Dohlenfelder Thronfolgestreit - Im Lazarett am Darlinufer

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
Autor: Reichskammerrichter, weitere


Nordmarken, 1033

Ardor von Schwarzfels – aus Angronds Perspektive Ritter zu Schwarzfels, aus Hagens Sicht Edler zu Wolkenfold – hatte, wie Voltan von Sturmfels, der ihn vor einigen Tagen im Zweikampf bezwungen hatte, einen Überwurf aus grobem, grünen Tuch über seine Rüstung gelegt und ebenso seinen Schild mit grünem Tuch bespannen lassen.
Die Peraine- und Traviageweihten nicht nur der Baronie, nein, auch der Herzogenstadt Twergenhausen, waren eifrig damit beschäftigt, das Lazarett für die Schlacht zu bereiten. Ardor, der sich ein wenig deplaziert fühlte, half mit große Stapel an Leinen zu errichten und Eimer mit frischem Wasser aus dem Darlin bereitzustellen. Jeder Akoluth der Peraine wusste hier besser, was zu tun war, als er!
Wie auch immer, Ardor tat sein Bestes – und hoffte, dass dies genug war. Wie gerne würde er nun dort im Süden bei Hagens Heer stehen. Aber Rondra hatte es nicht gewollt. Und das auch noch bei diesem rondragefälligen Wetter, dachte er, als es über ihm in den dichten Wolken wieder einmal grummelte und Wetterleuchten zu sehen waren.
Nahe Ardor stand ähnlich verloren Seine Hochwürden Throndwerth von Zweibruckenburg. Der Rondrahochgeweihte des Twergenhäuser Tempels hatte – auf ausdrückliche Bitte der älteren Schwester Ardors, Roana von Schwarzfels, die eine enge Vertraute Hagens war und an seiner Seite kämpfen würde – am frühmorgendlichen Schwertfest-Rondradienst für Hagens Heer teilgenommen. Er hatte sich jedoch geweigert, die Messe zu zelebrieren. Unmittelbar danach hatte er sich zum Lazarett am Darlinufer begeben, um dort Ausgang der Schlacht abzuwarten und den Verwundeten zu helfen.
Gerade stellte Ardor sorgsam beschriftete Tiegel mit Wund- und Heilsalben auf kleine Tischchen. Wenige Schritt entfernt stritten Ihre Gnaden Herdgrimm, Schwester-Zuchtmeisterin der Twergenhäuser Badilakanerabtei, und Ihre Hochwürden Peraingard Mühlenteich, Hüterin der Saat des Perainetempels zu Dohlenfelde, um den richtigen Umgang mit Operationsbesteck für Baucheingriffe.
Während die Traviageweihte darauf bestand, diese aus dem Folterkeller der Heiligen Inquisition zu stammen scheinenden Feldscherwerkzeuge in großen Kesseln mindestens ein halbes Wassermaß abzukochen, um sie zu reinigen, lehnte die Perainehochgeweihte diesen „überflüssigen Herdfeuertand“ ab. Ein gründliches Abwischen mit einem in Einbeerenschnaps getränktem Tuch wäre viel wirksamer und ginge zudem schneller. Ohnehin käme es nicht auf die Operationsgerätschaften an, sondern auf die richtige Anwendung heilkräftiger Salben und vor allem die Inbrunst des Glaubens.
Ardor konnte nur den Kopf schütteln über die Probleme der Geweihten – wenn man erst vom Feldscher aufgeschnitten wurde, half ohnehin nur noch beten, das wusste jeder Kämpfer, der schon einmal an einer Schlacht teilgenommen hatte...
Aus dem Augenwinkel sah Ardor plötzlich Rauch im Norden, aus Richtung Dohlenfeldes, aufsteigen. Nein, das war kein Bäckersofen!
Der Schwarzfelser und Throndwerth rannten zur Via Ferra hinauf, dort hatten sie einen besseren Blick zum Hauptort der Baronie, der eine gute halbe Meile entfernt war. Dichte Rauchwolken, und dann war sogar Feuer zu sehen! Im Markt Dohlenfelde brannte es! Mehrere Häuser mussten lichterloh in Flammen stehen! Ardor vermeinte sogar, ferne Rufe und Schreie zu vernehmen.
Der Ritter beziehungsweise Edle schaute rasch zur Südseite des Schönbunder Grüns. Hagens Heer war dort, eine gute halbe Meile entfernt, gerade am Aufmarschieren. In aller Ruhe wurde die Schlachtaufstellung eingenommen. Einen Hinterhalt Hagens konnte Ardor sich beim besten Willen nicht vorstellen. Dafür kannte er den jungen Baron zu gut.
Unsaft packte Throndwerth den mit offenem Mund gen Dohlenfelde starrenden Ardor an der Schulter: „Ardor, folgt mir! Wir reiten nach Dohlenfelde! Ich muss wissen, was dort geschieht!“