Man erntet, was man sät - Uralte Steine

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Yassburg, 17. Praios1041 BF

Uralte Steine

Der Morgendunst hing noch über den Krähenweiher und der taufrischen Weide vor der Yassburg. Am östlichen Horizont, hinter den Baumkronen des Rabenforsts, färbte sich der Himmel blassrosa. Bald würde die Sonne aufgehen.
Baron Narmur von Drift stand im Kreise seiner Hauptleute vor seinem Zelt und beobachtete die Yassburg, die friedlich in etwa fünfhundert Schritt Entfernung vor ihnen lag.
Die alte Trollburg war sehr weitläufig und verfügte über drei Mauerwälle, die wie Terrassen übereinander angeordnet waren – aber über keinen einzigen Turm. Die Mauerwachen der Aufständischen, die vereinzelt patrouillierten, konnte man gut erkennen. Die Mauern verfügten über keinerlei Brustwehr, hinter denen sie sich verbergen hätten können.
Narmur wandte sich an seine Hauptleute: „Wir wissen von Gardisten, die auf der Burg gedient haben, dass zwischen den Mauerringen drei bis vier Schritt breite Gräben liegen. Die Festung verfügt über keine Plattformen, Schießscharten, Pechnasen oder dergleichen. Ja, nicht einmal über Türme oder Zinnen!
Wir sind den Aufständischen an Anzahl, Kampferfahrung und Ausrüstung überlegen. Daher werden wir ohne lange zu fackeln diese Ruine im Handstreich erobern! Mein Plan lautet folgendermaßen:

Hauptmann Josper von Kemlar wird mit einem Halbbanner Gardisten die Festung frontal angreifen. – Ihr bekommt auch ein paar Bauern mit, die euch vorauslaufen sollen, falls ihr vor den Mauern unter Beschuss kommt.
Frau von Rüpeln wird mit ihren Spießläufern die Festung an der nördlichen Flanke umgehen und ihre Leitern auf der uns abgewandten Seite anlegen - aber lasst euch nicht durch einen Ausfall den Rückweg abschneiden!
Herr von Uztrutz wird ein weiteres Banner bereithalten. Erst wenn die ersten beiden Gruppen im vollen Gefecht stehen, wird diese Gruppe die südliche Flanke stürmen. Ihr werdet auf wenig Gegenwehr stoßen, da Hauptmann von Kemlar und Frau von Rüpeln die Verteidiger andernorts binden werden. – Ich erwarte mir, dass ihr mir und der Haupttruppe das erste Tor bis zur Praiosstunde öffnet! – Wegtreten!“

Etwas später …

„Schaut dort rüber auf die Yassburg. Die Rebellen zittern hinter ihren Mauern und wagen sich nicht hervor! Nein, sie fürchten uns und haben sich unter dem Rock des verräterischen Vogtes Brumil versteckt! Ich sage, sie haben genug angerichtet! Sie haben sich gegen ihren rechtmäßigen Lehnsherrn erhoben und Raub und Mord über die ganze Baronie gebracht! Aber ich sage euch, sie sind zu weit gegangen und jetzt zittern sie vor uns, denn wir sind ihnen an Zahl und Kampfkraft deutlich überlegen, drum sage ich – macht sie nieder! Der Baron hat für jeden toten Aufständischen fünfzig Silbertaler ausgelobt und die Burg ist zur Plünderung freigegeben.“
Bolzerich von Uztrutz hielt mit hochrotem Kopf an. Er hatte schreien müssen, damit ihn alle Kämpfer seiner Gruppe hören konnten.

„Also drauf und dran! Nieder mit dem Geschmeiß!“

Weniger aufgrund von Bolzerichs Redegeschick, sondern mehr wegen des versprochenen Sturmsolds hatte sich seine knapp dreißig Köpfe zählende Sturmgruppe mit lautem „Hurra!“ in Bewegung gesetzt. Zeitgleich setzten die Bärenklammer Spießläufer unter Barmine von Rüpeln und die Drifter Garde unter Hauptmann Josper von Kemlar zum Sturm an.
Von der der Yassburg her ertönte ein Hornsignal. Die Mauern wurden eiligst von Aufständischen besetzt. Die alte Trollburg war jedoch zu weitläufig, als dass die Mauern von den Verteidigern durchgehend gesichert werden konnten, und so sammelten sich kleine Gruppen in regelmäßigen Abständen auf der Mauer und zogen sich erst mit dem Heranrücken der Angreifer dorthin zusammen, wo der Angriff zu erwarten sein würde.
Dies gab Narmurs Truppen die Gelegenheit, nahezu unbehelligt bis dicht an die Burg zu gelangen.
Bolzerich von Uztrutz verlangsamte das Tempo und ließ seine Truppe zurückfallen, während die anderen beiden Abteilungen die letzten Meter zu den Mauern unter lautem Kampfgeschrei nahmen.
Angreifer und Verteidiger tauschten eine erste Armbrustsalve aus – auf beiden Seiten fielen Kämpfer. Kurz darauf wurden die ersten Sturmleitern an die Mauer gelegt und die Angreifer begannen nach oben zu drängen, während die Verteidiger dies zu verhindern versuchten. – Der Kampf war im vollen Gange.
Erst dann setzte Bolzerich von Uztrutz mit dem Sturm auf die Südflanke der Festung an. Wie von Narmur erwartet brach der Widerstand dort rasch zusammen. Seine Truppen konnten den ersten Mauerwall rasch überwinden und drangen in den dahinterliegenden Zwinger zwischen erster und zweiter Mauer ein.