Man erntet, was man sät - Die Schlacht bei Unwynfurt I

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Die Schlacht bei Unwynfurt I

Unwynfurt, 28. Rondra 1041 BF

Mit lautem Ächzen nahm Brumil seinen Hörnerhelm ab und wischte mit dem Handrücken den Schweiß von seiner Stirn. Die Anstrengungen der letzten Stunden waren dem Zwerg ins Gesicht geschrieben. Das sonst so fahle Gesicht, dass farblich normalerweise kaum von seinem grauen Barthaar zu unterscheiden war, war glühend Rot und Schweißnass. Seit Stunden tobte bereits der Kampf. Den gesamten Vormittag über hatten Nadoreter Geschütze die Stellungen der Verbündeten beschossen, ohne dabei aber größeren Schaden anzurichten. Am Nachmittag hatte Balinor von Nadoret dann einen Vorstoß geführt, der aber abgewiesen werden konnte. Seither beschossen sich die beiden Seiten über den Fluss hin mit ihren Armbrüsten und auch die Nadoreter Geschütze hatten ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Flankiert von zwei Kriegern des Yassburger Dutzends ließ Brumil den auf der Brücke über die Unwyn tobenden Kampf hinter sich. Er stapfte an verwundeten und rastenden Soldaten vorbei ins Feldlager der Verbündeten und ließ sich neben Alvide, die gerade dabei war sich ihre Rüstung anlegen zu lassen, in einen Stuhl seiner Größe fallen.
Alvide rümpfte die Nase und fragte sich unwillkürlich, ob man frischen Zwergenschweiß in größeren Mengen wohl als Waffe einsetzen könnte. Sie wischt den Gedanken schnell bei Seite: „Wie läuft es? Sind die Soldaten noch motiviert?“ fragt sie, während sie den Sitz ihrer Armschienen prüfte.
Brumil wog den Kopf hin und her „Dafür, dass der Kampf bereits acht Stunden währt, sind sie noch erstaunlich gut bei Laune. Seit dem Vorstoß von Balinor von Nadoret am Nachmittag ist aber kaum etwas Nennenswertes passiert.“
Alvide nickte zustimmend „Den Göttern sei Dank, dass wir Balinor zurückwerfen konnten. – Er ist ein wahrlich mutiger Ritter, der es versteht seinen Leuten ein Vorbild im Kampf zu sein.“
„Ka roboschan hortiman Angroschim – Ich hoffe ihr seid gut ausgerastet Alvide. Vielleicht vermögt ihr es unseren Kämpfern ein noch besseres Vorbild zu sein. Mein Kampfgeschick reichte dazu leider nicht aus.“ Antwortete Brumil und ließ sich einen großen Humpen Bier überreichen.
Alvide schmunzelte „Besser wäre es schon, wenn wir die Nadoreter zurückwerfen solange ihre Nachhut noch nicht hier ist. Man hört ja, dass sich Josper von Kemlar und Erzbart von Drabenburg Hakan angeschlossen haben sollen. Aber hier haben sie sich noch nicht blicken lassen.
„Ich hoffe, dass sie uns nicht in den Rücken fallen.“ Raunte Brumil misstrauisch. Alvide entgegnete: „Ich habe Eberhelm von Treublatt nach Drift geschickt um ein Auge auf die dortige Brücke zu werfen. Er hätte uns informiert, falls etwas Auffälliges vorgefallen wäre und andere Möglichkeiten gibt es nicht, die Unwyn zu queren. – Wie dem auch sei: Legt bei Ingerimm ein gutes Wort für mich ein, Brumil!“ Alvide nahm Schild und Schwert und marschierte mit ihrem Knappen Alerich von Rohenforsten zur Brücke.
„Baroschem!“ Brumil hob den Humpen auf ihr Wohl und leerte ihn in wenigen Zügen.

Als einige Stunden später die Sonne langsam hinter den westlichen Ausläufern der Ambossberge versank, standen am anderen Ufer der Unwyn, etwas abseits des Kampfgeschehens Hakan von Nadoret mit seinem Sohn Balinor in ihrem Heerlager beisammen. Hakan legte seinem Kind die Hand auf die Schulter: „Balinor, bald ist es soweit. Meine Kundschafter haben berichtet, dass Josper von Kemlar und Erzbart von Drabenburg mit ihren Truppen in gebotener Heimlichkeit die Brücke in Drift überquert haben und nun kurz vor dem feindlichen Heerlager stehen.“
Balinor war erstaunt. „Und der Feind? Wie haben sie es geschafft die Brücke heimlich zu queren?“
Hakan grinste breit: „Sie haben ihre Rüstungen und Waffen auf eine Drifter Schachtel verladen und sich als Treidler ausgegeben. – Alvide und Brumil sind Ahnungslos. Wir werden unsere Truppen nun von der Brücke zurückfallen lassen. Ihr begebt euch zu den Landreitern, die ich zurückgehalten habe und führt sie in die Schlacht. Falls der Feind unseren fliehenden Truppen nachsetzt, werdet ihr mit den Reitern einen Keil zwischen der Brücke und dem vorrückenden Feind treiben. Josper und Erzbart werden dann hinten … aufräumen.
Wenn alles gut geht, wird die Belagerung Narmurs bereits morgen beendet sein.“ Balinor lächelte triumphierend: „Und den Sindelsaumern wird es eine Lehre sein, sich in Ferdoker Angelegenheiten gemischt zu haben.“

Kurze Zeit später dröhnte das Signalhorn der Nadoreter durch das Flusstal. Die Nadoreter Truppen begannen sich langsam zurückzuziehen. Alvide und Brumil, die gerade an vorderster Front verbissen damit beschäftigt waren den Vorstoß einiger Nadorter Soldritter in die Schranken zu weisen, setzten den zurückweichenden Nadoretern mit ihren Truppen zuerst halbherzig nach, verlangsamten dann aber wegen der einsetzenden Dämmerung ihren Vormarsch.
Zur ihrer großen Überraschung brachen jedoch die Kämpfer des Drifter Haufens unter ihrer Anführerin Morena Breitschuh durch die eigenen Reihen und stürmten den Nadoretern in unvermindertem Tempo nach. „Nieder mit den Nadoreter Hunden!“ brüllten einige unter ihnen.
Kopfschüttelnd und mit einem Fluch auf den Lippen, nahm Brumil mit seinem Yassburger Dutzend die Verfolgung wieder auf, während Alvide mit ihren Glefenträgern zur Brücke zurückkehrte um diese zu sichern. Kaum hatte sie die Unwyn erreicht überschlugen sich die Ereignisse: Aus einem kleinen Wäldchen unweit des Flusses stießen zwei Dutzend Reiter unter Führung Balinors im vollen Galopp auf das Schlachtfeld und schnitten dem Drifter Haufen und Brumil den Rückweg ab. Nur wenige Minuten später drangen Alarmsignale aus dem Feldlager der Verbündeten zur Brücke.
Alvides Augen weiteten sich und für einen kurzen Augenblick machte sich Verzweiflung in ihrem Ausdruck bemerkbar. Sie wusste nicht, welcher Herausforderung sie sich zuerst stellen sollte. Kurzerhand klopfte sie ihrem Feldwaibel Garosch Sohn des Grimmosch auf den Helm „Du bleibst hier und haltest die Brücke! – Ich werde die Reiterei mobilisieren und das Feldlager verteidigen!“
„Wir werden nicht weichen!“ – bestätigte Garosch und blickte Alvide nach, die in der Abenddämmerung Richtung Feldlager verschwand.