Wolfsjagd zu Wengenholm - Der Aufbruch: Unterschied zwischen den Versionen
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|Reihe=Wolfsjagd zu Wengenholm | |||
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|Datum=3.1023/3 | |||
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|Zusammenfassung=Die Jagdgesellschaft macht sich auf den Weg. | |||
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[[Handlungsort ist::Angenburg]], [[Briefspieltext mit::1023]]<br/> | |||
Lustig schallten die Hörner, das Kläffen der Hunde mischte sich mit dem Schnauben und Stampfen der | Lustig schallten die Hörner, das Kläffen der Hunde mischte sich mit dem Schnauben und Stampfen der | ||
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hatte, um falsches Ferdoker in den Hinterkosch zu schmuggeln, hatten sie noch nie gehört. | hatte, um falsches Ferdoker in den Hinterkosch zu schmuggeln, hatten sie noch nie gehört. | ||
„Und doch ist es so!“ rief Falk | „Und doch ist es so!“ rief Falk Barborn mit erhobenem Zeigefinger. „Dafür gibt’s hochedle Zeugen! | ||
Und wenn der Wiesner Wolfhardt nicht so mit seinem Täubchen Rena beschäftigt wäre, hätte er bestimmt | Und wenn der Wiesner Wolfhardt nicht so mit seinem Täubchen Rena beschäftigt wäre, hätte er bestimmt | ||
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Gefährten denn schon an der tobrischen Front gewesen sei, und ob man den seligen Gisbrun von Wengenholm gekannt habe. Dazu freilich konnte der Rondrianer, der eine Pferdelänge vor ihnen ritt, mehr erzählen, wenngleich seine Geschichten düster waren und eher Andeutungen blieben denn strahlende Heldensagen. | Gefährten denn schon an der tobrischen Front gewesen sei, und ob man den seligen Gisbrun von Wengenholm gekannt habe. Dazu freilich konnte der Rondrianer, der eine Pferdelänge vor ihnen ritt, mehr erzählen, wenngleich seine Geschichten düster waren und eher Andeutungen blieben denn strahlende Heldensagen. | ||
„Wo steckt denn der Graf?“ fragte Ritter Falk dazwischen und wandte seinen Kopf nach rechts und | „Wo steckt denn der [[Hauptdarsteller ist::Jallik von Wengenholm|Graf]]?“ fragte Ritter Falk dazwischen und wandte seinen Kopf nach rechts und | ||
links. In der Tat, der Wengenholmer war mit seinem Vogt ein wenig zurückgefallen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen; Stolzenburg kannte die Forste der Grafschaft gut, und da der Vogt schon lange nicht mehr auf der Angenburg gewesen war, gab es auch manches andere zu bereden. | links. In der Tat, der Wengenholmer war mit seinem Vogt ein wenig zurückgefallen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen; Stolzenburg kannte die Forste der Grafschaft gut, und da der Vogt schon lange nicht mehr auf der Angenburg gewesen war, gab es auch manches andere zu bereden. | ||
Nach einer Weile jedoch unterbrach Jallik das Gespräch, indem er die Rechte hob, dann seinem Apfelschimmel die Sporen gab und vorauspreschte. Dort, wo der Wald sich ein wenig lichtete und den | Nach einer Weile jedoch unterbrach Jallik das Gespräch, indem er die Rechte hob, dann seinem Apfelschimmel die Sporen gab und vorauspreschte. Dort, wo der Wald sich ein wenig lichtete und den | ||
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Schweigend verließen sie den heiligen Ort, und sie nahmen das Gespräch erst wieder auf, nachdem | Schweigend verließen sie den heiligen Ort, und sie nahmen das Gespräch erst wieder auf, nachdem | ||
sie Firuns Stätte eine Meile hinter sich gelassen hatten. | sie Firuns Stätte eine Meile hinter sich gelassen hatten. | ||
Aktuelle Version vom 2. April 2022, 17:41 Uhr
Lustig schallten die Hörner, das Kläffen der Hunde mischte sich mit dem Schnauben und Stampfen der Rösser, dem Klappern der Wagen, den Rufen der Mannen. Als man der Angenburg den Rücken kehrte, blitzte ein früher Morgenstrahl auf ihren regenfeuchten Dächern, und von einem Erker aus winkte Frau Ilma den Scheidenden nach. Der Stolzenburger sah’s und grüßte huldvoll zurück, nicht minder der Herr Kordan. Dann gaben alle ihren Pferden die Sporen, und hinein ging’s in den grünen Wald und stillen Forst.
Von den Tannen tropften die letzten Spuren des gestrigen Regens in schillernden, weichen Perlen, Tau glänzte auf Spinnwebfäden im knisternden Unterholz, und die Vögel erfüllten Herrn Firuns Halle mit munteren Melodein. Tief preßten sich die Hufe der Reittiere in den weichen Humus, ins knisternde Laub. König Kasimir und Reto, die Hunde der Herren Gelphart und Lucrann, sprangen in großen Sätzen neben ihren Herren her, eilten dem Zuge voraus oder verschwanden hin und wieder kurz im Gehölz, um ein Eichhorn auf einen Baum zu scheuchen.
Beim Anblick der prächtigen Hetzer waren der Baron von Geistmark und der Jäger aus Greifenfurt in ein Gespräch über Hundezucht und Jagd geraten, das sie für lange Zeit die andern Reiter schier vergessen ließ. Später lenkte der Rondrianer sein Roß an die linke Seite des Barons, denn ihn interessierte sehr, was dieser über Jagd- und Kriegswaffen zu sagen hatte: „Beide sind Werkzeuge des Tötens“, sprach er gerade mit feierlicher Stimme, „und beide sollte man ehrenhaft gebrauchen. Doch sind sie wohl zu trennen: Schwert und Lanze lenkt Frau Rondra, Pfeil und Speer Gevatter Firun. Und darum“, so schloß er, „betrete ich das Haus Firuns niemals mit dem Schwert.“ Der Geweihte nickte nachdenklich. „Nur ist das Kräftemessen zwischen zwei Streitern in Waffen ein ganz anderes als zwischen Jäger und Beute. Doch wenn ich Euch recht verstehe, achtet Ihr beide gleichsam ehrenhaft?“
Hinter ihnen ertönte ein fröhliches Lachen, das von den beiden jungen Rittern stammte, die den kauzigen Falk in die Mitte genommen hatten und seinen Anekdoten lauschten. Daß der Jergenquell ein Schurke war, das wußte jeder sehr wohl, doch die Geschichte, wie er sich als Bierkutscher verkleidet hatte, um falsches Ferdoker in den Hinterkosch zu schmuggeln, hatten sie noch nie gehört. „Und doch ist es so!“ rief Falk Barborn mit erhobenem Zeigefinger. „Dafür gibt’s hochedle Zeugen! Und wenn der Wiesner Wolfhardt nicht so mit seinem Täubchen Rena beschäftigt wäre, hätte er bestimmt schon ein ellenlanges Lied darauf gedichtet!“
Allmählich verlor auch Globerich von Bockzwingel seine Scheu und wollte wissen, wer von den Gefährten denn schon an der tobrischen Front gewesen sei, und ob man den seligen Gisbrun von Wengenholm gekannt habe. Dazu freilich konnte der Rondrianer, der eine Pferdelänge vor ihnen ritt, mehr erzählen, wenngleich seine Geschichten düster waren und eher Andeutungen blieben denn strahlende Heldensagen.
„Wo steckt denn der Graf?“ fragte Ritter Falk dazwischen und wandte seinen Kopf nach rechts und links. In der Tat, der Wengenholmer war mit seinem Vogt ein wenig zurückgefallen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen; Stolzenburg kannte die Forste der Grafschaft gut, und da der Vogt schon lange nicht mehr auf der Angenburg gewesen war, gab es auch manches andere zu bereden. Nach einer Weile jedoch unterbrach Jallik das Gespräch, indem er die Rechte hob, dann seinem Apfelschimmel die Sporen gab und vorauspreschte. Dort, wo der Wald sich ein wenig lichtete und den Strahlen der Praiosscheibe Eintritt in Firuns düstere Halle gewährte, zügelte er das Tier und wandte sich nach den Gefährten um: „Ihr Herren, wir sind da. Spürt ihr den eis’gen Atem des Alten Jägers?“ fragte er, und tatsächlich drang ein kühler Luftzug durch die Bäume und ließ die nadelbewehrten Zweige rauschen.
„Denke daran, was ich dir über den Kult des Herren Firun erklärt habe“, wandte sich der Baron von Geistmark an Junker Globerich. „Ihm singt man keine Choräle oder Lieder, sondern man geht in sich und richtet seine Gedanken auf die bevorstehende Jagd, ganz ähnlich wie in einem Rondradienst vor der Schlacht.“ Der Geweihte der Leuin, der neben ihm ritt, nickte dazu, und Kordan fuhr fort: „Im Sinne Firuns soll man sich aber auch in seine Beute versetzen, um Respekt für sie zu gewinnen. Und um sie überwinden zu können“, setzte er bedeutungsvoll hinzu.
Die Reiter saßen nun ab und banden die Pferde an die knotigen Äste einer umgestürzten Ulme. Dann folgten sie dem Grafen schweigend, während sie sich umsahen und wunderten, daß hier, so einsam im Tann, ein Tempel Firuns stehen sollte. Aber dem war nicht so.
Uralte, himmelstürmende Fichten umsäumten eine kleine Lichtung, auf der schneeweiße Ifirnsterne wuchsen. Inmitten des Ortes lagen drei eisgraue Findlinge halb übereinander getürmt, und zu ihren Füßen glänzte ein Weiher oder Teich im fahlen Sonnenlicht. Außer dem Wind war kein Laut zu vernehmen, Stille lag über dieser Stätte ausgebreitet und tiefes Waldschweigen.
Der Graf nickte den andern zu, und man betrat wortlos die Lichtung. Als sie nähertraten, zeigte sich, daß auf den Findlingen Zeichnungen eingegraben waren, vielleicht auch alte Runen aus längst vergessenen Zeiten. Doch kein Altar von Menschenhand, keine Opferschale, keine Weihegaben waren zu sehen – bis sie nahe genug an den Teich herangetreten waren, dessen Oberfläche von keiner einzigen Welle gekräuselt wurde; glatt und wie ein Spiegel lag das Wasser da und warf die Silhouetten der Bäume und der Männer zurück.
Der Baron von Geistmark sank voller Ehrfurcht auf die Knie, ebenso der Waidmann aus Greifenfurt. Die andern taten es ihnen nach. Da fuhr ein leichter Windstoß über den Teich, und als hätte der Hauch einen Mantel von der Wasserfläche fortgezogen, offenbarte sich den staunenden Blicken der Grund, kaum mehr als Armeslänge tief. Dort, auf blanken, hellen Steinen, wie auf einem weiten, herrlichen Mosaik, lagen Münzen, Pfeile, Dolche und andere Weihegaben an den Herren des Winters und der Wälder, doch kein Rost, kein Grünspan verunzierte sie, ganz als hätten die Hände der Spendenden sie vor wenigen Stunden erst dort niedergelegt.
Ein jeder verrichtete sein Gebet und seine Andacht schweigend oder mit leise gemurmelten Worten, deren Sinn und Laute der Wind mit sich nahm; er wehte aus Süden, und das hieß, er würde auf kühlen Schwingen nach Norden eilen, dem Gletscherthron des Grimmgevatters zu... Der Baron von Geistmark blickte auf den Pfeil, mit dem er kürzlich einen Steinbock erlegt hatte und den er nun zum Danke Firun opfern wollte. Er zögerte, denn wie sollte das leichte Geschoß versinken können? Zu leicht erschien ihm seine Gabe. Der Graf, der neben ihm kniete, bemerkte seine Unschlüssigkeit und gab ihm mit einer kaum merklichen Geste zu verstehen, es doch zu tun. Kordans Hände ließen den Pfeil eintauchen und berührten dabei sanft das Wasser – es war so kalt, daß es eigentlich hätte gefrieren müssen. Lautlos empfing es den Pfeil, der trotz seiner Leichtigkeit sanft auf den Grund gezogen wurde und dort ruhen blieb. Ähnlich erging es dem Schnitzwerk des jungen Lucrann und dem alten, aber sorgsam gepflegten Hirschfänger des Vogtes von Albumin. Zuletzt versenkte der Jäger Tannschlag eine Kette aus Bärenzähnen in der klaren Flut.
„Wenn Ihr Eure Waffen vom Herrn der Jagd segnen lassen wollt“, flüsterte der Graf fast lautlos, „dann folgt mir.“ Und der Wengenholmer, dessen Haus sich Firun als Schutzgott erwählt hatte, schritt um den See zu den Findlingen. Dort nahm er ein Bündel Pfeile und barg es in einer Felsennische. Die meisten taten es ihm nach.
Mit einem Male fuhr ein heftiger Windstoß von Norden herbei, der ihnen die Tränen in die Augen trieb und sie zwang, sich umzuwenden. Nur wenige Herzschläge lang dauerte das Wehen, dann war es wieder stille auf der Lichtung.
„Es ist vollbracht“, flüsterte der Graf. „Der Gott ist mit uns.“ Langsam, fast scheu, griffen sie nach ihren Jagdwaffen und holten sie wieder aus der Nische hervor. Nichts hatte sich daran geändert, kein Leuchten ging davon aus, doch fühlten alle das Wirken des Eisigen Gottes in ihren Herzen und Sinnen.
Schweigend verließen sie den heiligen Ort, und sie nahmen das Gespräch erst wieder auf, nachdem sie Firuns Stätte eine Meile hinter sich gelassen hatten.