Du und all mein Glück - ’S ist gar nicht so schwer: Unterschied zwischen den Versionen
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Dort stand ein Gaukler auf einem Bein und jonglierte mit bunten Bällen. Das ging so hoch | Dort stand ein Gaukler auf einem Bein und jonglierte mit bunten Bällen. Das ging so hoch | ||
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Und dann der Baron! Wie gab er sich leutselig, hob ständig grüßend die Hand und nannte | Und dann der Baron! Wie gab er sich leutselig, hob ständig grüßend die Hand und nannte | ||
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Gewisslich hatte er jedem zuvor einen Heller zugesteckt, damit sie so taten. | Gewisslich hatte er jedem zuvor einen Heller zugesteckt, damit sie so taten. | ||
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»Könnt’s immer noch werden, Jungfer!«, meinte die Alte und grinste noch breiter. »’S ist | »Könnt’s immer noch werden, Jungfer!«, meinte die Alte und grinste noch breiter. »’S ist | ||
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Die Alte kniff die Augen zusammen. »Schau an! Schau an! Wie heißt es so schön: Kinder und | Die Alte kniff die Augen zusammen. »Schau an! Schau an! Wie heißt es so schön: Kinder und | ||
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Es gab ein Festmahl, und es gab ein großes Feuer, darin verbrannte man die bösen Erzdämonen.<br/> | Es gab ein Festmahl, und es gab ein großes Feuer, darin verbrannte man die bösen Erzdämonen.<br/> | ||
Und es gab Tanz und Musik und Frohsinn und Gelächter.<br/> | Und es gab Tanz und Musik und Frohsinn und Gelächter.<br/> | ||
Ach, es gab so viel des Schönen! Nur der Stunden gab es zu wenige ... | Ach, es gab so viel des Schönen! Nur der Stunden gab es zu wenige ... | ||
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Aktuelle Version vom 2. April 2022, 14:11 Uhr
◅ | Auf den Fürsten! |
|
Albern und widerlich | ▻ |
Oberangbar, 6. Rondra (Brig-Lo Tag) 1042
Inzwischen ging es auf der Wiese laut und munter zu, denn es hatte sich auch ein paar Fahrende eingefunden. Nadyana strahlte vor Freude.
Dort stand ein Gaukler auf einem Bein und jonglierte mit bunten Bällen. Das ging so hoch
und runter und hin und her, dass man kaum mit den Augen folgen konnte.
Ein Stückchen weiter sah man eine Frau, die ließ einen Bären im wahrsten Sinne des Wortes nach ihrer Pfeife tanzen. Er hatte einen braunen Pelz und brummte munter im Takt.
Unter Linde hockte ein Märchenerzähler im weichen Grase; er hatte einen langen grauen
Bart und einen dicken Turban auf dem Kopf, und an dem Turban leuchtete ein Turmalin. Mit
dunkler Stimme erzählte er das Märchen von Shanja, der Tochter des Kalifen, die ein böser
Djinn entführt hatte. Vor ihm saßen die Leute, Alte und Junge, und lauschten mit aufgesperrten Mündern, wie er die Speisen am Hofe des Kalifen beschrieb, die mit Benbukkel, Kurkurma
und Goldstaub gewürzt waren.
Am anderen Ende des Platzes tanzte ein Mädchen auf einem Seil, und ein Knabe mit feuerroten Haaren machte Handstand. Nur einen Bänkelsänger gab es nicht auf der Wiese. Natür-lich! Wer würde es auch wagen, in Oberangbar aufzutreten, wo der Herr Wolfhardt wohnte.
So dachte jedenfalls Nadyana.
Brinessa verrollte die Augen. Das alles war schon ziemlich schlicht und bäurisch, befand sie
im Stillen. Der Gaukler war alt und hatte nur vier Bälle; andere konnten das Kunststück mit
sechs oder sieben, und manche ließen sogar Dolche oder Fackeln durch die Lüfte fliegen. Der
grimmige Bär war nur ein kleiner, dicker Hollerbär, der viel zu langsam für den Takt der Flöte
war. Der so genannte Haimamud hatte sich ganz offensichtlich die Wangen mit Erde gebräunt,
damit er aussah wie ein Tulamide; das Märchen ging ganz anders, die Tochter des Kalifen
hieß ja Nedime, und gefangen hatte sie ein böser Zauberer. Die Seiltänzerin war nicht so
schlecht, doch schwebte sie nur einen halben Schritt über dem Boden und würde sich beim
Sturz nur ein paar blaue Flecke holen – kein Grund, den Atem anzuhalten. Und der Bub mit
den roten Haaren machte bloß Faxen. Nun ja, es war auch kein Wunder: Die wirklich guten
Gaukler gingen nach Ferdok oder Angbar. Wer hier auftrat, tat es vermutlich, weil er Angst vor
der Konkurrenz hatte.
Und dann der Baron! Wie gab er sich leutselig, hob ständig grüßend die Hand und nannte
diesen oder jenen beim Namen. Wie das die Leute freute! Das war ein ständiges Hüteziehen
und Verbeugen, ein »Travia zum Gruß, Herr Baron!« und »Auf Euer Wohl, Herr Wolfhardt!«
Gewisslich hatte er jedem zuvor einen Heller zugesteckt, damit sie so taten.
Zuhause war es freilich nicht besser, so dachte sie gerechterweise. Aber dort war man eben
zuhause.
Es muss schön sein, fand Nadyana, in diesem Städtchen zu wohnen. Wie hübsch und nett und
fröhlich alles ist! Und wie freundlich der Baron! Freilich, wenn das meine Untertanen wären,
dann würde ich auch so leutselig sein und immer »Travia sei mit euch!« sagen.
Plötzlich riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken. »Möchten Eure Hochgeboren vielleicht
die Zukunft erfahren?« Nadyana schaute auf. Es war eine alte Frau, die das gesagt hatte. Mit
einer Stimme wie Krähengekrächze. Sie trug ein buntes Kopftuch, an dessen Rändern Münzen
klingelten und blinkten. »Es kostet nicht viel! Aus der Hand zwei Heller und vier für einen
Spruch aus der Kugel!« Sie öffnete den Mund zu einem Grinsen; viele Zähne hatte sie nicht
mehr.
»Ach«, meinte Nadyana verwirrt, »ich bin ja gar nicht hochgeboren. Die Baroness ist dort
drüben ...«
»Könnt’s immer noch werden, Jungfer!«, meinte die Alte und grinste noch breiter. »’S ist
gar nicht so schwer.«
»Was bist denn du für eine?« rief Immo und feixte. »Die olle Krötenhex’ vom Koschgau?«
Die Alte kniff die Augen zusammen. »Schau an! Schau an! Wie heißt es so schön: Kinder und
Narren sagen die Wahrheit!«
»Ich bin aber kein Kind mehr!«, sagte Immo trotzig und stemmte die Arme in die Hüften.
»Dann gebt Acht, dass Ihr kein Narr werdet!«, meinte die Alte.
Nadyana wurde es unheimlich in ihrer Nähe. »Komm«, sprach sie zu Immo und zog ihn am
Arm, »da stoßen welche ins Horn. Ich glaube, jetzt gibt es Wettkämpfe.«
Und es gab Wettkämpfe.
Es gab den Rolorosch, den Findlingswurf der Angroschim.
Es gab das Stockfechten der Jugend; da hätte Immo gerne mitgemischt, aber das schickte
sich nicht.
Es gab das »Buntwildschießen« mit Pfeil und Bogen auf farbenfroh bemalte Scheiben in Gestalt von Rehen, Hirschen und Hasen; das schickte sich für einen Waidmann, befand der Junker von Garnelhaun und spannte seinen Bogen. Und er gewann.
Es gab ein Festmahl, und es gab ein großes Feuer, darin verbrannte man die bösen Erzdämonen.
Und es gab Tanz und Musik und Frohsinn und Gelächter.
Ach, es gab so viel des Schönen! Nur der Stunden gab es zu wenige ...