Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Teil 7: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Praiosstrahlen glitzerten wie flüssiges Feuer auf den goldenen Schindeln des Tempels. Längst vergessene geglaubte Erinnerungen aus seinem alten Leben drängten an [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/gregorius-balthazar-von-weidenhain/ Gregorius]' Bewusstsein. Knisterndes Feuer…markerschütternde Schreie…der beizende Geruch verbrannten Fleisches…Ein stechender Stich fuhr ihm ins Herz.  
 
Die Praiosstrahlen glitzerten wie flüssiges Feuer auf den goldenen Schindeln des Tempels. Längst vergessene geglaubte Erinnerungen aus seinem alten Leben drängten an [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/gregorius-balthazar-von-weidenhain/ Gregorius]' Bewusstsein. Knisterndes Feuer…markerschütternde Schreie…der beizende Geruch verbrannten Fleisches…Ein stechender Stich fuhr ihm ins Herz.  
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Vermutlich hatte der [[alb:Orbatal|Orbatal]]er, dieses Wechselbalg, den Zauber nur gelernt, um seine abstehenden Ohren, die lachhaften Sommersprossen, eine Rübennase und die schiefen Zähne zu verbergen, aber egal…
 
Vermutlich hatte der [[alb:Orbatal|Orbatal]]er, dieses Wechselbalg, den Zauber nur gelernt, um seine abstehenden Ohren, die lachhaften Sommersprossen, eine Rübennase und die schiefen Zähne zu verbergen, aber egal…
  
Der echte [[Briefspieltext vielleicht mit::Kunbert Steenbock]]. Nun, der saß gerade drei Stockwerke unter ihm, im tiefsten Kerker des Schuldturms von Markt Friedwang. Abteilung Magiergefängnis – mit Blei ausgekleidet, so dass niemand sein Geschrei hören würde. Boronio war dafür gewesen, ihn kalt zu machen, aber die anderen wollten noch Lösegeld für ihn rausschlagen, wenn die Sache hier erledigt war.  
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Der echte [[Briefspieltext mit::Kunbert Steenbock]]. Nun, der saß gerade drei Stockwerke unter ihm, im tiefsten Kerker des Schuldturms von Markt Friedwang. Abteilung Magiergefängnis – mit Blei ausgekleidet, so dass niemand sein Geschrei hören würde. Boronio war dafür gewesen, ihn kalt zu machen, aber die anderen wollten noch Lösegeld für ihn rausschlagen, wenn die Sache hier erledigt war.  
  
 
Nun trug Colga die geckenhaften Kleider des Barönlichen Herolds und war den Gruftkäfern als Herold entgegen geeilt – um ganz sicherzustellen, dass sie sich am Brunnen versammeln würden, auf den Präsentierteller. Grinsend schob Boronio sein Federbarett zurück, kratzte sich die bereits ergrauten, kurzen Stoppelhaare, zog die schmale Krempe dann wieder in die Stirn, schloss die Finger um den Drücker.
 
Nun trug Colga die geckenhaften Kleider des Barönlichen Herolds und war den Gruftkäfern als Herold entgegen geeilt – um ganz sicherzustellen, dass sie sich am Brunnen versammeln würden, auf den Präsentierteller. Grinsend schob Boronio sein Federbarett zurück, kratzte sich die bereits ergrauten, kurzen Stoppelhaare, zog die schmale Krempe dann wieder in die Stirn, schloss die Finger um den Drücker.
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Version vom 2. April 2022, 13:10 Uhr


 Wappen Wildermark.svg
Texte der Hauptreihe:
K1. Prolog
K2. Teil 1
K3. Teil 2
K4. Teil 3
K5. Teil 4
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
Autor: ?

Briefspielgeschichte der Golgariten

Markt Friedwang, Wildermark, Anfang Praios 1032 BF

Die Praiosstrahlen glitzerten wie flüssiges Feuer auf den goldenen Schindeln des Tempels. Längst vergessene geglaubte Erinnerungen aus seinem alten Leben drängten an Gregorius' Bewusstsein. Knisterndes Feuer…markerschütternde Schreie…der beizende Geruch verbrannten Fleisches…Ein stechender Stich fuhr ihm ins Herz. Er schüttete unwirsch den Kopf, um die lähmenden Gedanken zu vertreiben, die ihn ihm aufstoben. Seine Zeit im Orden hatten diese Momente seltener werden lassen, doch zur Gänze wollten sie nicht verschwinden. Nicht solange er sich nicht selber verzeihen konnte. Nicht solange er sich tief in seinem Inneren an sein Leid klammerte. Er zwang sich mühsam zurück ins Jetzt. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Vielleicht würde sich Boron dereinst seiner annehmen. Sein Blick streifte seine Gefährten. Wie immer glaubte er den Segen des Herrn auf ihnen zu erkennen. Die Gewissheit, dereinst gen Alveran aufzufahren. Sie zogen weiter. Die jämmerliche Gestalt am Pranger erregte seine Aufmerksamkeit. Noch immer hatte er untrügerisches Gespür für Lüge und Wahrheit. Und aus bitterer Erfahrung hatte er gelernt. Diesem Gespür zu trauen. „Was hat er verbrochen“, fragte er den Herold kurz angebunden.

Der Mann mit dem ergrauten Spitzbart erschrak. Nicht sehr, aber er zuckte innerlich zusammen...Das konnte Gregorius, der es gelernt hatte, bei Verhören auf das Mienenspiel seines Gegenübers zu achten, deutlich sehen – und mehr noch spüren. Aus der Art, wie ein Mensch lügt, ahnst du schon die Wahrheit, hatte ein Praiosgeweihter einmal zu ihm gesagt. Einen Augenblick lang blinzelte der Herold zu dem großen, eingerüsteten, noch dachlosen Turm im Hintergrund des Marktplatzes. Als wäre dort oben die Antwort verborgen. Kunbert atmete tief durch, strich sich über den wappengeschmückten Tappert, kratzte sich mit dem Heroldsstab, dessen Spitze ein Steinbockkopf zierte, die Wange. Erst jetzt sah Gregorius, dass die Haare des Herolds unter dem Barett kupferrot leuchteten, sein Spitzbart aber grau blieb. Seltsam…ein Spiel des Lichts? Aber Praios spielte niemals. Als Gregorius genauer hinsah, waren die Haare wieder grauweiß. „Ihr habt es von ihm selbst gehört, Herr“, sagte Kunbert, nun jedes Wort mit der Zunge wiegend und wägend. „Er ist ein ganz gewöhnlicher Spitzbube!“ Letzteres peitsche er laut in Richtung des Manns im Block. „Jedenfalls nicht wert, dass ein hoher Herr“ – ein erneuter Bückling – „von zweifelsohne vornehmer Abkunft wie Ihr sich auch nur einen Herzschlag über Gebühr mit ihm abgibt.“ „Ich bin unschuldig wie Traviaschnee!“ krakeelte der Bursche zurück. „Cordan hat die Prügelei im Steinbock angefangen, nicht ich. Er sollte jetzt an meiner Stelle stehen. Mein Buckel juckt zum Sumuerbarmen…Und gerade eben habe ich eine Frau gesehen, bis an die schiefen Zähne bewaffnet, die heimlich irgendein Zeugs in den Brunnen geträufelt hat....“

Der rasche Ritt gen Nordwesten hatte die Tiere durstig werden lassen, so bot der Brunnen des Marktes Friedwang die willkommene Abkühlung für die Tiere. Der Ritt hatte ihm wieder einmal gezeigt, dass Ordnung nur mit harter Hand durchzusetzen war. In der ganzen Rabenmark gab es keine Orte die an Friedwang erinnerten. Gar ärmlich sah es dort an der Mauer aus und freudigen Zeitvertreib gab es dort auch nicht. Doch bei all dem Putz und Blendwerk im friedlicheren Teil der Wildermark, so wenig mochte sich geändert haben hinter den eifrig gekehrten Türschwellen. Die Armut in der Mark dagegen hatte die Menschen bescheiden werden lassen, fromm und gutmütig. Ein Markt wie Friedwang aber sonnte sich wohl immer noch im Glanze vergangener Zeiten und das obwohl im Umland noch immer Schrecken lauerten, die am besten für immer hinter dem Wall geblieben wären.

Dschelef war es immer klar vor Augen gewesen, fällt die trutzige Rabenmark, so vermögen die geckenhaften Wildermärker sicher nicht dem Schrecken Einhalt zu gebieten.

Er ließ sein Pferd tränken, während er dem spitzen Reden des Herolds folgte. Als dieser versuchte Gregorius mit Speichelleckerei zu hofieren. „....dieser Adelspopanz würde sich am Ende glatt noch davon beeindrucken lassen...“, dachte der Federführer bei sich., als er kurz und knapp das Wort ergriff: „Ein hoher Herr mag sich damit nicht auseinander setzen müssen...“, ein scharfer Blick traf Gregorius, „...aber ein einfacher Ordensritter wie ich würde sich in solch götterlosen Zeiten gerne den Ketzern annehmen!“

Golgariten.gif

Boronio Schwarzwasser legte den Bolzen an die verdrillte Sehne und fragte sich, wem er das Lebenslichtlein ausblasen sollte: dem „Novadi“ oder dem mürrisch blickenden Glatzkopf daneben? Er stellte sich neben das kleine Fensterloch des Turms und spähte, am Baugerüst vorbei, auf den Alboransplatz, wo sich die Zielscheiben gerade hoch zu Roß näherten. Gut ausgeleuchtet und ohne jede Deckung. Die reinste Schießübung…Man musste im Grunde nur auf die Boronsräder ihrer Waffenröcke zielen, dann würde es einen herrlichen Blattschuss geben. Und er hatte gedacht, dieser Auftrag hier würde etwas spannender werden als der vorherige. Er deutete es mit dem Finger aus. Ene mene mu, zu Boron, da gehst du…Ene meine miste, du liegst in der Kiste. Ein unterdrücktes Kichern. Werd nicht albern, ermahnte er sich. So ging das nicht. Er musste schon selbst entscheiden. Natürlich, der Tulamid´ war der Befehliger der Golgariten, wie der reinweiße Mantel des Ordenritters verriet. Aber sein in rauen Kriegsjahren erprobter Instinkt ließ ihm auch den Kahlschädel als lohnendes Ziel erscheinen. Dem stand der Hochmut irgendwie ins Gesicht geschrieben, als wäre er der „heimliche Herrscher“ dieser Truppe. Der Bursche konnte noch gefährlich werden, das spürte Boronio. Der Söldner (nun gut, momentan stand er als gewöhnlicher Meuchler hier oben) grinste in sich hinein. Der Turm war nahezu ideal, wie für einen Heckenschützen wie ihn gebaut: Neben der regulären Treppe zur Eingangstür gab es noch das Baugerüst und das Seil am Flaschenzug des Krans als Fluchtweg – letzteres für ganz Eilige. Dazu kam die Verschattung des Fensters durch das Gerüst sowie die hervorragende Sicht auf den Platz. Herz, was willst du mehr? Er legte die Armbrust sacht, fast schon liebevoll aufs Fensterbrett. Sylvette – Kor wusste, warum er ihr mal diesen Kosenamen gegeben hatte. Ein dralles, wunderbar kraftvolles Luder in seinen Händen, zugleich hinterhältig und tückisch wie alle Weiber. Entfernungen schätzen – konnte nicht jeder. Er schon. Es waren ziemlich genau 150 Schritt von der Pfeilspitze bis zum Brunnen, für Sylvette dank der Winde kein Problem. Vor allem, wenn der Bolzen mit Gift präpariert war. Der Wind würde ihm ebenfalls keine Probleme bereiten – das schwache Lüftchen kam von Firun her, blies ihm also, wenn überhaupt, in den Rücken. Nur das grelle Gegenlicht bereitete ihm etwas Sorgen, schränkte sein Schussfeld doch ein, wie er nun blinzelnd merkte. Er schob den Hut tiefer ins Gesicht. Schon besser. Die anderen würden aus ihren Verstecken heraus den (hoffentlich) kopflosen Überlebenden mit ihren leichten Armbrüsten den Rest geben. Gorge saß oben im Springenden Steinbock, in der Dachkammer, Hilla linste aus einem Planwagen hervor, Oswald hatte sich als Bauer verkleidet und fuhr sein Schießgerät in einem Schubkarren spazieren.

Und dann hielt er noch Colgahan in der Hinterhand. Ihren „Kriegsmagier“. Tatsächlich nur ein lausiger Scharlatan, den sie, halbtot geschlagen, mal unter mausetoten Gauklern hervorgezogen hatten. Neben seinem lichterloh brennenden Wagen. Orküberfall, auch das kam vor in der Wildermark. Colgan Siobhan - ein rothaariger, großmäuliger Albernier. Schon den Namen konnte keiner leiden, also nannten sie ihn Colgahan. Oder einfach nur „Colga“ Aber er hatte schon ein paar nützliche Tricks auf Lager, wie diesen Impostodingsbums, mit dem er das Gesicht eines anderen Menschen annehmen konnte, als wärs sein eigenes. Vermutlich hatte der Orbataler, dieses Wechselbalg, den Zauber nur gelernt, um seine abstehenden Ohren, die lachhaften Sommersprossen, eine Rübennase und die schiefen Zähne zu verbergen, aber egal…

Der echte Kunbert Steenbock. Nun, der saß gerade drei Stockwerke unter ihm, im tiefsten Kerker des Schuldturms von Markt Friedwang. Abteilung Magiergefängnis – mit Blei ausgekleidet, so dass niemand sein Geschrei hören würde. Boronio war dafür gewesen, ihn kalt zu machen, aber die anderen wollten noch Lösegeld für ihn rausschlagen, wenn die Sache hier erledigt war.

Nun trug Colga die geckenhaften Kleider des Barönlichen Herolds und war den Gruftkäfern als Herold entgegen geeilt – um ganz sicherzustellen, dass sie sich am Brunnen versammeln würden, auf den Präsentierteller. Grinsend schob Boronio sein Federbarett zurück, kratzte sich die bereits ergrauten, kurzen Stoppelhaare, zog die schmale Krempe dann wieder in die Stirn, schloss die Finger um den Drücker.

Dein Plan ist gut, Hauptmann, lobte er sich selbst. Einen Hinterhalt im Wald legen, das kann jeder Goblin. Häuserkampf, das ist die Zukunft. Die meisten Menschen atmen erstmal tief durch, wenn sie aus der Wildnis in scheinbarer Sicherheit angekommen sind. Dabei kann man sie gerade hier, zwischen festen Mauern, am leichtesten treffen. Als Al´Anfaner wusste er, wovon er redete. Der alte Questador wischte sich die schwitzende Hand am dunklen, nietenbesetzten Lederkurbul ab. Dann entschloss er sich spontan, den „Novadi“ aufs Korn zu nehmen. Beim blutigen Kor, er hasste bereits diese Puniner Ketzer, oh verflucht, wie er sie hasste, beim Bart des Heiligen Nemekath. Aber die säbelschwingenden Heiden aus der Wüste Khom, diese lästigen Sandflöhe zerquetschte er am liebsten. Seitdem er auf wikav:Tar Honaks Feldzug sein Gesellenstück im korgefälligen Kriegshandwerk abgelegt hatte. Einmal, ja, einmal, da waren sie auf der Suche nach Sklaven in Gefangenschaft geraten, dumme Geschichte. Boronio konnte sich noch gut an das triumphierende Trällern der Weiber erinnern, im Lager der Uled Djebasch. An die Stockschläge, Fausthiebe und Steinwürfe. Dieser arrogante Schwarzbart, den sie „Hairan“ nannten, hatte ihn und seine Kameraden vom „Schwarzen Bund des Kor“ gerettet, vor dem Zorn der Meute. Was für eine Demütigung! In der Nacht waren sie dann aus einem der Zelte geflohen, nicht ohne dem halbwüchsigen Wächter davor die Kehle durchzuschneiden… Aber wahrscheinlich war der Golgarit da unten gar kein Novadi, sondern, noch schlimmer, ein Tulamid. Ein duckender, schleichender Reisfresser aus Mhanadistan. Gleich ob Herumtreiber aus der Wüste oder buckelnder Fellache – die konnte man doch alle über einen Sklaventod scheren. Nur, dass das Tulamiden-Pack so tat, als würde es statt zum Dreizehnten (oder Rastullah, wie die Kameltreiber den Götzen nannten) zu den Unsterblichen Zwölfen beten. So wie der Golgarit da unten, gleich im doppelten Sinn eine Verhöhnung des Götterfürsten… Boronio fühlte die Erregung des nahenden Gemetzels in sich aufsteigen. Blut lässt unser Rauschkraut wachsen, ja, ja, jaaa…Eins, zwei, drei, vier, Schwarzer Bund des Kor – marschier! Aufgestachelt klopfte er die Melodie der „40 000 Kriegshämmer“ auf den Schaft der Armbrust. Er schloss die Augen, versuchte seinen rasenden Atem zu beruhigen. Mach langsam. Duckern gab es nur, wenn sie hier nicht versagten. Also ging er in Gedanken den Plan noch mal durch. Als erstes mussten die Pferde der Golgariten das Gift saufen, das Hilla ins Brunnenwasser geschüttet hatte. Ein Trick, den er im Khomkrieg gelernt hatte. Ohne ihre Gäule waren diese stolzen Ritter nur noch ein Schatten ihrer selbst…Und dann, tzk, ein paar gut gezielte Bolzen…und Boron war ebenso wie er wieder ein bisschen reicher. Dann nichts wie weg aus diesem öden, verschlafenen Kuhkaff, wo sie nicht mal einen ordentlichen Puff hatten… Boronio erinnerte sich noch gut an die geheimnisvolle Unbekannte, die sie vor ein paar Tagen im „Steinbock“ angesprochen hatte (nach ihrem letzten Auftrag, einem eher langweiligen Eskortdienst für die Kauffrau Usterbinger). Eine blonde, gut aussehende, vornehm blasse Dame, das Gesicht sorgfältig unter einer Kapuze verborgen. Hatte ihnen im Hinterzimmer von einer Halbschwinge Golgis erzählt, die auf dem Weg nach Senkenthal, im Nordwesten der Baronie, sein sollte. Zum dortigen Central-Boronanger der Baronie, wie passend. Zehn Dukaten für jeden der Ketzer, der gleich für immer dort bleiben würde. Zehn Dukaten – das tönte nicht schlecht, ebenso wie der Klang der Goldmünzen, die als Anzahlung auf dem Tisch gelandet waren. Nebst einer Flasche mit „Nirgendmeerwasser“, wie die Fremde das Gift kalt lächelnd genannt hatte. In dass er unter anderem seinen Bolzen getaucht hatte - also Vorsicht… Er hob die schwere Waffe etwas an und nahm den Schwingenführer ins Visier. Ein Flattern, gefolgt von einem Krächzen lenkte ihn ab. Irritiert drehte sich Boronio um. Eine Krähe war in einem der Fenster hinter ihm gelandet, ein fetter, hässlicher, tiefschwarzer Krack. Die Krähe hoppste auf den Boden und glotzte ihn merkwürdig an. Der Söldling wollte etwas sagen, irgendetwas Gehässiges („Na, meine Hübsche, du riechst wohl schon das Aas?“, oder etwas in der Art). Aber aus irgendeinem Grund stockte ihm die Stimme. Das Tier krächzte erneut, der Blick wurde irgendwie ….durchdringend. Die dunklen Krähenaugen quollen aus ihren Höhlen, schwollen ins Unförmige, bekamen eine schmutzigweißliche Farbe wie eine überreife Eiterbeule. Die entstehende Kugel verschmolz mit dem Krähenkopf, dem ganzen struppig gefiederten Leib zu einem rot geäderten, großen Glupschauge, mit ölig schillernder Pupille und Krähenflügeln. Nein, es waren Fledermausflügel, die da wild zuckten und schlugen – oder kleine, krallenbewehrte Drachenschwingen? Boron, was war das für ein widernatürlicher Popanz, der da vor ihm zu schweben begann? Er keuchte panisch.

Das Geflügelte Auge starrte in sein Innerstes, schien aus sich selbst, nein, den Niederhöllen heraus, zu glühen, in die tiefsten, verborgenen Abgründe seiner Seele zu blicken: Dort sah es Verkommenheit, Gier, Selbstüberschätzung, Mordlust und sinnlosen Hass. Das Auge leuchtete, nicht zornig…eher interessiert…überaus freudig interessiert… Bald schon gehörst du uns. Ob Boronio wollte oder nicht: Seiner Kehle entrang sich vor Grauen ein Schrei. „Gütiger Boron, steh mir bei!“ Er tastete nach dem Amulett um seinen Hals, reckte den gekrönten Raben, kaum noch bei Sinnen, in die Höhe. Aufhören…es sollte einfach nur aufhören… Das Auge zerplatzte, mit einem irgendwie höhnisch klingenden, nassen Geräusch ins Nichts.