Alltag auf Burg Eichstein - Teil X

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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil I
K5. Teil V
K10. Teil X
K11. Teil XI
1. Tra 1038 BF
Teil X
Teil IX


Kapitel 10

Teil XI
Autor: Baduar

Wasserburg Eichstein, 01. Travia 1038, Tag der Heimkehr, Rohalstag

Die letzten Tage herrschte schon rege Aktivität in der Burg und auch auf den umliegenden Feldern. Die Kammern und Lager füllten sich mit den Erträgen der Felder und der Gärten. Baduar und sein Haushofmeister Vitus hatte alle Hände voll zu tun, um gemeinsam mit dem Stallmeister und dem Gesinde die anstehende Zehntabgabe am 02. Travia vorzubereiten. Der Zehnt der Untertanen, der hier traditionell am 02. Travia fällig war, war eine der wichtigsten Einnahmen des ganzen Jahres und umso wichtiger war es, das bei der Abgabe alles klappte, alle Abgaben korrekt erfasst wurden und dann vernünftig gelagert werden konnten. Das Wetter sah bisher durchwachsen aus - die Temperaturen waren noch sehr mild und es wehte nur ein leichter Wind. Vereinzelt gab es Regentropfen, aber immer nur kleinere Schauer. Langsam musste man sich auf kälteres und schlechteres Wetter einstellen - mit ein Grund, warum der Haushofmeister angewiesen hatte, die Feuerholzvorräte zu prüfen und gegebenenfalls aufzustocken.

In der Kernburg herrschte ebenfalls reges Treiben. Wie überall im Kosch war es auch im Haus Eichstein üblich, dass sich die ganze Familie abends zu einem gemeinsamen Mahl versammelte und dazu auch Familienmitglieder aus der Ferne anreisten. Dafür mussten die Gästezimmer vorbereitet werden, auch in der Küche herrschte reges Treiben, um das feierliche Mahl am Abend vorzubereiten. Da auch das Gesinde an diesem Abend in der Dürnitz gemeinsam feierte, gab es in der Küche alle Hände voll zu tun. So war es kein Wunder, das Alvide auch ihren Bruder, den Krambold Halmbart, der sie zum Tag der Heimkehr immer auf der Burg besuchte, schon mit in die manigfaltigen Verrichtungen eingespannt hatte - was dieser zum Teil mit einigen derben Flüchen quittierte. Auch die jüngeren Knechte und Mägde schwitzen ganz ordentlich unter ihrem Regiment, während sie das Feuer in Gang hielten, Wasser holten, Gemüse und Fleisch vorbereiteten und auch bei allerlei anderen Aufgaben zur Hand gingen, während Alvide gemeinsam mit dem Küchenmeister Wilbur das eigentliche Festmahl vorbereitete.

Und auch Jobdan Bösinger, der Hausdiener der Burg, hatte allerlei mit den Vorbereitungen zu tun. Nicht nur, das er die Gästezimmer für die Angehörigen des Hauses herrichten musste - nein, seine wichtigste Aufgabe war es anscheinend, die teils widersprüchlichen Anweisungen der Junkerin und ihrer Schwiegermutter unter einen Hut zu bringen. Denn mehr als einmal waren sich diese uneins - mal sollte Rahjane in das private Gästezimmer, dann wieder Alma, dann wieder Pergrin. Und nachdem zumindest über die Aufteilung der Gästezimmer für die Familienmitglieder endlich Einigkeit herrschte, gab es unterschiedliche Ansichten über die Sitzordnung zu Tisch. Es war eigentlich unmöglich, aus dieser Rolle als Gewinner hervorzugehen und so wurde Jobdan immer verzweifelter, während sich die Stimmung zwischen des Junkers Mutter und Aldare langsam, aber stetig verschlechterte. Bei Hesinde und Praios, wenn Josmene so weitermacht, werde ich hier noch zur Giftmischerin, dachte Aldare gerade, als Josmene erneut an ihren Entscheidungen herummeckerte. Aldare und ihre Schwiegermutter kamen eigentlich recht gut miteinander aus und Aldare mochte Josmene auch - aber die Mutter von Baduar hatte sich noch nicht so recht damit abgefunden, das sie nicht mehr die Herrin im Haus war. Und so mischte sie sich zur Zeit noch oft und gerne in alle Entscheidungen ein. Dabei meinte sie es ihren eigenen Aussagen nach "ja nur gut", bevor sie sich dann meist beleidigt und über die undankbaren Kinder schimpfend in ihr Gemach zurückzog. Die Häufigkeit und Penetranz ihrer Einmischung stieg im direkten Verhältnis zu Umfang und Bedeutung des Ereignisses - und nicht nur einmal hatte Baduar zum Schluss vermittelnd eingreifen müssen. Eine Rolle, in der er sich nicht unbedingt wohl fühlte.

Als die Junkerin Mutter wieder einmal alle Entscheidungen von Aldare über den Haufen werfen wollte, ließ diese sie und den armen Hausdiener, der sich zwischen den Fronten befand, stehen und verschwand wütend und auf Bosparan vor sich hinfluchend in den Salon. Ein heftiger Knall zeigte, das die dazugehörige Tür ganz sicher zu war - Jobdan zuckte erschrocken zusammen, zog den Kopf ein und hoffte, das der Zorn der Junkerin nicht ihn treffen würde. Schließlich war sie ja Zauberin - da wußte man ja nie, ob sie einen nicht in einen Frosch verwandeln oder versteinern würde oder das, was wütende Zauberer eben mit Leuten tun. Instinktiv griff er sich an die Nase, das half ja angeblich gegen das Verzaubertwerden - denn hat man schon jemals einen Frosch gesehen, der sich die Nase zuhielt?

All dies blieb dem Gesinde in der Küche verborgen, doch auch hier herrschte gerade dicke Luft, nachdem Halmbrecht kurzzeitig mit Isida herumschäkerte, die daraufhin abgelenkt eine der großen Tonschüsseln mit der Rohmasse für die Koscher Klöße auf den Steinfliesen der Küche zerschellen ließ. Nach dem Krachen, mit dem die Schale auf dem Boden zersplitterte, war es mucksmäuschenstill in der Küche, bis Alwide tief Luft holte und ihr Gesicht eine ungesunde rote Farbe annahm. Wilbur hatte es auf einmal eilig, noch einmal nach dem Wein zu sehen, als es hinter ihm auch schon lospolterte: "Du Tunichtgut und Nichtsnutz, kannst es mal wieder nicht lassen! Als ob wir nicht schon Arbeit genug hätten! Los, sieh zu, das du die Schweinerei da wegmachst!" Nicht minder aufgebracht setzte sie ihre Schimpftirade in Richtung der jungen Küchenmagd fort: "Und du, mein Fräulein: Wir sind hier nicht im Ballsaal oder der Straße wo du den Männern schöne Augen machst! Hier wird gearbeitet! Sofort holst du eine neue Schüssel und machst neuen Klosteig! Pack dich!"

Ärgerlich vor sich hin brummelnd wandt sie sich wieder ihren Kräutern zu, die sie gerade hackte, nicht ohne vorher noch Germ, den neuen Küchenjungen ebenfalls ordentlich zur Brust zu nehmen, da er die ganze Szene mit offenem Mund betrachtete. Der Aufforderung, Feuerholz und Wasser zu holen, kam er nur zu gerne nach, bedeutete dies doch, wenigstens für einen Augenblick der Furie in der Küche entkommen zu können...

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