Willkommen zuhause - willkommen daheim: Erste Erfolge

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.


Roterz, 1037

Der Rest der Nacht verlief ohne weitere Störungen und nach einem Frühstück ging es weiter. Die Hunde zeigten an, dass sie die Fährte aufgenommen hatten und wollten voreilen, das „Wild“ zu stellen – doch Sigismund hielt sie kurz. Die Gegner, es waren mindestens zwei, waren bewaffnet und gefährlich. Sicher, ein Hund war ebenfalls gefährlich, doch er musste in den Nahkampf, ein Bolzen traf auch aus Entfernung.
Kurz vor Mittag hatten sie die Gegend erreicht, in der etwas eingezeichnet war, vermutlich ein Unterschlupf, wenn Rondrolf die Zeichen richtig gedeutet hatte. Vorsichtig pirschten sie sich näher, als plötzlich die Hunde die Richtung änderten und auf eine alte Eibe zusteuerten. Sigismund hielt die Hunde zurück und Roban bedeutete einem der Burgschützen, flach über dem Boden in den Baum zu schießen. Der Schuss wurde mit einem Aufheulen beantwortet, woraufhin Roban zwei Burgwachen losschickte, die Person aus der Eibe zu pflücken.
Wenig später kehrten die zwei mit einem Jugendlichen und dessen Armbrust zurück. Dem Jugendlichen steckte der Pfeil im Bauch, so dass er vor Schmerzen keinen Schuss mehr abgegeben hatte. Ladislaus blickte ihn an:
„Ich werde den Pfeil herausziehen, wenn er den Mund auftut, Bursche. Sage er, wie viele Leute sind hier in der Gegend und wie sind sie bewaffnet?“
Der Junge sah ihn mit glasigen, verweinten Augen an, wollte aber zunächst nichts sagen, besann sich dann aber eines Besseren, als Ladislaus ihn am Kinn fasste und ihm in die Augen sah:
„Bei Praios, er sollte besser sprechen.“
„Wir sind sieben. Fünf sind aber gerade unterwegs, während zwei die Höhle bewachen. Jeder von uns hat eine Armbrust und eine Nahkampfwaffe. Die meisten eine Keule oder schweren Dolch, nur unser Anführer hat ein Haumesser. Ich weiß nicht, wie das Ding richtig heißt, es hat nur auf einer Seite eine Klinge, ist aber lang wie ein Kurzschwert.“
Ladislaus ließ seinen Griff nicht locker.
„Weiter. Wo ist der zweite Wächter und wo sind die anderen hingegangen beziehungsweise wann werden sie zurück kehren? Und sag er mir Namen. Wie heißt er, wie heißt der zweite Wächter und wie heißt sein Anführer?“
Der Bursche, er mochte vielleicht fünfzehn Sommer zählen, war also fast ein Mann, biss vor Schmerzen die Zähne zusammen und seine Augen tränten, doch er riss sich soweit zusammen, dass er antworten konnte.
„Ich heiße Ruodlieb und der andere Wächter ist Rahjan. Er müsste 45 Doppelschritt von hier entfernt unter einer Bornlandtanne mit ausladenden Zweigen sitzen. Unsern Anführer nennen wir…“
Er stutze für einen Moment und Ladislaus verstärkte seinen Griff.
„Wir nennen ihn Hogg… aber eigentlich heißt er Hotmar von und zu irgendwas. Ich weiß es nicht, wie er weiter heißt. Er ist Hogg.“
Ladislaus sah fragend zu Rondrolf. Dieser hob nur die Schultern.
„Der Name ist mir nicht geläufig“, gestand er. „Es mag vielleicht ein verarmter Adliger sein, oder einer von jenen, die nach dem Sturz des Mondenkaisers ihr zu Unrecht erworbenes Lehen wieder verloren haben.“
„Oder nur so ein kleiner Möchtegern, der gar nicht von Stand ist“, grollte Roban.
„Zugegeben, sogar dieses lästerliche Verhalten könnte man unterstellen“, pflichtete Rondrolf, wenngleich man ihm ansah, dass er derlei Sünde gegen Praios´ Gebote kaum in Betracht gezogen hatte.
„Fragt sich, wie wir vorgehen sollen.“ Ladislaus blickte die anderen an.
„Den zweiten Wächter ausschalten und dann eine Falle für den Rest aufstellen“, schlug Roban vor. „Wir sind in der Überzahl und besser bewaffnet. Wenn wir diesem Rahjan das Fell strack ziehen und uns einen hübschen Platz aussuchen, können wir die Kerle ohne großes Schädelspalten überwältigen!“
„Möglicherweise kann man sie zur Aufgabe bewegen, wenn sie ihre Situation als hoffnungslos ansehen“, meinte Rondrolf. „Dann ließe sich weiteres Blutvergiessen vermeiden.“
„Unwahrscheinlich“, seufzte Ladislaus vernehmlich. „Ihnen wird klar sein, dass ihnen im allerbesten Fall ein Leben in einem Steinbruch bevorsteht, und angesichts der bereits begangenen Verbrechen sogar eher der Strick. Sie haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. So jemand gibt nicht auf.“
„So sieht´s aus. Zumindest müssen wir uns um keinen Gefangenen mehr kümmern.“ Roban stieß den reglosen Ruodlieb mit dem Fuss an. „Der hat sich über das Nirgendmeer davon gemacht, wird seine Spießgesellen also nicht mehr warnen können.“
„Du meinst, der Bursche ist...“, fing Rondrolf an und wurde sichtbar blasser.
„Tot wie die Felsen“, knurrte Roban finster. „Ist wohl besser so. Ich hab Leute gesehen, die sich mit nem Bauchschuss drei Tage lang quälten, ehe sie den Arsch zumachten. Er hat nur ein paar Minuten gelitten. Also, was nun? Den zweiten Wächter kassieren, die Leiche verscharren und ne Falle aufstellen?“
Ladislaus nickte und gab Sigismund ein Zeichen, der sich sofort mit den Hunden auf machte, sich von Versteck zu Versteck an den zweiten Baum anzupirschen.
„Eine Falle, ja, ich denke, das ist die sinnvollste Methode. Sie sind ortskundiger als wir, also müssen wir das nutzen, was wir auf unserer Seite haben: taktische Erfahrung, bessere Bewaffnung und mehr Leute.“
Er blickte von einem Mann zum nächsten und meinte dann:
„Wir sollten es wie sie machen und unsere Schützen unter den erprobten Bäumen platzieren. Roban, du übernimmst das Kommando über die übrigen Burgmannen. Sigismund wird Dich mit den Hunden draußen unterstützen. Erkundigt das Gebiet, soweit es die Zeit erlaubt. Euer Edelgeboren, die Angroschim und ich werden uns in der Höhle positionieren. Wir werden der Amboss sein und ihr der Hammer. Sobald der tobrische Pfiff ertönt, sei es von Roban oder mir, heißt das für die Schützen, aktiv zu werden. Nicht eher. Schützen, steckt ausreichend Pfeile vor Euch in den Boden, damit ihr schneller nachladen könnt.“
Er blickte in die Runde und jeder nickte ihm zu. In diesem Moment kam Sigismund mit den Hunden und einem weiteren Mann von vielleicht Mitte/Ende zwanzig zurück. Dieser wirkte ein wenig fremd in der mittelreichischen Kleidung, die er trug, sah man doch sofort, dass Tulamidenblut in seinen Adern floss. Er ging, die Hände erhoben und von den Hunden begleitet, die ihm offensichtlich sehr viel Respekt einflößten. Sigismund ging dahinter und trug dessen Bogen, ebenfalls tulamidischer Machart, sowie den schweren Dolch.
„Rahjan war unvorsichtig, fühlte sich wohl zu sicher. Er war austreten und hat seinen Bogen liegen lassen. Sein Dolch half ihm daraufhin nicht viel.“
Ladislaus nickte und sprach zu Rondrolf:
„Euer Edelgeboren, auch das kann passieren, wenn man sein Revier gut kennt und sich sicher fühlt.“ Dann wandte er sich an seinen Freund: „Roban, ich glaube zwar nicht, dass der Trupp um Hogg dieselben dummen Fehler macht, aber wir können ja trotzdem darauf setzen. Haltet Euch so lange es geht verborgen und zeigt Euch erst kurz bevor Ihr die Höhle erreicht habt. Wer weiß, zu was für Fehlern sie sich hinreißen lassen. - Und er kommt mit mir.“
Wandte er sich nun an den Tulamiden und legte ihm einen Knebel und Handfesseln an. Sigismund signalisierte er mit einem Blick, sich an Roban zu halten. Dann wandte er sich der Höhle zu, wobei er Rahjan vor sich her gehen ließ, falls irgendwo noch eine Falle lauerte.