Feldzug im Wengenholm - Nach Angbar - und dann nach Wengenholm!

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Oberangbar, 1033

„Nach Angbar - und dann nach Wengenholm!“ - Die Augen des Herrn von der Wiesen strahlten bei diesen Worten.
Lange hatte man ihn nicht mehr so guter Laune und voller Tatendrang erlebt. Seit ihn der Fürst zum Baron von Oberangbar erhoben hatte, war es sogar recht still geworden um den Falkenritter und Dichterfürsten. Weit mehr Zeit hatte er im Außerkosch verbracht, und zeitweilig glaubte man sogar, er sei verschollen, so dass böse Zungen schon stichelten, der Baronsreif Oberangbars habe nun auch ihm - wie so vielen vor ihm – nur Unglück gebracht.
Vor allem Jungfer Cathine von Unterangen nährte dergleichen Gerede, aber nur, weil sie noch immer hoffte, selbst einmal diese Würde zu erlangen, die ihr Vater im Jahr des Feuers durch seine feige Flucht verspielt hatte.

Doch der Stern des Hauses von der Wiesen ist noch nicht erloschen! Das wurde jedem deutlich, der den Baron mit seinem Gefolge aus dem Stadttor ziehen sah, und es ist offensichtlich, dass Herr Wolfhardt eben dies demonstrieren wollte.
Manch einer fragte sich unwillkürlich, wie viele Taler noch in dem sicher nicht allzu üppigen Baronssäckel verblieben sein mögen (wenn überhaupt); denn sowohl der Baron als auch seine Schwester Rondralieb, die an seiner Seite ritt, trugen neue Rüstungen – nicht prächtig, aber gut und so blank geputzt, dass sie im Licht der Sommersonne gleißten. Einzig die Binde, in der Rondralieb ihren Schwertarm trug (die Folge eines ärgerlichen Sturzes) störte das rondrianische Bild, welches das Geschwisterpaar abgab; und wer die Baronesse gut kannte, konnte ihr ansehen, dass sie nur mühsam den Kummer darüber verbarg, durch diese Verletzung von der Teilnahme am Turnier ausgeschlossen zu sein...
Dass Wolfhardts Gemahlin Rena von Arbasien nicht an seiner Seite ritt, fiel keinem auf, weilt doch die Erste Ritter von Ferdok zumeist in der Grafenstadt am Großen Fluss - und es ist kein Geheimnis, dass sie und ihr Gemahl sich in den letzten Jahren auseinandergelebt haben.

Zwei Bannerträger hielten das Tuch mit dem Wiesener Leu und dem elfspeichigen Rad Oberangbars in den frischen Wind, der vom Fluss her wehte, dahinter marschierten die vier Waffenknechte, die Herr Wolfhardt gen Wengenholm zu führen gedachte, angeführt von Drobosch, Sohn des Drobo, dem alten Waffenmeister und Freund des Hauses von der Wiesen. Den Abschluss bildete der Trosswagen, auf dessen Bock Tiro der Schmied saß – ein wortkarger Greifenfurter, dessen handwerkliches Geschick sowohl beim Turnier als auch beim Feldzug von Nutzen sein würde.

Alane von Tarnelfurt, die Tante des Barons, die in seiner Abwesenheit die Baronie zu verwalten pflegt, gab ihnen mit einigen Bediensteten noch bis eine Meile vor die Stadt das Geleit. Was die hagere, grauhaarige Dame ihrem Neffen beim Abschied leise ins Ohr sagte, weiß niemand, doch nickte der Baron mit ernstem Gesicht. Je näher sie aber an Angbar herankamen, desto heiterer wurde seine Miene, und nur ein einziges Mal sah man einen dunklen Schatten über sein Gesicht huschen – als er erfuhr, dass Cathine von Unterangen einen Tag vor ihm nach Angbar aufgebrochen war, um ihn „ihren Staub schlucken zu lassen“, wie sie angeblich höhnisch gesagt hatte...