zusammen. Sie sangen ein altes koscher Wiegenlied.

Sie bogen von der Reichsstraße auf einen schmalen Pfad, dem sie ein ganzes Stück ins Gebirge hinein folgten. Doch irgendwann tauchte der in den bloßen Fels gehauene Tempel vor ihnen auf und Darian wurde mehr und mehr bewusst, dass der Augenblick der Trennung nahe war.

„Vielleicht darfst du das Amulett behalten, wenn du ihnen erzählst, dass du es von einer Geweihten erhalten hast, aber ich kann das natürlich nicht beweisen, ich kenne ja nicht einmal den Namen der Geweihten...“, schlug der Vater vor und hoffte seine Tochter würde ihn bei dieser Lüge nicht ertappen. Tat sie auch nicht. Sie umfasste das Amulett fest mit ihrer Rechten und erklärte mit einer Gewissheit, die ihn erschaudern ließ: „Sie hieß Nurinai, so wie ich.“

Ein Windhauch erfasste das braune Haar des Mädchens. Ein Windhauch, von dem der Vaters nichts spürte. Seltsam ergriffen blickte er zum Tempel.

Im Zeichen der Krähe

Flieg Krähe, flieg!

Baronie Greifenpass, Tempel unserer gütigen Etilia, Kammhütten, Rahja 1041

Als Darian von Trottweiher im Tempel unserer gütigen Etilia eintraf, da glaubte er tatsächlich einen Augenblick lang seine Frau ins Gebet vertieft zu sehen. Bäuchlings sah er sie auf einem Teppich auf dem Boden liegen, die Beine gerade nach hinten gestreckt, die Arme zur Seite und es war der Geruch des Weihrauchs, der ihm schlussendlich den Rest gab. Da hörte er seine Frau weinen, schluchzen, voller Verzweiflung und Ohnmacht, voller Wut auf sich selbst und auf alle anderen um sie herum, selbst auf ihn und nichts, rein gar nichts, was er sagte oder tat, vermochte ihr Linderung zu verschaffen, vielmehr schien alles die ganze Situation nur noch zu verschlimmern. Und er hörte sie wimmern: „Wenn ihr mich so sehr hasst, wenn ich euch so egal bin, warum holt Golgari mich nicht gleich? Warum muss ich weiter leben? Weiter leiden? Was habe ich euch getan, dass ihr mich so verachtet, mich so straft? Warum kann ich nicht einfach tot umfallen? Morgen nicht mehr aufwachen? Warum?“

Die Erinnerung überwältigte den Ritter. Er stürmte nach draußen. Er musste hier weg. Hier raus. Ertrug es nicht hier zu sein. Wie hatte er das damals nur ausgehalten? Wie hatte er das nur überstanden?

- - -

„Vater?“, hörte er eine Stimme aus dem Inneren des Tempel rufen. Eilig wischte sich Darian die nahenden Tränen aus den Augen und mahnte sich Fassung zu wahren.

„Vater?“, hörte er erneut die Stimme seiner Tochter, „Vater, seid Ihr das?“

Da trat Ailsa aus dem Tempel heraus. Aus jenem Tempel, in dem früher seine Frau auch immer gebetet und den Herrn von Tod und Schlaf um Beistand gebeten hatte, damals, als dieser Tempel noch ein richtiger Tempel gewesen war.

„Vater?“, fragte sie erneut.

„Ailsa, ich bin hier!“, erwiderte er ihr da endlich und versuchte sich an einem Lächeln. Dann fielen sich Vater und Tochter in die Arme, so wie sie es immer taten, bei jedem Wiedersehen. Und obgleich er sich redlich bemüht hatte, sich nichts anmerken zu lassen, musste Ailsa doch irgendetwas bemerkte haben, denn sie wollte besorgt wissen: „Ist alles in Ordnung? Ihr seht so blass aus!“

„Der Weihrauch...“, entschuldigte er sich eilig.

„Oh!“, machte Ailsa da nur schuldbewusst, „Das habe ich... ich vollkommen vergessen. Ich weiß doch, dass er Euch nicht gut tut...“

„Schon gut!“, versicherte der Ritter da nur nickend. Seit damals konnte er den Geruch nach Weihrauch nur schwer ertragen. „Du wolltest mit mir sprechen?“

Da reichte ihm seine Tochter ein Stück zerknittertes Papier.

„Was ist das?“, fragte er.

„Garether Tagespostille“, antwortet Ailsa knapp.

Verwirrt schaute er sie an: „Woher hast Du die denn?“

„Von Scanlail!“, seufzte die Ritterin als würde das einfach alles erklären, „Sie war mal wieder im Plunderhaus. Nachdem sie dort gespielt hat und sie gerade etwas essen wollte, trat ein Händler dort auf und bot Steine an Lederbändern gegen Dämonen an.“

„Ach den!“, der alte Ritter winkte ab, „Den kenne ich. Der kommt regelmäßig. Hat immer irgendwelchen Tand dabei. Teuren, unnützen Tand. Wie viel hat er denn dieses Mal für seine... hm... Amulette verlangt?“

„Zehn Dukaten.“

Darian schüttelte lachend seinen Kopf: „Zehn Dukaten? Für einen Stein an einem Lederband?“

„Der gegen Dämonen schützen soll“, fügte seine Tochter übertrieben nickend hinzu.

„Ich nehme an Scanlail hat ihm ordentlich das Geschäft versaut?“

Nun lachte Ailsa: „Sie hat wohl durch das ganze Gasthaus gebrüllt: ‘Wenn ihr schon immer gefürchtet habt, beim Scheißen von einem Dämon geholt zu werden, dann kauft dieses Amulett. Für nur zehn Dukaten könnt ihr euch sicher sein, dass er euch erst danach holt und ihr sauber nach Alveran einziehen könnt.’

Der Ritter lachte so herzlich, dass er sich die Tränen aus den Augen reiben musste: „Ja, das ist meine Tochter. Ganz ohne Zweifel. Die Wortgewandtheit, die hat sie eindeutig von mir!“

Da musste Ailsa schmunzeln. „Er hatte diese Postille dabei. Er begründete nämlich die Notwendigkeit, bei ihm so ein Amulett zu erwerben damit, dass es in der Dämonenbrache wieder zu unheiligen Umtrieben gekommen sei und es ja jederzeit - auch im Kosch - zu solcherlei Vorkommnissen kommen könne.“ Dann deutete sie auf einen Artikel: „Hier.“

Darian las. Manchmal nickte er zustimmend. Manchmal schüttelte er seinen Kopf. Am Schluss lächelte er seine Tochter an: „Du willst es versuchen?“

Etwas verunsichert zuckte sie mit ihren Schultern: „Ich bin mir nicht sicher.“

„Warum?“, entfuhr es dem Ritter da sichtlich fassungslos, „Das ist doch...“

„Mutter würde gewiss schrecklich weinen!“, unterbrach sie ihn ernst.

„Ach, Ailsa, Eure Mutter wird immer weinen!“, wies er ihre Bedenken zurück, „Sie liebt Euch eben und deswegen weint sie und das - das kannst Du mir glauben - wird sich nie ändern. Niemals! Kein Grund also, es nicht zu versuchen.“

Seine Tochter schwieg einen Augenblick, ehe sie betreten fragte: „Was mach ich denn, wenn sie mich nicht wollen?“

„Was machst Du denn, wenn Du beim ritterlichen Zweikampf verlierst?“

Ailsa starrte ihren Vater verständnislos an.

„Du gehst erhobenen Hauptes hin, bedankst Dich für die Ehre, gehst erhobenen Hauptes dort wieder raus und heulst in der darauffolgenden Nacht in Dein Kissen.“

„Ich hab noch nie in mein Kissen geheult!“, widersprach sie energisch.

„Da haben mir Deine Schwestern aber was anderes erzählt...“

„Ach”, schimpfte Ailsa, „Diese alten Petzen!“