Ich zog mit dem Rennbanner

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Ausgabe Nummer 69 - Hesinde 1044 BF

Ich zog mit dem Rennbanner

Die Garetische Fehde aus Sicht eines Koschers

GARETIEN/GRAUENSEE. Die Ereignisse dieses Berichts liegen bereits ein Jahr zurück, dennoch möchte der KOSCH-KURIER der geneigten Leserschaft den folgenden Bericht des ehemaligen Armbrustschützen Bolzert Haubenschreier nicht verwehren. Bolzert war mit dem Rennbanner nach Hartsteen in die Große Garetische Fehde gezogen und berichtet uns im Folgenden von seinen Erlebnissen.

Nachdem das Rennbanner in aller Eile zusammengerufen worden und für einige wenige Wochen gedrillt worden war, ging es für uns auch schon nach Garetien. Natürlich konnten wir nicht durch die feindlichen Grafschaften nach Hartsteen reiten, darum wählten wir den längeren Weg über Greifenfurt. So war es dann erst Ende Boron 1043 BF, als wir schließlich auf der Burg Hutt ankamen. Dort wurden wir freundlich empfangen, aber es war nicht zu übersehen, dass sich die Grafschaft Hartsteen in einer schwierigen Lage befand. Die Burg war bereits belagert worden und wurde bald darauf erneut eingeschlossen.

Für mich waren diese ersten Wochen in Hutt ein raues Erwachen. Ich hatte mir ruhmreiche Schlachten erhofft, doch stattdessen gab es kleine Scharmützel, bei denen mal wir, mal die Schlunder obsiegten. Während die Hauptfrau Firuna von Salzmarken-See bei diesen kleinen Gefechten meist auf Burg Hutt, an der Seite der Gräfin, verblieb, war es Halmar von Sindelsaum, der uns anführte. Er lehrte uns die Taktiken, die er im fürstlichen Rock in der Wildermark und in Tobrien gelernt hatte. Ruhmreich ging es dabei nicht zu. Mal lauerten wir bei Nässe und Kälte im Matsch, mal griffen wir im Morgennebel an. Mit den Rittergeschichten, die man sonst so hört, hatte das alles nicht viel zu tun.

Allzu lange währte diese Phase aber nicht, denn die Schlunder schlossen uns auf Burg Hutt ein. Sie hatten nicht die nötige Stärke, um die Burg zu bestürmen, aber wir konnten auch keinen Ausfall wagen. So gingen die Monate Hesinde und Firun ins Land. Im Tsa kam dann schließlich Entsatz, und wir wagten einen Ausfall. Während die Hartsteener die Schlunder vor sich her trieben, hatten wir einen anderen Auftrag: Gräfin Niope war von Tsa gesegnet worden, und wir sollten sie zurück an den Angbarer See bringen, damit sie dort in Sicherheit sein konnte. So sattelte das gesamte Rennbanner auf und umringte die Kutsche der Gräfin. Wir ritten gen Osten, Richtung Rommilyser Mark, doch wir waren noch nicht weit geritten, als ein Schlunder Haufen auf uns traf. Die Schlunder, die auch viele Zwerge in ihren Reihen hatten, schienen ebenso überrascht zu sein wie wir.

Rasch nahmen wir Aufstellung, und während wir Armbruster absattelten und die Gegner beschossen, nahmen die Ritter und ihre Waffenknechte Aufstellung und brausten dann auf die feindlichen Reihen zu. Das war schon eher, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Banner knatterten im Wind, die Hufe der Pferde trommelten über die Erde, und der Schlachtruf „Für Rondra und den Kosch!“ erklang. Die Schlunder schossen noch eine Salve in den Ansturm, doch dann waren die Unsrigen schon bei ihnen und brachen eine Schneise in ihre Reihen. Wir anderen sattelten auf und folgten dem Vorbild der Ritter, wenngleich wir nie im Reiterkampf ausgebildet worden waren.

Nach einem kurzen Gefecht zerstreuten sich die Schlunder. Zurück blieben etliche Tote und Verwundete. Ich gab einem der verletzten Gegner etwas zu trinken und musste dabei mit Schrecken feststellen, dass der „Schlunder“ tatsächlich ein Koscher Söldner aus Stanniz war. Er gehörte zur Söldnertruppe „Gortoscha mortomosch“, die sich in den Dienst des Schlunder Grafen gestellt hatte. Ihre Hauptfrau, die Ambosszwergin Garascha Tochter der Gandascha lag unweit von mir leblos am Boden. Der Söldner weinte bittere Tränen, und auch mir wurden die Augen nass. Hier waren wir auf fremdem Boden und vergossen das Blut unserer eigenen Landsleute, ohne dass wir einen Groll gegeneinander gehabt hätten. Auf unserer Seite war Cella von Salzmarken gefallen, dazu noch etliche Gemeine. Eulrich zu Zwietrutz und viele weitere waren verwundet worden, doch es blieb uns nicht viel Zeit zu trauern, denn die „Schlunder“ sammelten sich bereits wieder; also sattelten auch wir wieder auf. Die Ritter entschieden hier, das Rennbanner zu teilen. Ein Teil des Haufens blieb unter den Rittleuten Josmene von Treublatt und Arn vom Hochfeld zurück. Sie würden die Verwundeten zurück nach Hutt bringen und weiter kämpfen. Wir übrigen ritten weiter bis zur Dergel und machten uns von dort aus auf den Rückweg an den Angbarer See. Die Rückreise ging in eher gedrückter Stimmung vonstatten. Als wir schließlich Anfang Phex in Grauensee ankamen, waren wir alle froh, diesen Ritt hinter uns zu haben. Graf Wilbur war sichtlich erfreut, seine Schwester wieder zu sehen, und dankte uns von Herzen. Tags darauf nahmen dennoch etliche von uns ihren Abschied, während andere weiterhin unter dem Grafenbanner dienen wollten.

So kehrte ich nach nur sechs Monaten im gräflichen Rock nach Hügelsaum zurück. Im Kosch hatte sich nicht viel verändert, doch ich sah die Heimat nun in einem anderen Licht. Wir können uns glücklich schätzen, dass die ruhige Hand des Fürsten auf der Provinz ruht und Zwist und Hader meist friedlich ausgetragen wird. Ich war jedenfalls heilfroh, im „Eber“ in aller Ruhe ein „Hügelbräu“ trinken zu können. Die Heldenflausen hatte mir dieser Ritt unter dem gräflichen Banner jedenfalls gründlich ausgetrieben.

Bolzert Haubenschreier