Man erntet, was man sät - Im Schutz der Dunkelheit

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Yassburg, 17. Praios1041 BF

Im Schutz der Dunkelheit

Ein hitziger Gefechtstag neigte sich dem Ende zu. Am frühen Morgen ließ Baron Narmur die Yassburg stürmen. Einige Stunden später hatten sich seine Truppen bereits des ersten Mauerrings bemächtigt.
Den ganzen Tag über wogte der Kampf hin und her. Mal wütete er stürmisch – mal glich er einem lustlosen Geplänkel. Als die Schwarzdrosseln mit ihrem Gesang das baldige Ende des Tages verkündeten, hielten die Angreifer bereits weite Teile des zweiten Mauerrings. Die Verteidiger hatten sich in die Kernburg zurückgezogen. Narmurs Truppen stellten ihre Angriffe ein und sicherten ihre eroberten Positionen ab. Ihr Hauptaugenmerk galt nun aber dem verbarrikadierten Haupttor, das sie zwar erobert hatten, das bisher aber allen Versuchen, es zu öffnen, standhielt. Im Abendlicht konnte man noch erkennen, wie sie kleine Fässer und Fackeln vom Lager der Angreifer zum Tor schafften und begannen, es mit Teer zu tränken, um es später abzufackeln.
Als sich die nächtliche Schwärze über das Land gelegt hatte, standen Alvide von Eichental, Brumil Wackerstock und Roglom Wackerstrunk auf dem innersten Mauerring und blickten in die Nacht hinaus. Das brennende Tor erhellte die Finsternis auf gespenstische Art und Weise. Der erste Angriffsversuch der Belagerer hatte die Schwächen der Burg auf erschreckende Art und Weise offenbart. Ihre erschöpften Truppen hatten zwar verhindern können, dass ihre Feinde die Yassburg komplett erstürmen konnten, aber sie waren auch zu erschöpft und überdies in der Unterzahl und so war an einen Gegenangriff derzeit nicht zu denken.
„Wir müssen das Tor zurückerobern, bevor es niedergebrannt ist. Denn von dort aus werden sie immer mehr Verstärkungen in die Burg hineinbringen können, bevor wir sie vertreiben können“ - sagte Alvide. Brumil nickte „Ein Angriff auf sie wäre aber sehr verlustreich. Solch hohe Verluste können wir uns nicht erlauben.“ Roglom schmunzelte. „Wir werden sie angreifen, aber nicht so, wie sie erwarten würden.“

Alrike Rakulbruck ging langsam aber sicher die Puste aus, aber Obolosch, ein Koscher Kumpel, der ihnen den Weg wies, schien unerschöpflich zu sein und schien überhaupt in der Finsternis viel besser zu sehen als Alrike und der Rest ihres Trupps.
Blind vor Dunkelheit und auf den Boden liegend, robbten sie sich einen muffigen Erdschacht entlang, der an seiner höchsten Stelle keine drei Spann maß. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, als sie durch eine kleine Luke in aller Heimlichkeit den Schacht verließen und sich in einem ruhigen Abschnitt, irgendwo zwischen erstem und zweitem Mauerwall wiederfanden – mitten im Feindesland. Alrike wollte kurz verschnaufen, aber der Zwerg trieb sie gnadenlos vorwärts. Fast wäre sie in den Erdwall gerannt, den der Angroschim nun bestieg.
Auf dem Kamm des Erdwalls angekommen, gingen sie in Deckung. Das brennende Haupttor und Narmurs Truppen waren nun deutlich zu sehen. Einige Tote und Verwundete zeugten davon, dass ein Trupp der Koscher Kumpel die Angreifer bereits unter Beschuss genommen haben musste.
Alrike zählte kurz durch. Dort waren knapp dreißig Angreifer damit beschäftigt, das Tor zu zerstören. Ein Unterfangen, dem sie schon erschreckend nahe gekommen waren. Alrikes Trupp aber war kaum halb so stark. Sie hatten allerdings den Vorteil, dass die Angreifer sie nicht sehen konnten.
Marbold Eschengrunder und einige Angroschim der Koscher Kumpel machten ihre Eisenwalder Repetierarmbrüste bereit und legten sich in Position. „Gebt ihnen Saures“, rief Alrike und Armbrustbolzen zischten durch die Nacht. Sofort fielen einige Angreifer tot oder verwundet zu Boden, während der Rest suchend in die Dunkelheit hinausblickte. „Auf sie. Das sind nur eine Handvoll.“, rief jemand bei den Angreifern und der Trupp setzte sich erst zögerlich, dann immer schneller in Bewegung. Während Alrike und die meisten anderen Kämpfer ihre Armbrüste nachluden, schossen Marbold Eschengrunder und die Koscher Kumpel mit oft geübten Handgriffen die Magazine ihrer Eisenwalder leer. Immer mehr der Angreifer fielen zu Boden, der Rest zog sich schließlich hinter ihre Schilde zurück.
Die Verteidiger johlten, aber sie waren zu wenige, um die Angreifer von dem Burgtor vertreiben zu können, zumal in diesem Augenblick ein anderer Trupp der Angreifer vom zweiten Mauerring zurückgezogen wurde, um ihren Kammeraden am Tor zu Hilfe zu eilen.
Alrikes Einheit zog sich im Schutze der Dunkelheit zurück und verschwand einer nach der anderen wieder in dem muffigen Erdloch, aus dem sie kurz zuvor herausgekrochen waren. Kaum hatte der letzte den gut getarnten Decken über sich zugezogen, hörten sie schon die schweren Schritte von Narmurs Soldaten über sich. „Hier waren sie eben noch! Los, sucht sie!“
Alrike und ihre Leute wagten kaum zu atmen und verharrten in Totenstille in ihrem dunklen Erdloch, bis sich die Schritte über ihnen wieder entfernten. Keinen Augenblick später raunte Oboloschs Stimme durch die Schwärze. „Los weiter … Als nächstes schlagen wir im zweiten Mauerabschnitt zu“.
Alrike schnaufte. – Das würde noch eine lange Nacht werden.