Nadoret — des edlen Königs wohlgefällig’ Lehnsland —

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Ausgabe Nummer 15 - Phex 1019 BF

Beschreibung der Baronie Nadoret der Edlen Lamida von Darpatbogen, im Auftrag von Vogt Alerich Ferrik von und zu Nadoret-Nadoret (j.H.) für den Kosch-Kurier geschrieben. Tsa, anno Hal XXVI.

Stolz empor ragen die drei schlanken Türme der edlen Burg Nadoret, von der aus dies praiosgefällige Land im Namen unseres geliebten Königs und Regenten Brin von Gareth mit gerechter und starker Hand beherrscht wird. Vogt auf Erlass des Regenten ist Alerich Ferrik von und zu Nadoret, ein ehrenhafter und dem Hause Gareth treu ergebener Ritter, der zutiefst bestrebt ist, die Schmach, die sein Oheim Dajin dereinst über den edlen Namen Nadoret gebracht hat, wieder zu tilgen und vielleicht einmal die Freiherrenwürde für sich und sein Haus zurück zu erlangen.

Jener Freiherr Dajin von und zu Nadoret, einstmals designierter Graf von Ferdok, war im Jahre 18 Hal dem trügerischen Rufe des Kaisers Answin von Rabenmund gefolgt und wollte aus falsch verstandener Treue gegen den vermeintlichen Rebellen, den Zwergen Growin, Sohn des Gorbosch, Graf der Ferdoker, vorgehen. Praios in seinem unergründlichen Ratschluss fügte es jedoch, dass Brin die Krone seines Vaters zurückgewinnen konnte und Dajin von Nadoret als Verräter gebrandmarkt noch vor einer Anhörung vor dem Reichsgerichte ein unrühmliches Ende fand.

Die Burg Nadoret liegt auf einem der höchsten Hügel nördlich des Flüsschens Nesse und wäre da nicht ihre formidable Wehrhaftigkeit, gewisslich könnte man sie auch als Schloss bezeichnen. Im Lichte von Praios’ Auge erstrahlt sie ganz in weißem Glanze: Nicht nur der mit drei schlanken, hohen Türmen gekrönte Palas besteht gänzlich aus weißem Gestein, sogar bis hin zu den granitenen, starken Wehrmauern ist das Schloss gänzlich weiß getüncht — ganz im Gegensatz zu dem kleinen, schmucklosen Domizil des Grafen oder gar der verfallenen Feste Ferdok. Ja, gleich nach des Fürsten Schloss Thalessia und Grauensee, dem Sitz des Herrn von Falkenhag, ist die Nadoreter Burg unleugbar das prächtigste Gebäude der Provinz und der Grafschaft allemal!

Obwohl der hochgeborene Vogt mit seinem Hofstaat und einem ganzen Banner wackerer Gardisten die Baronie von hier aus vortrefflich verwaltet, ist und bleibt der beste Flur des Schlosses reserviert für den Baron von Nadoret. Hoffen doch alle Nadoreter zutiefst, dass unser geliebter Herrscher und Reichsbehüter Brin mitsamt seiner Gemahlin Emer seiner Baronie und uns, seine treuen Untertanen mit einem Besuch beehren wird!

Von Geldrins Wacht, dem höchsten der Türme der Burg bietet sich dem Betrachter eine vortreffliche Sicht; fast die gesamte Baronie kann man an besonders klaren Tagen von hier aus überblicken: Gen Firun treffen wir nach gut 10 Meilen auf die Ferdoker Marken, deren Grenze zu Nadoret vom Großen Fluss über den sagenumwobenen Felsen Rondrakugel bis hin zu dem Dreistein verläuft. Direkt von unserer Burg aus gelangt der Wanderer über den Nadoreter Fuhrweg in das nordwestlich gelegene Dorf Hirschhufen, das einen schmucken Traviaschrein sein eigen nennt. Er sollte jedoch nur bei Südwind oder Westwind längere Zeit dort verweilen, will er nicht die unertrüglichen Düfte der ansässigen Gerberzunft ertragen.

Blicken wir vom Turme gen Rahjen so sehen wir am Horizont unweigerlich die tiefgrünen Wipfel des unheimlichen Dunkelwaldes, der einen Großteil der östlichen Nachbarbaronie Dunkelforst überwuchert. Dort entspringt das Flüsschen Nesse, das auf etwa 20 Meilen die Grenze zu Dunkelforst markiert, sich anschließend nach Westen durch Nadoret schlängelt und schließlich wie alle Gewässer Koschs im Großen Fluss mündet.

Die Nadoreter Greifenabtei, gelegen bei dem Dörfchen Prasunk, am linken Ufer der Nesse, kündet noch immer wie seit ihrer Gründung anno 229 v. Hal von der Herrlichkeit des Götterfürsten. Nachdem Bruder Perjin von Nadoret und viele andere Brüder und Schwestern dieses Stifts dem Rufe des Hilberian gefolgt waren beherbergt die Greifenabtei gegenwärtig nur zwei Geweihte und drei Laien. In der Heidelandschaft des östlichen Nadoret ist ansonsten Ziegenhain das einzig nennenswerte Dorf.

Gen Praios erstreckt sich das Gesichtsfeld über beinahe 30 Meilen und endet bei den grönen Hügelkuppen der Gerruner Höhen. Noch hinter diesen Hügeln, in der südlichsten Spitze der Baronie, liegt die Ortschaft Gerrun. Hier führt die Göttin Rondra ihr gestrenges Regiment und so gibt es dort nicht nur den Schwertbund der Nïam – den vielleicht kleinsten Rondraorden des Reiches –, auch eine komplette Schwadron der Ferdoker Gardereiterinnen hat einen Garnisonsstützpunkt kurz vor der Grenze zu Moorbrück.

Die Hauptfrau jener Schwadron, Suzama von Gerrun und von Nadoret, gebietet zudem über das 300-Seelen-Dorf und seine fruchtbaren Felder aus. Doch nur gering ist der Zehnt, der von hier aus in die Säckel des Barons fließt. Als Vorwand gilt die Versorgung der Ferdoker Garde; ein Affront jener Renegatin aus dem edlen Hause Nadoret, der schon viel zu lange vom Grafen gedeckt wird.

Den Gerruner Höhen vorgelagert ist inmitten der Nadoreter Jagdreviere das Dorf Kemlar und das freiherrliche Jagdschloss, das nahe dieses idyllischen Dorfes am Ufer des Rickensees steht. Oberster Jagdaufseher Nadorets ist Ritter Raul von Kemlar, der mit großer Sorgfalt über das Rotwild der Baronie wacht und es hegt und pflegt, denn der Hirsch ist das Wappentier Nadorets und allein der Baron verfügt über das Jagdrecht auf diese edlen Geschöpfe.

So sind die Jagdgesellschaften zu Kemlar ein gesellschaftliches Ereignis und finden kaum ihresgleichen in Kosch. Wilderer aber werden mit aller praiosgerechten Härte verfolgt und bestraft. Und auch vor übelstem Gezücht aus den finsteren Sümpfen des nahen Moorbrück, das sich nicht nur zu den Namenlosen Tagen nach Nadoret verirrt, schützt uns der tapfere Ritter mit seinen Reitern und seiner gefürchteten Hundemeute.

Vier Wegstunden westlich von Kemlar erreicht ein Wanderer das Dorf Hirschingen, das fast 500 fleißig arbeitende Bauern beherbergt, ansonsten aber keine besondere Bedeutung hat. Das große Gut ist jedoch der Stammsitz eines alten Rittergeschlechtes, dessen Oberhaupt die edle Algunde von Hirschingen ist.

Im Westen aber bildet der Große Fluss, der dem efferdwärts schauenden Betrachter wie ein von rechts nach links daher ziehendes glitzernd-blaues Band erscheint, die Grenze zur Grafschaft Schetzeneck. Hier an den fruchtbaren Feldern und Auen entlang des Tals des Vaters aller Flüsse liegt der Reichtum Nadorets begründet. So verwundert es kaum, dass in den acht kleineren und größeren Dörfern und Dutzenden Bauerngütern und Gehöften die Mehrzahl der über 5000 Nadoreter in frommer Demut vor ihren Herren lebt.

Wirilka im Norden an der Grenze zur Mark Ferdok ist das erste dieser Dörfer und entlang der Treidelstraße folgen Bareckshaus, Kleiberbusch, Borking und Gobromshof, bis nach Gerrun die Treidelstraße ihren Weg entlang des Großen Flusses durch Moorbrück fortsetzt.

Borking, an der Mündung der Nesse gelegen, ist mit seinen fast 600 Einwohnern der zweitgrößte Ort der Baronie. Junker Damian II. von Borking-Nadoret, der Herr dieses Ortes, stellt darob einen der wichtigsten Vertreter des Nadoreter Niederadels dar und ist ein getreulicher Ratgeber des Vogts.

Wohlbekannt ist Borking für seine formidable Schreinerzunft, wogegen die Perainegeweihte Perdita, die wohl eifrigste Vertreterin ihrer Göttin weit und breit, seit beinahe einem halben Jahrhundert in falsch verstandener Frömmigkeit immer wieder für Unmut bei der Obrigkeit sorgt und die Bauern gegen die praiosbestimmte Ordnung aufzubringen versucht.

Die Perle am Großen Fluss jedoch ist die Stadt Nadoret selbst. Über dreihundert Götterläufe sind verstrichen, seit Freiherr Parsik I. von Nadoret nach der verheerenden Überschwemmung des Jahres 284 v. Hal die Stadt an dieser Stelle völlig neu aufbauen ließ. Geschützt wird sie durch wehrhafte, die Stadt quadratisch umschließende Mauern mit Stadttoren zu allen vier Himmelsrichtungen. Zum Norden ist das Ferdoker Tor und zu Osten das Garether Tor, durch welches man nach kaum zehn Meilen über den Nadoreter Fuhrweg unser schönes Schloss erreicht, von wo aus wir gerade über diese prächtige Baronie blicken.

Durch das Schetzenecker Tor im Westen gelangen wir bald auf die Treidelstraße oder können dort gleichfalls die Fähre hinüber zu dem metenarischen Moorfurt nehmen. Dieses Dorf liegt zum größten Teil auf zwei Inseln auf Schetzenecker Seite inmitten des Großen Flusses und es wird durch zwei ansehnliche Steinbrücken mit dem restlichen Metenar verbunden; für die Überquerung des Hauptarms des Flusses ist hier jedoch nach wie vor noch eine Fähre vonnöten.

Das praioswärtige Tor aber wurde erst vor zwei Götterläufen neu verbrämt und zu Ehren des neuen Herren von Nadoret feierlich in König-Brin-Tor umbenannt. Ausgehend von den Toren verlaufen alle Straßen exakt rechtwinklig zueinander und treffen genau im Zentrum der Stadt im Praiosplatz aufeinander. Inmitten dieses großen Marktplatzes thront der ganz und gar prächtigste Tempel der Baronie. Selbstredend ist er dem Fürsten aller Götter, unserem geehrten Herrn Praios, geweiht. Unter dergestalter Herrschaft gedeihen Handel und Handwerk in dieser Stadt durchaus respektabel und die Nadoreter Schneiderzunft hat nicht ihresgleichen in der Grafschaft.