Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Teil 5: Unterschied zwischen den Versionen

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[https://www.golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/bishdarielon-von-suunkdal/ Bishdarielon] ruckte hoch, bereit den nächsten, tödlichen Säbelhieb der Söldnerin abzuwehren – und schrie auf, als sich ihr letzter Stich schmerzhaft in Erinnerung rief. Der ganze Oberarm schien aufzuplatzen. Stöhnend sank er auf seine Bettstatt zurück – die aus harzig duftenden Tannenzweigen bestand, wie er nach Momenten der Qual merkte. Eine bunte Steppdecke war über ihn gebreitet worden - und ob der jähen Bewegung etwas zurück gerutscht.
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Version vom 2. April 2022, 13:10 Uhr


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Texte der Hauptreihe:
K1. Prolog
K2. Teil 1
K3. Teil 2
K4. Teil 3
K5. Teil 4
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
Autor: ?

Briefspielgeschichte der Golgariten

Die Wildermark, Anfang Praios 1032 BF

Bishdarielon ruckte hoch, bereit den nächsten, tödlichen Säbelhieb der Söldnerin abzuwehren – und schrie auf, als sich ihr letzter Stich schmerzhaft in Erinnerung rief. Der ganze Oberarm schien aufzuplatzen. Stöhnend sank er auf seine Bettstatt zurück – die aus harzig duftenden Tannenzweigen bestand, wie er nach Momenten der Qual merkte. Eine bunte Steppdecke war über ihn gebreitet worden - und ob der jähen Bewegung etwas zurück gerutscht. Dann bemerkte er noch etwas anderes. Er lag hier völlig nackt, bis auf den Verband um die Wunde, der, so weich und prickelnd, wie er sich anfühlte, mit Kräutern (oder Moos) gefüllt sein musste. Ein gutes Zeichen – wer ihn so verarztete, wollte ihm wohl nichts Böses. Oder?

Aaahhh….Er biss die Zähne zusammen, trotzte dem Schmerz. Der Golgarit wartete geduldig, bis das Feuer in der Wunde heruntergebrannt war, blinzelte die Tränen aus den Augen.

In hellem, aber vielfach gebrochenem Licht, das durch ein Fenster hereindrang, sah er, dass er in einer kleinen Blockhütte lag – wenig größer als seine Heimstatt auf dem Senkenthaler Boronanger. Ein gemauerter Kamin, ein Tisch, eine Truhe waren die einzigen Möbelstücke, die er auf Anhieb wahrnahm. Ein Wildschweinfell hing an der Wand. Irgendwo in der Ferne schnarrte ein Specht. Der Edle von Senkenthal erhob sich, stand unsicher auf. Er wankte über die Bohlen aus unbehauenen Baumstämmen, wie ein Seemann nach einer durchzechten Nacht, zurück auf hoher See…Tatsächlich hätte er das Rauschen in seinem Kopf leicht mit einem aufgewühlten Ozean verwechseln können. Er steckte durch den Kopf durch das Fenster, schnappte nach Luft.

Draußen wiegten große Tannen ihre grünen Zweige im Sommerwind, goldener Praiosschein überflutete den nadelbedeckten Waldboden. Ein Eichhörnchen wuselte einen der Stämme hinauf, verharrte kurz, sah ihn erstaunt an, sprang auf den Nachbarbaum. Dompdodompp…ein Tannenzapfen plumpste zu Boden. Das Feh war in Windeseile verschwunden. Eine einzelne Erdhummel brummte schwerfällig vorbei. Die Luft roch würzig nach Pilzen, Harz, Moos, Waldmeister und Moder. Früher Nachmittag, vermutete der Krieger anhand der schläfrigen, selbstzufriedenen Helligkeit, die durch das Gewirr der Äste und rauschenden Baumwipfel drang. Nur mühsam bekam er den jäh abgerissenen Faden seiner Erinnerungen wieder zu fassen. Die Warunker…der Überfall…

Er versuchte den Oberkörper durchs Fenster zu stecken, merkte, wie er sich sofort mit den Schultern verkantete. Hier kam nur ein Schlangenmensch durch…Gefangen…Der Gedanke ließ ihn zur Tür eilen, den hölzernen, schlicht improvisierten Riegelmechanismus öffnen. Die Tür schwang zu seiner Erleichterung auf…

Bishdarielon torkelte nach draußen. Das Gelände war abschüssig, von schwarzem Schiefergestein durchzogen, die sanften Hänge schienen auf ein kleines Tal hin zu führen. Er griff sich an die von brennenden Schwielen verunzierten Handgelenke…Gefesselt…bis vor kurzem war er gefesselt gewesen. Was hatte das alles zu bedeuten? Der Specht klopfte noch immer, im Takt des leise pochenden Schmerzes. Dem Friedwanger kam es fast so vor, als würde der Specht an seinem widernatürlich aufklaffenden Fleisch picken. Frisches Blut rann unter dem Verband herab, das konnte er deutlich spüren, floss zur Hand, tropfte herab. Es roch metallisch, süßlich, schwer. Er verharrte, schwankend wie die Bäume um ihn herum, mit gepresstem Atem.

Er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Nach unten hin ging der Tannenwald in einen lichten Mischwald über, gefüllt mit Farnen. Ein schöner Hainwald. Das Tal selbst schien von schweigenden Felswänden umringt zu sein. Ziemlich steilen Felsen. Ein Talkessel. Also doch… gefangen?

Bishdarielon folgte, in die Decke gehüllt - was blieb ihm anderes übrig - einem kleinen Trampelpfad nach unten, der immer wieder von Treppenstufen aus Schiefersteinen unterbrochen wurde. Der Wald tanzte auf seinem Kopf. Er hielt sich an einer einzelnen Buche fest, wartete, bis der Schwindel, die Schmerzen und die Übelkeit sich erneut legten. Verdammte Einäugige…Warum musste immer er dem Unheil in die Arme laufen? Jammern, dass das Leben ungerecht zu einem ist, kann jeder, dachte er mit zynisch verkniffenem Mund. Die Frage ist doch: Was ist eigentlich, wenn das Schicksal dich wirklich schlechter behandelt als andere, aus einer seiner ungezählten Launen heraus? Einen Moment lang kämpfte in ihm Selbstmitleid mit Wut. Oder war er selbst schuld an seinem ständigen Unglück? Machst dich ja auch ständig zum Moosaffen… Er humpelte weiter nach unten. Schemenhaft sah er eine weitere, große Hütte, mit einem Vordach, zwischen den Bäumen stehen. Dann stöhnte, nein, heulte er auf– schmerzhaft hatte sich ein kleines Steinchen in seine Fußsohle gebohrt. „Praiosorkschverdammtnochmal…“

„Du solltest hier nicht fluchen – jedenfalls nicht bei solchen Göttern!“ Eine sanfte, belustigte, aber auf unbestimmte Weise auch furchteinflössende Frauenstimme hinter ihm. Nein…über ihm…sein Blick folgte einem bemoosten Felsen nach oben. Dort, an der Felskante, stand eine zeitlos junge Frau in einer erdfarbenen und doch luftig geschnittenen Gewandung, die sinnlich straffe Brüste und rahjagefällige Maße eher enthüllte als verbarg. Sie streichelte einen schwarzen Kater in ihren Armen. Die smaragdgrünen Augen unter kirschrotem Haar ähnelten in ihrer Intensität befremdlich dem bernsteinfarbenen Blick ihres Gefährten. Wach, klug und verständig beobachtete das Tier jede Bewegung des Golgariten. „Was zum Namenlosen…“ „Auch zu dieser Wesenheit wird im Eulenkuhl nicht gebetet…“ Die Fremde klang jetzt nicht mehr erheitert, eher selbst beunruhigt. „Eulenkuhl?“ Bishdarielon zwinkerte verlegen. Dieser Wald lag bei Zaberg, einige Stunden beschwerlichen Fußmarsches von Senkenthal entfernt. Er spürte erneut Schmerz, schloss keuchend die Augen. Als er wieder klar blicken konnte, stand die Frau plötzlich neben ihn, wie durch Zauberei von ihrem Felsenthron herabgestiegen. Die körperliche Nähe hatte…durchaus etwas Betörendes. Ihre schöne, helle Haut duftete nach Wald, ebenso wie nach zartem, warmem, weichem Fleisch, dachte Bishdarielon. Und ihre unergründlichen Augen…man kann sich darin ganz verlieren. Oder wiederfinden? Tatsächlich spiegelte er sich schemenhaft darin. Rahja erinnerte ihn daran, wie lange er schon mit keiner Frau mehr das Bett geteilt hatte. Hastig schlang er den Mantel enger. Die Frau offenbarte jetzt, aus der Nähe, eine eher derbe, bäuerliche Schönheit. Und doch, ihr Gesicht war …interessant. Sie hatten einen Ballen Gewänder in der Hand, wie er nun sah, und sogar ein paar Bundschuhe. „Hier, das müsste dir passen…“ Bishdarielon griff danach – und merkte, wie ihm die Decke von der Schulter rutschte. Das Lächeln seiner Gegenüber wurde breiter, fast schon unverschämt. Er wollte sich in die Büsche stehlen, aber sie hielt ihn zurück. „Sei nicht so schüchtern. Du hast heute schon deine Arme um mich gelegt“, sagte die Hexe – Bishdarielon zweifelte nicht daran, dass die geheimnisvolle Unbekannte eine Tochter Satuarias war. Ihr Kater strich ihr aufgeregt um die Beine, musterte ihn argwöhnisch (oder eifersüchtig?). „Das würde ich wissen“, flüsterte der Krieger. Eilig schlupfte er in die Beinlinge, zog die Socken an, streifte sich ein Leinenhemd und eine Jacke über. Bauerngewandung – aber man hatte ihn schon schlimmer gedemütigt… „Danke. Wie bin ich eigentlich hierher gekommen.“ „Ich war auf dem Weg zum Fest“, hörte er die Schöne sagen. „Da erblickte ich einen großen Schwarm Krähen. Nanu, dachte ich mir. Als ich meinen Besen tiefer lenkte…sie haben versucht, dich in einem Wassertrog zu ertränken. Kopfüber. Was ich von dir sah, weckte meine Neugier …auf die obere Hälfte.“ Erneut ein sinnliches Lächeln. „Also hast du mir das Leben gerettet? Mich vor der Rachsucht meiner Feinde bewahrt? Ich danke dir, von Herzen, bei meiner Treu. Wie ist dein Name?“ „Hekata. Meine Freunde nennen mich Kata.“ „Kata, wie Katastrophe?“ Ein helles, herzhaftes Lachen. „Wie Katastrophe. Du heißt Bishdarielon?“ Der Krieger nickte. „Meine Freunde nennen mich Bisch. Bin ich wirklich im Eulenkuhl gelandet? Das sind doch viele Meilen von Senkenthal aus gerechnet…“ „Wahrlich, es war alles andere als leicht für meinen Besen, diese ungewohnte Last zu tragen. Mich, dich und meinen getreuen Muriel hier. Ich musste dich auf meinen Rücken binden, und konnte kaum höher steigen als die Baumwipfel…und nun…“ Ein strahlendes Lächeln. „Bist du hier. Es war ein schöner Ritt, trotz allem.“ „Ich wusste schon lange, dass die Katastrophe meine einzige verbliebene Freundin ist“. Bishdarielon verschnürte seinen Kragen. Mit zarter Hand hob Hekata seine Ärmel, schlang die Bändel daran zu Schleifen – und musterte ihn, halb geheimnisvoller Wildfang, halb freches Mädchen. Erst jetzt sah er, wie lang und krallenhaft ihre Fingernägel waren. „Sei bedankt…Kata. Der Eulenkuhl… Ich war noch niemals in diesem Wald, glaube ich.“ „Nun, Eulenkuhl meint eigentlich nur den Talkessel hier…Einige der Bauern nennen so aber die ganze Gegend, habe ich gehört.“ Bishdarielon nickte erneut, während er in seine Bundschuhe schlüpfte, und sich Hekata die Decke über die eigene, neckisch freiliegende Schulter warf. Er hatte von diesem geheimnisvollen Tobel in den Bergen gehört. Manche der Einheimischen sprachen auch vom Zaberger Hexenkessel. Er hob die Hand, wollte, von Übermut gepackt, nach Hekata greifen, ihre roten Locken berühren, aber sie wich ihm lachend aus. „Folge mir…Bisch…“

Sie stieg nach unten, in den Talgrund. Erst jetzt merkte er, wieviel Leben hier, im lichten Wald herrschte. Überall standen Zelte und einfache Laubhütten, prasselten Lagerfeuer. Leichtbekleidete Frauen liefen oder standen umher, mit Feuerholz in Händen oder in ein Gespräch vertieft. Mehr als einmal trafen ihn interessierte Blicke… Aber auch junge Männer konnte er reichlich entdecken, wohlgestalte Bauernsöhne, die vermutlich als Gespielen des Hexenvolks dienen sollten - und einen weißgewandeten Drudner mit Hörnerkappe. . Trinkbecher kreisten an kleinen Lagerfeuern. Überall lehnten Reißstrohbesen oder wurden von ihren Besitzerinnen getragen, als solle der Wald damit ausgefegt werden. Er zuckte zusammen: Über ihm ringelte sich eine getigerte Schlange durchs Geäst, züngelte aufgeregt. Respektvoll wich er der Schuppenträgerin aus, eine grüne Natter. Auch Hunde und Katzen strichen in großer Zahl umher. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Bauerntölpel mit Gugel und Holzschuhen verzückt an einer warzigen Kröte…ja, er sah richtig: leckte. Der Sokramoranbeter lachte närrisch, verdrehte die Augen und achtete gar nicht auf die Besitzerin, eine Hexe mit einem Dutzend Zöpfen im Haar. Wütend entriss die dem Berauschten das Vertrautentier, das entrüstet quakend davon hüpfte. Leise Musik drang von überall her an Bishdarielons Ohr, von Dudelsack, Laute, Flöte. Eine heitere, friedliche und trotzdem gespannte Stimmung lag über allem. Sie gelangten an einen leicht nebligen, mit Seerosen bedeckten Weiher, in der Mitte einer Waldlichtung. Gesprenkelte Kröten pflatschten im Uferbereich des Sees, zwischen Binsen und Schilf herum.

Auf der anderen Seite des Gewässers wuchs langsam aber unaufhaltsam ein Scheiterhaufen empor. Dahinter stand ein übermannshoher Felsblock, der, grob und archaisch gemeißelt, eine Tierfigur zeigte: Eine große Eule. Ihre riesigen, scheinbar alles erblickenden Augen ließen Bishdarielon für einen Moment erstarren. „Was ist das?“ Hekata lachte. Sie hatte Muriel hochgehoben, streichelte den schnurrenden Kater. „Der Regenbogenteich…Du hast sicherlich von ihm gehört…Man sagt, er gibt verlorene Lebenskraft zurück, wenn man im Schein des Madamals darin badet.“ Schmerzend rief sich Bishdarielons Wunde in Erinnerung. „Nackt“ fügte Hekata hinzu und strahlte ihn an. „Verstehe. Und die Statue dort…?“ „O. Die steht schon seit Jahrhunderten hier im Wald. Wenn nicht seit Jahrtausenden. Wir nennen sie die Kuck…“ Kuck? Bishdarilon blickte in die großen Augen des Felsklotzes. Ob das mit Kucken zu tun hatte? Kucken…nun, das tat die Eule wahrlich ausgiebig. Und durchdringend… Fast schien es ihm, als würde der Eulenstein, über den Teich hinweg, sein Innerstes mustern. Ihm schauderte. „Ist das Euer Götze?“ fragte er, mit mühsam beherrschter Verachtung in der Stimme. „Ach was, Götze…Sie ist ein Symbol, für die Nachtseite des Lebens…Das, was ihr allzu oft das Böse nennt.“ Bishdarielon formte instinktiv die Linke zu den Widderhörnern, eine alte Abwehrgeste: Mitte- und Ringfinger auf den Daumen gelegt, Zeige- und kleiner Finger gekrümmt. „Levthans Zeichen? Ich sehe, du lernst schnell“ Ein spöttisches Lachen. „Wenn die Mächte der Finsternis nicht das Böse für euch sind, was bedeuten sie eurer Meinung nach dann?“ „Die Mächte der Dunkelheit, nicht der Finsternis…In der Nacht offenbart sich die verborgenen Weisheit der Natur, die man im hellen Sonnenlicht nicht auf Anhieb erkennt. In all ihrer Grausamkeit, aber auch unendlichen Schönheit…“ Verzückt blickte Hekata über die Lichtung, breitete leicht die Arme aus, atmete tief durch, schien unsichtbare Kräfte in sich aufnehmen zu wollen – und sich auf die Abenddämmerung zu freuen. „Irre ich mich, oder offenbart sich nicht auch dein Gott in der Nachtschwärze?“ fragte sie dann. „Nein. Ganz im Gegenteil. Herr Boron heißt uns angesichts der Dunkelheit die Augen zu schließen. Sei es nun zum Schlaf oder zum Tode…“ Irritiert erwiderte der Edle von Senkenthal den starren Blick der…der „Kuck“. Ein Götzenbildnis, dachte er, aus heidnischen Zeiten. Erst jetzt merkte er die beiden hörnerartigen Fortsätze am Kopf des Raubvogels. „Wie kann ein Mensch nur zu einer gehörnten Eule beten?“ „Das sind keine Hörner…Es ist eine Sichelohreule. Mit ihren Ohren, die wie die Gigantenklingen geformt sind, hört sie den sanften Atem der schlafenden Sumutöchter. Hazaphar…“ Hekata hauchte den Namen voller Ehrfurcht „Mithrida…“ raunte sie, „... und Sokramor“ Es klang jubilierend. „Unsere großen Schwestern.“ „Wieso das denn? „Wenn Sumu unser aller Mutter ist – nun, dann sind ihre Kinder unsere Schwestern, oder?“ Der Golgarit schüttelte erbost den Kopf. „Ihr seid nichts weiter als Götzenanbeter“, schnaubte Bishdarielon. „Du hast mir das Leben gerettet, deswegen warne ich dich ernsthaft, statt dich einfach nur zu tadeln, bei meiner Treu. Du spielst mit dem kostbarsten, was du besitzt: Dem Heil deiner Seele…“ Die Hexe rammte ihre Arme in die Seite: „Na hör mal. Dafür, dass du gerade noch nackt und schutzlos warst wie die Schnecke dort am morschen Holz, spuckst du ganz schön große Töne. Ich hätte dich auch den Warunkern überlassen können.“ „Wie ist es dir eigentlich gelungen, sie zu vertreiben?“ Kata erwiderte die Frage mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wieso vertreiben?“

Ein kaltes, kehliges Lachen unterbrach sie beide jäh. Einen Moment lang schien sich selbst die warme Sommersomme am Himmel zu verfinstern. Es wurde schlagartig kühler – oder kam ihm das nur so vor? Bishdarielon erblickte einen Mann in finsterschwarzer Robe, der, ein schleichender Schatten, aus dem Wald getreten war. In seiner Linken hielt er einen kunstvoll gedrechselten, mit einem grotesken Drachenschädel verunzierten Stab. Über den Rücken hatte er eine schwere Umhängetasche, in der Rechten einen Schnitter. Die Sense mit schwarzglänzender Klinge war ohne Zweifel ein Beutestück aus boronsfürchtigen Händen. Der Sensenmann… Bishdarielon wich zurück, sah sich nach einer Waffe um. Ihm graute. Wenn wir am wenigsten damit rechnen, überfällt uns plötzlich der Tod. Er, der Undenkbare, der plötzlich Wirklichkeit wird. Er zitterte. Boron verzeih mir. Er zitterte wirklich, konnte nichts dagegen tun. Kein Zweifel, das hier musste der Knochenreiter sein, der Schwarze Reiter aus den Wäldern. Das fahle Gesicht war halb unter dem Schatten verborgen, den die Kapuze warf, nur ein blauschwarzer Ziegenbart ragte hervor. Süßlicher Verwesungsgeruch verpestete die Luft. Fliegen umschwirrten summend den Neuankömmling. Hässliche, schwarze, feiste Schmeißfliegen. Er hieb den Schnitter in einen morschen Baumstamm. „Stirb, Golgarit.“ Die freigewordene bleiche Hand hob sich beiläufig zu irgendeinem Zauber.

„Lasst gefälligst den Unsinn, Galottastein“ krächzte es im Rücken des Senkenthalers. Ein buckliges Weiblein humpelte heran, in einer Art mehrfach geflicktem Ballkleid, die weiß wallenden Haare unter einer Hörnerhaube verborgen. Eine muntere Schar aus Festgästen folgte – in respektvollem Abstand. Die Alte ließ sich in einen aus Zweigen geflochtenen Thron am Weiher fallen, musterte aus trüben Augen die Runde, hob majestätisch die Linke - auf der ein, wie aus dem Nichts herbei geflatterter großer Rabe Platz nahm. „Brav, Answin…“ „Das ist Ludwina“, flüstere Kata. „Unsere Festkönigin. Manche sagen auch: Hexenkönigin von Aarmars Sichel…“ „Schwatz keinen Unsinn, Kata“, krächzte die Frau. „Und du Ludeger, wahre gefälligst den Frieden dieses heiligen Ortes, oder muss ich meinem Wunsch Nachdruck verleihen?“ Der Schwarzmagier zögerte kurz, mahlte mit dem Unterkiefer. Dann verwedelte er die begonnene Zaubergeste mit der Hand, deren Fingernägel zu regelrechten Klauen wucherten (weitaus schlimmer als Hekatas Krallen). „Euer Wunsch ist mir selbstverständlich Befehl, Ludwina, Herrin vom Drachenwald. Aber es wäre ein Fehler, diesen Golgariten am Leben zu lassen.“ Hündisch verbeugte sich der Schwarzberobte. „Ihr würdet auch ihm damit keinen Gefallen erweisen. Glaubt mir, sie sehnen sich geradezu nach dem Tod, diese düsteren Ordenskrieger…“ „Aber ich mich nicht nach dem seinigen. Er ist ein gebürtiger von Friedwang-Glimmerdieck, entstammt damit meinem altehrwürdigen Haus…“ „Genauso wie sein ehrloser Bruder, der Euren Sohn Gernot und Eure Enkelin Oleana getötet hat, vor drei Jahren. Beim Aufstand gegen die Baronin auf dem Marktplatz von Friedwang.“ Trauer glitt über Ludwinas verrunzeltes, von einer mächtigen Hakennase geziertes Gesicht. „Du musst mich nicht an meinen größten Schmerz erinnern. Es war Teil der Abmachung, dass beide am Leben bleiben, Alara und mein Gernotbubi…Er war nicht wirklich böse, nein, das war er nicht…Nur in die Irre geführt von dämonischen Einflüsterungen…“ „Ja, der falsche Alrik hat euch hereingelegt: Euch, die Kinder der Sumu und Diener ihrer Tochter Sokramor. In einem blutigen Aufstand hat er sie verheizt, nur um sich nach dem Sieg kein kleines bißchen mehr an seinen Teil der Abmachung zu erinnern. Was hat er euch nicht alles versprochen: Kultfreiheit, Freiheit der Bauern, Verringerung der Abgaben, Jagdrecht in den Wäldern…nur um dann wieder vor den Dienern des Sonnengottes auf den Knien zu rutschen. Und sein Bruder dort ist wahrlich keinen Deut besser. Feind, Todfeind, Verwandter…ihr kennt den Spruch. Jagt ihn von hier fort, Gießenbornerin. Dann schaffe ich ihn uns vom Hals, ein für alle mal, bei den Maden der Dunklen Herrin, die aus meiner Achsel sprießen…“ Die Oberhexe strich ihrem Raben über das schwarzseidig glänzende Gefieder. „Magister Ludeger Bronnwyn von Gallotastein. Wir mögen derzeit so etwas Ähnliches wie Verbündete sein, aber das macht uns noch lange nicht zu Freunden…Bishdarielon steht an diesem Ort unter meinem Schutz. Bis ich über sein Schicksal entscheide…Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“ Der Schwarze kuschte erneut. „Durchaus. Wie immer…“ „Ver…Verbündete?“ Bishdarielon wandte sich an die Mutter seines schurkischen Vetters Gernot. „Ich kenne ihn. Das da ist Leichen-Ludeger, nicht wahr? Der Hofmagier von Merwan dem Schrecklichen, dem blutsaugenden Vampir, der diese Baronie während des Jahres des Feuers ausgesaugt und gepeinigt hat. Bis aufs letzte Blut. Dieser Zauberer ist ein Diener der erzdämonischen Feindin Borons. Das Aas dort sollte eigentlich tot sein. Er ist tot, gnädige Marbo. Bei der Rückeroberung Marktfriedwangs wurde er erschlagen…“ „Tot ist Ansichtssache“, kicherte Leichen-Ludeger. „Kann ich etwas dafür, wenn Eure Kutsche immer nur in eine Richtung verkehrt, werter Diener des räudigen Raben? Unsereins verschafft sich eben rechtzeitig eine Rückfahrkarte.“ „Ich werde Euch bei Zeiten eine Rückfahrkarte verschaffen – in die Niederhöllen…“ Bishdarielon griff an seine Seite – und vermisste schmerzlich sein getreues Schwert. „Ich habe auf dem Friedhof alles mit angehört. Ludeger - er ist der Sensenmann. Er und seine Schergen wollen die Toten des Senkenthaler Boronangers aus ihren Gräbern erwecken. Möge Boron sie allein für den Gedanken bestrafen, etwas derart Furchtbares Wirklichkeit werden zu lassen! Du kannst dich nicht mit solchen Frevlern verbünden, Ludwina…Nicht einmal deine Götter dulden ein derartig abscheuliches Verbrechen gegen alle guten Sitten und die Menschlichkeit…“ Die „Hexenkönigin“ kraulte ihren Answin unter dem Flügel. „Frevel? Es ist auch Frevel, Tote wie Abfall in Sumus Leib zu verscharren. Die Erde ist freundlich, sie ist der Schoss allen Lebens und nicht der Schlund des Todes, zu dem du und deinesgleichen sie herabwürdigen wollt. Gewiss: Rechtgläubige sind es, die dort begraben liegen, recht Gläubige, ja, ja…sie sind schon recht gläubig, mitunter…wir aber wissen, wie Sumu unter dem Gift ihrer Leichen leidet. Uns ist die Schale der Erdmutter heilig – so nennen wir die Große Senke, die ihr schon vor so langer, allzu langer Zeit entweiht habt. Sumuscal war ein Ort des Lebens, bevor die Diener des Todes kamen…“ Ludwina schloss die Augen, ertastete eine zerschlissene Feder, zog sie vorsichtig heraus. Von kurzem Schmerz erfüllt, öffnete der Rabe den Schnabel. „Soll er all die Kadaver derjenigen herbei rufen, die uns im Leben verachtet, wenn nicht verfolgt und getötet haben. Soll sich das Grauen fremder Götter aus den Gräbern erheben, soll es. Das befreit uns von der Aufgabe, ihre stinkenden Überreste eigenhändig aus der Erde zu scharren. Soll er sie ruhig gen Friedwang schicken, soll er. Meinem Herzen ist es gleich. Ihre Seelen wanderten nie auf unseren Wegen, was kümmert uns dann, in wessen Diensten ihre morschen Leiben einherschreiten. Das anmaßende Barönchen hat einen gehörigen Denkzettel verdient, oh ja, oh ja…“ Ludwina betrachte die ausgerissene Feder, legte sie auf die Hand und blies sie davon. „Ich habe keinen Streit mit euch“ sagte Bishdarielon. „Mag sein, dass aus dem Humus das Leben entsteht, aber im Tode verfällt es auch wieder zu Humus. Der Tod und das Leben sind eins…“ „Schwatz keinen Unsinn. Nur weil sich Tod und Leben gegenseitig bedingen, sind sie noch lange nicht ein und dasselbe. Ebensowenig wie Feuer und Wasser. Mische sie, und du erhältst nichts als heißen Dampf…wie deine Worte nichts als Dunst sind und Wasserdampf. Aus dem wiederum das Feuer geboren wird. Durch heiße Blitze, wenn sich die schweren Wetterwolken im Sturmwind aneinander reiben…“ „Ja, der Blitz, der alle Feinde der Götter zerschmettert. Das sind Warunker…Anhänger der dunklen Herrin…Sie dienen dem Bösen…Wie kannst du dich mit ihnen gemein erklären?“ „Böse? Heißt es nicht, der Feind meines Feindes ist mein Freund? Nach allem, was uns so genannte Freunde des Lichts zugefügt haben, sehe ich das dunkle Treiben Warunks mit helleren Augen. Beweise, dass es böse ist, Sumuscal von einem Ort des Todes in eine wahrlich heilige Stätte Sumus zurückzuverwandeln…“ Der Rabe schlug mit den Flügeln, als wolle er seine Zustimmung geben. Bishdarielon presste die Lippen aufeinander. Der Gedanke, dass das heilige Tier Borons dort, auf Ludwinas Schulter, nicht heilig, sondern nur das Zaubertier einer ruchlosen Hexe sein sollte, irritierte ihn. Oswin…er sah Oswin ähnlich, und doch wieder nicht. „Es geht nicht alleine um eine Wiedererweckung von Toten, was wahrlich schlimm genug wäre. Ludeger will auf dem Boronanger ein Unheiligtum erschaffen, eine dauernden Pforte ins Reich seiner Dunklen Herrin öffnen, der Präzeptorin der Heulenden Finsternis. Bei meiner Treu. Kein Mensch bei klarem Verstand kann so etwas zulassen…“ „Hört, hört, nun zweifelt er nicht nur an meiner Bündnistreue, sondern auch noch an Eurem Verstand, Ludwina“. Ludeger lächelte servil. „Verzeiht, wenn ich euer kleines, sehr interessantes philosophisches Gespräch unterbreche. Aber diese ständigen haltlosen Verleumdungen meiner Person gegenüber kann ich nicht länger unwidersprochen mit anhören. Pacta sunt servanda. Pakte sind einzuhalten. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche, liebe Hexlein. Dieser Mann dort ist ein Ordenskrieger, ein Eiferer der so genannten wahren Götter, vergesst das nicht. Die einzigen beide Unterschiede zwischen Golgariten und euren größten Feinden, den Bannstrahlern – nun, die wären: Golgariten dienen in allem dem Tod, und sie dürfen jederzeit lügen, um möglichst viele auf ihrem eigenen düsteren Weg dorthin vorauszuschicken…“ „Das ist eine Unverschämtheit, eine Unverfrorenheit. Der Lügner seid allein Ihr…“ „Ach ja?“ Der Magister griff nach einer Umhängetasche, zog eine kleine kristallene Kugel hervor. „Heißt es nicht: Schon wer die Wahrheit verschweigt, lügt? Und in Eurer Kirche wird bekanntlich sehr viel geschwiegen…Sie hat es auch bitter nötig, unter uns gesagt…Ja, schaut nicht so wie eine Krähe, wenns donnert. Flickt erst einmal das zerbrochene Rad an eurem Wagen. Bevor ihr anderen weismachen wollt, ihr hättet es neu erfunden.“ Ein triumphierendes Lächeln bewies, wie stolz Ludeger auf sein Wortspiel war. „Nun denn, werte Ludwina, ich habe Euch angeboten, dem Magnum Opus beizuwohnen. Für den Fall, dass Ihr das geringste Misstrauen mir gegenüber hegen solltet. Mein Angebot steht noch. Niemand hat die Absicht, irgendwelche Pforten zu öffnen, das stünde auch gar nicht in meiner Macht. Dieser Sumuschänder dort ist es, der ein doppeltes Spiel betreibt.“ Kalt lächelnd wog Ludeger die Kristallkugel in der Rechten. „Warum sagt Ihr nicht frei heraus was Ihr plant, Bishdarielon, benannt nach einer bloßen Traumgestalt - noch dazu mit zwei Gesichtern? Einer sehr schönen und einer überaus hässlichen Traumgestalt. Nur zu: Zeigt sie uns – Eure dunkle Seite. Erzählt vom geheimen Bündnis des Barons mit Eurem Orden. Von Eurem Hilferuf nach Burg Mersingen. Die gnadenlosen Todesreiter sind schon auf dem Weg hierher, um die Diener der Alten Kulte mit Feuer und Schwert zu unterjochen. Um die Wissenden auszurotten und die Bauern wieder zum `Wahren Glauben´ zu bekehren, wie ihr es nennt. Mit all den abscheulichen Grabriten des Puniner Ritus. Nicht einmal im Tode sollen die Knechte der Zwölfgötter frei sein, gerade dann nicht. Ist es nicht so? Höre ich da einen Widerspruch? Nein…“. Ludeger blickte theatralisch in die Runde, die Kristallkugel erhoben. „Ja, ihr Sokramorier seid den Golgariten ein stetes Ärgernis, wisst ihr das nicht? Ihr übergebt die Leiber Eurer Verstorben den reinigenden Flammen, an den Toren zur Anderwelt. So dass ihre Seelen heiter, leicht und unbeschwert in das Reich der Holden wandern können. In die Freiheit, ins Licht! In eine Welt ohne Hunger, Schmerz, Mühsal und Leid – und vor allem: Ohne Gängelung durch die so genannten guten Götter Alverans. In Wahrheit selbstsüchtige Tyrannen, die von ihrer entrückten Zwingburg aus über die Sterblichen herrschen, sie ausbeuten und über den Tod hinaus für ihre Zwecke einspannen wollen - wie Euer Bruder auf Burg Friedstein seine unglücklichen Fronbauern.… “ Zorniges Gemurmel der Hexen in Bishdarielons Rücken Der Friedwanger wollte nach dem Schnitter greifen – den sandte Boron!– aber Ludegers Zauberstab sauste dazwischen, prallte hohl gegen den Baumstamm. „Seht Ihr, Ludwina?“ keifte der Paktierer. „Ich halte Frieden…Er nicht!“ Bishdarielon stieß den Schwarzen zurück. Um ein Haar wäre der gestrauchelt, mit Mühe hielt er die Kristallkugel fest. „Freiheit, Licht! Steige auf deine verfaulte Schindmähre und predige dem Nekromantenrat davon, aber nicht mir, Leichen-Ludeger! Wo hast du dein Gerippe von Gaul gelassen?…Scher dich in den Pfuhl, wo du hingehörst! Aber halte endlich dein schamloses Lügenmaul…“ Der Krieger hob einen Batzen Dreck auf, warf ihn auf die Robe des Magiers. Der hob erneut den Stab, murmelte etwas Unverständliches. „Genug“ Ludwinas Stimme klang scharf. „Eure Worte Ludeger, klingen mir zu süßlich, die deinigen, Bishdarielon, zu laut für unsere Gemeinschaft des Regenbogensees. Zügle deinen Jähzorn. Wir sind hierher gekommen, um ein Fest zu feiern, also stört unsere gute Laune besser nicht, alle beide nicht….“ Bronnwyn wischte den Schmutz ab. „Auch ich bin nach Friedwang gekommen, um mit Euch ein Fest zu feiern. Aber es kann der Beste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Andergaster Sprichwort. Ich sage die Wahrheit, allen…schmutzigen Anwürfen zum Trotz, und ich werde Euch meine Worte beweisen. Die Golgariten sind längst auf dem Weg hierher. Sie wollen dieses Land in ein bloßes Anhängsel der Rabenmark verwandeln, mit euch als ihren ersten Opfern. Seht…einer meiner Gotongi begleitet sie auf Schritt und Tritt…Seht, was er seht.“ Ludeger legte die Kristallkugel auf einen Stein, strich mit der Hand darüber. „Kommt, tretet näher heran!“ Das Innere des Glases begann zu wabern, wie von Nebel erfüllt. Schemenhafte Umrisse tauchten darin auf, die sich erst langsam, dann immer schneller aufklarten. Eine Mauer aus Natursteinen, schiefergedeckte Fachwerkhäuser, ein Torturm vor dem Hintergrund schneebedeckter Berge, des Hangwalds und grüner Almen. Es näherten sich Reiter, dunkle, eingestaubte Ritter. Einer drehte sich (misstrauisch?) um, offenbarte das Zeichen des Golgaritenordens auf seinem Waffenrock…die fünf Ordenskrieger hielten auf Markt Friedwang zu….Im Torbogen standen eine Büttelin und ein geckenhaft gekleideter Spitzbart hoch zu Roß.