Eine Koscher Fehde - Dem Sindelsaum ein Schnippchen zu schlagen

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Gut Hügelsaum, Ende Ingerimm 1037

Thalian war früh wach am heutigen Tage. Der erste Hahnenschrei hatte ihn bereits geweckt, während Mechte im Nachbarbett friedlich weiter schlummerte. Nun, das konnte ihm nur Recht sein. Leise schlüpfte er in bequeme und für den heutigen Tage praktikable Bekleidung und stieg die Treppen hinunter in Richtung Küche.
Auch diese lag noch im Zwielicht des neuen Morgens, trotz der großen Fenster, die sein Heim, Thurm Has, anstatt von Schießscharten schmückten. Sein Koch und Haushälter, der sich selber Majordomus nannte, ein eigenbrödlerischer aber sonst ganz umgänglicher Hügelzwerg namens Ataxosch, hatte sein Tagwerk noch nicht aufgenommen. So schnitt sich Thalian nach seiner Morgentoilette eine Scheibe Brot ab, belegte dieses mit etwas Käse und trat vor die Tür. Nach einem ausgedehnten Recken und Strecken schlenderte der Herr von Gut Hügelsaum hinüber zu seinem Gutshof, wo bereits reges Treiben herrschte.
Heute war der perfekte Tag. Mit etwas Glück würden die nächsten Tage so bleiben. All die Ingerimm-Feiertage waren nun auch vorbei. Und heute würde die erste Heuernte des Jahres beginnen.
Alma, die Großmagd, passte Thalian kurz hinter dem Tor des Gutshofes ab.
“Mein Herr, ich muss dringend mit euch reden” sagte die nicht gerade schlanke, aber, nach Thalians Geschmack, wohlgeformte Frau, etwas keuchend. Sie schien ein Stück des Weges gelaufen zu sein, ihr draller Busen wiegte mit prächtigem Dekolleté über ihrer Schürze auf und ab.
Ja, es scheint ein warmer Tag zu werden, dachte Thalian bei sich.
Er sagte jedoch: “Guten morgen Alma. Was liegt denn so dringendes an? Und ich sehe, das Gesinde ist schon fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt.” “Äh, ja mein Herr, alles wird zu eurer Zufriedenheit sein. Aber es ist etwas anderes, es geht um den blöden Foldan.” “Tztztz” schalt Thalian die Magd. “Nur weil er nicht immer ganz bei der Sache ist und offensichtlich nicht deinen Weitblick besitzt, ist er noch lange nicht blöde. Du meinst doch Foldan den Tagelöhner, oder?”
“Genau den meine ich euer Wohlgeboren. Und es tut mir leid, dass ich ihn gerade so nannte, aber alle nennen ihn so.”
“Schon in Ordnung” vergab Thalian väterlich. “Aber was ist denn mit Foldan? Hat er etwas angestellt?”
“Ganz im Gegenteil Herr, ganz im Gegenteil. Ich beobachte ihn nun schon ein paar Wochen, und ich möchte euch den Vorschlag machen, ihn fest als Teil eures Gesindes zu beschäftigen.”
Nun war es an Thalian, überrascht drein zu schauen.
“Ja, aber warum, Alma? Gerade nanntest du ihn doch blöd? Und was man so hört, scheinen seine handwerklichen Fähigkeiten nicht sehr…, ähm…, ausgeprägt zu sein?”
“Das stimmt schon, euer Hochgeboren. Außer zum Misten und Heu schippen kann man ihn wirklich nicht gebrauchen. Nicht mal Zäune reparieren kriegt er anständig hin, ohne sich oder andere zu verletzen.”
Thalian schaute immer skeptischer, während seine Großmagd fortfuhr.
“Aber ich habe ihn im Umgang mit Tieren beobachtet Herr. Es ist verwunderlich, denn er spricht mit ihnen.”
“Ja, aber das machen wir doch fast alle. Das ist doch nicht ungewöhnlich.”
“Nun ja, aber die Tiere scheinen ihn zu verstehen, Herr. Außerdem scheint er intuitiv zu wissen, was den Viehchern fehlt, wenn sie mal krank sind. Erinnert ihr euch noch an euer lahmendes Pferd? Niemand konnte sich erklären, woher diese Lahmheit kam. Doch Foldan geht zu dem Tier, spricht mit ihm und findet anschließend einen Stein unter dem Hufeisen. Niemand hatte diesen vorher entdeckt.”
Der Edle von Hügelsaum war nun sichtlich beeindruckt.
“Und das euer Wohlgeboren, war nur ein Beispiel von vielen. Ich bin mir sicher, er hat Benno den Hund geheilt, nur indem er ihn anfasste. Und ich schwöre bei den Göttern, dieser brach sich kurz vorher den Vorderlauf, als er über einen Weidezaun sprang. Auch mehrere eurer Milchkühe hat er von Magenverstimmungen und Euterentzündungen geheilt. Herr glaubt mir, Foldan ersparte euch schon viele Dukaten.”
“Nun Alma, das klingt faszinierend. Du weißt, ich vertraue auf deinen Rat. Haben wir denn einen schönen Platz für ihn?”
“Herr, Platz ist im Gesindehaus genügend, sogar ein eigenes Zimmer können wir ihm geben. Die winzige Kate in Sindelsaum drüben, wo er jetzt lebt, die macht den Eindruck, als könne sie vom nächsten Föhn weggeblasen werden. Außerdem wird er sich hier ganz sicher schnell einleben, dafür sorge ich. Drüben, über dem Fluss, ist er dem ständigen Spott der Dorfbuben und -mädels ausgesetzt. Und auch unsere Dorfkinder sind wahrlich nicht immer nett zu ihm.”
“Du hast mich überzeugt Alma, ich vertraue dir da wirklich. Ich gehe direkt hinüber ins Haus und setze einen Brief an den Sindelsaumer auf. Ich hoffe, er wird unsere Bitte nicht abschlagen. Und du sorge jetzt dafür, dass wir reibungslos starten können, wenn ich damit fertig bin. Es liegt ein harter Tag vor uns.”
Thalian sprach‘s und wandte sich in Richtung Getreidescheune, wo eine kleine Amtsstube Pergament und Gänsekiele bereithielt. Dabei sah er im Augenwinkel den blöden Foldan, mit seinen unverwechselbar blonden struppigen Haaren, der gerade im Kuhstall verschwand.
Im Haus angekommen nahm er rasch Platz, um sein Anliegen an Erlan von Sindelsaum zu formulieren. Doch wie sollte er den Brief beginnen?
Schmeichlerisch? Euer hochgeschätzte Hochwohlgeboren vielleicht? Nein, hochgeschätzt war der Herr Baron von Sindelsaum in seinen Augen nicht. Zumindest nicht immer.
Vielleicht begann er besser mit Lieber Erlan… .
Ach Quatsch, das klang zu vertraut. Immerhin war er, Thalian, heute mal ein Bittsteller. Hm…, am besten er begann einfach zu schreiben…
Gut Hügelsaum, Ende Ingerimm 1037 BF

Ingerimm zum Gruße, Euer Hochwohlgeboren.

Ich hoffe sehr es geht Euch und Eurer Familie noch gut und ihr seid alle wohlauf.
Ward ihr heuer in Angbar, zur Warenschau? Man hört, es soll wie immer ein vortreffliches Fest gewesen sein und der Bierkonsum lag wohl weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Und ich hoffe ihr konntet noch ein paar günstige Geschäfte abschließen, um eure Arsenale aufzustocken.
Aber dies soll heute nicht mein Anliegen sein.
Ich richte mich mit der Bitte an Euch, den Tagelöhner Foldan aus Hügelsaum, drüben über dem Fluss, fest in mein Gesinde übernehmen zu dürfen. Mir wurde wiederholt bestätigt, dass er zum Schaffen nicht sehr geeignet ist, aber er kann wohl ganz gut mit den Tieren.
Selbstverständlich erhält er auf meinem Gut ein sauberes und geräumiges Obdach, sowie tägliche Speisung, damit er nicht vom Fleisch fällt. An dem armen Foldan ist sowieso nicht sehr viel dran.
Ebenso eine Selbstverständlichkeit ist es, dass ich die ausfallende Arbeitskraft euch angemessen entschädigen werde, denn er ist ja einer eurer Unfreien. Auch ein Obolus für Foldan selbst, für eigene Anschaffungen, wird ihm gezahlt werden.
Für euch hat es zudem den Vorteil, dass an dem Platz, an welchem derzeit noch seine Hütte steht, ein festes Häuschen errichtet werden kann.
Dies war dann nun mein Anliegen. Die Heuernte ruft, deshalb habe ich mich auch kurz gehalten.
Ich hoffe, ihr entscheidet wohlwollend über meine Bitte.
Einen sonnigen Tag wünsche ich euch noch und möge das Praiosrund euch kräftig leuchten, damit das Abendbier umso besser schmeckt.

Euer

Thalian Has von Hügelsaum

Puh, geschafft! Thalian wischte sich den Schweiß von der Stirn und faltete das Pergament zusammen, um es anschließend zu versiegeln. Dass ihm das Schreiben aber auch immer so schwer fallen musste… . Mechte behauptete sogar, er schreibe kaum besser als ein einfacher Bauer. Aber was wusste die schon? Wieviele Bauern konnten schon schreiben? Für seine Korrespondenz und seine Buchführung interessierte sich Mechte sowieso nicht, solange nur immer etwas Geld übrig blieb. Thalian hoffte, dass Erlan sich auf sein Anliegen einließ. Denn wenn sich Foldan tatsächlich als ein Wunderheiler an den Viehchern erwieß, dann konnte er seinem Erzfeind damit ein riesiges Schnippchen schlagen, weil dessen Fähigkeiten zuerst in Hügelsaum entdeckt wurden. Der Edle von Gut Hügelsaum trat wieder vor die Tür und winkte sich mit einem lauten Pfiff einen der Hofjungen herbei.
“Du bist der Brin, richtig?” fragte Thalian den cirka achtjährigen Buben. Dieser nickte.
“Hier hast du einen Brief und zwei Heller für deinen Sparstrumpf. Und diesen Brief bringst du jetzt geschwind über die Brücke zum Dachsbau. Ich verlasse mich auf dich mein Junge.”
Dankbar nahm der kleine Brin die beiden Münzen und das Schreiben und flitzte ohne zu zögern los.
Zufrieden wandte sich Thalian nun dem Gewusel auf dem Hof zu.
Die Heuernte konnte beginnen…