Eine Braut für Albernia - Valpos Horn

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Valpos Horn, 1035

"Willkommen, willkommen! Welch hoher Besuch in meinem bescheidenen Haus!"

Holdwin vom Kargen Land strahlte übers ganze Gesicht, als er mit weit ausgebreiteten Armen Ermst vom See empfing. Dieser hatte in einem Boot von Burg Ibeck zum nahen Rittergut Valpos Horn übersetzen lassen. Um sich bezüglich seiner Pläne der Unterstützung der Adeligen zu versichern, war es nicht verkehrt, zuerst in Gräflich Zwischenwasser vorstellig zu werden. Einige der dortigen Kleinadeligen hatten vor einigen Jahren seinem Enkel, dem Grafen Wilbur, das Leben gerettet und sich als treue Vasallen erwiesen.

Sichtlich erfreut registrierte Ermst den freundlichen Empfang und folgte Holdwin ins Haus. Der Ritter gab derweil Anweisung, für eine weitere Person zu kochen. Parinor, der getreue Diener des Hauses, beeilte sich, Getränke und kleine Leckereien zu bringen.

Nun erschien auch Holdwins Gattin Mechtessa, um gemeinsam mit dem Gast anzustoßen. War sie nicht eine geborene von Marking? Doch Ermst vertrieb den Gedanken schnell aus seinem Kopf. Darum konnte er sich später kümmern! Jetzt hatten andere Dinge Vorrang.

"Welch Ehre für uns. Der Großvater unseres Grafen stattet uns einen Besuch ab", eröffnete Mechtessa fröhlich lächelnd das Gespräch. Ermst schien die Freundlichkeit aufrichtig. Wenn er sich recht erinnerte, war Mechtessa eine Ritterin und stand ihrem Mann in nichts nach, wenn es um den rondragefälligen Zweikampf ging.

Einem Instinkt folgend, eröffnete Ermst ohne längere Umschweife den beiden seine Pläne: Niope vom See solle den Thronfolger Albernias ehelichen! Dies werde für Albernia gut sein und für den Kosch ebenso.

Holdwin und Mechtessa warteten geduldig ab, bis Ermst seine Absichten erläutert hatte, und riefen dann jubelnd: "Hoch!"

Ermst lächelte hochzufrieden. Es war richtig gewesen, hier direkt zur Sache zu kommen. Diese beiden konnte man auf dem direkten Weg begeistern.

"Das wird großartig", offenbarte Holdwin seine Gefühle, "wenn der Kosch mit einer Stimme spricht und alle gemeinsam eine würdige Braut für Finnian ui Bennain präsentieren!"

"Ja", pflichtete ihm Mechtessa bei, "wenn die Edlen des Kosch gemeinsam streiten, dann sind sie erfolgreich!"

Urplötzlich sah sich Ermst vom See gezwungen, den Enthusiasmus der beiden zu bremsen.

"Aus Euch spricht ganz der aufrechte, bodenständige Koscher! Doch noch habe ich nicht die Unterstützung aller wichtigen Adelshäuser."

Dass er genaugenommen gerade erst angefangen hatte mit seinen Besuchen und er vor allem vor dem rivalisierenden Haus Falkenhag seine Pläne so lange wie möglich geheimhalten wollte, behielt er wohlweislich für sich. Schnell fügte er hinzu: "Ich wollte zunächst bei den treuesten Vasallen Graf Wilburs beginnen. Das ist doch selbstverständlich."

"Wohl gesprochen! Auf Niope und das Haus vom See!"

Holdwin hob den Pokal und gemeinsam stießen die drei miteinander an.

"Um eins bitte ich Euch noch: Sprecht vorerst mit niemandem über unser Vorhaben. Manch ein Adeliger mag verstimmt sein, wenn er von der Sache zuerst über Dritte erfährt und nicht von mir. Ihr wisst ja, einige sind etwas eitel..."

Ermst blickte seine Gesprächspartner etwas entschuldigend an.

"Unser Wort darauf", stimmte Mechtessa sofort zu.

"Ja, so wollen wir es halten!", fügte Holdwin hinzu.

"Habt vielen Dank! Ich wusste, dass auf Euch Verlass ist."

Mit diesem Satz beendete Ermst vom See den diplomatischen Teil seines Aufenthaltes und konnte sich nun ganz den Gaumenfreuden widmen. Als er Valpos Horn verließ und auf dem Angbarer See wieder nach Nispe zurückfuhr, konnte er mit dem Erreichten zufrieden sein.

Holdwin und Mechtessa würden wohl nie besonders gute Ränkeschmiede werden und Holdwin war sicherlich nicht die hellste Leuchte, die das Haus vom Kargen Land hervorgebracht hatte, aber sie waren zwei Ritter, die ihren Grafen ohne Zaudern unterstützten und Ermsts Mission so sahen, wie er es gerne wollte, nämlich als Stützung des Kosch im Mittelreich. Falls sie bei den Verhandlungen zugegen wären, würden sie als aufrechte Streiter einen guten Eindruck hinterlassen. Das Lavieren im Hintergrund würde er, Ermst, schon selbst übernehmen...

Der Großvater des Grafen der Hügellände seufzte. Es war noch viel zu tun, bis es soweit wäre! Aber immerhin hatte er heute einen Anfang gemacht.