Unternehmen Witwenklau - Eine böse Überraschung

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Tra 1034 BF
Eine böse Überraschung


Kapitel 1

Die verschwundene Dame

„Sie fügt sich immer noch nicht in eure Wünsche, Herr! Sollen wir...“
„Nein. Laßt sie einfach hungern. In einer Woche würde sie für einen Kanten Brot auch einen Rotpelz ehelichen!“

Stadt Eisenhuett in Roterz, im Travia 1034 BF
Gisbrun von Treublatt war wütend.
Nein, nicht wütend, er war stinksauer!
Heute morgen erst war ein Herold des Fürsten auf Burg Adlerstein eingetroffen, mit wichtiger Kunde für den Vogt der Baronie, also für ihn.
Er hatte mit vielem gerechnet, dass seine Durchlaucht wissen wollte, wie der Sachstand in der Baronie war, wie die Lage an der Grenze nach Almada, oder ein paar gute Ratschläge, wie man sich den Winter im Amboss möglichst angenehm machen konnte.
Aber nicht mit so was!
Da schrieb man ihm wahrhaftig, dass seine Amtszeit vorbei sei! Erst im Vorjahr hatte den Titel des Vogtes übernommen, gerade eben erst seine Position gefestigt, und jetzt hieß es plötzlich, ein neuer Baron werde eingesetzt! Aber nicht irgendein Baron! Niemand, bei dem Gisbrun sich problemlos lieb Kind machen konnte, um hintenrum die Zügel in der Hand zu behalten, keine willfährige Mirhamionette oder ein potentieller Verbündeter.
Der neue Baron war ein Grobhand von Koschtal!
Gisbruns Blut kochte noch immer, dachte er einige Jahre zurück, an die Traviatjoste von Koschtal. Der alte Zausel von Burgsass, Garubald Grobhand von Koschtal, hatte ihn nicht nur von der Turnei ausgeschlossen, sondern sogar aus der Stadt verbannt!
Und jetzt kam ein Vertreter dieser Brut und nahm ihm die Macht über Roterz aus der Hand, ein älterer Ritter namens Grimwulf.
Er rempelte einen Passanten an, stauchte ihn für die angebliche Unachtsamkeit zusammen, und eilte weiter. Er musste jetzt kühlen Kopf bewahren. Es war bereits Herbst, bald schon würde der Roterzpass kaum noch passierbar sein, und ein älterer Mann würde wohl kaum jetzt noch die warme Stube verlassen, um mit Sack und Pack in den Amboss zu ziehen.
Ihm blieben also hoffentlich noch einige Monde, um seine Vorbereitungen zu treffen. Der Grobhand würde einen Einstand bekommen, den er so bald nicht vergessen würde. Seine Leute würden allerlei Gerede über den neuen Baron verbreiten, dass der Pöbel glaubte, der Namenlose selbst halte auf Adlerstein Hof!
Gisbrun musste unwillkürlich grinsen bei dem Gedanken. Das wäre ein Anblick, wenn die Eisenhuetter mit Angst und Abscheu ihren neuen Baron ansahen!
Er schritt auf das Torhaus zu, wo er einer der Wachen bei seiner Ankunft sein Pferd anvertraut hatte, als er eine gewisse Unruhe bemerkte.
„Was ist los? Rede!“ herrschte er eine der Torwachen an, ein hageres Mädel, dem der Helm viel zu groß war.
„Zwei Männer zu Pferde, Herr“, antwortete diese rasch und senkte das Kopf, wobei ihr der Helm bis über die Augen rutschte.
„Einer trägt eine Reiterlanze mit Wimpel, aber keinem von uns ist das Wappen bekannt! Es sieht aber sehr kämpferisch aus!“
„Kämpferisch?“ Gisbrun rannte an der Frau vorbei zum Tor. Das konnte doch einfach nicht...
Wie angeleimt blieb er mitten im Tor stehen und starrte die zwei Reiter an, die sich gemächlich näherten. Schwarz und gelb trug der Ältere der beiden, schwarze Faust auf gelbem Grund!
Gisbrun zerbiss einen Fluch. Soviel zu den paar Monden Zeit!
Er straffte sich, strich die Kleider glatt und lächelte so, als habe er die beiden Reiter längst erwartet.
Ingerimm zum Gruß, die Herren!“ rief er, als die zwei Reiter heran kamen.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr“, er wandte sich direkt an den Älteren, „Grimwulf Grobhand von Koschtal seid, der designierte Baron von Roterz?“
Die Reiter brachten ihre Pferde neben Gisbrun zum Stehen. Der Ältere blickte auf ihn herab.
Der gleiche stechende Blick wie beim alten Garubald, stellte Gisbrun fest. Den Kerl konnte er jetzt schon nicht ausstehen.
„In der Tat“, brummte der Reiter jetzt. „Und Ihr seid vermutlich Vogt von Treublatt.“
„Ganz recht!“ Gisbrun verneigte sich, weit genug, um die Form zu wahren, aber nicht weit genug, um den alten Grobhand aus den Augen zu lassen.
„Mir oblag es, die Geschäfte der Baronie zu führen, und ich hoffe inständig, dass Ihr mit dem Ergebnis zufrieden sein werdet!“
Gisbrun rang sich ein weiteres Lächeln ab, auch wenn seine Kiefermuskeln nur widerwillig gehorchten.
„Darum wird sich mein Sohn Rondrolf kümmern“, der Alte deutete auf seinen Begleiter, der in seinem edlen Zwirn weniger kämpferisch wirkte als sein Vater, „der versteht mehr davon als ich. Hat beim Burgsass von Götterzahn gelernt!“
Wieder das Zucken im Kiefer. Jetzt kam noch ein Vertrauter des alten Garubald hierher!
Ruhe bewahren, Gisbrun! ermahnte er sich selbst.
„Dann würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch zunächst nach Adlerstein begebt. Ich nehme an, dass Ihr müde seid von der langen Reise!“
„In der Tat“, Grimwulf nickte, ohne Gisbrun anzusehen.
„Dann also erst einmal zur Burg!“