Dohlenfelder Thronfolgestreit - Nach dem Hinterhalt im Markt Dohlenfelde II

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog


Nordmarken, 1033

Ein Söldner hatte Darian sein Ross gebracht, welches dieser nun bestieg. Um Hagen und seinen Begleitern auch wirklichen Schutz gegen die aufgebrachten Menschenmassen zu geben, hatten Darians Waffentreue, die ihn aus Schrazelroth begleitet hatten, ebenfalls ihre Pferde bestiegen und sich um den, aus Sicht der Angrondtreuen, zweifachen Baron positioniert um ihn zu eskortieren. So bahnte sich die kleine Kolonne einen Weg durch den Hauptort der Baronie. Begleitet wurden sie dabei von den hasserfüllten Blicken und ein paar wütenden Rufen der Bewohner Dohlenfeldes, aber auch der Kämpfer Angronds. Dennoch wagte es keiner eine Hand an Hagen zu legen, waren die Worte des Barons zu Eisenhuett und die nun Hagen begleitenden Wachen, mehr als Aussage kräftig, was passieren würde, wenn es jemand wagen sollte das freie Geleit zu brechen.
Darian begleitete Hagen noch bis kurz vor dessen Heer. Dort folgte ein kurzer Gruß des Edlen von Schrazelroth an Hagen, den er schon von seinem Duell gegen den Allwasservogt kannte, und dann ließ er sein Pferd wenden und ritt, gefolgt von seinen Männern, zurück.
An der Brücke, die von den Fußtruppen der Söldner bewachte wurde hielt er an. Er stieg langsam von seinem Streitross und schritt auf den Hauptmann der Söldner, Gerion Gerdenwald, zu. Die beiden sprachen leise, wobei man an Darians Gesicht den unterdrückten Zorn ablesen konnte.
Wie es schien, hatte die Rondrageweihte Leuengunde den Hauptmann überzeugt, Hagen Durchlass zu gewähren, um zu seinem Halbbruder zu gelangen. Darian beließ es dabei, da er selbst nicht ganz sicher war, ob er einer Person, dessen Bruder daniederlag, den Zugang zu diesem versperren würde, auch wenn die Brüder Feinde wären.
Lucrann von Albenbluth-Lichtenhof hatte den Tumult mit der Hand am Schwertgriff verfolgt. Müde und blass, doch immerhin weitestgehend vom Ruß befreit, hatte sein Blick auf Hagen gelegen, doch nicht im Traum wäre es ihm eingefallen, in dieser Situation das Schwert gegen den Verräter zu ziehen, und er schätzte Garmwarts deutliche Worte, die Hagen den freien Abzug ermöglichten. Es würde zur Schlacht kommen und sie würden Angrond den Sieg bringen.
Er fuhr sich mit der Hand über das stoppelige Kinn und fühlte sich alt. Die ganze Nacht hatte er Totenwache neben seinem aufgebahrten Vater gehalten, dazu hatte er sich verpflichtet gefühlt, auch wenn er seine Kraft noch brauchen würde. Er lächelte kurz. Immerhin… auf seinem treuen Pferd zu sterben, zur letzten Schlacht bereit, dürfte dem Alten mehr Freude gebracht haben, als bettlägerig im Kreise seiner Familie einzuschlafen. Gefühlsduselei und Abschiedsworte hatte er Lebzeiten lang verabscheut und so war ihm immerhin dies erspart geblieben.
Lucrann lächelte bitter, dann ging er ebenfalls ins Gasthaus. Er hatte noch ein Schreiben aufzusetzen, das nicht bis nach der Schlacht warten konnte…
"So viel Hass, so wenig Ritterlichkeit..."
Zumindest für die Umstehenden, allen voran die Baronin von Tommelsbeuge, war der tiefe Seufzer des Ritters auf der Hirschenau nicht zu überhören. Koromar hatte als einer der Wenigen während des gesamten Disputs und auch dessen tragischen Endes kein einziges Mal nach dem Schwert gegriffen. Wer ihn von früher kannte, den mochte das verwundern.
"Ich hoffe bloß, all dieser Zwist findet mit der anstehenden Schlacht ein Ende."
Derya von Sturmfels, die gerade mit Garmwart von Quakenbrück ihren Bruder zurück ins Gasthaus hatte bringen wollen, entfuhr ebenfalls ein Seufzer, als sie Ritter Koromars Worte hörte. Der ihrige fiel allerdings deutlich stoßartiger aus als jener Koromars, fast war es ein erbostes Schnauben, das die Baronin mit einem kurzen, aber heftigen Kopfschütteln beendete.
Laut sagte sie: „Fürwahr, mein lieber Koromar! Wer hätte noch vor wenigen Monden gedacht, dass sich Zustände wie damals in Albernia auch einmal hier in Dohlenfelde zeigen würden? Ich meine, ich kann es Leuten wie diesen braven Bauern und Handwerkern“ – Deryas Blick fiel über die Schulter zurück auf jene im Tumult getötete Bäuerin, die, beweint von allerlei Dorfbewohnern, in ihrem eigenen Blut im Staube lag – „kaum verdenken, wenn sie aus Wut über solch götterlose Brandstifterei verrückt werden und Dummheiten begehen. Aber dieser kaltblütige, feige Hinterhalt – und das auch noch auf dem Weg in die rondragefällige Schlacht, die endlich Ordnung in all das Chaos bringen sollte – den hätte ich Hagen nicht zugetraut! Auch nicht, dass einer seiner dubiosen Verbündeten solch ein Vorgehen erwägen würde. Selbst wenn es stimmt, dass Hagen zuvor nichts von alldem wusste, es ist trotzdem sein Versäumnis, ja sein Verbrechen, dass bei seinen Getreuen auch nur diese Idee hat aufkommen können! Da muss ich Garmwart voll zustimmen: Es wäre Hagens Pflicht gewesen, bei seiner Ehre und den Geboten der Leuin, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht passiert! Wollen wir hoffen, dass uns wenigstens bei der bevorstehenden Schlacht derlei ‚Zwischenfälle’ erspart bleiben.“