Dohlenfelder Thronfolgestreit - Guter Rat

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
Autor:?



Salmingen, 1032

Der tandoscher Baron ergriff als Erster das Wort.
„Egal, was wir machen, es muss schnell passieren, denn Zeit schafft Fakten. Schon viel zu lange sitzt der Thronräuber in Dohlenfelde. Am besten wäre es, den Thronräuber einzuschließen. Ist es möglich, Twergenhausen einzunehmen, ohne die Rechte des Herzogs zu verletzen?“
Dass dies keine leeren Worte waren, zeigte sich schon in der Wahl des tandoscher Begleiters, einem Korgeweihten. Ebenso bekannt war das Erscheinungsbild der tandoscher Haustruppe. Auf den Kampf am Fluss spezialisiert wirkten sie eher wie Piraten denn als Soldaten.
Erlan von Sindelsaum runzelte die Stirn und ergriff dann das Wort.
„Die juristischen Mittel sind ausgeschöpft, aber deshalb muss man doch nicht gleich zur Gewalt greifen, werter Baron. Aber einschließen ist eine gute Idee. Man könnte die beiden Anwärter in einen Raume einschließen und einfach abwarten, bis sich beide geeinigt haben. Oder wir veranstalten einen kleinen Wettstreit mit zwölf Disziplinen. Der Verlierer muss dann am Ende alle Ansprüche aufgeben. In Sindelsaum hat das im übrigen gut funktioniert.“
Nachdem er seine kleine Rede beendet hatte, warf er einen zweifelnden Blick auf Hagen. Der Junge schien ein echter Heißsporn zu sein und würde wohl eine gewaltsame Lösung vorziehen.
Innerlich seufzte Erlan auf. Zwar hatte er einige Soldknechte mitgebracht, aber er hoffte diese nicht in eine Schlacht führen zu müssen.
Gorwin von Eisenstein-Schleiffenröchte, Gesandte des Barons von Eisenstein, schmunzelte bei den bisherigen Vorschlägen. Der Ritter hatte sich demonstrativ neben den jungen Prinzen Trisdhan Ulaman von Hartsteen gesetzt, welcher mit tiefen Augenringen und steinerner Miene den Reden seiner Vorgänger lauschte.
Während eines kurzen Besuches zu Galebquell hatte er auch diesem Haus seine Unterstützung versichert und hoffte nun auf dessen Wohlwollen. Immerhin sah man sich gleichermaßen als dem Herzog treu und als recht frühe Befürworter der Partei Hagens. Er wollte zunächst eigentlich abwarten, welche Möglichkeiten noch vorgebracht wurden, aber das bisherige war schon tollkühn. Man konnte den Zwölfen nur danken, dass Hagen letztlich auf das weise Wort seiner Mutter vertrauen würde und nicht nur auf vermeintlich gute Ratschläge.
Gorwin lachte nun hörbar spöttisch, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Damit erntete er nicht wenig böse Blicke, denn als Ritter Eisensteins war er in der Runde nicht sonderlich beliebt, doch die Unterstützung seines Herrn konnte Hagen nur dienlich sein. Die allgemeine Aufmerksamkeit war ihm damit zumindest sicher.
„Verzeiht, verzeiht, wenn ich etwas unbeschwert wirke ob der Ernsthaftigkeit Eurer Vorschläge. Verzeiht auch Euer Hochwürden, Euer Hochgeboren, falls ich damit ungebührlich wirke. Mir scheint jedoch Ihr seid nicht gänzlich im Bilde. Weder Wettstreit noch der törichter Vorschlag des Gewahrsams bis eine Einigung gefunden ist, können hier Anwendung finden. Seine Hochgeboren von Tandosch hat jedoch insofern recht, dass es nicht nur keine Zeit zu verlieren, sondern hier nichts zu verhandeln, kein Wettstreit zu führen gibt, wer rechtmäßig den Titel Baron von Dohlenfelde zu führen hat. Wie jeder hier weiß, war des Bernhelms von Dohlenfelde unter Zeugen vorgebrachter letzter Wunsch, dass es sein Sohn Hagen sei. Kein Gericht, kein Lehnsherr sieht sich in der Verantwortung eine Entscheidung zu treffen, damit ist das, was zählt, das Wort des verstorbenen Barons. Für Herrn Angrond gibt es daher nur eine Möglichkeit, sich dem zu fügen. Da muss nichts verhandelt, kein Wettstreit geführt werden!“
Gorwin machte eine kurze Pause, doch ehe noch jemand erneut das Wort ergreifen konnte, wandte er sich an den Baron von Tandosch.
„Eure Hochgeboren, Ihr habt gerade nicht ernstlich gefragt ob die Herzogenstadt Twergenhausen zweifelsohne gegen den Willen und Gesetzen seiner Hoheit einzunehmen wäre? Abgesehen der rechtlichen Konsequenzen, ein Unterfangen, dass militärisch kaum zu bewerkstelligen ist, zumindest ohne größte Verluste. Denn eines ist es die wenigen kraftlosen Getreuen, die des Herrn von Angrond verzweifeltes Ansinnen unterstützen, auf dem Feld zu schlagen, etwas anderes, gegen die von Flussgarde und Spießbürgern verteidigten Mauern Twergenhausens zu rennen, gelänge dies auch mit einer List.
Wer daran teilnimmt, selbst Eure bekanntermaßen erfahren, kampferprobten und zweifelsohne über die Grenzen Eures Gute gefürchtete Getreuen“, Gorwin dachte zwar an das Wort „berüchtigt“, wollte den Tandoscher jedoch diesbezüglich nicht verstimmen, zudem waren die Fähigkeiten der Tandoscher Söldner bekannt, „der kann nur hoffen, für sein Unvermögen bereits dort zu Rondra befohlen zu werden. Denn, dass brauche ich Euch nicht zu erläutern, der Herzog wird kaum Gnade bei solch einem Verbrechen walten lassen.“
Womit der Ritter kurz zu Hagen blickte. Jeder wusste wie der Herzog gegen Usurpatoren und Aufrührer vorging, die sich anmaßten, Hand an seine Güter und Rechte zu legen, gleich mit welchen Absichten dies geschah.
„Wenn Ihr dem Herrn Angrond zu seinem Recht verhelfen wolltet, was ich nicht glaube, so wäre das allerdings der beste Ratschlag, den ihr seiner Hochgeboren Hagen von Dohlenfelde geben könntet!“
Gorwin schaute den Tandoscher misstrauisch an. Die Differenzen zwischen seinem Herrn und dem Baron von Tandosch waren weithin bekannt. Allerdings glaubte Gorwin nicht, dass Irian wirklich das Scheitern Hagens im Schilde führte. Die Eroberung Twergenhausen jedoch, selbst der Gedanken daran grenzte allerdings schon an einer Verschwörung gegen den Herzog der Nordmarken und würden zum Untergang jedweder Ansprüche Hagens in den Nordmarken führen, befand der Ritter.
„Gemach, gemach“, erklang die Stimme des jungen galebqueller Barons, Roklan von Leihenhof. Der einstige junge und tapsige Ritter war im Laufe der letzten Monde, da er auf dem Basaltthron der Lande Galebquell saß, zu einem klugen Herrscher herangereift. Was durchaus auch auf seinen Ratgeber zurückzuführen war, der gleich neben ihm saß.
Roklan sah zuerst zu seinem Schwager Irian von Tandosch (Roklans jüngere Schwester, welche die Zwillingsschwester von Hagens Gattin Ansoalda von Leihenhof war, Alissa von Leihenhof, hatte Irians Bruder Wolfgram von Tandosch geehelicht) und nickte ihm ruhig zu, dann berührte er Gorwin von Eisenstein-Schleiffenröchte kurz an der Schulter.
Sein eigener Ratgeber Ynbaht von Lichtenberg, welcher selbst ein Geweihter war, diesmal jedoch Nandus, Hesindens weiser Sohn, schwieg noch. Er wusste, in welcher Lage sich sein eigener Lehnsherr und Schüler befand – war er doch nicht nur der Baron von Galebquell, sondern als Erbjunker von Niedergalebra Lehnsmann der Baronin von Gernebruch und als Erbjunker von Finsterklamm jener der Baronin von Liepenstein.
„Zynismus hilft uns in dieser Situation nicht weiter“, fuhr Roklan fort. „Gewalt gegen die Herzogenstadt Twergenhausen anzuwenden ist tatsächlich keine gute Idee. Warum sollten wir dies auch tun, Twergenhausen untersteht ohnehin seiner Hoheit …“
Unbewusst hatte Roklan den Blick seiner Schwester gesucht. Die junge Baronin, deren glänzendes schwarzbraunes Haar von einem zarten Diadem gekrönt wurde, verengte ihre Augen, ein Mundwinkel kräuselte sich zu einem halben Lächeln. Roklan räusperte sich.
„Vielmehr sollten wir die Lehnsleute Dohlenfeldes auf unsere Seite ziehen. Wer von den dohlenfelder Edlen und Rittern folgt Euch, Hagen, wer Eurem Bruder?“
Diese Frage entscheidet Sieg oder Niederlage der ganzen Fehde, schoß es dem Prinzen von Albernia durch den Kopf.
„Es ist wie in Hartsteen, nur dass man hier noch am Anfang jener Spirale von Gewalt steht“, sprach Trisdhan seinen Gedanken aus.
„Ich weiß wovon ich spreche, und auch Seine Wohlgeboren Eisenstein-Schleiffenröchte, der nur durch Glück sein Leben nicht zu jener Stunde verlor, als mein geliebter Oheim Luidor gemeinsam mit Seiner Exzellenz Siopan von Salmingen und Seiner Gnaden Hadwig Manegold von Ibenburg-Luring durch die Machenschaften des Hundfotts Geismar gemeuchelt wurde.“
Jeder der Anwesenden wusste, worauf Trisdhan anspielte. Im Rondra, kurz nach der Hochzeit auf Salmingen, war die Gruppe um Graf Luidor auf seiner Rückreise nach Hartsteen spurlos verschwunden. Auch wenn es einzelne mahnende Stimmen gegeben hatte, die Folgen waren schwerwiegend gewesen.
Die Fehde, welche nach dem wundersamen Erscheinen der Altgräfin im Jahr 1030 BF geruht hatte, flammte härter auf als je zuvor. In der Grafschaft brannten die Häuser und es zeichnete sich deutlich ab, dass keine Seite bereit war, der anderen nachzugeben. Dass der junge Prinz überhaupt auf getaucht war, bedeutete an sich schon ein bedeutendes Zeichen der Solidarität der Familie Hartsteen.
„Ich schließe mich daher dem Eisensteiner an. Seit klug in Euren Entscheidungen und trefft Euren Gegner dort, wo es ihn schmerzt. Aber dafür müsst Ihr genau wissen, auf wessen Schwert Ihr bedingungslos trauen dürft.“
Der Sindelsaumer wandte sich etwas aufgebracht an den Eisensteiner Abgesandten.
„Werter Gorwin, natürlich bin ich über die Situation im Bilde, und wie alle hier Anwesenden bin ich der Meinung, dass der Anspruch Hagens der stärkere ist, dennoch gibt es viele, die unentschieden sind. Ein Wettstreit würde diese Unsicherheit beiseite räumen, aber ich schätze, man regelt die Dinge im Hinterkosch anders. Wie dem auch sei: die Niederadligen und wichtigen Bürger Dohlenfeldes auf die eigene Seite zu ziehen, wäre natürlich ein Schritt in die richtige Richtung. Angrond könnte man ja in seiner Burg einschließen, sobald die Unterstützung groß genug ist.“