Vom Tanze in den Ingerimm

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Ausgabe Nummer 14 - Ingerimm 1018 BF

Aus einem Brief eines Gesellen der Gräflich Ferdoker Brauerei an seine Braut in Luring

» ... so möchte ich Dir berichten, mein Liebchen, von einem Koscher Brauche, der wohl ein jedes jung und liebend Herz mit Entzücken erfüllt.

Der grimmen Kälte Firuns wohl entronnen und das Wirken der Götter allenthalben sichtbar, so beginnen die sanft gewellten Lande entlang des Großen Flusses zu grünen und zu blühen, daß es dem Sterblichen eine Freude ist. Mit göttergefälligem Fleiße machen sich die Bauern an die Aussaat, bestellen die Felder und bitten Peraine um ihren Segen.

Doch auch der Göttin Travia hat man in dieser Zeit in den Dörfern und Weilern des Kosch ein Fest geweiht, welches in jedem Götterlaufe in der Nach zum ersten Ingerimm gefeiert wird. Was dem Adel und dem Ritter der Minnesang, ist für die jungen Burschen des Kosch jenes Fest und schon lange Zeit vorher gibt es kaum einen Abend, an dem man nicht in einer der zahlreichen Schänken von jenem Ereignis hört.

Obgleich eine Festivität für das ganze Dorf, so sind doch die Männer des Weilers, die noch nicht den Bund der Travia mit einem Liebchen geschloßen haben, die wahren Helden der Stunde.

Zu einer Zunft schließen sie sich für diesen Abend zusammen, wählen gar einen Zunftrat, der auch das gesamte Fest vorbereiten muß. Welch ein Wettstreit entbrennt da zwischen benachbarten Dörfern! Eine jede Zunft versucht die Feiern des Nachbardorfes zu übertreffen und so biegen sich die Tische von deftigen Speisen und schweren Fässern mit bestem Bier. Als größte Ehre des Landesherren selbst und so mancher Baron reist in dieser Nacht von Weiler zu Weiler, um seinen fleißigen Untertanen diese Ehre zu erweisen. Wahrlich keine Freude, wenn man Weg und Steg in manchen Teilen des Kosch oder gar die Pfade im Gebirge kennt.

Meister Josben hatte in diesem Götterlaufe Movert und mich zu diesem Festabend in sein Heimatdorf Grantelweiher, gelegen in der Baronie Moorbrück, eingeladen. Er meinte, wir „garetischen Bierpfuscher“, wie er uns immer scherzhaft nennt, sollten einmal sehen, wie die Koscher zu feiern wissen.

Der Abend begann mit einem Dienst zu Ehren der Göttin durch den Geweihten Traviadan Durenklos. Bald darauf wurde unter großem Jubel das erste Bierfaß durch den Vogt von Moorbück angeschlagen und die Speise aufgetragen. Welche Heiterkeit herrschte bei einem solchen Feste, man muß es erlebt haben, mein Lieb!

Nach kurzer Zeit spielte die Musik einen kräftigen Tusch und es folgte der große Auftritt des „Zunftmeisters“. Was nun seinen Lauf nahm, war wohl der Höhepunkt des Abends. Mit lauter Stimme rief der Zunftmeister den Namen einer jeden Jungfrau des Dorfes aus und es begann eine Versteigerung! Jawohl, mein Lieb, eine Versteigerung, ein fröhliches Feilschen um das Recht des Tanzes an diesem Abend. Jede holde Magd lauschte mit glühenden Wangen den Geboten und jauchzte vor Freude, wenn sie endlich dem Meistbietenden zugeschlagen wurde, oder grämte sich gar sehr, wenn niemand auch nur einen Kreuzer für sie geben wollte. Jene, welche kein sehnend Herz fanden, wurden schließlich als „Bündel“ oder „Rummel“ (genau habe ich es nicht verstanden) ausgelobt, und zu guter Letzt in Bausch und Bogen an einen Burschen versteigert.

Die Musik spielte zum Tanze auf, der Zunftmeister eröffnete mit seiner Maid den Reigen, nach und nach folgten die anderen Paare und bald tanzte das ganze Dorf bis tief in die Nacht hinein. Das Bier, welches natürlich Meister Josben geliefert hatte, floß in Strömen und es erklangen an einem Tisch die ersten derben und lustigen Lieder.

Es mag wohl zu Phexens Stunde gewesen sein, als der Zunftmeister ein Zeichen gab, die jungen Burschen sich galant von ihren Maiden verabschiedeten und geschlosssen das Fest verließen. Scherzend und singend bestiegen sie die bunt geschmückten Pferde- und Ochsenkarren und brachen auf, wie ich hörte, um ihren Maiden eine weitere Ehre zu erweisen. Mit orangenen Bändern geschmückte Äste oder junge Bäume werden von den mutigen Recken in oft waghalsigen Kletterakten auf das Dach des Hofes, in dem die Holde wohnt, gebracht. Daß dieses wohl unter der schützenden Hand der Göttin steht, ist gewiß, denn trotz der auf dem Wagen mitgeführten Bierfässer, denen nach Koscher Art auch kräftig zu Leibe gerückt wird, ist mir von keinem Unglücksfalle berichtet worden.

Welch schönes Bild bot sich am nächsten Morgen, als Praios seinen feurigen Lauf begann. Allenthalben helles Grün auf den Dächern der umliegenden Häuser, die orangenen Bäder lustig im Winde wehend. Wen wundert es da, wenn so manches Paar des „Tanzes in den Ingerimm“ schon bald den Bund der Travia schließt? Fürwahr ein göttergefälliges Fest, werden doch die gebotenen Heller und Taler der letzten Nach am nächsten Tage den Geweihten übergeben.«