Unter dem Hirschbanner - Der Ritt des Grafen

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Frühjahr 1033 BF

Die Augen Graf Jalliks leuchteten. „Es ist schon viel zu lange her, dass ich in Storchsklausen war.“ Feron verstand nicht, warum der Graf so glücklich war. Es freute ihn, war Graf Jallik doch wegen der Unruhen in seiner Grafschaft ein Mann der selten glücklich wirkte. Warum er den Grafen begleiten sollte war ihm auch nicht ganz klar. Er hatte mit seinen Truppen den Thurm Harzklamm eingenommen und über den Winter gehalten. Als der Schnee endlich geschmolzen war hatten sie den Thurm an gräfliche Streiter übergeben und hatten sich Richtung Rondrasdank aufgemacht, um sich in Bälde dem Heer anzuschließen.
Es gab in Rondrasdank nicht viel zu tun. Graf Jallik ritt immer wieder mit einem anderen seiner Freunde von dannen, doch Feron hatte die Ruhe genutzt, um sich von den Strapazen der letzten Monate zu erholen. Das Wetter war angenehm und er musste sich keine Sorgen um Angriffe von Vogelfreien, oder Orks machen. Freilich hielt er seine Truppen in Zucht, aber die vergangenen Kämpfe hatten die Waffenknechte seiner Tante abgehärtet und so blieb ihm wenig zu tun.
Er hatte sich gefreut, dass Graf Jallik heute ihn gebeten hatte mit ihm auszureiten. Feron mochte den bodenständigen Grafen. Das war ein Graf nach seinem Geschmack. Kein Milchgesicht, wie es in Grauensee saß, aber auch kein gieriger Zwerg, der das Gold nur anhäufte und sich nicht sonderlich um die Sorgen seiner Untertanen scherte. Nein Graf Jallik hatte Jahr um Jahr gegen die Unbilden in Borrewald und Albumin gekämpft und seine harte Arbeit machte sich nun allmählich bezahlt. Ein vielhundertköpfiges Heer würde sich in Rondrasdank sammeln und den letzten Unruheherd, die Stolzenburg, befrieden.
Als Storchsklausen endlich in Sicht kam erwachte Feron aus seinen Gedanken. „Mein Graf! Was ist so besonders an dieser Abtei, dass ihr so entspannt wirkt?“ Über den ganzen Winter hatte Feron den Grafen niemals derart entspannt gesehen. Es war als würde stets ein dunkler Schatten über dem Gemüt des Grafen liegen. Und wer konnte es ihm verdenken? Immerhin war ein Teil seiner Grafschaft hart umkämpft.
„Ach Feron“ seufzte Jallik „Der ganze Krieg begann hier beim Kloster und sobald die Stolzenburg gefallen ist gedenke ich es beim Wiederaufbau zu unterstützen. Einen solchen Ort des Friedens gilt es zu bewahren.“
Feron war nicht ganz überzeugt, ob dies der einzige Grund war, aber er schwieg. Feron hegte den Verdacht das Jalliks kürzliche Vermählung mit Mechtessa von Falkenhag mit des Grafen Engagement für die Abtei zusammenhing. Es war immerhin hier gewesen das Graf und Gräfin aufeinander getroffen waren und Mechtessa hing sicherlich an der Abtei in der sie einige Jahre verbracht hatte.
Während Jallik sich mit der Äbtissin und dem Baumeister zurückzog um den Wiederaufbau zu besprechen ließ Feron sich auf eine hölzerne Bank nieder und genoss den Blick Richtung Greifenfurt, als ihn eine junge Stimme aufschreckte. „Ihr seid ein Nadoret?“ Stellte ein kleiner Junge fest. Feron schätzte ihn auf fünf, oder sechs Lenzen, doch war seine Frage viel mehr eine Feststellung gewesen.
Wer mochte der Junge nur sein, dass er solche Dinge wusste. „Ja ich Feron von Nadoret und wer bist du junger Mann.“ Feron lächelte das Kind freundlich an, während er sprach.
„Ich bin Throndwig von Bodrin.“ Verkündete der Junge stolz. „Mein Großvater war Graf von Schetzeneck.“
Verblüfft schaute Feron den Jungen an, aber dann erinnerte er sich im Kosch-Kurier gelesen zu haben, dass Iralda von Bodrin, nachdem sie ihren Grafenreif abgelegt hatte, nach Storchsklausen gezogen war.
Feron neigte das Haupt. „und du bist der Erbe der Grafschaft, wenn ich da recht sehe.“
Throndwig schaute verwirrt drein. „Aber Mutter hat doch auf den Grafentitel verzichtet. Ich wird mal Baron von Drakfold sein.“
Feron lächelte. „Weist du den was ein Baron macht?“
Throndwig nickte eifrig. „Ja. Barone sprechen Recht und beschützen ihre Untertanen. Sie stehen Graf und Fürst treu zur Seite und sind tapfere Ritter.“
Feron musste an seine Tante denken und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sei stets dem Haus Eberstamm treu. Das ist so recht, denn die Eberstamms führen den Kosch bereits seit tausend Jahren mit sicherer Hand. Wenn wir nicht wie die Darpaten enden wollen müssen wir den Fürsten ehren. Das ist auch gar nicht schwer, denn Fürst Blasius ist ein gerechter und umsichtiger Herrscher.“
„Und was ist mit dem Grafen?“ fragte Throndwig nach
Feron machte eine wegwerfende Handbewegung. „Graf Wilbur ist ein Waschlappen. Er hat Angst vor Pferden und kann kein Schwert schwingen. Dazu ist er stets unentschlossen wie ein altes Waschweib.“
„Ich habe keine Angst vor Pferden und kann ein Schwert schwingen.“ Verkündete Throndwig mit vor stolz geschwellter Brust. „Außerdem kann ich schon ein bisschen lesen.“ Feron schaute den Jungen fragend an: „Du sagst du kannst ein Schwert schwingen.“ Sprachs und griff nach einem Stecken, der in der Nähe lag. Throndwig griff sich flucks einen eigenen Stecken und drosch wild auf Feron ein.
Die beiden sprangen lachend durch die Grundmauern Storchsklausen und für einen Moment waren alle Lasten von Ferons Schultern abgefallen.