Unter Schurken - Angbart Brackenbein

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Hinterkosch, 1021

Falk schüttelte entschlossen sein strähniges Haupt.
“Ne, ne, ne – das is‘ niemals und nimmer der Jerchenqell – das is der olle Söldner Backenstein, den kenn‘ ich!“
Kutscher Norbosch betrachtete den schwer verwundet vor ihnen liegenden abgeworfenen Reiter in den Farben des Jergenquell, bückte sich zu ihm hinunter.
“Sprecht also, wer seid Ihr wirklich?“
“Der Ritter hat recht, mein wirklicher Name ist A-Angbart Brackenbein...“
Schwach und mühevoll preßte der Verletzte dieser Worte hervor.
“Warum gebt Ihr Euch dann als Jergenquell aus?“<br<“Weil es mir Baron Jergenquell befohlen hat; ich sollte mich hier an der Seite einiger unserer Leute mit unseren Verbündeten treffen, sie über Euch informieren und das weitere Vorgehen besprechen, doch wir dachten nicht, daß ihr Euch selbst auch noch in Mühlenheim aufhalten würdet...“
“Was für `n SCHURKE! – Hinterrücks angreifen wollt‘ er uns – vielleicht gar gefangennehmen, um seine Baronie wiederzukriegen!“ tönte es aus Ritter Falks Kehle, während Angbart verstohlen grinste.
Norboschs Mine zeugte von Verwirrung, die nur teilweise eine Reaktion auf den überraschenden Anfall falkschen Scharfsinnes war.
“Woher wußte ‚Baron‘ Jergenquell denn, daß wir uns überhaupt hier im Hinterkosch befinden – und warum kam er nicht einfach selbst, um Brüllenfels, Schleiffenröchte und Gefolge zu unterrichten?“
Ein leises Lächeln umspielte die blutigen Lippen des Söldners, bevor er hauchend antwortete.
“Er hat Euch gesehen!“
“Wie meinst du das?!“
Zorn und Unverständnis legten sich in des Zwergen Züge.
“Er ist Euch begegnet, als er in der Verkleidung eines Bierkutschers Proviant in unser Lager bringen wollte – und dabei einen kleinen Unfall hatte.“
Der Triumph des Söldlings war vollkommen. Keiner der Koscher wußte in diesem Augenblick etwas zu sagen, auch nicht der stets scharfzüngige Baron Stoia. Dann machten sie sich alle zugleich Luft.
“Der Jergenquzell – nein!“
“So ein abgefeimter…!“
“Das kann nicht sein!“
“Bei allen Zwölfen!“
Phexverflucht!“
“Wir hatten ihn!“
“Aber …“
Und immer wieder: “DER SCHURKE!“
Ein schmerzerfülltes Stöhnen ließ das Durcheinander verstummen. Keine zwanzig Schritt entfernt lag der verwundeten Edle von Toroschs Aue immer noch am Boden. Dragosch hatte sich am Arm seines Herrn zu schaffen gemacht.
“Die Wunde sieht nicht gut aus“, rief er. “Er braucht dringend Hilfe. Einen Heiler, sonst…“
Die Miene des Zwergen war finster und voller Sorge. Der junge Gerbald war an seiner Seite. Tränen schossen ihm in die Augen.
Brin mußte schlucken. Hatten sie doch nicht gewonnen? Aber sein eigener Herr würde die Sache schon richten.
Oder?
Auch die übrigen warteten auf ein Wort des Vinansamters. Der schwieg einen Augenblick, dann nickte er.
“Das reicht, Freunde, das reicht. Jergenquell ist zu weit gegangen. Hinterkosch oder nicht – wir schnappen uns den Schurken. Und dieser Hund hier wird uns zu ihm führen.“
Er deutete auf den Gefangenen, doch der grinste nur, während sein Körper von einem Krampf geschüttelt wurde. Ein Schwall Blut quoll aus seinem Mund, dann starb er.
Merwerd fluchte innerlich, als er die Wirkung seiner Rede in den Augen der Koscher verfliegen sah. Was jetzt?
“Wir…“, begann er erneut, ohne zu wissen, wie der Satz aufhören würde. “Wir kennen das Gesicht des Schurken. Und wir werden seine Spur aufnehmen, dort, wo wir ihn gesehen haben, und ihn hetzen, ganz gleich, wo er sich versteckt, mag er in einen Misthaufen kriechen oder sich zitternd in ein Rattenloch flüchten. Und dann wird der Bursche einen Gruß aus seiner Heimat erhalten, wenn er spürt, wie koscher Stahl schmeckt. Und wenn er fliehen will wie ein Hanghase, soll er das – dann kann Freund Norbosch noch einmal seine Kunst beweisen mit der Armbrust!“
“Und wenn wir ihn haben, soll er in seinem Bier ersaufen!“ setzte Ritter Falk hinzu. Die Koscher brachen in Jubelrufe aus und schwenkten ihre Waffen, bis sie erneut ein Schmerzenlaut unterbrach. Der Wiesner war kreidebleich, hatte die Augen geschlossen und die Zähne zusammengebissen, während Dragosch hektisch einen zweiten Verband um die klaffende Wunde schnürte.
“Das sieht bös’ aus, verdammt bös’“, knurrte er. “Will einfach nicht aufhören zu bluten, schratnochmal.“
Betreten verfolgten die Koscher seine verzweifelten Bemühungen. Aber auch das frische Tuch färbte sich unaufhaltsam rot.