Neues aus Drift - Ein neuer Herr an der Zwergenpforte

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Durstein, Mitte Boron1041


Dicke Schneeflocken tanzten über Burg und Dorf Durstein und tauchten das ganze Land in bedächtige Stille. Die Natur wartete unter der Schneedecke auf bessere Zeiten und auch die Belagerung schien zum Erliegen gekommen zu sein. Bis auf kleine, langsam vor sich hin trottende Patrouillen rund um den Burgfelsen deutete nichts auf eine aufrechte Belagerung hin.
Hakan von Nadoret und Geschützmeister Erzward von Steinklos saßen am Kamin im Haus Zarabas, dass den Belagerern als Hauptquartier diente, und waren in ein Gespräch vertieft.
Hakan: „Schon in ihrer heiligen Schrift, der Barobarabba steht, dass ihr Gott Angrosch sie zu den Wächtern der Schätze Deres erkoren hat.
Darum raffen sie alles Gold und Edelmetall zusammen. Sie sehen sich durch ihren Glauben ganz selbstverständlich dazu berechtigt und tun es daher ohne Scham! Ein weiser Dichter schrieb einst über die Zwerge: Dieses Völkchen hat einen Glauben, der sie berechtigt, die Fremden zu berauben.“
Erzwart zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht Hakan. Growin mag ein Geizkragen sein, aber das sind andere auch.“
Hakan nahm einen Schluck Bier: „Es gibt viele schwache Seelen, die der zwergischen Lebensart verfallen Erzwart. Das Gedicht geht auch noch weiter: Und der Verwegenheit stehn deine Völker bloß. O König, säume nicht, denn die Gefahr ist groß.“
Belomila Damotil öffnete von außen die Tür: „Herr Morwald Gerling wüscht euch zu Sprechen Herr.“
Hakan schaute sie fragend an: „Gerling der Grolm ist hier? … Soll reinkommen.“
Erzward: „Wenn man vom Namenlosen spricht …“
Hakan erhob sich: „Herr Gerling! Was verschafft mir die Ehre eures Besuches?“
Morwald trat ein und blickte sich um: „Der Graf hat mich zu euch geschickt um euch einerseits zu danken, dass ihr seinen Baron Narmur so tapfer beigestanden seid und euch andererseits zu bitten die Belagerung zu beenden damit endlich wieder Frieden ins Koscher Land einkehren kann.“
Hakan ließ Morwald einen Humpen Bier bringen und bot ihm einen Platz am Feuer an: „Setzt euch erstmal Herr Gerling. Ihr seid immer ein willkommener Gast in meiner Runde! Wie lange muss so ein fähiger Mann wie ihr noch warten bis er endlich geadelt wird? – Wie lange seid ihr schon Vogt? Zehn Jahre?“
Morwald zwirbelte sein dünnes Bärtchen: „Elf Jahre, Herr von Nadoret.“
Hakan schüttelte den Kopf: „Tztztz. Also wenn ihr es einmal Leid seid für den Grafen zu arbeiten, kommt uns auf Schloss Nadoret besuchen.
Meine Tante weiß euch und eure Fähigkeiten sehr zu schätzen.“
Morwald nickte: „Danke, das ist sehr freundlich. – Was darf ich dem Grafen bezüglich eures Abzuges aus Drift ausrichten?“
Hakan: „Richtet Hochwohlgeboren aus, dass gegen Brumil Wackerstock eine Anklage wegen Landfriedensbruch beim Fürstenhof anhängig ist und dass es mein Begehr ist den Übeltäter auszuliefern. Deshalb kann ich die Bitte des Grafen um Abbruch der Belagerung leider nicht goutieren. – Die Politik muss dem Recht folgen.“
„Da seid ihr nicht auf dem neuesten Stand Herr von Nadoret.“ Morwald kramte in seiner Tasche, zog einen Brief hervor und überreichte ihn Hakan: „Der Graf hat eine Diversion angeordnet. Es wird zu keiner Anklage kommen.“
Hakan nahm den Brief und öffnete ihn rasch: „Ich verstehe nicht. – Was hat der Graf damit zu schaffen?“
Morwald: „Der Fürst hat den Fall an den Vorsitzenden des fürstlichen Hofgerichts delegiert – Graf Growin.“
Hakan suchte im Text und murmelte: „ … Das Gericht sieht es als Bewiesen an, dass durch die Brandstiftung in Zwischenbrücken und der versuchten Plünderung Cirrenackers durch Einheiten die Brumil Wackerstock zuzurechnen sind, der Tatbestand des Landfriedensbruchs erfüllt ist. Da jedoch kein unbeteiligter Koscher oder Fremder zu körperlichen Schaden kam und auch der Sachschaden gering ausfiel ordert das Gericht eine Diversion an. Brumil Wackerstock wird zur Zahlung von 200 Dukaten an Gunelde von Nadoret, Herrin von Zwischenbrücken, sowie 500 Dukaten an Josper von Kemlar, Herr von Cirrenacker verpflichtet. Ebenfalls trägt Herr Wackerstock die Kosten des Gerichts in der Höhe von 120 Dukaten, die dem Gerichtsherrn zu übermitteln sind…“
Hakan schüttelte ungläubig den Kopf: „Wer hätte das gedacht? Blut ist eben dicker als Wasser.“
Morwald: „Werdet ihr nun eure Truppen abziehen?“
Hakan verschränkte die Arme vor der Brust: „Dieser Beschluss berücksichtigt den feigen und hinterhältigen Mord an Narmur von Karma nicht.
Ebenso wenig den Hinterhalt den uns Brumils Truppen an der Unwyn gestellt haben. – Wir bleiben.“
Morwald trank sein Bier aus, seufzte genüsslich und stand auf: „In Ordnung Herr von Nadoret. Ich habe mich nun auch mit Herrn Wackerstock zu besprechen. Ihr werdet mich doch passieren lassen?“
Hakan nickte: „Natürlich…“
Morwald verbeugte sich: „Habt Dank. Ich werde euch Nachher nochmals aufsuchen. Es gibt noch Weiteres zu besprechen.“

Wenig später in der Küche von Burg Durstein

Morwald saß mit Brumil, Holdwin, Ilma und einigen mehr der Burgbesatzung in der spärlich beleuchteten Küche und teilte mit den Anwesenden ein bescheidenes Mal.
Morwald blickte sich um: „Etwas Düster hier …“
Ilma: „Narmur hat für seine Feste fast das gesamte Feuerholz verbraucht. Wir heizen nur noch die Küche. Vielleicht können wir so das Mobiliar schonen. Lampenöl müssen wir leider auch sparen.“
Morwald nickte und stocherte auf seinem Teller rum: „Verstehe … Was essen wir hier eigentlich?“
Roglom: „Krofkolosch! Ein Rezept aus den Drachenkriegen. Es besteht ausschließlich aus Pilzen, die wir im Burgkeller gezüchtet haben.“
Morwald nickte abermals: „Mhm …“
Morwald räusperte sich: „Neben dem Verzicht des Strafverfahrens gegen euch Brumil, gibt es noch eine weitere, für euch sehr erfreuliche Neuigkeit, die ich euch nicht länger vorenthalten will.“ Morwald blickte sich um: „Ich hoffte zwar auf einen etwas festlicheren Moment, aber …“
Morwald zog eine eingerollte Urkunde aus seiner Manteltasche und streckte sie Brumil entgegen: „Euer Hochwohlgeboren, Graf Growin Sohn des Gorbosch von Ferdok, hat es für Recht und Weise befunden euch, Brumil Wackerstock, Sohn des Burgom, Landvogt von Westbühl, zum Baron von Drift zu erheben.“
Brumil zog ungläubig die Augenbrauen zusammen, nahm die Urkunde entgegen und brummte: „Hm … Das kommt etwas überraschend.“
Morwald nickte: „Der Graf glaubt fest an eure Fähigkeiten Brumil. Außerdem hofft er durch eure Belehnung schnell Frieden in seine Graftschaft zu bringen und einem eventuellen Intrigenspiel der Alttreuen um die Nachfolge Narmurs zuvorzukommen. Ihr seid seit mehreren Jahren in Drift und kennt Land und Leute. Ihr seid nach Growins Meinung der Richtige! – Gratulation.“
Brumil nickte dankend: „ … Denkt ihr dass sich Hakan nun zurückziehen wird?“
Morwald schüttelte leicht den Kopf: „Ich denke eher nicht. Hakan weiß, dass das Haus Nadoret mittlerweile militärisch stärker ist als der Graf. Growin hofft auf eine diplomatische Lösung.“
Brumil nickte und winkte mit der Urkunde: „Wir werden ausnahmsweise den Rittersaal beleuchten.“
Wenig später trat Brumil vor die versammelte Burgbesatzung. Soldaten, Mägde, Knechte und Kinder. Langsam und bedächtig setzte er zu einer Ansprache an: „Der Graf hat mich zum Baron von Drift ernannt. Ich will seinem Wunsch gehorchen und mein Bestes tun. Ich will Drift wieder zu einem Land der Eintracht machen, ohne Krieg und Zwist, aber: Ich kann Euch in diesem Winter nichts geben. Ich kann Euch für euer Bett, wenn Ihr überhaupt eines habt, keine Decke geben. Kein Stück Brot, kein Holz zum Heizen. Wir haben nichts. Ich kann Euch nicht mal die Freiheit geben diese Burg zu verlassen. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Drift!“
Die Anwesenden klatschten verhalten, einige ältere nickten zustimmend oder hatten Tränen in den Augen. Morwald stand neben Ilma und lehnte sich zu ihr: „Eine etwas ärmlich Rede, aber den Umständen entsprechend.“
Ilma: „Es ist zumindest nicht schlecht, dass er scheinbar zuerst an seine neuen Pflichten und nicht an seine neuen Privilegien denkt. Wenn das alles hier vorbei ist, wird er Gelegenheit haben eine schönere Rede zu halten. Mit Musik und Bier. Wie es sich für den Kosch gehört.“
Morwald nickte: „Nun muss ich aber los und Hakan auch von dieser Neuigkeit berichten … Er wird nicht erfreut sein.“