Neuankömmlinge auf Rabenhorst: VIII. Im Bad und in der Küche

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Ing 1031 BF
Im Bad und in der Küche
Klosterbesichtigung


Kapitel 8

Autor: Sisimbria, Philipp Reich, Fabian Schlums, Stefan Flüchter

VIII. Im Bad und in der Küche

Kloster Rabenhorst, Mark Greifenfurt, Anfang Ingerimm 1031 n.B.F.

Beteiligte:

  • Bogumil Spadaduro (Deuter Golgaris) (SC)
  • Firnjana 'Finja' Rotenzenn (Bogumils Mündel) (SC)
  • Marbian von Mersingen ä. H. (Knappe Golgaris) (SC)
  • (Noionitin)
  • Tauterfirn (Knappe Golgaris) (SC)

Bogumil und Finja gingen die Stiegen hinunter, und schon bald standen sie wieder auf dem Klosterhof. Die Sonne hatte sich mittlerweile wieder nahezu des ganzen Platzes bemächtigt, und sogar dem sonnenverwöhnten Almadaner war es schön warm. Der Platz war völlig leer. Am anderen Ende des Klosters konnte Finja nun auch eine kleine Holzhütte erkennen, welche sie als den Abort deutete. Beim Gedanken an ihre peinliche Frage schoss ihr sogleich wieder die Schamesröte ins Gesicht.

Doch nun steuerte Bugumil erst einmal geradewegs auf die Waschräume zu. Sie durchquerten den Kräutergarten und gingen durch den Radgang. Dort erblickten sie den Baderaum. Zwar stand auch ein Brunnen mitten auf dem Hof, doch wollten sie dann doch die bescheidene Annehmlichkeit einer eigenen Reinigungsstube in Anspruch nehmen, wenn es hier im Norden schon eine solche Annehmlichkeit gab.

Sie betraten die Stube durch eine schwere Holztür, und sobald sie die Schwelle überschritten hatten, schlug ihnen heiße Luft entgegen, die geschwängert war von allerlei angenehmen Düften. Lindenblüte, Praiossandel und Peraineapfel konnten die beiden riechen. Am vorderen Teil des Raumes stand in einem kunstvoll aus dem Stein geschlagenen Trog ein Eisenzuber auf einem Feuer, aus dem es nur so dampfte. Ein Hahn befand sich an dem Zuber und gab einem die Möglichkeit, warmes Wasser für sein Bad abzulassen. Daneben stand noch ein kalter Wasserzuber. Der Raum war aber ab der Hälfte durch Laken und Vorhänge abgetrennt, und man konnte dahinter einige Badewannen und Waschstellen erahnen. Mit einem so luxuriösen Badezimmer hätten die beiden hier nun wirklich nicht gerechnet.

Hinter zweien der Badezellen konnte man das Plätschern von Wasser vernehmen, und als Finja einen Schritt an den Vorhang herantrat, hinter dem neben den Geräuschen auch der betörende Duft hervorströmte, um womöglich einen Blick erhaschen zu können, öffnete sich der Vorhang und eine robuste Frau trat ihr entgegen. Sie war in eine schlichte schwarze Robe gehüllt und trug ein einfaches silbernes Boronrad um den Hals. Unter ihrer schwarzen Kappe hingen einige blonde strähnige Haare hervor. Schweiß stand auf ihrer Stirn, was bei dieser Hitze kein Wunder war.

"Diese Wanne ist bereits besetzt, Mädchen", bemerkte die Frau mit einer sehr schroffen, aber dennoch freundlichen Direktheit. Dann erblickte sie Bogumil, nickte ihm zu und ging zu einem Schrank, aus dem sie ein paar Tiegel mit stark duftenden Essenzen herausholte, wobei sie sagte: "Entschuldigt mich, ich muss hier meinen Pflichten nachgehen. Aber es sind ja noch andere Wannen frei."

Verblüfft schauten der Geweihte und sein Mündel auf den Vorhang, der sich hinter der Frau wieder geschlossen hatte, dann auf die wahrlich luxuriöse Einrichtung des Baderaumes. Während Bogumil noch den Schrank mit den Essenzen inspizierte, hatte Finja schon zwei freie Waschnischen ausfindig gemacht und angefangen, Waschschüsseln mit warmem und kaltem Wasser zu füllen. Sie legte ihrem Mentor eine frische Robe und Unterzeug bereit und verzog sich selbst erst zu ihrem Kleiderbündel hinter einen Vorhang, als Bogumil sie mit einem Nicken entließ. Für ein ausgiebiges Bad war keine Zeit, aber beide genossen es, sich mit warmem Wasser Schweiß und Staub von der Reise abwaschen zu können.

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Marbian stieß die dicke Holztür zur Küche auf und erblicke eine vergleichsweise gut eingerichtete Kochstelle. Er lächelte zufrieden. 'Ja, das ist mir doch schon eher bekannt', dachte sich er sich. Er war der einzige am Ort und so wagte er, einen Schritt hinein zu tun.

"Travia zum Gruße!" sagte er etwas schüchtern in die Stille hinein. "Ist da wer?"

Keine Antwort.

Langsam nahm der Knappe seinen Mut zusammen und trat weiter in die Küche ein. Er ließ seinen Blick über die Einrichtung schweifen und stellte mit großer Zufriedenheit fest, wie gut die Küche eingerichtet war und dass alles an seinem Platz hing, wo es hängen musste.

Er dachte kurz an die Offiziersempfänge, die er früher bekocht hatte. Die hochgestellten Herren, die die kulinarischen Leistungen jedes Mal in höchsten Tönen gelobt hatten. Auch fielen ihm die vielen Feiern der Gemeinen wieder ein. Die rauen, aber herzlichen Feste, wo viel Brandt getrunken und viele Braten gegessen wurden. Ja, das waren schöne Erinnerungen. Marbians Lächeln wurde breiter und breiter. Vergessen war der Vorfall von vorhin. Es stellte sich ein Gefühl der Geborgenheit und der Freude ein.

In der Feuerstelle prasselte ein helles Feuer und ein großer Kessel hing darüber. Sonst war nichts zu sehen. Aus Neugier trat Marbian einen Schritt näher und warf einen Blick in die Brühe. Es war eine Krautsuppe mit Rüben, die verführerisch duftete. Schon lange hatte er nichts mehr zu sich genommen, und sein Magen knurrte unvermittelt.

Verschwörerisch schaute sich Marbian um. Es war niemand zu sehen. 'Kosten darf man ja mal', dachte er sich und nahm die Schöpfkelle. Vorsichtig rührte er den Eintopf zweimal um. Wieder schaute er sich um und vergewisserte sich, dass niemand zugegen war. Dann probierte er wie in vergangenen Zeiten direkt von der Schöpfkelle die Speise.

Er zog eine Augenbraue hoch und ließ den Geschmack auf sich wirken. 'Ja, nicht schlecht', sagte er sich selbst. 'Aber es fehlt noch etwas Gewürz, um den Geschmack etwas abzurunden. Hm ...' Aber vielleicht musste er der Speise auch nur noch eine weitere Chance geben, denn sein Geschmack war in den letzten Wochen kaum gefordert worden. Und so 'probierte' er ein weiteres Mal. Und es sollten noch einige Male folgen ...

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Während sich Finja noch reinigte, konnte sie hinter dem Vorhang, hinter dem die Ordensschwester gewesen war, leise Gespräche und das Plätschern von Wasser vernehmen.

Nach dem Waschen trat Bogumil auf den Hof hinaus, während Finja die abgelegten Kleider bündelte und zaghaft in den Raum hinein fragte, wo sie das benutzte Wasser ausgießen könne.


Tauterfirn war auf seinem Weg vom Stall zum Gebetsraum ebenfalls am Waschraum vorbeigekommen und hatte diesen betreten. Er war nicht auf dem Schlachtfeld, also wollte er seinem Gott und dessen göttlichen Geschwistern im Gebetsraum gepflegt gegenübertreten. Er war im Norden Aventuriens groß geworden, und dort wurde viel mehr auf Reinlichkeit geachtet als hier weiter südlich. Ohne große Scheu zog er sich beim Betreten des Waschraums die Kutte über den Kopf, klopfte sie aus, legte die Bruoche ab und trat unter einen Eimer mit kaltem Wasser, der oben an der Wand angebracht war und sich mittels einer Kordel kippen ließ.

Da hörte er die Frage Finjas, die nach einer Gelegenheit zum Ausgießen des Wassers fragte. Er trat unter dem Eimer hervor, deutete auf ein Loch im hinteren Teil des Fußbodens, durch das das Wasser in den darunter fließenden Bach gegossen werden konnte, und nickte dem Mädchen zu. Dann trat er wieder unter den Eimer und zog an der Kordel. Auf diese Weise duschte er sich den Staub vom Körper, rieb sich mit einem Tuch trocken und kleidete sich wieder an. Als er fertig war, wischte er den Boden trocken und verließ den Badesaal, um sich den Gebetsräumen zuzuwenden.

Länger als nötig hantierte Finja mit den Kleidern und Eimern; dabei warf sie immer wieder einen verstohlenen Blick auf den riesigen, kahlköpfigen Golgariten. Sie wußte, es war ungehörig, jemanden anzustarren, zumal wenn er sich gerade wusch, aber sie konnte nicht einfach so tun, als sei er nicht da.

Noch jemand hatte auf ihre Frage reagiert: Als sie nach drinnen fragte, erschien sogleich wieder der runde Kopf der Ordensschwester. Doch war sie nicht alleine. Sie stützte einen abgemagerten Greis, dessen Körper nur noch von Sehnen zusammengehalten zu werden schien. Sein Haupthaar war zwar gestutzt, aber dennoch hing es wirr von seinem Schädel. Doch das Erschreckendste waren seine Augen. Er hatte seine Lider weit aufgerissen und fixierte Finja. Auch wollte er nun plötzlich nicht mehr weitergehen, sondern stolperte auf das Mädchen zu und fiel vor ihr auf die Knie. Dies alles geschah so schnell, dass die Ordensschwester gar nicht reagieren und ihn erst wieder mit einem energischen Ruck auf die Beine ziehen konnte, nachdem er bereits auf den Knien lag.

Finja wusste gar nicht, wie ihr geschah, und blieb nur mit offenem Mund verdattert stehen, als der Mann auch noch mit hoher Stimme sagte: "Prinzessin, schön, Euch hier auf meinem Schloss begrüßen zu dürfen." Seine Augen fixierten Finja noch immer, als würden sie durch sie hindurch blicken.

Die Schwester fasste den Mann noch fester und sagte zu ihm in befehlendem Tonfall: "Euer Majestät, lasst diese junge Maid und folgt mir doch in Euer Gemach. Das Bad ist zu Ende!" Dann merkte sie zu Finja gewandt an: "Hör nicht auf ihn, Mädchen. Aber was das Wasser angeht: schütte es im Vorraum durch die Luke linker Hand. Das ist eine Art Abwasserleitung nach draußen. Und lass auch das Wasser in der anderen Wanne aus." Dabei deutete sie auf die Wanne, die sie eben noch benutzt hatte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie dann mit dem Mann eingehakt in den Innenhof.

Der dürre Kerl rief Finja aber noch über die Schulter zu: "Passt auf, Prinzessin! Der dunkle Schatten ist überall, überall! Passt auf!"

Wie vom Donner gerührt, stand Finja da, auch als die Schwester und der Greis schon nach draußen verschwunden waren. Sie wußte, sie hätte still zur Heiligen Noiona beten und dann die ihr zugewiesene Arbeit erledigen sollen, aber die groteske Szene hatte ihr Angst gemacht, auch wenn sie nicht wußte, warum.

Die letzten Worte hatte auch Bogumil gehört, der noch draußen vor dem Baderaum stand.

Ernst grüßte er die Ordensschwester und schickte ein stilles Gebet für die Seele ihres Pfleglings an Boron und die Heilige Noiona. Dann kehrte er in den Baderaum zurück, strich Finja sacht übers Haar und sagte leise: "Vor seinen Dämonen brauchst du keine Angst zu haben." Dann nahm er selber einen Eimer mit Badewasser auf und fragte in munterem Ton: "Wo soll das hin?" Noch einen weiteren Eimer trug er zum Ausgußloch, bis er überzeugt war, daß sein Mündel nun wieder alleine zurechtkam. Dann forderte er es auf, bald nachzukommen, und kehrte in seine Zelle zurück, um sich wenigstens innerlich für den Unterricht vorzubereiten.

Der alte Mann ließ noch ein bisschen Gezeter von sich, das jedoch immer leiser wurde, während die Ordensschwester mit ihm über den Platz in Richtung Noionitenturm verschwand.

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Eines ums andere Mal führte Marbian die Schöpfkelle in die Brühe, und sein Verdacht verhärtete sich, dass sie doch zu wenig gewürzt worden war. Doch als er gerade prüfen wollte, ob die Konsistenz der Suppe denn korrekt sei, hörte er direkt vor der Tür laute Rufe und Geschrei, sodass er so sehr erschrak, dass ihm der Schöpflöffel in die Suppe fiel und in der Brühe verschwand.

Unentschlossen schaute er zu Tür, dann wieder in den Topf. Und wieder zur Tür, woher dieser seltsame Schrei gekommen war. Kurz zögerte er nochmals, ob er nicht zuerst den Schöpflöffel aus dem Bottich angeln sollte, doch dann entschied er sich, dem Schrei nachzugehen. Das Unglück schien den Koch zu verfolgen. Noch nicht einmal in dieser Festung der Ruhe konnte er eine Speise genießen.

Eiligen Schrittes ging er zu der massiven Eingangstür und öffnete sie. Was konnte hier schon Schlimmes passieren?, immerhin war er in einer Ordensfestung. Marbian trat gefasst in den Innenhof und schaute sich nach der Ursache des Geschreis um. Er versuchte einen strengen Eindruck zu machen und Würde auszustrahlen. Er wusste aber nicht, ob es ihm gelang.


Als Marbian die Küche verließ, hatte sich der Auflauf vor der Tür bereits gelegt. Eine Noionitin zerrte einen alten dürren Mann in Richtung eines der Klostertürme, und Bogumil verschwand soeben in Richtung der Unterkünfte.

Der Knappe blickte sich nun leicht verwundert um. Nach ein paar Augenblicken zuckte er mit den Achseln und wandte sich ab, um auf sein Zimmer zu gehen und dort noch die eine oder andere Stunde zu ruhen.

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Text: Friederike Stein, Philipp Reich, Fabian Schlums, Stefan Flüchter