Alltag auf Burg Eichstein - Teil I

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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil I
K5. Teil V
K10. Teil X
K11. Teil XI
4. Rah 1037 BF
Teil I


Kapitel 1

Teil II
Autor: Baduar

Wasserburg Eichstein, 04. Rahja 1037

Es war noch sehr früh am Morgen und noch war die Luft kühl und frisch, doch wenn der alte Ugbart recht hätte, würde es auch heute wieder ein warmer Tag werden. Alvide, die Altmagd in de Küche der Burg, kam gerade mit zwei vollen Wassereimern vom Brunnen zurück in die Burgküche, um den Wasserbassin zu füllen. Während sie die morgendlichen Verrichtungen erledigte, dachte sie über die letzten Tage nach. Es war ja einiges geschehen hier, seitdem ihr alter Herr verstorben war. Der alte Ugbart zum Beispiel, der tagein, tagaus als Leibdiener des Junkers hier auf der Burg gelebt hatte. Baduar von Eichstein, der nun ihr neuer Dienstherr war, hatte seinen eigenen Leibdiener mitgebracht - und Ugbart konnte seinen Lebensabend bei seiner Familie in Amaralys verbringen, davon hatte er die letzten Götternamen schon öfter gesprochen.

Der neue Herr hatte kurz nach der Grablege mit allen Bediensteten gesprochen darüber, wie es weitergehen soll. Auch Alvide hatte sich dazu Gedanken gemacht und war für sich zu dem Schluss gekommen, das sie hier bleiben wolle. Hier auf der Burg hatte sie ihr Auskommen, gute Mahlzeiten und ein Dach über dem Kopf. Und außerdem: wo sollte sie schon hin? Ihr Mann Enno war schon vor vielen Götterläufen verstorben und ihr einziges noch lebendes Kind hatte es in die große Stadt verschlagen. Außer dem Leben hier auf der Burg hatte und kannte sie nichts, also war ihr die Entscheidung leicht gefallen. Und das schien für die meisten der anderen Bediensteten ebenso zu sein. Es gab aber auch wenige, die den Wechsel nutzen, um ihr Glück anderswo zu suchen wie zum Beispiel Geppart, der Stallmeister oder Ulfried, der Schreiber.

Und andererseits würde es auch neue Gesichter hier auf der Burg geben. Da war zum einen die Familie des Junkers. Alvide kannte die neue Herrin ja schon von früheren Besuchen her, sie war eine feine Dame aus dem lieblichen Feld. Und natürlich würden die beiden ihre Kinder mitbringen, das würde hier wohl für einigen Wirbel sorgen. Die beiden waren rechte Wirbelwinde und gerade am Anfang würden sie viel zu entdecken haben hier. Dazu kam die Kammerzofe der neuen Herrin und das Kindermädchen, ebenso wie der derzeitige Knappe des jungen Herren und sein derzeitiger Page. Die Familie des neuen Herren würde im Laufe des Monats Rahja eintreffen und sie war schon sehr gespannt darauf.

In ihre Gedanken versunken ging sie weiterhin ihren morgendlichen Aufgaben nach, während draußen ein früher Gast beim Tor Einlaß begehrte. "Herrn Phexens Gruß entbiet‘ ich Euch, bin wohl ein rechter Steigermann. Komm von weit her mit gutem Zeug, so schaut Euch meine Waren an", trug der Krambold seinen Vers vor, während er am Eisentor darauf wartete, eingelassen zu werden. Und es dauerte nicht lang, als eine der Burgwachen zu ihm kam. "Bei Frau Travias Gastlichkeit, seid uns willkommen allezeit", antwortete er mit der althergebrachten Formel, dann öffnete er das Tor und begrüßte den Reisenden freundlich: "Travia und Phex zum Gruße, Halmbart. Schön, dass du uns einmal wieder besuchen kommst." "Ja, Wigbold, ich dachte mir, ich schaue einmal wieder beim Herrn Junker vorbei und sehe, was ihr hier so treibet. Auch will ich mein Schwesterherz einmal wieder besuchen, sofern sie noch bei euch schafft. Ich war auf Reisen lange Tage und komm von Angbar her des Weges, da will ich euch für eine gute Mahlzeit mit Geschichten aus der Ferne danken", antwortete der Krambold, dann warf er erneut einen Blick auf den Wachmann. "Sag, du trägst ein schwarzes Band am Arm - wen hat sich Gevater Boron denn heuer zu sich gebeten?", fragte er dann ruhiger. "Halmbart, deine Schwester wirst du wohl besuchen können, doch der Herr Junker weilt jetzt in den Paradiesen der Zwölfe. Du weißt ja, das er in letzter Zeit öfter krank war und im letzten Götternamen dann haben die Zwölfe ihn zu sich geholt. Sein Sohn Herr Baduar, du wirst ihn noch kennen, hat ihm eine schöne Beeerdigung ausgerichtet, auch wenn sich die beiden früher nicht immer gut verstanden haben. Aber nun ist er der neue Herr hier auf Burg Eichstein und wir werden sehen, was die Zeiten bringen", sagte die Wache, die sich vor den letzten Worten kurz umsah. Der Krambold, der immer noch seine schwere Kiepe auf dem Rücken trug, nickte ein-, zweimal bedächtig, bevor er antwortete: "Nun an, möge der Herr Boron dem alten Ibram gewogen sein. Magst du mich zu Alvide bringen?"

Gemeinsam ging die Burgwache mit dem Krambold dann herüber zur Burg und auch dort wiederholte Halmbart seinen Vers artig am inneren Burgtor, bevor er die Stufen herabstieg zur Burgküche und seine Schwester Alvide begrüßte. Diese freute sich sehr über das Wiedersehen mit ihrem jüngeren Bruder, dieser hatte immer viel zu erzählen von seinen Reisen und auch immer die eine oder andere Überraschung für sie dabei. So überließ sie Isida die Aufgabe, die morgendliche Hafergrütze zuzubereiten.

Es dauerte auch nicht lang, bis das Gesinde dann zum Frühstück zusammensaß und den Geschichten des frühen Gastes lauschte, die dieser als Gegenleistung für das wohlschmeckende Frühstück weitergab. Und dann ging es für die Hofknechte und -mägde an die Arbeit, denn die Heuernte fiel üppig aus in diesem Jahr und so gab es trotz der Trauerzeit viel zu tun.

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