Angbar im Ingerimm - Ein Buch in der Gasse

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Angbar, Ingerimm 1034 BF

Erlan von Sindelsaum schlenderte entspannt durch den Trubel der Angbarer Warenmesse. Immer wieder blieb er stehen um sich die zahllosen Auslagen anzusehen. Viele Handwerker und Besucher der Messe grüßten freundlich oder respektvoll. Immerhin war Erlan Baron über die angrenzenden Lande und seit seiner Ernennung zum Säckelmeister weilte er einen Gutteil des Jahres in Angbar, um seinen Amtsgeschäften nachzugehen.
Während er durch das Gedränge schlenderte stellte er erfreut fest, dass ihm meist respektvoll Platz gemacht wurde, und das obwohl er ohne großes Gefolge, oder protziges Gepränge in der Menge wandelte. Vor ein paar Jahren war das noch nicht der Fall gewesen. Vielleicht lag es aber auch an der Präsenz Gerwulfs. Der Andergaster Hüne hatte einen Außerkoscher Lümmel, der sich vor Erlan gedrängt hatte, mit einer schallenden Maulschelle und einigen harten Worten an seine Position in der Welt erinnert.
Nachdem sie sich die Auslagen zahlloser Waffenschmiede angesehen hatten und Erlan auch eine Reihe von Einkäufen getätigt hatte, machten sie sich auf den Weg zum Büchermarkt. Sehr zur Freude von Lechdan, Erlans Leibdiener, würden die erworbenen Waffen und Rüstungsteile aber direkt zum Sindelhof gebracht werden.
Der Büchermarkt war im Vergleich zu den übrigen Handwerkserzeugnissen reichlich klein, aber Erlan war immer darauf bedacht seine Bibliothek zu erweitern.
Während er seinen Gedanken nachhing spürte er mit einem Mal eine ungewöhnliche Unebenheit auf dem Boden. Kurz schaute er auf den Boden und erkannte das er auf ein Buch getreten war. Sofort bückte er sich und hob den verdreckten Band auf. Schnell wischte er den Dreck zur Seite und las zu seiner Überraschung „Die Kaisersprüche Retos“. Was für ein Unglück diesen Band zu verlieren. Erlan schätze seine Ausgabe des Buches über alles und konnte fast alle Kaisersprüche auswendig. Wem wohl dieser Band gehörte?
Erlan begann zu blättern und schon auf der zweiten Seite stieß er auf einen, mit zierlicher Handschrift geschriebenen, Namen. Leonora von Madrabrück stand dort geschrieben. Der Name sagte Erlan nichts. Musste sich wohl um Außerkoscher handeln. Er reichte das Buch an Lechdan weiter und setzte seinen Weg fort. Doch die Geschichte war für ihn noch nicht beendet.
Später am Tag, es war fast schon dunkel geworden, kehrte Erlan in den Sindelhof zurück. Dort rief er sein Gesinde und die Waffenknechte zusammen und schickte sie auf die Suche nach einer Dame von Stand, die auf den Namen Leonora von Madrabrück hörte. Und so kam es das Männer und Frauen in den Farben Sindelsaums in jeder Gaststätte und jeder Herberge nach Leonora fragten.
Schließlich war eine junge Waffenmagd am Haus Sirbensack angelangt, doch hier gab es nur eine Leonora von Ochs, wie einer der Diener wusste. Ob es doch die selbe Dame war?
Die Waffenmagd beschloss es zu wagen. Vielleicht war sie ja mittlerweile verheiratet worden und hatte ihren Namen geändert. Als die Koscherin dann aber vor einem jungen Mädchen und ihrem misstrauischen Vater stand wurde sie wieder unsicher. Stockend berichtete sie warum sie geschickt worden war und das Leonora das Buch jederzeit beim Herrn Baron abholen könne.
Da leuchteten die Augen des Mädchens auf und auch ihr Vater gab nach, als sie sofort aufbrechen wollte, um ihr Buch zurück zu bekommen.